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Fernsvrecher Nr. 28.
8S. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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Schwäb. Landwirt.
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ArelLag, den 4. August
1911
K. Oberamt Nagold.
Bekanntmachung.
Don der landwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft für den Schwarzwaldkreis sind die Nachgenannten für die Gemeinden des Bezirks Nagold für die Jahre IN 1/14 als Vertrauensmänner der landwirtschaftlichen Berussgenossenschast bezw. deren Stellvertreter, aufgestellt worden:
Bekanntmachung, betr. die Maul- und Klauenseuche.
Nach Mitteilung des K. Oberamts Horb ist die Maulund Klauenseuche in Hochdorf erloschen.
Nagold, den 3. August 1911.
Mayer, Amtmann.
Hrte
Name des Vertrauensmanns
Name des Stellvertreters
1. Nagold '
Gutekunst, zum Löwen.
Raas, Julius, Gärtner.
2. Altensteig-Stadt
Silber, Karl, Mühlebesitzer.
Bühler, Friedrich, Tierarzt.
3. Altensteig-Dorf
Kalmbach, Gemeindepsleger.
Klaiß, Fakob, Schreiner.
4. Beihingen
Frey, Adam, Bauer.
Großmann, Jakob, Gemeindepsleger.
5. Berneck
Hpß. Jakob, Schreiner.
Stoll, Johann.
6. Beuren
Großhans, I. G., Bauer.
Hamann, Erhard, Bauer.
7. Bösingen
Gärtner, Ioh. Mart., Bauer u. Farrenhaller.
Haier, Michael, Gemeinderat.
8. Ebershardt
Bühler, Gemeindepfleger.
Braun, Sttftungspfleger.
9. Ebhausen und l Wöllhansen j
Dengler, Christian, Gemeinderat.
Schill, Mühlebesitzer.
10. Effringen
Dürr, Gemeindepsleger.
Breitling, Philipp, Bauer.
11. Egenhausen
Calmbach, Gemeindepsleger.
Bauer, Gottlieb, Schreiner.
12. Emmingen
Roh, Gemeinderat.
Dingler, Fr., Gemeinderat u. Gemeindepfl.
13. Enztal
Roller, Christian, Gemeindepsleger.
Sturm, Gemeinderat.
14. Ettmannsweiler
Wurster, Adam, Gemeindepsleger.
Kern, Adam, Gemeinderat.
15. Fünfbronn
Keck, Matth., Bauer.
Birkle, Bauer.
16. Garrweiler
Kalmbach, Friedrich.
Schleeh, Hirschwirt.
17. Gaugenwald
Stein, Karl, Oekonom.
Schüttle, Jakob.
18. Gülllingen
Bühler, Karl, Landwirt u. Gemeinderat.
Hang, Ernst, Bauer u. Darlehenskassier.
19. Haiterbach
Schüler, Gottlieb, Landwirt und Kübler.
Helder, Jakob, Landwirt.
20. Iselshausen
Scholder, Oekonom.
Lehre, 3. G.
21. Mindersbach
Calmbach, Gemeindepsleger.
Dürr, Job., Wagner und Gemeinderai.
22. Oberschwandorf
Krieg, Gemeindepsleger.
Schuhmacher, Friedrich.
23. Obertalheim
Schlotter, Gemeindepsleger.
Schlotter, August, Gemeinderat.
24. Pfrondorf
Detter, Gemeindepsleger.
Dingler, Gemeinderat.
25. Rohrdorf
Grieshaber, Friedrich, Oekonom.
Walz, Waldmeister.
26. Rotfeiden
Rentschler, Gemeindepsleger.
Stockinger, Gottlieb.
27. Schieiingen
Rauschenberger, Gemeindepsleger.
Luz, Gottlob, Gemeinderat.
28. Schönbronn
Herr, Gemeindepfleger.
Stockinger, Friedrich, Landwirt.
29. Simmersfeld
Calmbach, Gemeindepsleger.
Geiglc, Friedrich. Schneidermeister.
30. Spielberg
Ruoff, August, zum Rößle.
Hanselmann, Jakob.
31. Sulz
Röhm, Johannes, Gemeindepsleger.
Weippert, Simon, Gemeinderat u. Schmied.
32. Ueberbexg
Keppler, Gemeindepsleger.
Landherr, I. G., Gemeinderat.
33. Unierschwandorf
Könekamp, Gutspächter.
Häußler, Joses, sen.
34. Unrertalheim
Rottenburger, Gemeindepsleger.
Zimmermann, Gemeinderat.
35. Walddors
Walz, Gemeindepsleger.
Kirn, Michael, Bauer.
36. Wart
Herter, Michael, Gemeindepsleger.
Hartmann, Foh. Georg.
37. Wenden
Gauß, Gemeindepsleger,
Bauer, Jakob, Schreiner.
38. Wildberg
Gärtner, L., Landwirt.
Straub, Fr., Landwirt.
Den 2. August 1911.
Mayer, Amtmann.
Tages-NeuigLeiteir.
Aus Stadt und Laud.
Nagold, 4. August 1911.
x Wie präsentiert sich Heuer unser Luftkurort Nagold? (Mitgeteilt.)
(Vorbemerkung. Dieser nur einmal im Jahr im „Gesellschafter" publizierte Bericht über unsre Luftkurorts-Saison dürste wohl denjenigen Lesern nicht zu ausführlich erscheinen, welchen überhaupt diese unsre gemeinnützige städtische Angelegenheit ebenso am Herzen liegt wie dem Berichterstatter.)
Unser Luftkurort Nagold hat sich auch in diesem Sommer bereits wieder als solcher bewährt. Haben doch seit Juni nicht bloß Manche erstmals Nagold zu einer Lustkur ausgesucht, sondern — was die Anziehungskraft unsres Luftkurorts am besten beweist — Fremde aus der Nähe und Feme haben sich Heuer wiederholt hier eingesunden, um in unfern an Ozon reichen, aber an Staub, Ruß und Bakterien armen Waldungen sich von Ueberanstrengung im Beruf, oder überstandener Krankheit zu erholen oder ihre überreizten Nerven ausruhen zu lassen und für weitere Berufsarbeit sich neu zu stärken. Nach ihrer Versicherung paßt es ihnen besonders, daß man hier schon in 5—10 Minuten den Wald mit mäßiger Steigung erreichen kann, daß man im hiesigen Wald reichlicher als in den meisten sonstigen Luftkurorten je nach Bedarf sonnige oder schattige, alljährlich reparierte und vermehrte Ruheplätze antrtfft, und daß die Stadtbehörde den Staub in den Straßen unsrer Stadt mit dem Sprengwagen so häufig und gründlich bekämpft. Wer infolge von Atmungs- oder Fußbeschwerden den Bergwald nichtmehr aufsuchen kann, findet ja schon in der ganz nahen Schloßberg-Waldanlage oder im „Kaiser Wilhelmsplatz". „Moltkeplatz", auf der Insel oder in unserem „Stadtacker" schattige „Ruhebänke". Was aber unsre Lustkurgäste und auch viele Einwohner von Nagold hier noch vermissen, das ist — die Einrichtung eines Luft- und Sonnenbades (etwa auf dem sonnigen und zugleich windstillen „Dorotheenplatz") (? D. R.), das man übrigens nur nach vorheriger ärztlicher Beratung benützen sollte. Warum findet sich hier kein Untemehmer hiefür wie anderwärts? Es ließe sich mit mäßigen Kosten errichten und würde sich wie an andern Luftkurorten ohne Zweifel rentieren. Unsre offiziellen hiesigen Genesungsheime in Waldeck und Rötenbach sind längst wieder vollbesetzt. Aber auch unser Kurhaus „Waldlust" wird von bisherigen und neuen Luftkurgästen ausgesucht.
Wer hat Schuld an der Hitze?
Eine streng wissenschaftliche und zum Schluß politische Untersuchung.
Von Wilhelm Cremer.
Nichts ist einem modernen Menschen unangenehmer, als wenn er für irgend eine Naturerscheinung keine wissenschaftliche Erklärung weiß. Man mag über die Zunahme von Pest, Kahlköpfigkeit, Kleptomanie und anderen Bolksseuchen noch so sehr beunruhigt sein, sobald irgend ein Professor einen dazu paffenden Bazillus erfunden hat, aimet alle Welt erleichtert auf, und wenn sich auch die Herren Bazillen in ihrer Vermehrungstätigkeit durch keine noch so raffinierte Serumtherapie stören lassen, die Menschen, die an der Schlafkrankheit oder am Krebs leiden, sind glücklich, denn es stirbt sich doch viel schöner bei einer wissenschaftlichen Behandlung als ohne eine solche.
Nun will ich durchaus nicht behaupten, daß wir schleunigst einen Wärme- oder vielmehr Hitzebazillus erfinden müßten, damit sich das aufgeregte Publikum wissenschaftlich beruhigt und nach einer Einspritzung von Kälteserum fröhlich und etwas zähneklappernd an seine Arbeit gehen kann. 2m Gegenteil, ich komme immer mehr zur Ueberzeugung, daß es auch Erscheinungen auf dieser Welt gibt, die ausnahmsweise nicht direkt durch besondere Bazillen verursacht sind, wie z. B. die Eisenbahnunglücke, die Marokkoaffäre, ^ Kampf um Iatho, und zu einer solchen Ausnahmeerscheinung wird wohl auch die drückende Hitze gehören, unter der wir jetzt alle leiden.
Man hat die ganze Schuld an dem anhaltend heißen Wetter auf die Thermometer werfen wollen und behauptet, früher vor der Erfindung dieses überflüssigen Möbels habe in den Eichenwäldern Germaniens selbst im Sommer eine
so Kühle Temperatur geherrscht, daß man weder Kaviar noch Bier aus Eis zu legen brauchte. In der Tat spricht vieles wenigstens für die Mitschuld der Thermometer, denn es steht fest, daß man den Thermometer z. B. nur auf Eis zu legen braucht, um eine Temperatur von zehn Grad Celsius im Zimmer zu haben. Mir selbst ist es gelungen, durch eine solche Behandlung meinen Thermometer auf 5 Grad herunter zu bringen, so daß ich schleunigst einheizen mußte und mich in meinem Pelzmantel angenehm mollig fühlte. Nebenbei bemerkt, warum stellt man nicht im großen solche Eisthermometer her? Die Leute würden sich darum reißen, warum fabriziert man keine Barometer, die immer Regenwetter, Schneefälle und Frostbeulen prophezeien? Warum keine Thermometer mit Schrauben oder eingesetztem Räderwerk, die sich auf jeden gewünschten Kälte- oder Wärmegrad sestlegen lassen, und die den glücklichen Besitzer in die angenehme Lage versetzen, im Winter im Badekostüm herumzulaufen, und sich im Sommer einer erfrorenen Nase zu erfreuen? Unsummen könnten daran verdient werden, das Volk würde den Erfinder segnen, und die Regierung würde ihm ein Denkmal setzen.
Aber ganz sind die Thermometer auch nicht daran schuld, denn es läßt sich nicht leugnen, daß es auch in Wohnungen heiß ist, wo gar keine Thermometer hängen. Nein, die Ursache muß tiefer liegen.
Man hat daran gedacht, daß vielleicht die bösen Amerikaner durch elektrische Ströme ihre überflüssige Hitze zum Auswandern gezwungen und nach Europa abgeschoben hätten. Edison soll eine diesbezügliche Erfindung gemacht haben. Man befürchtet infolgedessen sogar, daß die Hitze mit der Zeit in Europa immer stärker wird, und daß wir in spätestens vier oder fünf Jahren bei uns ein richtiges tropisches Klima haben mit Kokosnußbäumen, Palmenwäldern, wilden
Negerstämmen und reißenden Bestien. Kühne Sonntagsjäger sehen sich schon im Geiste auf der Löwenjagd im Grunewald, verliebte Jünglinge retten ihre Braut im Freibad Wannsee vor den Angriffe heimtückischer Krokodile, und die Kavallerie wird auf Nilpferden und Zebras in den heißen Krieg ziehen.
Zuzutrauen wäre das alles ja den Amerikanern, sie sind zu jeder Schlechtigkeit fähig, aber diesmal lut man ihnen doch Unrecht. Nämlich sie brauchen ihre Hitze selber. Schon der Eistrust gibt jährlich Millionen aus, um noch mehr Hitzwellen zu erzeugen, das Geld kommt reichlich wieder ein. Dann hat man die Hitze auch zu allen möglichen Börsenspekulationen nötig und benutzt sie besonders, um das Parlament und den Präsidenten vollständig zu verblöden und zu jedem Schwindel gefügig zu machen. Nein, die Amerikaner sind unschuldig wie die Lämmer.
Auch der Papst, der neben den drei Eisheiligen, die uns im Frühjahr die Obstblüte verderben, neuerdings drei Heißheiltge ernannt haben soll, ist unschuldig, denn drei noch so tüchtige Heilige würden eine solche Menge Hitze nicht zusammengebracht haben. Sondern wir haben es hier —und diese Entdeckung halte ich für eine wissenschaftliche Großtat — mit einer ganz raffinierten Schiebung unserer Oppositionsparteien zu tun, die den armen Bethmann bei der kommenden Reichstagswahl in Verlegenheit setzen wollen.
Nämlich bei dem Futtermangel, der naturgemäß durch die anhaltende Dürre entsteht, werden wir im Winter eine riesige Fleischnot bekommen, das Volk wird nach argentinischem Rindvieh und nordamerikanischem Schweinebraten schreien und antiagrarische und ähnliche oaterlands- feindliche Rufe ausstoßen. Wie dann die Wahlen ausfallen werden, kann sich jeder denken.