Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 >«, mit Träger­lohn 1.20^, im Bczirks- und IO Lm.-Verkehr 1.25 -et, im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

Fernsprecher Nr. 29. 86. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

W- M ßr dkl WkMs-KM Nagold.

Anzeigen-Gebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

Donnerstag, den 15. Juni

1911

Bestellungen auf den Gesellschafter für das 3. Vierteljahr können jetzt schon gemacht werden.

Amtliches.

K. ev. Bezirksschulamt Altensteig-Dorf.

An die Ortsschulräte des Bezirks.

Vom 28. August ds. Is. ab findet in Stuttgart ein 7 Wochen dauernder Kurs zur Ausbildung ländlicher Hand­arbeitslehrerinnen statt.

Da die Neuordnung des Handarbeitsunterrichts überall, auch in den kleinsten Gemeinden, ausgebildete Lehrerinnen vei langt und da noch 10 Gemeinden des Bezirks, also ein schwaches Drittel, solcher Lehrerinnen ermangelt, so wird dringend zu Meldungen für diesen Kurs aufgefordert. Die Meldungen müssen bis 1. Juli hier vorgelegt sein. Dabei wi'd folgendes bemerkt:

1. Zugelassen werden in erster Linie solche Bewerberinnen, weiche schon Handarbeitslehrerinnen sind oder dafür in Aussicht genommen sind.

2. Die Bewerberinnen müssen gesund und mindestens 17 Jahre alt sein.

3. Die Gemeinde, für deren Schule die Bewerberin aus­gebildet werden soll, hat zu den Unkosten ein Drittel, nämlich 40 -H beantragen, auch die Reisekosten für die Teilnehmerinnen zu bezahlen.

4. Für Wohnung und Verköstigung der Teilnehmerinnen, sowie für die Arbeitsmittel wird seitens des Obcrschul- rats gesorgt.

5. Wer für den in Rede stehenden Kurs nicht mehr zu­gelassen werden kann, wird ohne weiteres für den ersten Kurs des nächsten Jahres vorgsmerkt und seiner­zeit einberusen, ist aber an seine Meldung im nächsten Jahr nicht gebunden.

0. In den Meldungen ist anzugeben: Name, Alter (Ge­burtstag), Familienstand, Gesundheitszustand, Zusage der Gemeinde wegen des Beitrags.

Altensteig-Dors, 13. Juni 1911. Schott.

Württembergischer Landtag.

Die Beamtenaufbesserung vor dem Landtag, p Stuttgart, 14. Juni. In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde die allgemeine Erörterung der Beamtengehaltsvorlage fortgesetzt. Es sprach je ein Redner der verschiedenen Fraktionen, vom Zentrum der Abg. v. Kiene, von der Bolkspartei der Abg. Eisele, von den Nationallibecalen der Abg. Baumann, von der So­zialdemokratie der Abg. Keil und von den Konservativen der Abg. Kraut. Sämtliche Redner erklärten im Namen ihrer Fraktionen, daß sie im allgemeinen der Vorlage nach den Beschlüssen, der Finanzkommission zustimmen, eine Tat­sache, die Finanzminister v. Geßler mit besonderer Freude konstruierte, wobei er nicht unterließ, zu bemerken, daß es ohne eine Verbesserung der Einnahmen der Eisenbahnver- waltrmg kaum möglich gewesen wäre, eine Deckung für den Bedarf zu beschaffen. Mit derselben Freude wie der Finanzmimster konnie auch der Abg. Liesching, der als Berichterstatter des Finanzausschusses ein ehrlich Stück Ar­beit hinter sich hat, konstatieren, daß es gelungen sei, die sämtlichen Fraktionen sozusagen unter einen Hut zu bringen und mit lebhaftem Beifall wurde seine Bemerkung ausge­nommen, daß es eine Kammer ist, die aus dem gleichen allgemeinen und direkten Wahlrecht hervorging, die eine solche staaiserhaltende Aufgabe einmütig und geschlossen zum Wohle des Staatswesens erledigt habe. Allerdings klang aus den Reden mancher Abgeordneten noch der eine oder andere Wunsch hervor, der vielleicht noch hätte erfüllt werden können; so erklärte Vizepräsident o. Kiene im Namen des Zentrums, daß seine Partei versuchen werde, die Wiederherstellung der Regierungsvorlage bezüglich der Gehalte der katholischen Geistlichen, bei denen der Finanz­ausschuß den Betrag von 20000 -H gestrichen hatte, zu veranlassen. Präsident von Payer teilte dann mit, die Fraktionen hätten sich dahin geeinigt, daß bei der Gehalts­ordnung der Staatsdiener im engeren Sinn keine Anträge gestellt werden sollen, daß die Beratungen abschnittweise nach einzelnen Abteilungen vorgenommen werden sollen und daß nur eine Abstimmung erfolgen soll. Es wurde dann in die Einzelberatung eingetreten und nach der Be­gründung der Anträge des Ausschusses zu Abteilung I durch den Abg. Liesching die Verhandlung abgebrochen. Nächste Sitzung Freitag 3 Uhr.

Tages-Nerügkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 15. Juni 1911.

* Vom Rathaus. Mitgeteilt wird, daß das Bau­gesuch des HeimsPilgerruhe" zur Erstellung einer Baracke die Genehmigung des K. Oberamts erhielt, ferner die Stadt­gemeinde die Genehmigung der K. Straßenbauinspektion zum Nachgraben einer Quelle beim Militär-Genesungsheim.

Genehmigt wird das Baugesuch von Schreinermeister Günther zur Erstellung eines Werkstattgebäudes. Vor­gelegt wird vom Stadtbauamt der Plan und Kostenvoran­schlag zur Kanalisation der Leonhardstraße mit einem Ge­samtaufwand von 5045 -H. Der Plan re. wird zur Einsichtnahme im Stadtbauamt aufgelegt und die Arbeiten im .Gesellschafter" ausgeschrieben; ferner werden in dieser Zeitung und imSchwarzwälder-Boten" ausgeschrieben die Ipser-, Flaschner- und Schmiedarbeiten zum Schulhausbau.

Zur Sprache kommt, daß die Tröge des Rathausbrunnens und des andern Brunnens in der Marktstraße trotz gründ­licher Reinigung sofort wieder einen grünen Schmutzüberzug aufweisen. Beschlossen wird wegen eines Mittels zur Be­seitigung des Nebels den betr. Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Mitgeteilt wird, daß vom 21.23. Juni die Stadtgemeinde mit Einquartierung belegt wird, durch das Telegraphenbataillon Nr. 4 aus Karlsruhe. Erlöst wurden für lOO Wellen durchschnittlich 9.43 -H. Ver­pachtet wurden der Grasertrag an Feldwegen im Bereinig­ungsgebiet aut 3 Jahre zu 24 -H 80 der Grasertrag im Wald zu m -H, eine Wiese bei Oberkirch 20 ar 60 qw zu 33 -H; vergeben wurde das Sägen und Spalten von Scheitern und Prügel zu 1 -H bezw. 80 ^ und 74 verakkordiert wurde das Mähen, Dörren und Einschaffen des städtischen Grasertrags zu 4 -H 50 ^ bezw. 2 -H 50 /H.

* Fronleichnam. Unsere katholischen Mitbürger feiern heute das hohe Fest des Fronleichnam (d. i. des Herrn Leib). 2n der kathol. Stadtkirche findet hiezu^Hoch- amt und Prozession statt.

* Die Juninummer der Blätter des Württem- bergischen Schwarzwaldvereins bringt eine Hymne auf das Monbachtal von Hermann Gerstmayer-Stuttgart; in die Südvogesen führt uns eine Herbstwanderung von Hugo Schäfer in Heiibronn und gerne folgt man den illu­strierten Schilderungen, die eben zeigen, daß jedes Gebirge wieder seine eigenen Reize hat. Es ist verdienstvoll, wenn das Organ eines Wandervereins nicht an den bedeutenden Männern seines Landesgebietes vorübergeht; mit warmer Verehrung wird da über einen schwäbischen Bildhauer und Maler, Ioh. Nep. Meinte! aus Horb, berichtet; von ihm wurden u. a. im Fahre 1849 zwei prächtige gotische Seitenaltäre in die Kirche zu Vollmaringen geliefert. Der eine, ein Marienaltar, enthielt, von Meinte! gemalt, das Oelbild Mariä Verkündigung, der andere sog. Oelberg­altar eine Altartascl, Jesus am Oelberg darstellend. Der Hochaltar war ebenfalls mit einem Meintel'schen Gemälde geschmückt: einem St. Georg mit dem Drachen. Die drei Gemälde wurden nach der Friedhofkapelle (Londorfer Kapelle") verbracht, wo sie heule noch, wie berichtet wird, stark restauriert, neben einem vierten Gemälde Meintels, Mariä Himmelfahrt, zu sehen sind. Es folgen Berichte aus den Bczirksveremen und ein ArtikelAus dem Sommerfahrplan", der die verschiedenen Neuerungen und Verbesseiungen, die für den Schwarzwaldoerkehr beson­ders in Bewacht kommen, kurz znsammengefaßt wiedergibt. Neben den Verbesserungen wird aber auch der Eisenbahn­schmerzen gedacht, über welche von Nagold imSchwarz­wälder Boten", imGesellschafter" und imCalwer Wochenblatt" Klage geführt wurde.

L Kraftwagenverkehr HerreubergNagold Haiterbach. Mit einem Omnibus der Daimler Motor­wagengesellschaft erfolgte gestern nachmittag eins Probefahrt von Herrenberg nach Hailerbach und zurück an der sich 15 Herren darunter die HH. Oberamtsvorstände von Nagold und Herrenberg, die HH. Stadt- und Gcmeindevorstände von Nagold, Hailerbach, Ober- und Unterjettingen, Kuppingen, sowie einige Mitglieder des Bezirksrats und Interessenten beteiligten. Bei der im Rathaussaal in Haiterbach statt- gchablen Besprechung wurde etwa folgendes ausgeführt: Nachdem nun auch die Straße NagoldHaiterbach durch die Bcwalzrmg im Frühjahr in besseren Zustand gebracht wurde, soll zwecks Gewinnung der Unterlagen für eine Rentabilitätsberechnung ein zweimonatlicher Probcbetrieb eingeführt werden. Ein? dreimalige Fahrt zwischen Haiter­bachNagoldHerrenberg und zurück, die nebst einem bei einer im Juni v. F. stattgehabten Besprechung in vorläufiger

Weise festgelegten Fahrplan als notwendig erachtet wurde, ist beibehalten worden. Demnach verkehren die Wagen:

früh

mittags

abends

Haiterbach

ab

5.10

11.30

6.00

Nagold

an

5.40

12.00

6.30

ab

5.50

12.10

6.40

Herrenberg

an

6.45

1.10

7.35

Herrenberg

ab

7.15

2.45

8.45

Nagold

an

8.15

3.45

9.45

ab

8.30

4.30

10.10

Haiterbach

an

9.00

5.00

10.40

Fahrpreise

von

Haiterbach nach Nagold

70 ^>, von Nagold nach Herrenberg -Hl. und für die l^stündige ganze Fahrt von Hsrrenberg nach Haiterbach nur -H 1.60 betragen.

In die Bestreitung des durch den Probebetrieb an­fallenden Defizits, das sich auf etwa -H 2000 belaufen würde, sollen sich die Bezirke Herrenberg mit ^ und Nagold mit 2/g teilen. Nachdem nun die finanzielle Grundlage des Probebetriebs gesichert ist, werden die Versuchsfahrten vom 15. Juli bis 15. September ausgeführt werden und ist im Interesse des Gelingens des Unternehmens eine fleißige Benützung zu hoffen und zu wünschen.

Eine Aenderung des Heeresersatzgeschäftes.

i Stuttgart, 14. Juni. Bekanntlich sind wiederholt Klagen geführt worden über die Kompliziertheit des jetzigen Verfahrens bei der Heeresergänzung. Diese wird zur Zeit von 2 Kommissionen erledigt, der Ersatzkommission, welche eine vorläufige Musterung der Dienstpflichtigen vornimmt und der Oberersatzkommission, welche die endgültige Ein­stellung verfügt. Diese zweimalige Vorstellung ist nicht bloß störend für die berufliche Tätigkeit der Dienstpflichtigen, sondern verursacht auch den beteiligten Zivil- und Militär­behörden eine bedeutende und leicht zu vermeidende Mehr­arbeit und außerdem dem Fiskus erhebliche Mehrkosten. Infolge mehrfacher Anregungen wurde daher im vergangenen Jahre seitens des preußischen Kriegsministeriums Berichte des Generalkommandos bezw. der mit dem Ersatzgeschäft betrauten Dienststellen eingesordert, ob es sich nicht ermög­lichen ließe, das ganze Ersatzgeschäft durch eine einmalige Vorstellung der Dienstpflichtigen in sachgemäßer Weise zu erledigen. Die Angelegenheit ist jetzt soweit gediehen, daß voraussichtlich schon das nächste Heeresergänzungsgeschäst versuchsweise nach einer neuen Vorschrift in dem angedeuteten Sinne vor sich gehen wird.

Die Burgenfahrt.

Stuttgart, 13. Juni. Nachdem die Stadt Heilbronn bereits gestem abend durch die Veranstaltung eines Begrü­ßungsabends, bei dem Oberbürgermeister Dr. Göbel den Gästen ein herzliches Willkommen bot, für das General von Bardeleben freundlichst dankte und verschiedene Chöre von den Gesangvereinen der Stadt zum Dortrag gebracht worden waren, versammelten sich heute früh die Teilnehmer auf dem schmucken, ehrwürdigen Marktplatz. Hier empfing Oberbürgermeister Dr. Göbel seine zahlreichen Gäste und führte sie durch das interessante, an historischen Erinnerungen überreiche Rathaus. Im großen Rathaussaal dankte Prof. Bodo Ebhardt dem liebenswürdigen und sachkundigen Führer für den schönen und herzlichen Empfang. Dann ging es zur Besichtigung der Kilianskirche, wo Dekan Dr. Dopffel die Führung übernahm. Die nächste Station wurde im Hofe des Deutschhauses gemacht, dann ging es an der alten Stadtmauer entlang über den Neckar zum Bahnhof, wo der Sonderzug zur Fahrt nach Neuffen bestiegen wurde. Vorbei an der allen Reichsstadt Eßlingen und Plochingen mit dem alten trauten Kirchlein auf der Höhe, war bald Nürtingen erreicht, wo die Gesellschaft von Stadtschultheiß Baue und einem feinen Rieselregen empfangen wurde. Im Hotel Schöll wurde das Mittagessen eingenommen. Hiebei erfolgte die Begrüßung der Gäste durch Städtschultheiß Baur. Den Dank des Vereins für die freundliche Begrüßung übermittelte Prof. Ebhardt in einer herzlichen Ansprache. Nach einem kurzen Spaziergang durch Nür­tingen fand die Weiterfahrt nach Neuffen statt. Am Fuße des Hohen-Neuffen wurden wir von Stadtschultheiß Nestel bewillkommnet. Oben angelangt, gewahrte man die treuesten Teilnehmer an der Fahrt, das Herzogspaar Ernst Günther von Schleswig-Holstein und den Vater der Herzogin, den Prinzen Philipp von Sachsen-Koburg-Gotha, die stets dos Automobil auf den Fahrten benutzen. Nach einem geschicht­lichen Bortrag des Stadtschultheißen Nestel wurden die kolossalen Trümmer der einst die weite Umgegend beherr­schenden, ehemals so stolzen Veste eingehend besichtigt. Um 6 Uhr erfolgte die Fahrt nach Stuttgart, wo sich die Teilnehmer zu einem zwanglosen Zusammensein im Hotel Marquardt trafen.