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Fernsprecher Nr. 29.
86. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
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Beilagen: Plauderst tibchen, Illustr. Snnntagsblatt und
Schwäb. Landwitt.
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K. Höevarnt Hlcrgokr».
Bekanntmachung,
bereifend der Feldbereinigung ans der Markung Wenden.
Nachdem die Maße und Werte der Bereinigungsfläche sestgestellt sind, wird nunmehr
Besitzstands- und Einschätznngstagsahrt ans Samstag, den S. Sept. ds. Js. nachmittags L Uhr aus dem Rathaus in Wenden anberaumt.
In dieser Tagsahrt können alle Interessenten ihre Einwendungen gegen die Besitzstandsausnahme und gegen die Schätzung Vorbringen.
Etwaige Einwendungen sind bei Ausschlußvermeidung bis zur Tagfahrt oder in letzterer selbst borzubringen. Gegen die Versäumung rechtzeitigen Vorbringens solcher Beschwerden findet eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nicht statt.
Die Mitglieder der Vollzugskommission sind auf Verlangen bereit, das von ihr eingehaltene Verfahren aus der Tagfahrt mündlich zu erläutern.
Ms zur Tagfahrt sind die betreffenden Akten zur allgemeinen Einsichtnahme auf dem Rathaus in Wenden aus- gelegt.
Den 19. August l91 l. Kommerell.
Bekanntmachung betr. Maul- und Klauenseuche.
In der Gemeinde Oeschelbronn OA. Herrenberg istrtzie Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.
Den 18. August 1911.
Mayer, Amtmann.
Der Wetterwart.
U-kitische Umschau.
p Es scheint, daß die Sozialdemokratie die Lücke ausfüllen will, die im politischen Leben unseres engeren Heimatlandes durch die Zericnpause des Landtags entstanden ist
- — eine lange Pause übrigens, denn sie soll sich, wie man
- bereits hörte, bis in das nächste Jahr hinein, also vermutlich über die Reichstagswahlen hinaus erstrecken. Da ist vor allem die Etatsoerweigerung durch die sozialdemokratische Fraktion, die Verweigerung desjenigen Etats, der die Lohn- und Gehaltsaufbesserungen für die staatlichen Arbeiter und Beamten enthält und wovon nach den eigenen Worten der Schwäb. Tagwacht „der erdrückend größte Teil der Aufbesserungssumme auf das große Heer der Unterbeamten und Arbeiter entfällt". Und trotzdem Ablehnung — aus purer Prinzipienreiterei, ja nicht einmal das, sondern lediglich weil's die Derneinungspoliüker in Magdeburg so diktiert haben. Also: wenn's auf die Sozialdemokratie an- gekominen wäre, hätten die Arbeiter und Beamten die Aufbesserung, die für sie vielfach geradezu Existenzfrage geworden war, nicht erhalten. Hinter diesem bedeutsamen Faktum, das in krassestem Widerspruch zu der Phrasenpolitik und dem Liebeswerben um die Unterdeamten und Arbeiter steht, verschwindet der Zwiespalt in den eigenen Reihen der Genossen als nebensächlich, obwohl die Auseinandersetzungen zwischen dem vordringcnden Radikalismus und der gemäßigteren Richtung Stoff genug zu eingehender Würdig-
Der Herzog von Portland.
Von Villiers de l'We-Adam.
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
Ein Jahr, nachdem die Königin diese Worte gesprochen hatte, sahen- sie in einer stürmischen Herdstnacht die Schiffer, die-einige Meilen vor dem Vorgebirge von Portland kreuzten, die Burg hell erleuchtet.
O! es war. nicht das erste Fest, das von dem abwesenden Lord seinen Gästen gegeben wrrrde.
Man sprach allgemein davon, die düstere Exzentrizität »rHer Feste war überaus merkwürdig : der Herzog selbst jedoch war niemals zugegen. Diese Feste wurden nie in den Festsalrn des Schlosses gegeben. Niemand betrat diese Raume. Lord Richard selbst, der einsam in einem der Turme hauste, schien sie vergessen zu haben.
Bei seiner Rückkehr hatte er die Mauern und Gewölbe des weiten Souterains seines Schlosses mit großen oenetia- mschen Spiegeln bekleiden lassen. Der Fußboden war mit Marmor und glänzendem Mosaik ausgelegt. Prachtvolle Vorhänge, die von oben herabfielen und mit kostbaren Fransen geschmückt waren, umgaben eine lange Reihe dieser wunderbaren Säle, in denen die mit dicken Wachskerzen besteckten vergoldet« Monleuchter «ine wundervolle orien-
Samslag, dm 19. August
ung von Wesen nnd Charakter der Partei böten, die ihre Anhänger unter dem Banner von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" zum Siege über das „verrottete" Bürgertum führen will. Die Leute müssen wirklich arg viel Zuversicht auf die blinde Gefolgschaft der Massen haben, daß sie sich Derartiges just im Angesicht der kommenden Wahlen herausnehmen dürfen.
Den Nürnberger» sagt man nach, daß sie keinen hängen, ehe sie ihn nicht haben. Nun die Heilbronner haben ihn zweimal gehabt — den Erzgauner Schiemangk, auch.jGraf Passy" genannt, aber sie haben ihn auch zweimal laufen lassen, sogar im Hemd und Pantoffeln, eine wirklich zarte Rücksichtnahme bei der abnormen Temperatur die nun endlich durch einen kräftigen Luftwirbel hinweggefegt worden ist. Der „Fall Schiemangk", durch den die „Haalbrunner" noch zu einer gewissen Berühmtheit gelangen, hatzwar mit Politik nichts zu tun, aber da uns das marokkanische Rätselspiel gegenwärtig nicht zu schaffen macht, durften wir bei unserer Umschau wohl einen Blick auf diesen neuesten „Fall" werfen, und ob die Heilbronner nun böse werden oder nicht, darüber kommen sie nicht hinweg, daß wer den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen braucht.
Fast möchte man mit einer etwas gewaltsamen Variation das,Wort prägen: „Minister haben ihre Schicksale". Mit einem wahren Enthusiasmus, als ob davon eine halbe Weltpolitik abhinge, ist vor wenigen Wochen des englischen Ministers Lloyd George Rede gegen Deutschland von seinen Landsleuten und den Franzosen ausgenommen worden, und heute, da die Ernüchterung platzgegriffen hat, muß der ehrenwerte Herr von der Presse des eigenen Landes sich sagen lassen, daß er ein freventliches Spiel getrieben habe und dieses Urteil ist nicht etwa aus parteipolitischem Antagonismus hervorgegangen, sondern es steht gleichermaßen in den liberalen Daily News und in der konservativen Mor- ning Post. Die elfteren geben ihrer Unzufriedenheit mit der britischen Diplomatie Ausdruck, die jede Gelegenheit zu versuchen scheine, Deutschland ein Bein zu stellen und die letztere meint, man könne vielleicht behaupten, die Entsendung des „Panther" nach Agadir sei eine brüske Handlung gewesen, „aber sonst sind wir die Groben gewesen und die schlimmste Grobheit war Lloyd Georges Rede". Nun wenn es auch für die Engländer gilt, daß Einsicht der erste Weg zur Besserung ist, uns kann's recht sein.
Der Sorgen haben ja die Herren des Inselreichs zurzeit genug im eigenen Lande, denn so gewaltige Erschütterungen wie durch die gegenwärtige Arbeiterrevolution hat das Britenreich schon lange nicht mehr durchgemacht. Wir sagen Arbeiterrevolution, denn das, was in den letzten Tagen vor sich gegangen ist. ist kein Streik mehr, es ist Helle offene Empörung der Massen, die die Industrie- und Handelsplätze bevölkern. Man hat den englischen Arbeitervereinigungen, den Trades Unions, bisher nachgerühmt, daß sie ein Muster seien an Disziplin und Organisation, bei der jetzigen Riesenbewegung aber sind olle Bande von Zucht und Ordnung gelockert worden, die Flut der Erregung hat alle Besonnenheit niedergerissen, die Mahnungen und Warnungen der Führer fruchtlos verhallen lassen, weil die ganze Bewegung von dem Gefühl getragen war, daß die Arbeiter eine Verbesserung ihrer Lage sich selbst erkämpfen müssen und sie nicht länger von den Unterhandlungen ihrer Führer erwarten dürfen. Die Bewegung selbst ist ein Versuch der
talische Einrichtung beleuchteten, die mit den auserlesensten köstlichen Stickereien und Teppichen geschmückt war. Tropische Pflanzengruppen hauchten ihren süßen, betäubenden Dust aus. Mitten darin fielen Springbrunnen in köstliche Porphyrschalen nieder. Die schönsten Statuen, die herrlichsten Kunstwerke standen umher.
Auf die Einladung des Schloßherrn von Portland, der dabei immer „lebhafter bedauerte", selbst abwesend sein zu müssen, versammelte sich dort eine glänzende Gesellschaft, die ganze Elite der jungen Aristokraten Englands, die ver- führerifchten Künstlerinnen und die schönsten Damen der Gentry.
Lord Richard wurde durch einen seiner früheren Freunde vertreten. Und dann begann eine fürstlich freie Nacht.
Nur der Ehrenplatz beim Festmahle, der Sessel des jungen Lords, blieb leer, und das Wappenschild, das die Rücklehne überragte, war immer durch einen langen Trauerschleier verhüllt.
So erschallte mitternächtlich in den unterirdischen Gemächern von Portland, in den üppigen Sälen, mitten unter den berauschenden Wohlgerüchen exotischer Blumen, fröhliches Gelächter, Küsse, Becherklang, trunkene Lieder und Musik. —
Aber wenn einer von den Festgenossen sich einmal von dem Tisch schoben und hinausgewagt hätte, so würde er sin der Dunkelheit auf dem stachen Sandufer, über das
1911
Arbeiterklasse, sich ihren Anteil an der Steigerung des Nationalwohlstandes zu sichern, die sich die großen Unternehmerorganisationen längst zunutze gemacht haben, während, infolge der allgemeinen Preissteigerung, die Arbeiter in den letzten 15 Jahren — die wirtschaftlichen Veränderungen haben sich hauptsächlich seit Mitte der 90er Jahre fühlbar gemacht — eine wirkliche Steigerung ihrer Löhne nicht erlebt haben. Für die deutsche Konkurrenzfähigkeit mit dem englischen Markte ist, wie leicht zu ermessen, diese große umfassende Bewegung nicht von untergeordneter Bedeutung.
Tages-Neuigkeiten.
LaS Stickt ruck Land.
Ragow, 19. August 1911.
* Eisenbahnsache. Anläßlich der am Sonntag den 20. August in Bad Liebenzell stattfindenden Festlichkeiten verkehrt der Personenzug 936 an genanntem Tage auf der Strecke Calw—Pforzheim 20 Minuten später als fahrplanmäßig: Calw ab 9 .M um., Bad Liebenzell ab 10.05 mn., Pforzheim an 10.40 um.
r Leichenschauerwesen. Die in der letzten Zeit vorgekommenen gerichtlichen Einschreitungen in Fällen, bei denen eine nicht natürliche Todesursache oorlag, mögen die erste Veranlassung gegeben haben, daß das Medizinalkollegium es für angezeigt hält, einen näheren Einblick in das Leichenschauwesen zu gewinnen und eine über das ganze Land sich erstreckende Erhebung zu veranstalten. Soweit das Leichenschauerwesen nicht in den Händen der Aerzte liegt, ist vielfach eine laxe Behandlung nicht abzuleugnen. Da von dem Resultat der Erhebungen für eine Neuorganisation die Grundlagen gewonnen werden sollen, wird eine möglichst genaue und eingehende Behandlung der Erhebung verlangt.
* Vom Tage. Im Garten des Bäckermeisters Ham- macher neben der Stadtkirche blüht gegenwärtig ein Birn- bäumchen (Butterbirne).
Zur Vertilgung der Kohlweißlingsraupen.
Fast jedes Jahr werden die Raupen des Kohlweißlings durch ihren Fraß im Gemüsegarten lästig, und Heuer hat es den Anschein, als sollte die iRaupenplage vom Jahr 1908 wiederkehren, wo in kurzer Zeit die Kohlpflanzen wie Besen dastanden. Daß die Kohlweißlinge jetzt so zahlreich fliegen, hat seinen Grund darin, daß die erste Brut bei dem warmen Wetter sich sehr gut entwickeln konnte. — Die Schmetterlinge legen bekanntlich auf die Unterseite der Kohlblätter die gelben Eier meist in dichtgedrängten Häufchen ab. Nach spätestens zwei Wochen schlüpfen die Räupchen aus und leben nun ausschließlich von den Blättern. Bei guter Witterung sind die überaus gefrässigen Raupen schon nach 14 Tagen ausgewachsen und verkriechen sich unter Baumrinde oder in den Häusern zur Verpuppung und Winterruhe. Die Vertilgung des Ungeziefers gelingt am einfachsten, wenn man von Zeit zu Zeit alle Kohlblätter sorgfältig nach den gelben Eierhäufchen absucht und sie zwischen den Blättern zerdrückt. Haben sich aber die Raupen bereits über das ganze Krautland hergemacht, dann empfiehlt sich ein gründliches Abspritzen mit einem Insektengift. Nach den mehrjährigen Erfahrungen in Hohenheim hat sich von den vielen angepriesenen Mitteln nur die Hohenheimer Brühe
I von der offenen See her trostlos klagende Windstöße fuhren, vielleicht ein Schauspiel gesehen haben, das ihm für den Rest der Nacht die gute Laune getrübt hätte.
Ost erschien nämlich zu dieser Stunde in den Windungen der Allee, die zum Meere hinabführte, ein in einen Mantel gehüllter Mann: sein Gesicht war von einer schwarzen Maske bedeckt, an der eine kreisförmige Kapuze befestigt war, die den ganzen Kopf vollständig verbarg. Eine Zigarre, in der mit langen Handschuhen bedeckten Hand, richtete er seine Schritte dem Strande zu. Zwei Diener mit weißen Haaren gingen der seltsamen Erscheinung voran; zwei andere folgten, sie trugen rauchende, rotbrennende Fackeln.
Vor ihnen schritt ein Kind in Trauerkleidem und läutete einmal in jeder Minute eine kleine Glocke, um weithin zu verkünden, daß man sich aus dem Wege des Spaziergängers entfernen solle. Und der Anblick dieser kleinen Gruppe hinterließ einen beklommenen Eindruck, kalt und traurig, als ob ein zum Tode Verurteilter vorbeiziehe.
Bor diesem Manne öffnete sich das Gitter zum Strande. Seine Begleiter ließen ihn allein, und er näherte sich dem Ufer des Meeres. Wie in fülle Verzweiflung verloren, sich berauschend an der Trostlosigkeit des Ortes, stand er da, den steinernen Bildem auf der Plattform vergleichbar, in Wind und Regen, und horchte auf das Tosen des Meeres. Nach einer Stunde füllen Träumens kehrte der finstere