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Fernsprecher Nr. 28.

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86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr.

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Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblati und

Echwäb. Landwirt.

.N 173

Donnerstag, den 27. Ault

1911

K. Oberamt Nagold. Bekanntmachung,

betreffend den einjährig-freiwilligen Militärdienst.

Diejenigen im Jahre 18S2 geborenen jungen Leute, welche zurzeit ihren dauernden Aufenthalt im Königreich Württemberg haben, im Besitze gültiger (Schul-)Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-frei- willigen Dienst sich befinden und die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst erwerben wollen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Gesuche*) um Ertei­lung des Berechtigungsscheines zum einjährig-freiwilligen Dienst alsbald und spätestens bis zum 1. Februar 1912 unter Beifügung der in § 89 Ziff. 4, 11t. ae bezw. Ziff. 5 lit. k>. der deutschen Wehrordnung (s. Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1901 S. 275 u. ff.) vorgeschriebenen Papiere nämlich

a) eines standesamtlichen Geburtszeugnisses,

d) der nach Muster 17 s, zu tz 89 der deutschen Wehr­ordnung erteilten Einwilligungserklärung*) des gesetz­lichen Vertreters,

e) eines Unbescholtenheitszeugnisses*) (d. h. eines Leu­mundszeugnisses vom Geburts- und Aufenthaltsort und zwar je neueren Datums),

ä) des (Schul-)Zeugnisses über die wissenschaftliche Be­fähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst, bei der Kgl. Württ. Prüfungskommission für Einjährig-Frei­willige in Ludwigsburg schriftlich*) einzureichen sind.

Hiebei wird bemerkt, daß es zulässig ist, schon vom vollendeten 17. Lebensjahre an um Erteiln-ig des Berechtig­ungsscheins zum einjährig-freiwilligen Dienst nachzusuchen und es sich für die Nachsuchenden empfiehlt, mit der Ein­reichung des Gesuchs nicht bis zum Eintritt in das militär­pflichtige Alter zuzuwarten.

Fm übrigen wird auf die Bekanntmachung der Kgl. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige vom 24. Juni 1911 (Staatsanzeiger Nr. 144 Beilage) hingewiesen, worin das Nähere über die gedachte Berechtigung, ihre Nachsuch- ung und den dabei zu führenden Nachweis enthalten ist. Den 25. Juli 1911. Kommerell.

*) Formulare hiezu können von dcr G.W. Zaiser'schen Buch­handlung Nagold bezogen werden.

Bekanntmachung,

betr. den Markt in Altensteig am 1. August 1SL1«

Mit Rücksicht auf den derzeitigen Stand der Maul­und Klauenseuche wird die Abhaltung des Viehmarktes in Altensteig am 1. August unter folgenden Beding­ungen gestattet:

1. Der Beginn des Austriebs wird aus 7 Uhr vormittags festgesetzt. Vorher darf kein Vieh aufgetrieben und dürfen keine Schweine seilgehalten werden.

2. Sämtliche zum Markt kommenden Tiere sind vom Tierarzt zu untersuchen, bevor sie feiigehalten werden.

3. Aus verseuchten Oberämtern dürfen keine Tiere zu­getrieben werden.

4. Nichtwürttembergisches Vieh ist ausgeschlossen.

5. Der Auftrieb von Händlervieh ist nur unter Mitführung eines tierärztlichen Gesundheits­zeugnisses gestattet, das am Herkunftsort vor Beginn des Transportes, bei Benützung der Eisenbahn spätestens am Verladeort ansge­stellt sein muß.

(Zu oergl. § 5 Ziffer 2 der Min.-Berf. vom 28. Febr. 1911, Rbl. S. 45.)

Nagold, 26. Juli 1911.

Amtmann Mayer.

Württernbergischer Landtag.

r Stuttgart, 26. Juli. Die Zweite Kammer setzte heute die Beratung des Eisenbahnbaukredilgesetzes bei der Forderung von 14 Millionen als sechste Rate für den Um­bau des Hauptbahnhofs Stuttgart und für die Neu- und Erweiterungsbauten zwischen Ludwigsburg und Plochingen fort. In der Debatte wurde das Projekt eines Derschiebe- bahnhofs bei Kornwestheim als sehr zweckmäßig bezeichnet und betont, daß die Ueberschreitungen höchstens 10 o/g be­betragen würden. Der Ministerpräsident erklärte sich für strenge Sparsamkeit. Nach längerer Debatte wurde die Forderung genehmigt. Nachdem dann noch der 5. Nach­trag, enthaltend einen Nachtrag zu Kap. 61, Universität und zu Kap. 82, Aufstchtskosten für die Volksschulen, in erster Lesung erledigt worden war, wurde die Sitzung auf morgen vormittag 9 Uhr vertagt.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Laud.

Naqold, 27. Juli 1911.

* Die Kraftwagen-Verbindung Haiterbach- Nagold-Herrenberg funktioniert und rentiert bis jetzt ganz befriedigend. Wenn hie und da etwas nicht klappte, sei es mit den Abfahrts- oder Ankunftszeiten, mit der un­gestörten Weiterfahrt, so lag dies an Umständen, die sich beseitigen lassen. Eine begrüßenswerte Neuerung ist dadurch in Aussicht zu nehmen, daß künftig zwei Chauffeure und zwei Wagen den Dienst versehen werden.

r Vom Tage. DemSüdd. Korresp.-Bureau" wird geschrieben: Eine mißliche Entdeckung machte ein Wirt in seinem außerhalb der Stadt gelegenen Keller. Dieser war erbrochen und ein Faß alten Zwetschgenwassers im Wert von einigen Hundert Mark gestohlen worden.

-1- Altensteig, 26. Juli. Die Durchführung der Schulaufsicht im Hauptamt soll im Jahr 1911 auch im Oberamt Nagold stattfinden. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, wird aus 1. Oktober ein Bezirksschulamt Nagold und ein Bezirksschulamt Neuenbürg im Hauptamt errichtet. Das Oberamt Calw wird geteilt, Teinach und Teinachtal soll die Grenze bilden, so daß der südliche Teil des Oberamts Calw zu Nagold, der nördliche zu Neuen­bürg käme.

s:j Emmingen, 26. Juli. Zu dem Blitzschlag wird uns noch geschrieben: Bor unendlichem Jammer wurde am 25. Juli hier eine Familie und deren Angehörige gnädig be­wahrt. 3n der Nähe eines kleinen Weihers schlug der Blitz in ein Wohnhaus. Ohne zu zünden fuhr der elektrische Funke an einem Dachsparren herab, übersprang die unterste Ziegelreihe und durchschlug an der Decke des Wohnzimmers die Wand. Unmittelbar am Fenster saß Zimmermann Ferdinand Mchrtini auf dem Sofa, neben ihm seine Frau, ein achtjähriger Knabe stand vor den Eltern, ein anderer nahe dabei am Tisch. Der junge Mann wurde von der Wucht des Schlages getroffen. Rasch herbeigeeilte Freunde trugen den anscheinend Leblosen ins Freie. Der zunächst stehende Knabe wurde zu Boden geworfen, die Frau für einige Zeit in der Gehfähigkeit behindert. Man bemühte sich von allen Seiten um den armen Mitbürger. Nach einer bangen halben Stunde konnten beide Gatten sich tief ge­rührt umarmen. Der untersuchende Arzt durfte eine Schädig­ung des Organismus glücklicherweise nicht feststellcn. Die Hosen des Mannes waren ganz zerfetzt, eine wunderbare Fügung! Der Blitzfunke riß auf seinem Weg in ca. 20 om Breite vom Kamin herab das Dach ans, zersplitterte den Dachsparren, zertrümmerte einen Fensterladen, schlug ein Loch durch den Sofa, zerfetzte einen Teil der vorderen Rahme und suchte durch eine Steinplatte der Küche hindurch den Ausgleich mit der Erdelektrizität.

p Rottenburg, 26. Juli. In Bodelshausen ist der 12 Jahre alte Sohn des Bahnwärters Rieger beim Baden im Butzensee ertrunken. Sofort durch einen Arzt angestellte Wiederbelebungsversuche waren ohne Erfolg, da ein Herz­schlag eingetreten war.

Horb, 24. Juli. Bei der Wahl des Vorsitzenden des Katholischen Lehrervereins erhielt Pollich 541 Stimmen, Maier 471 Stimmen, Haiber 10 Stimmen.

r Die Hundstagshitze. Die Hitze des Sonntags hat in Stuttgart, wie die Blätter berichten, 35,0 Grad erreicht. Solche Hitze ist zwar selten, aber doch nicht ganz ungewöhnlich. Wir haben am 12. Juli 1908, also vor nur drei Jahren, in Stuttgart 34,6 Grad sonach nicht viel weniger verzeichnet und 1905 ist am 4. Juli gleich viel Hitze wie diesmal 35,0 Grad oorgekommen. Dann aber müssen wir bis auf den 17. und 18. August 1892 zurückgehen, um auf ähnliche, ja noch größere Wärmeentwicklung zu stoßen. Wir hatten am 17. August 1892 sogar 36,2 Grad. Was aber diesmal die Hitze so schwer ertragen ließ, war die mangelnde Abkühlung der Nacht. Die Temperatur ging nicht unter 21,4 Grad herab. Dies steht zwar mit der Nachmittags­wärme im Einklang, da die durchschrittliche Abkühlung bei klarem Himmel 14 Grad beträgt, ist aber für das mensch­liche Empfinden ein zu hoher nächtiger Temperaturstand, weil innerhalb unserer Häuser noch einige (34) Grade dazukommen, die dann hinreichen, um die Empfindung von schwüler Hitze hervorzubringen.

r Stuttgart, 26. Juli. (Lotterieziehung.) Bei der heute auf der Stadtdirektion vorgenommenen Ziehung der Geldlotterie zugunsten des Vereins für Volksbildung in Cannstatt fiel der Hauptgewinn von 15000-6 auf Nr. 99 375, der zweite Gewinn von 5 000 -6 auf Nr. 23 692, der dritte Gewinn von 2 000-6 auf Nr. 52 257, je 1000-6

fielen auf Nr. 12485, 93262, je 500 -6 auf Nr. 92 940, 7 841 (ohne Gewähr).

Entringen, 25. Juli. In letzter Zeit wurden in den hiesigen Gipssteinbrllchen paläontologische Funde gemacht. Oberlehrer Süßer überbrachte Prof. Koken vom geolog. Institut in Tübingen Zähne von einem Höhlenbären (Eckzahn) und Backenzähne eines Rhinoceros, auch ein Kieferstück von dem früheren Riesenhirsch. Außerdem wurden verschiedene Knochenstücke dem geolog. Institut in Tübingen einoerleibt. Durch diese Funde ist nun festgestellt, daß es auch Höhlen­bären im Schönbuch und nicht, wie man seither glaubte, blos auf unserer Alb gegeben hat. Diese Funde sind also sehr interessant. Die zugeflößte Höhle, die einen Anzieh­ungspunkt für Geologen bilden dürste, befindet sich in dem Steinbruch des Herrn Wohlbold von Derendingen.

r Biberach, 25. Juli. Am Freitag abend vergnügten sich drei 15jährige Schüler des Progymnasiums mit Schießen mittelst Zimmerflinten. Einer der drei Knaben hatte das Gewehr geladen, ohne daß es die beiden anderen bemerkt hatten. Als nun einer das Gewehr zur Hand nahm, ging der Schuß los und traf den Sohn des Bezirksnotars Zundel in den Unterleib. Trotzdem noch am gleichen Abend eine Operation vorgenommen und die Kugel entfernt werden konnte, starb heute früh der Knabe. Er hatte erst in letzter Woche die Prüfung als Einjährig-Freiwilliger bestanden. Die Kugel hatte mehreremale die Gedärme durchdrungen. Der Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu, umso­mehr als der Verunglückte der einzige Sohn war.

Die Hitze.

r Eßlingen, 26. Juli. (Wassermangel.) Laut amtlicher Bekanntgabe muß infolge Wassermangels die Ab­gabe des Wassers aus der städtischen Wasserleitung von abends 9 Uhr bis morgens 5 Uhr gesperrt werden.

München, 25. Juli. Die große Hitze hält hier un­vermindert an. Auf dem hiesigen Schlachtoiehhofe traf nachts ein Schweinetransport ein, von dem nicht weniger als 60 Tiere verendet waren.

In den beiden letzten Tagen sind in München acht Personen beim Baden ertrunken.

Deutsches Reich.

Berlin, 25. Juli. Die Zeitungskorresp.Deutscher Bote" erfährt zum Fall Richter von maßgebender türki­scher Seite: Richter ist von Anfang an durch alle türkischen Instanzen dringend vor der Ausführung seiner Reise gewarnt worden und zwar nicht, weil er sich in ein Räubergebiet begebe, sondern in ein Gebiet, in dem griechische Banden beständig ihren politischen Guerillakrieg führten, der ihnen übrigens dadurch erleichtert werde, daß die Grenze nicht absolut festgelegt ist, sondern mehrere kilometerweite Streifen in Bezug aus die Grenzregulierung unsicher sind. Nachdem Richter schon in Berlin abgeraten worden war, haben die Behörden in Salonik auf das strikteste jede Verantwortung abgelehnt, wenn er sich gleichwohl auf seine abenteuer­liche Reise machte. Richter hat selbst eine Erklärung unter­schrieben, derzufolge er auf jede Verantwortung der türkischen Behörden für seine Sicherheit verzichtet. Beiläufig hatten die Behörden in Salonik den Eindruck, daß er nicht zu wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern nur als Tourist und zum Zwecke photographischer Aufnahmen den Olymp bereisen wolle und gemäß seiner Ausrüstung auch nur könne. Die Gendarmen, in deren Begleitung Richter sich zuletzt befand, waren ihm nicht offiziell zugeteilt, sondern er hatte sie auf seinem Weg angetroffen und sie gaben ihm auf ihrem Patrouillengang ein Stück Wegs das Geleit. Für die türkische Regierung handelt es sich darum, daß sie es nicht mit gewöhnlichen Räubern, sondern mit griechischen Banden zu tun hat, die politische Kämpfe führen und für deren Absichten es ganz erwünscht ist, wenn sie der Türkei auch durch die schwierige Situation, in die sie die Regierung gegenüber der befreundeten deutschen Regierung bringen, einige Verlegenheit bereiten.

r Berlin, 26. Juli. Mit Bezug auf die zahlreichen Blättererörterungen über eine Reform der höheren Schulen ist die Nordd. Allg. Ztg. auf Grund von Informationen an zuständiger Stelle in der Lage mitzuteilen, daß die Nach­richten über grundsätzliche Aenderungen des höheren Schul­wesens und über die Berufung einer Schulkonferenz nicht begründet sind.

r Berlin, 26. Juli. Ein in Mannheim ansässiger, bisher sehr angesehener Kaufmann wurde in Berlin, wohin er sich zur ärztlichen Untersuchung begeben hatte, wegen einer schmutzigen Skandalaffäre, in die Soldaten des Mannheimer Feldartillerieregiments verwickelt sind, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft verhaftet. In einem unbewachten Augen-