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Fernsprecher Nr. 29. 85. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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SchwSb. Landwirt.
^ 138
Areitag, dm 16. Zuni
1911
. ein Blatt lesen will, das bei billigstem
LF L L Bezugspreis allen Ansprüchen genügt, die ^ man an eine Tageszeitung stellt, ein Blatt, das in einer politischen Uebersicht und einer Wochen-Rund- schau rasch, kurz und populär über die politischen Ereignisse berichtet, das alle Vorgänge auf dem Welttheater, aus Stadt und Land mit Hilfe des Telephons, Telegraphen und eines Stabes von Mitarbeitern den Lesern vermittelt, das in seinem wirtschaftlichen Teil alle Bedürfnisse berücksichtigt und der Unterhaltung und Belehrung ausgedehnte und sorgsamste Pflege angedeihen läßt, der abonniere den
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K. Hbercrrnt Wagokd.
Bekanntmachung, betr. die Hühnerpest.
In Haiterbach ist in 11 Gehöften die Hühnerpest ausgebrochen.
Nagold, den 15. Juni 1911.
Amtmann Mayer.
Politische Uebersicht.
Der Bundesrat hat dem Antrag betreffend die
Erhöhung der Prägemenge der zur Feier des 100jährigen Bestehens der Universität Breslau herzustellenden Reichs- siibermünze, ferner dem Antrag betreffend die Prägung von Dreimarkstücken in Form von Denkmünzen zur Erinnerung an den verstorbenen Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe und dem vom Reichstag angenommenen Entwurf eines Gesetzes betreffend die Taggeldcr, die Fuhrkosten und die Umzugskosten der Kolonialbeamten zugestimmt; ebenso der Vorlage betreffend eine Acnderung der Zuckersteuer-Aus-
sührungsbestimmungen, der Vorlage betreffend die Ausführung des Gesetzes wegen Aenderung des Zündwarensteuergesetzes, der Vorlage betreffend die Leuchtmittelsteuer-Ausführungsbestimmungen, der Vorlage betreffend die Aenderung und Erzänzung der Zündwarensteuer-Ausführungsbestimmungen und der Zündwarenlagerordnung, der Vorlage betreffend die Aenderung der Ausführungsbestimmungen zu § 17 des Weingesetzes und der Vorlage betreffend die weiteren Ausführungsvorschriften zum Gesetz über den Absatz von Kalisalzen.
Den deutschen technischen Bernfsvereinigungen
hat die türkische Regierung aus diplomatischem Weg eine Mitteilung zustellen lassen, in der die deutsche Industrie aufgefordert wird, sich von jetzt ab am internationalen Wettbewerb um die Lieferung von technischen Erzeugnissen an die Türkei mehr als früher zu beteiligen. Die türkische Regierung erklärt sich ausdrücklich bereit, deutsche Erzeugnisse vor anderen zu befürworten, da sie von deren guter Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit überzeugt sei. Außerdem sind die diplomatischen Vertretungen angewiesen, der deutschen Technik bei Erteilung von geschäftlichen Auskünften Und Anbahnung geschäftlicher Verbindungen mit der Türkei in jeder Weise entgegenzukommen. Die türkische Regierung übernimmt vor allen Dingen volle Garantie und bietet jede Sicherheit bei Transporten auf türkischem Gebiet.
In Bayern werden gegen de» Lehrerverein
neuerdings fast täglich Protestver'sammlungen wegen seiner Unbotmäßigkeit gegen die Bischöfe abgehalten. Auch der hohe Adel beteiligt sich an dieser Zentrumsaktion. So erklärte in einer solchen Versammlung in Rosenheim der Reichsrat Gras Arco-Zinneberg, es sei Pflicht eines katholischen Hausvaters, daraus zu achten, daß das Amt eines Iugenderziehers richtig ausgeübt werde, und der Bischof Bettinger in München ließ durch einen Domkapitular sein regstes Interesse versichern mit dem Bemerken, die Bischöfe hätten dafür zu sorgen, daß die katholische Kirche rein sei und bleibe. Selbst in den Kirchen wird jetzt ganz offiziell für die Bekehrung der Lehrer gebetet.
Im Wehrausschuß des ungarischen Abgeordnetenhauses antwortete Ministerpräsident Graf Khüen auf eine Obstruktionsankündigung der Opposition im Hinblick aus die Wehrvorlagen mit einer sehr entschiedenen Androhung der Auflösung des Hauses. Die Wirkung war ein schneller Rückzug der Opposition.
In der französischen Kammer erklärte Ackerbauminister Pams auf eine Anfrage, die Regierung habe Maßregeln getroffen, um zu verhindern, daß im Aubegebiet Fahnen fremder Länder und anrifranzösische Inschristen angebracht würden. Es handle sich übrigens nur um vereinzelte Fälle.
Das neue belgische Kabinett hat sich endlich
gebildet. Außer dem Ministerpräsidenten de Broqueoille gehören ihm 5 Mitglieder des bisherigen Kabinetts an. Neu eingetreten sind vier Mitglieder.
Nach Meldungen aus Portugal erhielte«
sämtliche Militärschüler sowie zu Studienzwecken beurlaubte Kadetten den Befehl, sich sofort bei ihren Regimentern zu melden. Ausbleibende werden als Deserteure betrachtet.
Aus Mexiko wird der „Köln. Ztg." gemeldet, daß General Reyes die Präsidentschaftskandidatur endgültig abgelehnt hat. Damit ist die politische Lage geklärt und die aufregenden Wahlkämpfe werden vermieden. General Reyes war der einzige gewesen, der Wahlaussichten gegen Madero gehabt hätte. Die Ablöhnung und Entlassung der Aufständischen mache gute Fortschritte.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 16. Juni 1911.
r Das Kriegervereinswese» in Württemberg.
Nach dem vom Präsidium des Württ. Kriegerbundes herausgegebenen Geschäfts- und Rechenschaftsbericht für das Jahr 1910 hat sich das Kriegeroereinswesen im Berichtsjahr stetig weiter entwickelt. Der Württ. Kriegerbund hatte im Jahre 1910 einen Zuwachs von 22 Bundesvereinen mit 3004 aktiven Mitgliedern, 25 Einzelmitgliedern und 3 Ehrenmitgliedern zu verzeichnen. Der Mitgliederstand betrug Ende 1910 1891 Bundesoereine mit 114010 aktiven Mitgliedern, 447 aktive Einzelmitglieder und 10 Ehrenmitglieder. Das Vermögen des Bundes belief sich am 31. Dezember 1910 auf 538 744.51 ^ und hat sich im Berichtsjahr um 11462.18 Mark vermehrt. Die Beteranenstiftung König-Wilhelm-Trost betrug noch 213 738.01 An Unterstützungen wurden im Jahre 1910 aus den verschiedenen, Kassen des Bundes 63 754 ^ und aus der Beteranenstiftung König-Wilhelm- Trost weitere 30420 ^ verabreicht. Die Gesamtsumme aller Unterstützungen belief sich hiernach auf 94174 ^ gegen 91341 ^ im Vorjahr. Hierin nicht eingeschlossen sind die Leistungen der einzelnen Bezirksverbände und Bundesvereine für Krankenunterstützungen, Sterbegelder und Beerdigungskosten, die zusammen sich auf mehr als 200000 ^ belaufen, so daß der Gesamtbetrag der vom Württ. Kriegerbund und seinen Organisationen im Jahre 1910 für die Zwecke der Wohlfahrtspflege aufgewandten Leistungen auf rund 300 000 Mark zu veranschlagen ist. Höhepunkte des Bereinslebens bildeten im Jahre 1910 die Einweihung des vom Württ. Kriegerbund auf Markung der Gemeinde Champigny zum Gedächtnis der am 30. November und 2. Dezember 1870 gefallenen Württemberger errichteten Champignydenkmal am am 11. Oktober 1910 und der Beteranenappell, den der König zur Erinnerung an die Tage von Champigny-Billiers am 4. Dezember 1910 über mehr als 10000 Veteranen in Stuttgart abhielt. An dem 20. Bundestag, der am 4.-6. Juni 1910 in Ludwigsburg stattsand, nahmen über 17000 alte Soldaten teil. Die Dank- und Anerkennungsurkunde für 25jährige ununterbrochene Wirksamkeit als Vorstand oder Mitglied der Borstandschaft eines Bundes-
Mim Hmd, meine M« M die Renstmiidche».
Eine Geschichte aus dem ersten Ehemonat.
Heute ist der 23. Mai. Am 15. April haben wir geheiratet, am 30. April unser neues Heim bezogen, und am 1. Mai hat meine junge Frau das erste Dienstmädchen engagiert. Bei dem Engagementsabschluß war ich nicht zugegen. Erst nachher wurde ich zugezogen. Meine Frau kam nämlich in mein Arbeitszimmer und sagte:
„Fritz, ich habe die Marie engagiert. Komm heraus!"
„Ja", sagte ich, „aber was soll ich noch?"
„Nun, es gehört sich doch, daß Du ihr die Hand gibst."
Da ging ich hinaus und gab der Marie die Hand.
Am 5. Mai ging die Marie wieder fort. Infolge gütlicher Vereinbarung mit meiner Frau. Meine Frau streitet nämlich nicht gern. Sie kam in mein Zimmer und sagte:
„Fritz, komm heraus."
„Was soll ich?"
„Die Marie geht fort, gib ihr die Hand."
„Ja, warum denn?"
„Ach, Fritz, weißt Du, damit man in Frieden auseinanderkommt."
Da ging ich hinaus und gab der Marie die Hand.
Am gleichen Tage, gegen Abend, kam das neue Mädchen. Cenzi hieß sie. Ich machte selbst die Türe auf.
„Sie wünschen?" sagte ich.
„Ich g'hör daher!" sagte sie.
Darauf gab ich ihr die Hand. Meine Frau sah es und war sehr zufrieden mit mir.
„Siehst Du," sagte sie, „das macht gleich einen guten Eindruck auf die Mädchen. Da bleiben sie."
Am 10. Mai war es wieder vorbei. Es gab ein ganzes Bündel von Gründen dafür, warum die Cenzi wieder ging. Sie weinte in der Küche.
„Fritz." sagte meine Frau, „geh in die Küche und gib ihr noch die Hand!"
Da ging ich in die Küche und gab der Cenzi die Hand.
Am 11. Mai trat die Johanna ein. Sie war sehr resolut und hatte eine Riesenhand. Es war schon mehr eine Tatze. Ich sah unschlüssig zwischen meiner Frau und der Tatze hin und her.
„Na," sagte meine Frau ermunternd.
Da gab ich auch der Johanna die Hand. Ich Hab es einen und einen halben Tag lang gespürt.
Dann brach eine Schonzeit an für meine Hand, die bis gestern gedauert har. Gestern, am 22. Mai, erklärte mir meine Frau, die Johanna müßte unbedingt fort. Sie sei zu herrisch. Sie, meine kleine Frau, getraue sich schon gar nicht mehr in die Küche.
„Hm," sagte ich und meine Hand zuckte, „in Gottes Namen, dann kündige ihr halt."
„Ich?" sagte meine Frau, „das geht doch Dich an."
„Mich?"
„Ja. wen denn sonst? Du bist doch der Herr im Hause, nicht?"
„Gewiß, gewiß," sagte ich, „aber ..."
„Na, Du wirst doch keine Angst haben?"
„Nein, das nicht, aber . . ."
„Na also, geh hinaus. Ich räume inzwischen Deinen Schreibtisch hier auf." Der Schreibtisch war schon aufgeräumt. Aber es kann nie schaden, wenn ein Schreibtisch zweimal aufgeräumt wird.
Also ging ich hinaus. Ganz allein hinaus und gab der Johanna die Hand. Es war sehr schmerzhaft, und die Johanna sah mich erstaunt an. Dann ging ich wieder in mein Zimmer. Dort hatte meine Frau das Tintenfaß umgeworfen. Sie schien sehr aufgeregt.
„Nun?" sagte sie, „was hat sie gesagt?"
„Gesagt? Nichts."
„Das wundert mich aber."
Gegen Abend sagte meine Frau:
„Denke Dir, Fritz, sie macht noch gar keine Anstalten. Noch nicht einmal ihren Koffer hat sie gepackt."
„Wer?"
„Die Johanna natürlich."
„Hm," sagte ich, „merkwürdig, sehr merkwürdig."
„Du hast ihr doch gesagt, daß sie gleich gehen kann, nicht?"
„Ich habe ihr die Hand gegeben," sagte ich. „Wie immer," fügte ich hinzu. „Vielleicht hat sie es nicht ganz verstanden."
Darauf sagte meine Frau ganz unvermittelt:
„Fritz, Du bist ein . . ." Hier verwendete sie ein Wort, das sie vor der Ehe nie gebraucht hatte.
„Bitte," sagte ich, „ich habe noch nie anders gekündigt hier, als indem ich die Hand gab."
Darauf schoß meine Frau in die Küche, und es war ein großer Skandal.