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Fernsprecher Nr. 29.

86. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

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Montag, dm 7. AuguS

1911

Würitembergischer Landtag.

r Stuttgart, 5. Aug. Nach einer Verteidigungsrede des Ministers des Innern gegen die Payer'schen Ausfüh­rungen zur Vereinfachung der Staatsverwaltung, in der Herr v. Pischek den Borwurf eines Anschauungswechsels der Regierung in Sachen der Kreisregierung mit dem Hin­weis darauf parierte, daß die Regierung ja auch bei der Abschaffung der Lebenslänglichkeil der Ortsvorsteher sich zu einem solchen Wechsel habe verstehen müssen, und nach einigen Ausführungen des Abg. Häffncr (DP.) verließ die Zweite Kammer heute das Thema der Vereinfachung und nahm die Besteuerung des Grundstücksumsatzes nach dem Kommisstonsantrag sowie den Zuschlag zur Reichserb- schaftssteuer mit den Anträgen des Finanzausschusses zu den abweichenden Beschlüssen der Ersten Kammer an. Die weitere Debatte betraf wieder die Vereinfachung, besonders die Abschaffung der Kreisregierungen. Sämtliche Redner sprachen sich entschieden für die Beibehaltung der Kreis- regierungen aus. Dienstag nachmittag Fortsetzung und kleinere Vorlagen. Schluß Vz2 Uhr.

p Der Schluß der Tagung des Landtags wird nach dem derzeitigen Stand kaum vor nächsten Samstag erfolgen können.

p Stuttgart, 5. August. Der Finanzausschuß der Ersten Kammer hat beschlossen, die Regierung zu er­suchen, künftighin den Entwurf des Hauptfinanzetats so zeitig einzubringen, und die Landstände so zeitig einzuberufen, daß es möglich ist, den Etat bis zum 1. April zu verab­schieden.

Tages-NerügLetterr.

Aus Stadt und Land.

Nagold. 7. August ISN.

L.Z. Schwaben über Nagold.

* Eine unbeschreibliche Freude wurde heute vorm, kurz vor ^9 Uhr Nagold und seiner Umgebung zuteil. Zum erstenmal dursten wir denZeppelin" sehen. Kurz nachdem in allen Straßen der Ruf ertönte:der Zeppelin kommt, der Zeppelin kommt!" hörten wir von Ferne ein Surren und Klappern. Bald sah man fast über den Häuptern der überaus zahlreich in den Straßen sich versammelten Menge ruhig und majestätisch das Schiff dahin schweben. Langsam bewegte es sich von Teufelshirnschale am Turm vorbei nach Emmingen zu. Unbeschreiblich war der Jubel und die Freude aller derer die zum erstenmal das Wunderwerk so nahe und so lange und deutlich betrachten konnten. Mit besonderem Dank begrüßen wir das Erscheinen des Schiffes im Namen aller derer, die gestern vergeblich nach Freuden­stadt geeilt sein.

Beerdigung. Einen stillen und bescheidenen, aber durchaus gediegenen und für die Kirche, die Armen und die innere Mission unermüdlich tätigen Mann hat man am Samstag hier zu Grabe getragen. Es war der frühere Derwaltungsaktuar und spätere Oberamtssparkassenkontrolleur Ehr. Buob, den sein christlicher Charakter und seine amt­liche Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit in die verschieden­sten Aemter berufen hat. So war er langjähriger Kirchen­gemeinderat, Hausvater und Verwalter des Zellerstifts, Rechner der Diözesankasse und der städtischen Armenpflege. Nach der Grabrede des Geistlichen, Herrn Stadtpfarrer Merz, legte daher Herr Dekan Pfleiderer im Namen der oben erwähnten Institutionen unter gebührender Würdigung der Verdienste des Verstorbenen einen Lorbeerkranz am Grabe nieder.

Waldbrand. Am Samstag, 5. Aug., nachm, zwischen 2 und 3 Uhr entstand im Stadtwald Nagold, Distrikt Killberg, Abteilung Vordere Dachsbau-Ebene ein Waldbrand, der leicht hätte sehr schlimme Folgen haben können. Er wurde von dem auf dem Weg von Nagold nach Altensteig befindlichen Gymnasisten Ramer Lauk, Schüler des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart, etwa um b/^3 Uhr entdeckt. Da es demselben nicht mög­lich war, des Feuers Herr zu werden, eilte er nach Ober­schwandorf, um von dorther Hilfe zu holen. Nach Nagold gelangte die Nachricht kurz vor 4 Uhr durch die Insassen eines Automobils. Als das sofort alarmierte Wachkom­mando auf dem Brandplatz ankam, war das Feuer von der eine Stunde früher benachrichtigten und inzwischen auf den Brandplatz geeilten Feuerwehr von Oberschwandorf in der Hauptsache bereits gelöscht. Dieselbe war in durchaus richt­iger Weise gegen das Feuer vorgegangen, wofür ihr alle Anerkennung gebührt. Nach angestrengter einstündiger Ar­beit konnte auch das Wachkommando wieder in die Stadt zurückkehren. Der Brandplatz wurde noch bis Sonntag Abend bewacht. Er hat eine Ausdehnung von ca. 5 ar. Der Brand ist zweifellos durch unvorsichtiges Wegwerfen eines brennenden Zündholzes oder Zigarrenstummels ent­standen. Bezügl. des Täters fehlen bis jetzt sichere Anhaltspunkte.

Schlostbergfest. Der Turnverein hielt gestern bei prächtigem Wetter sein Waldfest ab. Nachdem sich die hies. Turner und zwei neugegründete Bruderoereine von Hochdorf OA. Horb und Untertalheim im Gasthaus z. Köhlerei ver­sammelt hatten, marschierte der ansehnliche Zug unter den munteren Klängen der Stadtkapelle durch die Stadt aus den Festplatz. Reges Leben herrschte dort nach Ankunft der Turner. Ueberall sah man freudige und vergnügte Mienen, übt doch unser Hohennagold mit seinen grauen Türmen und Mauern immer einen besonderen Reiz aus auf seine Besucher. Für Abwechslung sorgte die Sängerriege des Vereins durch bekannt schönen Bortrag einiger Lieder. Den Glanzpunkt jedoch bildeten die Stabübungen, welche von den aktiven Turnern exakt und pünktlich ausgefllhrt wurden. Daran anschließend überreichte Mitglied Lutz im Namen der Musterriege ihrem Turnwart Adolf Morlock einen Pokal, zum Dank dafür, weil es ihnen durch seine praktischen Anleitungen gelungen ist, beim Gauturnfest in

Altensteig einen Bereinspreis und mehrere Kränze zu erringen. Fm schönen Walzertakte drehten sich nun die Paare, bis der Abend sich herabsenkte und mit frohem Sang und Klang trat man den Heimweg an, erfreut und wohlbefriedigt von dem Erlebten. Gut Heil.

r Beförderungsgelegenheiten für Briefe nach Nordamerika. Die auf dem direkten Wege mit Porto- oergünstigung (10 ^ für jede 20 x im Frankierungsfalle) zu befördernden Briefe sind mit folgenden Verbindungen abzusenden: 5., 8., 12.. 15. August von Bremerhaven, 17. August von Cuxhaven, 22. August von Bremerhaven, 24. August von Cuxhaven. 26., 29. August, 2., 5. September von Bremerhaven. Abgesehen von der Verbindung am 24. Augnst stellen sämtliche Verbindungen zugleich die schnellsten Besörderungsgelegenheiten dar. Leitoermerk:über Ham­burg" (Cuxhaven) oderüber Bremen" (Bremerhaven) oder direkt". Als weitere Verbindungen ohne Portoermäßigung kommen in Betracht: über Southampton: 6., 9., 12., 13., 16., 18., 19., 23., 26.. 27. und 30. Aug. sowie am 2., 3. und 6. September, über Queenstown: 6., 10-, 17., 24. und 31. August sowie am 7. September.

r Haiterbach, 5. Aug. (Apothekerkonzession.) Die Erlaubnis zum Weiterbetrieb der durch Tod des bis­herigen Inhabers Apotheker Loschge in Erledigung gekom­menen Apothekerkonzession hier wurde dem langjährigen Ver­walter der Zweigapotheke in Aidlingen, OA. Böblingen, Isenberg, verliehen. Isenberg ist 1866 geboren und wurde 1894 approbiert.

L Enztal, 5. August. (Eingemeindungsfrage.) Mit der geplanten, sich längst naheliegenden Bereinigung der beiden Gemeinden Enztal OA. Nagold und Enzklösterle OA. Neuenbürg ist es leider nichts geworden. In Beglei­tung der beiden Oberamtsvorstände weilte Regierungsdirektor v. Schmidt hier, um die umfangreichen und mühevollen Vorarbeiten zum Abschluß zu bringen. Die Verhandlungen sind aber am Widerstand der bürgerlichen Kollegien von Enzklösterle gescheitert, welche ganz im Gegensatz zu dem früher eingenommenen und unterschristlich bekundeten Stand­punkt dem Einigungswerk plötzlich ein starres Nein ent­gegenstellten. Die unverständliche Ablehnung des Einigungs­plans ist darum besonders bedauerlich, weil dadurch eine nicht unerhebliche Kostenersparnis (ca 1600 jährlich) und Geschästsoereinfachung in der Verwaltung, wie auch eine wesentliche Förderung einer fortschrittlichen Entwicklung dcs oberen Enztals zweifellos erzielt worden wäre. Schultheiß Stieringer von Enztal hat sogar in anerkennenswerter Zu­rückstellung seiner Person den Verzicht auf sein Amt angc- boten um kein Hindernis der wertvollen Sache zu bilden. Die geltend gemachten Gegengründe sind gegenüber den zu erwarten gewesenen Vorteilen eines geschlossenen Vorgehens durchaus haltlos und zudem teilweise auch noch rein persön­licher Natur. Es ist nicht nötig, sie extra zu beleuchten. Schade ist's um die geleistete sorgfältige Vorarbeit. Die Zukunft wird aber das ist jedem Einsichtigen klar die beiden zusammengehörigen Gemeinden doch noch zwingen, die Einigung anzustreben und durchzuführen.

Schwäbische Gedenktage.

Am 12. August 1807 wurde die Prinzessin Katharina. Tochter des Königs Friedrich von Württemberg, mit dem Bruder Napoleons, dem König Ierome von Westfalen, verheiratet. Das unglückliche Opfer der Politik starb 1835 und ist in der Familiengruft in Ludwigsburg beigesetzt.

Der 13. August ist in der württ. Geschichte ein ziem­lich bemerkenswerter Tag: am 13. August 1593 zog Herzog Friedrich in Stuttgart ein. Mit ihm, dem Sohne des Grafen Georg und Neffen des Herzogs Ulrich, kam die Mömpelgarder Linie zur Regierung. 100 Jahre später mußte am gleichen Tage Württemberg mit Frankreich einen Kriegsschatzungsvertrag eingehen. Diese Aussaugung Württem­bergs erfolgte Angesichts des Reichsheeres, das untätig bei Heilbronn stand und zusah. wie die Franzosen über das arme Land herfielen. Der Tag ist auch wichtig für die württembergischen Israeliten, denn am 13. August 1864 wurde das Gesetz betr. die bürgerlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubensgenossen erlassen, wodurch die im Königreich Württemberg ansässigen Juden die gleichen Rechte wie die übrigen Staatsangehörigen erhielten. Noch be­deutungsvoller wurde der Lag zwei Jahre später, da an ihm einer der wichtigen Grundsteine für den Bau des neuen Deutschen Reiches gelegt wurde; es war am 13. August 1866, als Württemberg mit Preußen ein Schutz- und Trutz­bündnis abschloß.

Am 14. August 1661 wurde Prinz Ludwig als Sohn des Herzogs Eberhard III. geboren. Er war ein tapferer Herr, der in Ungarn gegen die Türken kämpfte und sich um Württemberg besonders dadurch verdient machte, daß er 1688 plötzlich mit den Reichstruppen erschien und sein Vaterland von den französischen Mordbrennern des berüch­tigten Generals Melac säuberte. Der tapfere Prinz starb schon im Jahre 1689 an den Plättern zu Eisenach, als er dort seine verwitwete Schwester besuchte.

Am 15. August 1718 starb in Stuttgart derProfessor und Hofpoet Johann Ulrich Erhard, aus Wildberg OA. Nagold gebürtig. Erhard war ein über­aus witziger, satirischer Dichter, dessen lateinische Epigramme mit einer ungewöhnlich spitzen Feder geschrieben war.

Am 16. August 1514 verlieh Herzog Ulrich der Stadt Tübingen ein durch zwei Hände, deren jede ein Hirschhorn hält, vermehrtes Stadtwappen. Außerdem schenkte der Herzog der Stadt drei Feldschlangen zur Belohnung dafür, daß die Tübinger als erste unter den Städten des Landes ihm mit 500 Bürger beim Aufstand desarmen Konrad" zu Hilfe kam.

Am 17. August 1742 starb Herzog Karl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt, mit dem der Mannesstamm der neuen städtischen Linie erlosch. Sein Ländlein fiel wieder an das regierende Haus zurück. Es umfaßte die Aemter Neuenstadt und Möckmühl.

Am 18. August 1424 gebot König Sigmund allen Reichsunterthanen, namentlich zu Schwaben, die neulich auf seinen Befehl und in seinem Namen zu Heilbronn geschlagene

silberne Münze, die sie in ihrem Gebiete verboten hatten, bei des Reiches Ungnade zu nehmen und nehmen zu heißen, da sie besser sei als die im Umlauf befindliche gemeine Münze und es unbillig wäre, des Königs Münze, von dem alle Münzen im ganzen Reich ihren Ursprung haben und ausgehen, nicht zu nehmen.

DieKavallerie des Meeres" nennt im Augustheft von Belhagen L Klafings Monatsheften Korvetten­kapitän Waldeyer die Kreuzer und die Torpedoboote. Sie beide haben Ausgaben, die zu den schwersten gehören, die der Seekrieg stellt. Was ehemals Korvetten und Fregatten waren, das sind heute kleine und große Kreuzer. Der Hin­weis aus die Abhängigkeit von Wind und Wetter, in der die Segelschiffe standen, genügt, um darzutun, wie wesentlich sich der Wirkungskreis der heutigenMeereskavalleric" erweitert hat.

Die hervorstechendste Kreuzereigenschast ist die Geschwin­digkeit. Sie ist so recht die eigentliche Waffe des Typs. Ihr stehen rechts und links zur Seite die Qualitäten der Seetüchtigkeit und Sceausdauer.

Den Kreuzer führt sein Dienst weit hinaus auf die freie See, fernab vom Rückhalt der starken Linienschiffs­oerbände und der heimatlichen Häfen. Er ist in seiner Sicherheit auf sich selbst gestellt und soll die Berechtigung für seinen Drang nach keckem Wagemut in seiner Leistungs­fähigkeit finden. Da gilt es. wetterfest zu sein, um allen Stürmen trotzen zu können. Wer weiß, wo morgen die spiegelglatte See und lachender Sonnenschein sind? Die