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Fernsprecher Nr. 29.

Dtl Kr des NberMsOD NWlii.

85. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sountagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

^ 158

K. Höevarnt ^lagokd.

Bekanntmachung

betr. die Einführung nicht württembergifcher Schweine.

Es ist zur Kenntnis des Oberamts gekommen, daß beabsichtigt ist, Schweine von nicht württembergischen Händler­firmen in den Oberamtsbezirk einzuführen.

Nun müssen nach K 4 der Min.Berf. vom 28. Febr. 1911, R.Bl. S. 45, alle aus anderen deutschen Bundes­staaten eingeführten Schweine, unter Umständen das ganze Gehöft, in das sie gekommen sind, auf die Dauer von 1« Tagen unter polizeiliche Beobachtung gestellt werden und zwar auf Kosten des Bestellers der Schweine.

Hierauf werden die beteiligten Kreise hingewiesen.

Für die ortsübliche Bekanntmachung wollen die Orts­polizeibehörden, die übrigens auf die erwähnte Verfügung hiedurch ausdrücklich hingewiesen werden, Sorge tragen.

Nagold, den 8. Juli 1911. Amtmann Mayer.

Württembergifcher Landtag.

p Stuttgart, 8. Juli. Die Zweite Kammer er­ledigte in ihrer heutigen Sitzung den Eisenbahnetat. Unter Einrechnung der 3,3 Millionen, die für die Beamtenauf­besserung und die Lohnerhöhungen erforderlich sind, kommt für jedes der beiden Etatjahre noch ein Betriebsüberschuß von mehr als 20 bezw. 21 Millionen heraus. Bei dem TitelErgänzung und Unterhaltung der Fahrzeuge und sonstigen Bahnanlagen" brachte der sozialdemokratische Abg. Schlegel die Beschwerde vor, daß eine größere Güter­wagenbestellung statt der Maschinenfabrik Eßlingen einer Firma in Hannover übertragen worden sei, die eine Schmutz­konkurrenz betreibe. Dieser Ausdruck wurde vom Präsidenten gerügt. Der Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker und Präsident v. Stiel er bemerkten, daß die Bestellung in Hannover deshalb erfolgt sei, weil die Firma wesentlich billiger geliefert habe. Die Maschinenfabrik Eßlingen habe im übrigen keinen Anlaß zu einer Klage, denn sie habe in den letzten 2 Fahren von der württ. Eisenbahnverwaltung insgesamt Bestellungen von 5,4 Millionen Mark erhalten. Eine Bemerkung des Abg. Keil (S.). wonach das Arbeiter­leben in Staatsbetrieben gering geschätzt werde, erfuhr vom Ministerpräsidenten eine entschiedene Zurückweisung. Ueber die Verhältnisse in den Eisenbahnwerkstätten brachte der Abg. Keil eine Reihe von Wünschen zur Sprache und so­wohl der Ministerpräsident wie Präsident o. Stieler sagten eine eingehende Untersuchung durch einen besonderen Kom­missar zu. Beim Etat der Bodensee-Dampfschiffahrt, der ein erfreuliches Bild bietet, wurde die Frage einer direkten Tra­jektverbindung für Eisenbahnpersonenwagen von Friedrichs­hafen nach Romanshorn für durchgehende Züge erörtert. Vom Regierungstisch wurde eine wohlwollende Erwägung dieser Frage zugesagt. Sodann wurde in die Beratung des Etats der Post- und Telegraphen-Berwaltung eingetreten, über den der Abg. Liesching berichtete. Das seit 9 Fahren bestehende Postmarkenüberemkommen mit dem Reich hat sich so außerordentlich günstig gestaltet, daß wie der Bericht­erstatter aussührte, beim Fortbestehen dieses Abkommens schließlich in einer Reihe von Jahren die sämtlichen Ein­nahmen der Reichspost nach Württemberg wandern würden. Infolgedessen soll das Abkommen eine Aenderung erfahren, die vom Finanzausschuß genehmigt worden ist. Die Ent­wicklung des Post- und Telegraphenwesens im allgemeinen sei erfreulich Die von der Regierung geplante Erhebung einer Paketbestellgebühr hat. die Zustimmung des Finanz­ausschusses nicht gefunden. Es wurde dann abgebrochen und die Weiterberatung auf Dienstag 3 Uhr vertagt.

r Der Finanzausschuß setzte am Freitag die kürz­lich unterbrochene zweite Lesung der Sporteltarifnovelle bei Nr. 51 (Märkte) fort. Unerhebliche, mehr formelle Aende- rungen wurden beschlossen bei Nr. 56, 64. 65 und 87. Bei Nr. 59 (Rechnungen) wurden auch Familienstistungen unter Staatsaufsicht müeinbezogen bei Nr. 63 (Saisonarbeiter) der Anregung, die in erster Lesung abgelehntc Haftung des Arbeitgebers wiederherzustellen, keine Folge gegeben, da hiermit lediglich eine weitere Eteuerpflicht des Arbeit­gebers statuiert würde. Bei Nr. 65 (Schaustellungen) wurde Sportelbefreiung für Veranstaltungen belehrenden und wissen­schaftlichen Zwecks ohne Rücksicht darauf, ob der Ertrag zur Gewinnerzielung für den Unternehmer bestimmt wird, vom Abg. Elsas beantragt. Der Antrag fand weithin Wider­spruch, jedoch wurde konstatiert, daß wenn der Ertrag lediglich zu neuen Veranstaltungen gleicher Art bestimmt ist, die Sportelfreiheit gegeben sein muß. Der Antrag Elsaß wurde zurückgezogen und dafür die Einschaltung des Wortes gewerbsmäßig" (zur Erzielung eines Gewinnes für den

Montag, den 10. Juki

Unternehmer) beantragt. Der Antrag wurde abgelehnt mit 7 gegen 5 Stimmen und 1 Enthaltung, ebenso mit 7 gegen 6 Stimmen ein Antrag Lieschinggemeinnützige Zwecke" zu setzen stattArmen- und Wohltätigkeitszwecke". Bei Nr. 74 (Standeserhöhungen) wurden die Wortewenn solche nachgesucht werden" gestrichen nach einem Antrag Elsaß mit 10 gegen 2 Stimmen bei 1 Enthaltung. Bei Nr. 76 (Stiftungen) wurde der Sportelsatz mit 2 vom 100 nach dem Entwurf wiederhergestellt. Bei Nr. 79 (Titel und Würden) für Verleihung an Privatpersonen wurde angeregt, statt der allgemeinen Rahmensportel von 100 bis 5000 ^ feste Spor­teln für Verleihung einzelner bestimmter Titel festzusetzen, und nach einem Antrag v. Balz beschlossen, die Regierung zu ersuchen, vor der Kammerberatung einen diesbezüglichen Vorschlag nach dem Vorgang des preußischen Stempelgesetzes dem Finanzausschuß zu machen. Bei Nr. 85 (Versicherungs- Unternehmungen) wurde zu Ziff. 2, 4 und 5 die Rahmen­sportel nach dem Entwurf wiederhergestellt, zu Nr. 86 (Versicherungsverträge) nach längerer Debatte der preußische Satz von 50 vom 1000 (in erster Lesung 75 vom 1000) mit dem Minimalbetrag von 30 ^ nach dem Antrag Häffner einstimmig beschlossen, ferner die Sportelfreiheit der Rück­versicherungen nach dem Antrag Gröber gestrichen und zu Nr. 26 (Feuerversicherungen) die kürzlich beschlossene Streich­ung der Wortenamens der Versicherungsnehmer" wieder aufgehoben, andererseits wurde die Rückversicherung für Transportversicherungen sportelfrei gelassen mit 9 Stimmen gegen 1 und 5 Enthaltungen. Der Sporteltarif wurde er­ledigt mit Ausnahme der Nr. 96 (Wirtschaften), ebenso die zweite Lesung der übrigen Deckungsvorlagcn.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt uud Land.

Naqold, 10. Juli 1911.

* Das Schloßbergfest der Museumsgesellschaft hatte wieder einen eigenartigen Reiz: srohlebige Menschen im Rahmen altehrwürdiger Ruinen, umgeben vom frisch­grünen Schmuck des Laub- und Tannenwaldes. Das herr­liche Wetter erweckte in den Herzen von jung und alt ein fröhliches Aufleben und die festlich gekleideten Kinder führten ihre Reigen und Spiele mit jauchzender Lust aus. Schade, daß trotz aller Bemühungen und des günstigen Windes weder einZeppelin" noch sonst ein Ballon steigen wollte, aber sie versanken ohne Aufstieg sofort in Asche. Die Stadtkapelle spielte ihre so selten gewordenen Weisen und bald wiegten sich die Paare in rythmischen Walzerschritten. Den ganzen Reiz eines Waldfestes brachte der milde Abend, als die vielen bunten Lampions einen heimeligen Lichtschein auf das Flirten und Tanzen warfen und die alten Mauer- reste mondbeschienen sich aus dem Dunkel des Waldes ab­hoben. Man wollte sich bei der guten Bewirtung und all dem bestrickenden Zauber des herrlichen Abends lange dem Vergnügen hingeben und erst in spätester Abendstunde wurde der Festplatz verlassen. Der Fackelzug bot einen reizenden Anblick, wie er sich langsam im Zickzack abwärts bewegte zur Stadt, um sich, bei klingendem Spiel der Stadt­kapelle in der Vorstadt angekommen, aufzulösen. Es war ein schönes Fest.

* Ebhausen, 10. Juli. Das 50jähr. Iubiläums- fest des Gesangvereins Ebhausen verlief gestern bei herrlichem Sommerwetter und reger Beteijigung von Bruder­vereinen und der Einwohnerschaft von Ort und Bezirk glänzend. Es wurde manches schöne Lied vorgetragen. Ausführlicher Bericht folgt.

* Emmingen, 10. Fuli. Dem Schmiedmeister Ehr. Walz wurde ein Rübenschneider für Hand- und Krast- betrieb patentiert.

r Calw, 9. Fuli. Aus Hirsau wurde ein alter Wüst­ling, der seit einiger Zeit junge Mädchen belästigle, einge­liefert und in Haft genommen.

r Liebenzell, 8. Fuli. (Die Folgen). Ueber das Vermögen des Korkenfabrikanten Schnurr hier wurde auf eigene .Anzeige das Konkursverfahren eröffnet. Schnurr hat unlängst das Kistchen mit Knallkorken, das in Pforz­heim im Bahnpostwagen explodierte und letzteren stark be­schädigte, sowie einen Postschaffner schwer verletzte, versandt und wurde, weil die Sendung nicht vorschriftsmäßig ver­packt und bezeichnet war, von der Badischen Generaldirektion für große Summen haftpflichtig gemacht.

r Neuenbürg, 9. Fuli. In Loffenau hat sich der Fnoalidenrentner Wacker, der seit einiger Zeit unheilbar krank ist, erschossen. Sein mit ihm lebender Sohn erwachte erst, als das Unglück schon geschehen war.

p Freudenstadt, 8. Juli. Eine Konferenz von

1911

Vertretern der deutschen Eisenbahnverwaltungen ist gestern zur Beratung der Stückgutsbeförderung auf den deutschen Bahnen hier zusammengetreten. In der nächsten Woche wird hier eine Konferenz zur Beratung des Güterzugsfahr­plans für die deutschen Bahnen abgehalten.

* Göttelfiugen OA. Horb, 10. Juli. Beim gestrigen dritten Gausängersest des Oberen Neckarsängerbundes er­hielten im Wettgesang einen 1. Preis im höheren Bolks- gesang: Cäcilia Geislingen, einen 1. Preis im Volks­gesang: Liederkranz Voll, Liederkranz Göttelfiugen. Frohsinn Böhringen. Preisrichter war u. a. Seminar­oberlehrer Schäsfer-Nagold.

p Stuttgart, 8. Juli. In dem Erlaß der Oberschul­behörden vom 8. April 1910, betr. das Turnen und die einfachen Leibesübungen, war darauf hingewiesen, daß die Gemeinden die für das Turnen nötigen äußeren Erforder­nisse bereitzustellen haben. In einer Bekanntmachung der Oberschulbehörden für die Volksschule, betreffend Turnplätze und Turnräume, vom 19. Funi 1911, geben nun die Ober­schulbehörden den Gemeinden nähere Anhaltspunkte, wie sie diesen Anforderungen im einzelnen Fall am besten Nach­kommen können.

Zum Entwurf eines Gesetzes betr. Änderung des allgemeinen Sportelgesetzes hat der Landesverband der Witte Württembergs eine Eingabe an die Regierung und den Landtag gerichtet, in der unter Hinweis auf ver­schiedenen Bestimmungen, die eine einseitige Belastung des Wirtsgewerbes darstellen, gebeten wird, den Artikeln 8 (Automaten), 65 (Schaustellungen) und 78 (Tanzerlaubnis) die Genehmigung zu versagen.

Stuttgart, 10. Juli. (Bahnunfall.) Die Kgl. Generaldirektion der Staatseisenbahnen teilt mit: Heute früh

7 Uhr sind aus der Station Gärtringen von dem Güterzug 7053 Stuttgart-Eutingen die drei hintersten Güterwagen bei der Einfahrt infolge vorzeitiger Weichenumstellung entgleist. Verletzt wurde niemand. Der Eilzug 273 Stuttgatt-Freuden- stadt und der V-Zug 38 Stuttgart-Mailand mußten über Plochingen-Tübingen umgeleitet werden, da die Stations- gleise voraussichtlich für die Dauer einiger Stunden gesperrt sind.

p Stuttgart, 8. Juli. Die Frage der Stuttgarter Trinkwasserversorgung wird, dem Schw. Merkur zufolge, in einer der nächsten Sitzungen der bürgerlichen Kollegien endgültig entschieden werden.

r Die Maul- und Klauenseuche ist weiter ausge­brochen in Württemberg: in Demmingen und Dischingen, OA. Neresheim. Erloschen ist die Seuche: in Bopfingen und Oberdorf OA. Neresheim; in Bretzseld OA. Weins­berg und in Kirchentellinsfurt OA. Tübingen.

r Cannstatt, 8. Juli. (Militärisches.) Die Truppen der hiesigen und der Stuttgarter Garnison marschierten gestern abend 5 Uhr zu einer Nachtübung der 26. Division gegen die Ludwigsburger Truppen aus. Die Uebung er­streckte sich von Böblingen bis nach dem Neckar bei Altingen. Die Truppen wurden mit der Bahn befördert und auf offenem Felde ausgeladen. Dann rückten sie in die ihnen zugewiesenen Stellungen ein. Heute früh zwischen 7 und

8 Uhr kehrten sie in guter Verfassung mit klingendem Spiel in die Garnisonen zurück.

Tübingen, 7. Juli. Die Ausführungen im Schloßhof fanden gestern nachmittag mit einer letzten glänzenden Vor­stellung ihr Ende. Wie wir hören ist das finanzielle Er­gebnis der Aufführungen recht gut, über die Verwendung des Ueberschusses wird das Komitee seinerzeit noch Mittei­lung machen.

s Fünfundzwanzigjähriges Jubiläum der Dia­konissenanstalt Hall. Die hiesige Diakonissenanstalt hielt am Sonntag, 2. Juli unter großer Beteiligung von nah und fern ihr Iahresfest mit Festpredigt von Stadtpfarrer Meyer aus Tübingen und Einsegnung von 12 Schwestern und feierte dabei zugleich ihr 25jähriges Bestehen. Am Montag fand in der Anstaltskapelle der öffentliche Festakt statt. Er wurde eingeleitet durch einen Gottesdienst mit Predigt von Prof. Krieg-Speyer. Anschließend gab der Leiter der Anstalt, Pfarrer Weißer einen gedrängten Ueber- blick über die Geschichte des Hauses. Fn wohltuender Weise fand die Teilnahme, die die Anstalt genießt, in ver­schiedenen Ansprachen Ausdruck. Prälat von Braun-Hall überbrachte die Segenswünsche des Eo. Konsistoriums. Ihm folgte Erbprinz Ernst v. Hohenlohe-Langenburg, der Vertreter des fürstl. Hohenlohe-Langenburgischen Hauses. Dekan Leypoldt übermittelte die Glückwünsche des Präsidiums der Kaiserswerther-Generalkonferenz sowie des Stuttgarter Dia­konissenhauses. Regierungsrat Vogt sprach im Namen des Amtsbezirks, im Namen des Haller Aerzte-Bereins Dr. Lloß. Auch die übrigen 7 fränkischen Diözesen hatten Vertreter entsandt, welche die in den einzelnen Diözesen gesammelten