SSiüLLSSSSS»»!

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage

U

Preis vierteljährlich hier 1.1g X, mit Träger lohn 1.20*6, im Bezirks »nd 10 Lw.-Berkchr I.2S -6. im ädrigen Württemberg 1.33 *6, Monütsavonnements nach Verhältnis.

Fernsprecher Nr. 26.

86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigen-Gebühr siir die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrist oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstäbchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

212

Amtliches.

Ausstellung für kirchliche Kunst.

Veranstaltet von der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.

Dauer 1. August bis 15. Oktober 1911.

Alte Abteilung im Landesgewerbemuseum in Stutt­gart (König Karl-Halle) geöffnet Werktags von 10 bis 12*/z Uhr und 2 bis 5 Uhr, Sonntags von 11 bis 3 Uhr.

Eintritt frei.

Neue Abteilung im gegenüberliegenden Ausstellungs­gebäude, Kanzleistr. 28, geöffnet täglich von 10 bis 5 Uhr.

Im 1. Stock des neuen Ausstellungsgebäudes Vor­führung von Kirchenbaute» in Farbenphotographie täglich vormittags 11 Uhr, an Werktagen nachmittags 5 Uhr, an Sonntagen nachmittags 3 und 4 Uhr.

Eintritt im Ausstellungsgebäude von 10 bis 1 Uhr mit Lichtbildern 50 ohne Lichtbilder 30 /H, von 1 bis 5 Uhr mit Lichtbildern 30 .H, ohne Lichtbilder 20 ^>.

Stuttgart, 10. Aug. 1911. gez. Mosthaf.

Tages-NerügLetten.

Ans Stadt und Land.

Nagold, 11. September 1911.

*p Unser Theater. Der Ehren abend für Frl. Tony Beyschlag mit dem SchauspielDie Waise von Lowood" nach dem Englischen der Currer Bell, worin Frl. Beyschlag die Titelrolle spielte, gestaltete sich zu einem wirklichen Festabend. Die liebenswürdige Interpretin stellte uns eine Jane Eyre auf die Bühne für die sich gewißlich alle Herzen der Theaterbesucher in aufrichtiger Teilnahme regten und die aller'Sinne gefangen nahm. Reicher Bei­fall und eine Fülle von Blumen war ihr wohlverdienter Lohn für diese Leistung und alles das was sie in dieser Spielsaison geleistet hat. Die Figuren der Mistreß Reed und des Lord Rochester fanden in Fr. Auguste Erl und Herrn Hans Lang ausgezeichnete Verkörperung. Durch seinpointiertes Spiel im Verein mit ihrer imponie­renden Erscheinung schuf Franziska Schmeißer eine Lady Georgine Clärens, die lebenswahr wirkte. Alles in allem wurde das Stück so gut gegeben, daß uns die von dem gleichnamigen Roman langher bekannten Namen und Charaktere aus der Erinnerung wieder auflebten und begeisterten.

r Imkerei. Die Bienenzucht hat scheints in diesem Jahre doch noch bessere Erfolge erzielt, als man anfangs glaubte. Der Honig ist zwar im allgemeinen etwas dunkler und kristallisiert sich sehr rasch, was offenbar in der großen Trockenheit begründet ist. Wohlgeschmack und Aroma sind jedoch, soweit er nicht aus dem Walde (Weißtanne) stammt gleich vorzüglich. Die Imker werden nun besondere Sorg­falt auf die Einwinterung zu verwenden haben, zumal da auch nach dem Verhalten der Bienen ein strenger Winter in Aussicht steht.

r Mißbräuche im Bankwesen. Eine Verfügung des Justizministeriums vom 25. Aug. gibt bekannt: Der Zentralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes (Geschäftsstelle Berlin NW. 7, Dorotheenstr. 3, ch hat zum Schutz des Publikums gegen die Ausbeutung durch minder­wertige Bankgeschäfte eine Zentrale geschaffen mit der Auf­gabe, das einschlägige Material zu sammeln und zu prüfen, sowie die weitere Verfolgung der einzelnen Fälle, sei es durch Weitergabe an die zuständigen Behörden, sei es durch öffentliche Warnungen oder in sonst geeignet erscheinender Weise zu betreiben. Die Zentralstelle ist zur kostenlosen Auskunftserteilung an die Behörden und zur Bezeichnung geeigneter Sachverständiger bereit. Den Staatsanwaltschaften wird anheimgegeben, in geeigneten Fällen von diesem An­erbieten Gebrauch zu machen. Insbesondere beim Dorliegen vereinzelter, in ihrer tatsächlichen Bedeutung noch nicht ge­nügend erkennbarer Strafanzeigen wird die Einholung einer Auskunft bei der Zentralstelle zur Aufdeckung des vollen Umfangs eines gemeingefährlichen Treibens führen können.

* Die Handwerkskammer Reutlingen hielt am 7. ds. Mts. im Kammergebäude eine Vorstandssttzung ab. Erster Beratungsgegenstand waren die Vorschläge des K. Ver­waltungsrats der Gebäudebrandversicherungsanstalt und der K. Mimsterialabteilung für das Hochbauwescn betr. die Abänderung der Kaminfegerordnung. Der Vorstand beschloß die von der Vollversammlung der Kaminfegerinnung für den Schwarzwaldkreis gestellten Abänderungsanträge zu diesen Vorschlägen zu unterstützen. Der württ. Kaminfeger­meisteroerein wünscht die Erlassung einer Vorschrift wonach die Kaminsegermeister regelmäßig nicht mehr als einen Lehr­

Wontag, dm 11. September

1S11

ling halten Men. Die Kammer konnte jedoch im Einver­nehmen mit der Kaminfeger-Innung für den Schwarzwald­kreis ein Bedürfnis zur Erlassung solcher Vorschriften nicht anerkennen. Eine Eingabe des Württ. Bäckerinnungs­verbandes an die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel wegen Abhaltung von Kursen im Garnieren für Bäcker wird unterstützt. Der von den Verbänden der Hartsteinindustrie angesichts der Herabsetzung des Zolles auf Werksteine durch den deutsch-schwedischen Handelsvertrag an den Reichstag gestellte Antrag, es möge dahin gewirkt werden, daß bei staatlichen Bauten, sowie bei Bauten, zu denen vom Reich, einem Bundesstaat oder sonst aus öffentlichen Mitteln Bei­träge geleistet werden, die Lieferung deutschen Steinmaterials ausgeschrieben und in erster Linie solches verwendet, bezw. hievon die Beitragsleistung abhängig gemacht werde, wurde einstimmig abgelehnt. Die Kammer hält eine derartige Aus­schließung der ausländischen Konkurrenz im Interesse der Baugewerbetreibenden für schädlich. Bezüglich des für Württemberg zu erlassenden Ausführungsgesetzes zur Reichs­oersicherungsordnung, wünscht die Kammer, daß von der Ermächtigung in 8 227 der R. G. O. Gebrauch gemacht werden, d. h. Landkrankenkassen nicht eingeführt werden sollen und zwar im Interesse der einheitlichen Gestaltung des Krankenkassenwesens. Für den Fall der Schaffung von Landkrankenkassen aber soll durch Landesgesetz angeordnet werden, daß die Wahlen zum Vorstand und Ausschuß der Landkrankenkasse in der gleichen Weise wie bei den Orts­krankenkassen stattfinden und nicht wie in der R. G. O. bestimmt, durch die Vertretung des Gemeindeoerbandes.

Herrenberg, 8. Sept. Ein Gerücht, daß der Tag­löhner Dürrschnabel, der die Gemeindekasse in Altingen um 800 ^ erleichterte, in Basel verhaftet worden sei, bestätigt sich nicht. Er soll sich aber in der Schweiz aufhalten, da er einem in Zürich beschäftigten Metzgergesellen von Altingen mehrere Glas Bier bezahlt habe.

r Stuttgart, 9. Sept. (In der Moltkekaserne.) Wie das Neue Tagblatt erfährt, hat sich gestern vormittag der König telegraphisch nach dem Stand der Erkrankungen erkundigt. Der Regimentsarzt beantwortete das Telegramm mit folgender Mitteilung:Krankenstand 35 Mann, davon nur 5 Mann bettlägerig". Die 6 Kompagnien werden Sonntag, nachts um 12 Uhr ins Manövergelände abgehen und dort um 9 Uhr eintreffen. Der Montag soll noch als Ruhetag benützt werden. Der Bataillonsstab nebst den übrigen Offizieren in der Moltkekaserne befindet sich bereits im Manöoergebiet, nur die Kompagniechess sind noch bei den Kompagnien zurückgeblieben. Heute sind noch acht Mann im Revier und fünf im Lazarett. Bon den ersten werden die meisten heute gesund gesetzt, nur 2 oder 3 Mann werden beim Wachtkommando Zurückbleiben.

p Stuttgart, 7. Sept. Aus den Stationen mit be­deutenderem 2öeinmostversand werden während des kommen­den Herbstes innerhalb eines kurzen Zeitraums Weinfässer in größerer Zahl leer ankommen und gefüllt wieder abgehen. Da sich die Fässer ihrer Größe und Form nach häufig nur wenig von einander unterscheiden, ist ihre deutliche, auch dem Regen standhaltende Bezeichnung unbedingt nötig. Zur Vermeidung von Verwechslungen und Verschleppungen sind die Güterstellen angewiesen, nur solche Fässer anzunehmen, die an einer der beiden Bodenseiten mit weißer Oelfarbe deutlich gekennzeichnet sind: es liegt jedoch im eigenen Inte­resse der^Bersender, die Fässer möglichst an beiden Boden­seiten und mit dem vollständigen Namen zu bezeichnen. Ganz unerläßlich ist die deutliche und haltbare Bezeichnung der Bestimmungsstation, die zweckmäßigerweise gleichfalls an beiden Bodenseiten angebracht sein sollte. Jeder Sendung ist sofort der Frachtbrief beizugeben: soweit dies nicht möglich, ist jeder Fuhre ein Zettel mitzugeben, der den Namen des Empfängers und der Bestimmungsstation und die Angabe enthält, ob die Sendung als Stückgut oder als Wagenladung aufgegeben wird. Bei Wagenladungen ist Begleitung durch den Absender oder einen Beauftragten allgemein zugelassen: auch kann für verschiedene zusammengeladene Stückgutsen­dungen ein gemeinschaftlicher Begleiter gestellt werden. Der Begleiter hat eine Fahrkarte 4. Klasse zu lösen und sich im Innern des Wagens aufzuhalten.

r Stuttgart, 9. Sept. (Neue Ausstellung.) Im nächsten Frühjahr soll die Ausstellung, mit der sich die württ.-hohenzoller'sche Bereinigung für Fremdenverkehr im letzten Frühjahr an der Berliner internationalen Ausstellung für Reise- und Fremdenverkehr beteiligt hatten, in Stutt­gart, in erweitertem Umfange als Sonderausstellung wieder­holt werden.

Stuttgart, 9. Sept. Der Polizeikommissär Roll von Aalen hat sich heute mittag in einem Gasthaus der inneren Stadt erschossen.

Der Schwäbische Ueberlandflug.

p Stuttgart, 10. Sept. Ungeheure Menschenmassen strömten am heutigen Nachmittag nach dem Rennplatz Weil, auf dem der erste Teil der großzügigen Veranstaltung der württ. Lustsportvereine, des Schwäb. Ueberlandslugs vor sich gehen sollte. Die stürmische und etwas unfreundliche Witte­rung in der Frühe des heutigen Sonntags ließ anfänglich die Ausführung der Schauflüge etwas fraglich erscheinen: allein der Himmel hellte sich rasch auf und am Nachmittag herrschte eine recht intensive Wärme. Am Morgen schon waren die beiden schwäbischen Flieger Hirth und Voll­möller mit ihren Rumppler-Apparaten vom Cannstatter Wasen glücklich nach dem Flugplatz geflogen. Die Geduld des schaulustigen Publikums war am Nachmittag anfäng­lich auf eine kleine Probe gestellt, denn in den Flieger­schuppen wurden noch allerhand Vorbereitungen getroffen, durch die die Schauslüge etwas verzögert wurden und die in der Hauptsache der Instandsetzung der Apparate für die morgige erste Etappe des Ueberlandslugs galten. Benzin wurde aufgefüllt, die Motoren und Steuervorrichtungen wurden geölt und die Spanndrähte der Apparate nochmals genau geprüft. Wegen des in den oberen Luftschichten herrschenden böigen Windes konnten sich von den 15 ge­meldeten Fliegern mehrere zu einem Ausstieg nicht ent­schließen. Als gegen 5Vs Uhr der erste Apparat aus den Startplatz gerollt wurde, ging eine lebhafte Bewegung durch die Zuschauermenge: es war der kleine Grade-Eindecker des Fliegers Schall. Unter Geknatter drehte sich die Schraube und auf das ZeichenLos" bewegte sich der Apparat noch eine Streike weit auf dem Boden fort, um sich dann sofort in die Höhe zu erheben. Unter den be­geisterten Kundgebungen des Publikums umflog der Apparat, der sich durch elegante Formen auszeichnet, in schönem Bogen in einer Höhe von etwa 40 Meter mehreremale das Flugfeld. Nach nicht ganz 5 Minuten schon erfolgte eine glatte Landung. Nach diesem ersten Schauspiel trat eine längere Pause ein. Erst gegen 6Vs Uhr stieg Siegfried Hossmann mit seinem Harlan-Eindecker auf: in einer Höhe von 250300 Meter führte er einen prächtigen Rund­flug aus, der gegen V 2 Stunde währte und erst kurz vor Schluß der offiziellen Startzeit mit einem eleganten Gleit­flug sein Ende erreichte. Nach Hoffmann folgte rasch ein Flugapparat um den andern: Schall erhob sich mit seinem Grade-Eindecker nochmals zu einem Flug von 15 Minuten Dauer,- ihm wollte sich der jugendliche Flieger Bruno Hanuschke mit seinem Eindecker eigener Kon­struktion anschlietzen, doch gelang es ihm durch einen wid­rigen Zwischenfall leider nicht, hoch zu kommen. Nach dem Anlaufen des Motors, als sich der Apparat noch auf dem Boden bewegte, verfing sich das linke Hinterrad in einer Furche des Flugfeldes. Der Apparat schien sich aus den Kopf zu stellen und man befürchtete schon Schlimmes, als das Rad brach und der Apparat plötzlich still stand: er mußte sofort repariert werden, doch gelang es nicht mehr, bis zum Startschluß den Schaden auszubessern, sodaß ein Ausstieg leider unmöglich war. Inzwischen war der Grade- Eindecker von Kahnt zu einem kürzeren Flug aufgestiegen, ebenso der Flieger Nölle, der mit seinem Grade-Flieger 17 Minuten in der Lust blieb und gleichfalls sehr schöne Bewegungen ausführte. Ein besonderer Genuß war der Flug des Schwaben Hans Bollmöller, der sich mit seinem Etrich-Rumpler-Apparat, der Taube, in ganz beträchtliche Höhen erhob. Es war ein wunderbarer Anblick, als das Flugzeug, einem großen Vogel gleich, ruhig und sicher am Abendhimmel seine Bahnen zog. Auch der berühmte Flieger Ieannin untemahm schließlich noch mit seinem Avialik-Eindecker einen kurzen Flug. Bruno Büchner wollte mit einem gleichen Apparat ebenfalls aufsleigen: beim Anfahren neigte sich aber ein Flügel zur Seite, sodaß der Flieger rasch auf den Boden herabgehen mußte, wobei der Apparat heftig ausstieß, glücklicherweise ohne eine nennens­werte Beschädigung zu nehmen. Mit Startschluß, um 7 Uhr, als die Dunkelheit langsam hereinbrach, wurden die Appa­rate wieder in die schützenden Schuppen gebracht.

Leider hat der Schwabenslug eine traurige Ouvertüre erhalten durch den Absturz des Fliegers Raimund Eyring, der am Samstag abend ^8 Uhr trotz verschie­dener Warnungen nach Anbruch der Dunkelheit seinen Lust­verkehr-Doppeldecker probieren wollte. In einer Höhe von 8 Meter machte der Apparat anscheinend infolge Anstoßens an eine Warnungstafel einen starken Bogen zugleich mit einer raschen Abwärtsbewegung: er sauste an der Grenze des Flugfeldes plötzlich auf den Erdboden herab und wurde vollständig zertrümmert. Der Flieger Eyring wurde, mit dem Kopf in einem Graben liegend, schwer röchelnd unter dem Flugzeug heroorgezogen. Die Verletzungen

1

t

j ' '

! > -