(Z.) und Hildenbrand (Soz.) bei. Der Kultminister von Fleischhauer teilte mit, die Kosten der Gesamtanlage seien gegenüber dem ursprünglichen Projekt um etwa 1 Million Mark herabgemindert worden. Der Antrag Kübel auf Ver­weisung der Vorlage an den Finanzausschuß wurde hierauf einstimmig angenommen. Die Kammer trat dann in die Beratung des Kultetats ein. Berichterstatter Eisele be­merkt, der Kulietat zeige im allgemeinen einen Stillstand und das Bestreben nach großer Sparsamkeit. Heymann (Soz.) brachte eine Reihe von Wünschen vor, so bezüglich der Kinderspeisung, der Bekämpfung der Schundliteratur, der sexuellen Belehrung der Jugend und wandte sich dann in längeren Ausführungen der Frage des Züchtigungsrechtes der Lehrer zu. Loch ner (D.) verlangte, daß in den Ge­meinden Real- oder Lateinschulen von der Schulverwaltung nur dann zugelassen werden sollen, wenn die Gemeinde in erster Linie die gesetzlichen Anforderungen an ihre Volks­schule erfüllt habe. Gröber (Z.) meinte, daß das Züchtig­ungsrecht in der Schule nicht entbehrt werden könne. Die Forderung Heymanns, der Staat solle an die Verbesserung des Religionsunterrichts herantretcn, bedeute einen Eingriff in die Freiheit der Kirche, den er ablehne. Kultminister v. Fleischhauer antwortete den verschiedenen Rednern und bezeichnet? die vom Abg. Heymann bemängelten Iugend- fpiele eines Bibelkränzchens als harmlos; diese Spiele ver­dienten alle Förderung. Das Züchtigungsrecht und die Schulstrafen in Volksschulen seien durch Verfügung der Unterrichtsverwaltung in durchaus befriedigender Weise ge­regelt. Ueber die Frage der Abschaffung des Züchtigungs­rechts in den höheren Schulen lasse der Minister zur Zeit Erhebungen anstellen.

In der heutigen Abendsitzung der Zweiten Kammer wandte sich der Abg. Rembold-Aalen (Z.) gegen die Aus­führungen der Abgg. Haußmann und Keil und nahm die württ. Richter in Schutz Es entspann sich eine längere polemische Debatte, an der sich die Abg. Keil, Rembold- Aalen und Andre beteiligten, sodaß der Präsident die Red­ner zur Kürze mahnen mußte. Es wurde Titel 1 des Iustizetats, Gehalt des Staatsministers, sodann angenommen, ebenso ein Antrag Elsas und Genossen, die Regierung möge im Bundesrat dafür eintreten, daß als Gericht, das zur Entscheidung über die Berufung gegen die von den Straf­kammern in erster Instanz erlassenen Urteile gebildet wird, ein aus Schöffen und Berufsrichtern bestehender Berufungs­senat eingesetzt wird. Verschiedene Redner, so v. Kiene, Hanser (Z.), Maier-Rottweil, Andre, Graf-Stuttgart, Stau­denmayer. Keßler, Mattutat, brachten Spezialwünsche oder Beschwerden vor, deren Prüfung der Iustizminister zusagte. Der Rest des Iustizetats wurde Hann ohne Anstand erledigt.

Eingaben an die Landstände. Unter den Eingaben, welche neuerdings der Ständeversammiung zugegangen sind, befindet sich auch wieder eine Eingabe der Wirte Württem­bergs auf Abschaffung bezw. Abänderung des Umgeldgesetzes, sowie eine weitere, die auf die Höherbesteuerung, sowie Konzessionierung des Flaschenbierhandels abzielt. Eine Ein- gäbe des Heilbrunner Anwaltoereins bezieht sich auf eine etwaige Lostrennung des Amtsgerichtsbezirks Backnang vom Landgerichtsbezirk Heilbronn. Der landwirtschaftliche Be­zirksverein Tübingen petitioniert um Erhaltung der Tier­ärztlichen Hochschule und Verlegung derselben nach Tübingen, wozu Aeußerungen von 40 weiteren landwirtschaftlichen Bezirksoereinen vorliegen. Weiter liegt eine Eingabe der Vereinigung elektrotechnischer Spezialfabriken vor, die sich auf die Errichtung von Ueberlandzentralen in Württemberg bezieht.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 26. Juni 1911.

Zum Gausängerfest in Spaichingen. Wie aus den bisher veröffentlichten Mitteilungen ersichtlich ist, ver­spricht das 12. Gausängerfest des Württ. Schwarzwaldgau­sängerbundes einen ganz besonders interessanten Verlauf zu nehmen. Schon die große Zahl der angemeldeten preis­

tischen Händeln möglichst neutral zu halten, was dem Land aber nicht viel nützte.

Am 24. Juni 1793 starb in Nürtingen der Superinten­dent Fr. Klemm, ein ausgezeichneter Geistlicher und Päda­goge. Er stiftete in Nürtingen eine Art Normal-Realschule. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Geographie- unterrtcht. Er erfand Kärtchen, die die Schüler auszu­schneiden und dann wieder zusammenzusetzen hatten.

Am 25. Juni 1600 starb David Chyträus (Kochhaf), der am 27. Febr. 1530 zu Brackenheim im Zabergäu ge­boren war. Schon im 9. Jahre kam er auf die Universität Tübingen als Sohn von Joachim Camerarius und später von Melanchton. Im 15. Lebensjahr erwarb er die Ma­gisterwürde. Er war nicht nur ein ausgezeichneter, milde ge­sinnter Theologe, sondern auch ein guter Geschichtsforscher, wie seine Sächsische Chronk beweist. Zuletzt wirkte Chyträus als Professor in Rostock.

Auch der 27. Juni ist als Todestag bemerkenswert. An ihm starb in Stuttgart der Prälat und Hosprediger Ioh. Dal. Andrem Er wird mit Recht der Spener Würt­tembergs genannt. In der Zeit von 1620 bis 1639 war er Superintendent von Calw. In dieser Zeit, als Calw während des 30jährigen Krieges fast ganz vernichtet wurde, hat er viel für seine bedrückten Mitmenschen getan. Ob­wohl selbst ohne Obdach und fast ohne Besoldung, hat er doch viele Tausende gekleidet, gespeist und versorgt. Er wurde auf dem äußeren Spitalkirchhos in Stuttgart be­graben,_

singenden Vereine und der sonst am Feste noch teilnehmen­den Gesangvereine des Gaues, läßt diese Annahme berech­tigt erscheinen. Dazu kommt aber noch, daß mit dem Gau­sängerfest auch die Feier des 25jährigen Bestehens des Schwarzwaldgausängerbundes und das 25jährige Jubi­läum des Herrn Geh. Kommerzienrats Dr. ing. Paul Mauser-Oberndorf, als Vorstand des Gaues verbunden ist. Diese Feier wird bereits am Samstag, 22. Juli beim Festbankett in engerem Rahmen stattfinden. Um die Er­innerung an das Gaujubiläum bei allen am Feste teilneh­menden Gauvereinen stets wach zu halten, wird jedem von ihnen eine Jubiläumsmedaille überreicht, die zu Ehren des Gründers des Gaues dessen Bildnis mit ensprechender Widmung trägt und ferner die Ansicht der Feststadt Spai- chingen auswetst. Die Preisdiplome werden ebenfalls mit einem Hinweis auf das Jubiläum versehen. Am Festort selbst sind die einzelnen Festkommissionen eifrig an der Ar­beit, um die vielseitigen Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Nunmehr ist auch das Programm für das am 23. Juli stattfindende Nachmittagskonzert endgültig fest­gesetzt. Es hat folgenden Wortlaut:

1. Ouvertüre zur OperRienzi" v. Rich. Wagner, Tübinger Regimentskapelle, Dirigent: Kgl. Obermusikmeister Schneckenburger. 2. Begrüßungschor des Liederkranz SpaichingenWillkommgruß" v. Wengelt (45 Sänger) Dirigent: Hauptlehrer Hauser. Festrede. 3. Allgemeiner Chor der Gauvereine Abt. II und III,Frühlingsgruß an das Vaterland" mit Orchesterbegleitung v. B. Lachner(900 Sänger), Dirig.: Oberlehrer Fiesel. 4. Allgemeiner Chor der Gauvereine Abt. II und IIILied der Deutschen in Lyon" v. Mendelssohn-Bartholdy, (1249 Sänger), Dirig.: Musik­direktor Strecker. 5. Allgemeine Chöre der Gauoereine Abt. I, II und III, n)Stumm schläft der Sänger", b) Nun leb wohl du kleine Gasse" o. Silcher, (1335 Sänger), Dir.: Oberlehrer Fiesel. 6. Allgemeiner Chor der Gau­vereine Abt. II und IIIEwig liebe Heimat" v. Simon Breu. (1249 Sänger), Dirig.: Musikdirektor Strecker. 7. Männergesangverein RottweilDort liegt die Heimat mir am Rhein", ged. v. Rätishauser, Komp. v. C. Attenhofer, (50 Sänger), Dirig.: Präzeptor Köhler. 8. Gemeinsamer Chor der Vereine: Harmonie, Arb.-B.-V. Concordia und Frohsinn Tuttlingen,Märzlust", ged. v. Salier, Komp. o. G. Angerer, (168 Sänger), Dirig.: G. Bubeck. 9. Lieder­kranz Schwenningen . Rudolf o. Werdenberg", Komp. v. Fr. Hegar, (120 Sänger), Dirig.: Musikdirektor Waidmann.

10. Gemeinsamer Chor der Vereine: Eintracht Ebingen, Frohsinn und Liederkranz Oberndorf,Landerkennung", Komp. v. E. Grieg, mit Orchesterbegleitung. Baritonsolo: Hr. Lindenmayer-Ebingen. (180 Sänger), Dirig.: Musik­direktor Strecker. 11. Frohsinn SchwenningenRudolf v. Werdenberg", Komp. v. Fr. Hegar, (126 Sänger), Dirig.: Carl Henke. 12. Gemeinsamer Vortrag der Vereine: Liederkranz Oberndorf, Eintracht Ebingen, Liederkranz Rottenburg, Männergesangoerein Rottweil, Frohsinn und Liederkranz Schwenningen, Harmonie Trossingen,Alpen­segen", Chor mit Orchesterbegleitung, Komp. o. G. Baldamus, (541 Sänger), Dir.: Oberlehrer Fiesel. 13. Liederkranz RottenburgHoch empor", Ged. o. Mahlmann, Komp. v. Curti, (50 Sänger), Dir.: Reallehrer Mattes. 14. Gemein­samer Vortrag der Vereine: Frohsinn-Tuttlingen, Frohsinn- Aldingen und Liederkranz-NendingenHeimatsehnen", Ged. v. Mäding, Komp. v. K. Pfettscher. 15. Allgem. Chor der Gauvereine Abt. I, II und IIIDankgebet" aus den Altniederländ. Volksliedern mit Orchesterbegleitung v. E. Kremser (1335 Sänger), Dir.: Musikdirektor Strecker.

:: Jürrglingsvereiussache. Die Iünglingsvereine des Bezirks feierten am gestrigen Sonntag im hiesigen Vereins­haus ihr Iahresfest, bei dem als Hauptredner der Bundes­sekretär Pfarrer Köhler aus Stuttgart austrat. In un­gemein fesselnder und populärer Weise behandelte er das Thema: Welche Mittel und Wege können benutzt werden, um die noch erziehungsbedürftige ledige Jugend für unsere Iünglingsvereine zu gewinnen? Die drastischen und lebens­wahren Beispiele, die der Redner den Versammelten vor Augen führte, zeigten, wie notwendig der Zusammenschluß

Am 28. Juni 1652 wurde die Herzogin Magdalene Sibylla, die Gemahlin Herzog Ludwigs, (siehe 23. Juni) als hessische Prinzessin geboren. Sie rettete Stuttgart zwei­mal vor dem Brande, den die Franzosen anlegen wollten, und setzte es durch ihre Klugheit und Willensstärke durch, daß Marschall Villars sich bei seinem Einfall ins Württem- berger Land mit einer Kontribution von 1 Million Gulden begnügte. Die Herzogin hatte auf die französische Generali­tät soviel Einfluß, daß die Generale von ihr sagten, sie kommandiere ihre Soldaten mehr als sie selbst. Auch als Verfasserin geistlicher Lieder ist sie bekannt geworden. Am

11. August 1712 ist die Herzogin gestorben.

Hirths erster Flug. Aus Württemberg wird der Frkst. Ztg." geschrieben: Es ist nicht ganz sicher, ob die Hirths (die Familie des Siegers in der eben beendeten Kieler Flugwoche) in gerader oder ungerader Linie vom Ulmer Schneider Berblinger abstammen, der jetzt vor 100 Jahren in die schöne blaue Donau flog. Doch kann die Tatsache nicht geleugnet werden, daß auch bei den Hirths die Fliegerei eine samilientraditionelle Rolle spielt. Und wenn in diesen Tagen der junge Hirth und Landsmann Zeppelins veranlaßte, daß die Leute an derWaterkant" Mund und Augen aufrissen, als er da in mehr als sieben­facher Eiffelturmhöhe flog, so kann er gar nichts dafür: das isterbliche Belastung". Als Papa Hirth, der heutige angesehene Industrielle, noch ein ganz kleiner Mechaniker­lehrling war, ging ihm schon ein Propeller im Kopfe herum: er träumte vom Fliegen und vom Erfinden, wie der kleine

und die Führung der konfirmierten Jugend auf dem Lande ist, da sie mit den Sonntagnachmittagen nichts an­zufangen weiß, aber auch die Gefahren der Städte, wo andere Vereine die Werbetrommel rühren. Interessant waren die Instruktionen, die den Jünglingen zu ihrer Werbetätigkeit gegeben wurden; nicht Vorstände und Aus­schüsse allein sondern die einzelnen Mitglieder haben für den Bestand und die Vergrößerung der Vereine zu sorgen. Es ist zu hoffen, daß der treffliche, aus liebewarmem Herzen geflossene Vortrag auf fruchtbaren Boden gefallen sei und reiche Segensspuren hinterlassen werde.

r Staatswissenschaftliche Fortbildung. Die Süd­deutsche Reichskorrespondenz schreibt: Die Studienreise der Süddeutschen Gesellschaft für staatswissenschastliche Fortbil­dung führte dieses Jahr in der Zeit vom 1. bis 17. Juni an den Niederrhein nach Holland und Belgien. Die Füh­rung lag in den Händen des Heidelberger Nationalökono­men Geheimen Hosrats Dr. Gothein. Die Teilnehmerzahl betrug etwa 25, davon kamen aus Handel und Industrie drei Herren, die übrigen Teilnehmer waren im wesentlichen Staatsbeamte aus Sachsen, Württemberg und Baden. Städtische Verwaltungen waren nicht vertreten. Die Reise nahm inhaltlich einen glänzenden Verlauf. Das Verdienst hieran gebührt dem Führer der Reise, Professor Dr. Go­thein. Die geringe Beteiligung aus Württemberg und das gänzliche Fernbleiben kommunaler Beamter läßt wohl da­rauf schließen, daß man diesen Studienreisen nicht überall den Wert beimißt, den sie in Wirklichkeit haben. Diese Auffassung wäre richtig, wenn man eine sofortige unmittel­bare Verwertung dessen, was man geschaut und gehört hat, als einzigen Gewinn einer solchen Reise ansehen könnte, denn selbstverständlich werden nur wenig Teilnehmer der Reise in der Lage sein, nun sofort die Praxis ihrer Ver­waltung mit neuen aus der Reise gewonnenen Werten zu bereichern. Das kann aber auch nicht der Zweck solcher Reisen sein. Ihr Wert liegt vielmehr darin, Dinge, die auch für das Heimatland der Teilnehmer von Bedeutung sind, aus eigener Anschauung kennen zu lernen und sie ver­möge des dadurch gewonnenen Anreizes einem sicheren und von Irrtümern freieren Studium zu unterziehen, als dies ohne eigene Anschauung geschehen würde. Den Hauptwert solcher Studienreisen gerade für Beamte kleinerer Staaten, in denen so leicht der Blick sich verengt, wird man aber wohl in der Erweiterung des Gesichtskreises und der Ge­winnung einer großzügigeren Auffassung erblicken müssen. Wer einmal an den Orten geweilt hat, an denen der sau­sende Webstuhl der Zeit steht, wird wohl eher geneigt sein, sich von den kleinlichen Auffassungen und Anschauungen frei zu machen, die er oft als Erbteil traditioneller Bureau- kratie und kleinstaatlicher Selbstzufriedenheit in sich ausge­nommen hat.

Altensteig, 22. Juni. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr begeht am 2. Juli die Feier des 50jä h rig en Bestehens, verbunden mit der Weihe einer neuen Fahne. Aus diesem Anlaß wird ein Feuerwehrsest in größerem Umfang veranstaltet, zu welchem die hiesige Stadt den stattlichen Beitrag von 600 ^ gestiftet hat. Es werden außerdem große Anstrengungen gemacht, das Fest zu einem recht gediegenen zu gestalten und die Gäste aufs beste zu befriedigen. Eine Reihe auswärtiger Feuerwehren haben ihren Besuch bereits angekündigt und solche, die mit der Anmeldung noch im Rückstand sind, sollten mit dieser nicht säumen. Für den Festtag ist ein Extrazug gesichert, der vormittags Anschluß an den in Nagold 10.37 Uhr ankommenden Personenzug hat und etwa 10.45 Uhr in Nagold abgehen wird. Zur Rückfahrt wird ein Zug ein- gesügt, der abends um 8 Uhr hier abgeht.

o. Unterjettingen, 26. Juni. Gestern nachmittag 5 Uhr wurde ca. 40 m über unserem Dorf ein großer mit 3 Offizieren besetzten Luftballon gesehen. Er flog in der Richtung von Süden nach Norden.

Die 67jährige Frau des Konrad Rinderknecht, welche vor einigen Tagen die Treppe herunter fiel, ist gestem nach qualvollem Leiden gestorben.

Berblinger, des Albschulmeisters Sohn. Er hat auch so manches erfunden u. a. einen vorsintflutlichen Rollschuh, mit dem er noch vor dem Siebziger Kriege das Stuttgarter Pflaster ruinierte. Er ist auchhochgekommen", denn sein Lebensmotor war von der deutschen MarkeTüchtigkeit", und die beste seiner Stabilitätsflächen war der Fleiß. Es wird nun gewiß interessieren, auch etwas über seinen ersten Flug zu erfahren, der unter sehr merkwürdigen Umständen vor sich ging. Eines Sonntags in aller Herrgottsfrühe wollte nämlich der kleine Mechanikerlehrling einenAusflug" unternehmen. Der Wecker rasselte zur rechten Zeit, und alles ging nach Wunsch; nur der Hausschlüssel fehlte, der in die Freiheit führte. EinStift" hat Rücksichten zu nehmen und es ist klug, Frau Meisterin nicht zu wecken. Aber der Zug wartet nicht. Was tun? spricht Hirth. Er reißt den Wandschrank aus, nimmt seinen schönen neuen Regenschirm und den des ..Oberstiftes" dazu, schwingt sich aufs Gesimse des offenen Fensters, spannt die zum Glück damals noch ziemlich umfangreichen Parapluis auf, hebt sie mit beiden Armen hoch und schwingt sich wie weiland der Ulmer Schneider von der Adlerbastei in die schauerliche Tiefe. Es waren nur zwei Stockwerke, aber es ging ohne Arm- und Beinbruch ab und auch der Frühzug wurde noch erreicht. . . . Das war Hirths erster Flug und so ist es zu erklären, daß die Familie Hirth die erste ist, die in der zweiten Generation fliegt. Braucht sich niemand zu wundern, wenn einmal die drittedie Sterne vom Himmel schlagt."