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Fernsprecher Nr. 29.

88. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

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Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen,

* Illustr. Sonntagsblatt und

Echwäb. Landwirt.

-U 138

Mittwoch, dm 14. Juni

1SL1

K. Oberamt Nagold.

Aushebung der Militärpflichtigen.

Das diesjährige Aushebungsgeschäft findet am Donners­tag, den 22. Juni und Freilag, den 2:r. Juni ds. Js. je vormittags von 8 Uhr an auf dem Rat­haus in Nagold statt.

Es haben auf dem Rathaus in Nagold zu erscheinen: am Donnerstag, de» 22. Juni d. I. vorm« 7Vs Uhr:

Die als dauernd untauglich erklärten, die zum Land­sturm und zur Ersatzreserve vorgeschlagenen Militärpflichtigen, sowie sämtliche Schneider, insbesondere auch die als tauglich bHeichneten Schneider;

am Freitag, den 2S. Juni d. I. vorm. 7Vs Uhr:

Sämtliche als tauglich bezeichueten Militärpflichtigen mit Ausnahme der schon auf DonnersSag vorgeladenen Schneider, sowie die Reklamierten mii ihren Angehörigen.

Die Ortsvorfteher erhalten die Weisung, die vor die K. Oberersatzkommission zu beordernden Militärpflichtigen, über welche ihnen besondere Verzeichnisse zukommen werden, mit dem Anfügen vorzuladen, daß sie bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen und Rechtsnachteile an den genannten Tagen vormittags ?Vs Ahr aus dem Rathaus in Nagold zu ri scheinen haben. Auch sind die Militärpflichtigen aus die Bestimmungen der Wchrordnung KZ 65 Z. 3, 71 Z. 7 und 72 Z. 3 aufmerksam zu machen, wonach Versuche Militärpflichtiger zur Täuschung gerichtlich bestraft werden, die Entscheidungen der K. Oberersatzkommission endgültig sind und jeder in den Grundlisten des Aushebungsbezirks emhaltene Militärpflichtige berechtigt ist, im Aushebungster­min zu erscheinen und der Oberersatzkommission etwaige Anliegen voxzutragen.

Ferner haben die Ortsvorsteher daraus hinzuwirken, daß die Militärpflichtigen mit reingewaschenem Körper und reiner Wäsche erscheinen. Diejenigen Militärpflichtigen, welche an Schwerhörigkeit zu leiden behaupten, haben das Innere der Ohren gründlich zu reinigen, um eme Unter­suchung derselben zu ermöglichen.

Ortskundige Fehler der Militärpflichtigen (geistige Be­schränktheit, Epilepsie rc) sind soweit solche nichr schon bei der Musterung zur Sprache gebracht wurden vor der Aushebung dem Oberamt anzuzeigen. Bei Schwer­hörigen, Nsroenleidenden, Stotterern, Geisteskranken oder Taubstummen verlangt die 5?. Oberersatzkommission Vorlage von ärztlichen Zeugnissen.

Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß Familien­verhältnisse halber ein Militärpflichtiger niemals zum Train bestimmt wird und daher derartige Gesuche wertlos sind.

Die Eröffnungsurkunden über die Vorladung der Mili­tärpflichtigen sind unter Anschluß der Losungsscheine spätestens bis 1». Juni b. I. hieher vorzulegen. lieber sämtliche vorhandenen Schneider (tauglich und nicht tauglich) sind Arbeitszeugnisse anher vorzulegen.

Militärpflichtige, welche sich auswärts ar.shalten, dürfen nicht von anderen Bezirken hieher zur Aushebung berufen werden, sind vielmehr zu belehren, daß sie sich am Orte

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(Schluß.)

In der Regenzeit freilich ändert sich dieses Bild voll­ständig. Lang anhaltende Regen fallen, der Nil überschwemmt weit das Land, und landwärts entstehen große Tümpel und Regenbäche. Wo bisher Dürre und Trockenheit war, wo die Landschaft sich in totem Gelb, Braun oder Schwarz präsentierte, ist plötzlich alles grün, da sproßt eine wunder­bare Vegetation. Ein neues, freilich nur kurzes Leben wunderbarer tropischer Schönheit tritt an die Stelle von Dürre und Trockenheit. Sind dann die letzten Regen ge­fallen, so verdunstet alle Feuchtigkeit ungeheuer schnell, und bald liegt das ganze Land wieder in der alten Dürre uud Trockenheit da. Wie in der Regenzeit alles Wild naturge­mäß landwärts gedrängt wird, so begibt es sich mit zu­nehmender Trockenheit wieder mehr zum Flusse zurück, stellenweise bis hart ans Ufer. Die Tierwelt, um auch von ihr einige Worte zu sagen, ist hier so manigfaltig, so groß­artig, daß des wirklichen Tierfreundes Entzücken kein Ende nimmt. So arm das landschaftliche Bild, so überaus reich sind die Kreaturen, die diesem Bilde Leben geben, an erster Stelle die Bogelwelt. Zu Tausenden und aber Tausenden beleben Vögel die Ufer, das Gras und Schilf, den Fluß. In unzähligen Mengen alle Arten Kraniche, vom größten Riesen- bis zum kleinsten weißen Kuhreiher. Unendliche

ihres dauernden (nicht bloß vorübergehenden) Aufenthalts zur Stammrolle anzumelden und zur Aushebung zu stellen haben.

Sodann haben die Ortsvorsteher darauf zu achten, daß keine Scheinverzüge Vorkommen. Bei denjenigen Militärpflichtigen, welche vor der Aushebung sich wieder nach Hause begeben, ist sich daher zu vergewissern, ob sie nicht in der Absicht gekommen sind, um an der Aushebung tellzunehmen und alsdann wieder an ihren früheren Ort zurückzukehren. Es ist daher von jetzt an bei jeder Neu­meldung zu berichten, ob nicht ein Scheinverzug des Militär­pflichtigen oorliegt.

Von der Beiziehung der Ortsoorsteher zum Ausheb­ungsgeschäft wird auch Heuer abgesehen.

Endlich werden die Ortsoorsteher beauftragt, die Stammrollen pro 1SVS, 1S1V und 1S11 nebst den Beilagen zum Zweck der Prüfung durch den Zivilvorsitzen­den der K. Oberersatzkommission zuverlässig bis 18. Juni d. I. an das Oberamt einzusenden.

Sollten in neuerer Zeit Strafen gegen Militär­pflichtige anerkannt worden sein, so wären solche in den Stammrollen nachzulragen, und dem Oberamt in beson­derem Bericht sofort anzuzeigen.

Den 1. Juni 1911. Kommerell.

Politische Ueberficht.

Der Durchführung der Reichsversicherungs­ordnung dienen Beratungen, die am 20. d. M. im Reichs­amt des Innern zwischen den Referenten der sozialpolitischen Abteilung und den Ministenalresercmen sämtlicher Bundes­regierungen beginnen. Sie beziehen sich auf die Organisation der neuen Versicherungsbehörden und ihre Angliederung an die Landesbehörden, ferner wird es sich um die Aufstellung gemeinsamer Grundsätze für die Neuorganisation der Kranken­kassen, die Abgrenzung der Bezirke für die einzelnen Kassen, Orts- und Landkrankcnkassen handeln. Außerdem steht eine ganze Reihe von Einzeifragen zur Erörterung, wie beispielsweise die Regelung des Verhättniswahlverfahrsns, die Festsetzung der ortsüblichen Taglöhne usw. Auch die Ausgabe neuer Marken und Quittungskarten für die Invali- dititts- und Hinterbliebenenocrsicherung dürfte erörtert werden.

Der Wert der Einfuhr im deutschen Wirt­schaftsgebiet betrug 1910 ohne Edelmetalle 8934 Millionen Mark gegen 8520 Millionen im Vorjahr. Der Wert der eingesührten Edelmetalle betrug 376 Millionen gegen 340 im Vorjahr. Der Wert der Ausfuhr ohne Edelmetalle be­trug 7475 Millionen gegen 6592 im Vorjahr, der Wert der ausgeführten Edelmetalle 169 Millionen gegen 266. Der Gesamtwert einschließlich Edelmetalle übertraf den von 1909 in der Einfuhr um 450 Millionen und in der Aus­fuhr um 785 Millionen.

Die italienische Regierung hat im Kamps nm

das Lebensversicherungs-Monopol bereits den ersten Sieg errungen. Bei der Kommissionswahl wurden acht Regie- rungskandidoten und nur ein Gegner des Monopols zur

Flüge Nil-, Sporen- und andere Gänse und Enten. Viel­artige Stmndlüufer trippeln hart am Ufer im seichten Wasser herum. Darüber schwirrt der schöne schwarzweiße Grau- sischer. Senkrecht hält er plötzlich den Schnabel nach unten, und blitzschnell taucht er zu Wasser. Große wie kleine Schlangentzalsvögel sitzen im Schilf, mit ausgebrciteten Flügeln sich sonnend. Da hockt einer in gleicher Position auf einer kaum metergroßcn schwimmenden Grasinsel und läßt sich mit dieser rreiben. Stolz und erhaben thront oben aus dürrem Ast oder Baum der schöne weißhalsige Schrei- seeodler. Geier und andere große Raubvögel Kreisen in den Lüsten. In schier unglaublichen Mengen fliegen kleine Finken über den Fluß, so pfeilschnell, daß man Kanin er­kennen kann, was es eigentlich ist. Wunderbar rot gefärbte Bienenfrcsser sitzen in geschlossenen Gruppen in Sträuchern und Bäumen. Und dann die anderen Tiere alle, die am Flusse leben. Wo eine kleine, schilsleere Uferstelle ist oder eine kaum wahrnehmbare Sandbank, da entdeckt das ge­schulte Auge etwas Graues; der ungeübte Blick hält es wohl für geborstene, schlammbedeckte alte Baumstämme und Aefte, so unbeweglich wie diese liegen sic da die Kroko­dile, vom vier bis fünf Meter langen bis zum allerkleinsten. Ein ganz alter Herr hat seinen unheimlich langen Rachen direkt gen Osten gestreckt und läßt sich die warme Morgcn- sonne in ihn hineinscheinen. So lang, wie er ist, sitzt auf seinem bemoosten Rücken, hart aneinandcrgedrängt, eine ganze Reihe kleiner brauner Enten, den Kopf alle nach einer Richtung gewendet. Wüßte man nicht, daß ec all diese Burschen zu seinem geselligen Leben auf der Sandbank braucht,

Borberatung der Vorlage gewählt. Am Freitag brachte Ministerpräsident Giolitti die Vorlage über die Wahlresorm in der Kammer ein. Das Wahlrecht wird allen Bürgern gewährt, die ein Alter von 30 Jahren erreicht oder Militär­dienste geleistet haben, selbst wenn sie nicht lesen und schreiben können. Das Wahlrecht kann so als . ein allge­meines betrachtet werden, da die Mehrzahl der Bürger Wähler ist. Auf Grund des neuen Gesetzes wird die Zahl der Wähler auf 7 701000 berechnet, das heißt 82 Prozent aller großjährigen Männer und 22 Prozent der Gesamt­bevölkerung, somit eine Vermehrung der Wähler um 3 642000 gegenüber dem alten Gesetz. Eingeführt wird ferner von der nächsten Legislaturperiode ab eine jährliche Entschädigung der Abgeordneten von 6000 Frank.

Der Bildung eines neuen belgische» Kabinetts stellen sich erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Sie scheinen vor allem in der merkwürdigen Spaltung der klerikalen Partei zu liegen, die in Wirklichkeit besteht, obwohl die überwiegende Mehrzahl der Kammermitglieder am Donners­tag nach dem Rücktritt Schollaerts sich mit diesem solidarisch erklärte. Der König ist bestrebt, in den ihm gezogenen Grenzen Einfluß auf die Zusammensetzung des Kabinetts zu gewinnen. Er zeigt dadurch, daß er gewillt ist, so weit als möglich auf die künftige Gestaltung der politischen Ver­hältnisse des Landes einzuwirken, und diese Tatsache kann auch für die großen politischen Ereignisse, die Belgien wohl im nächsten Jahr bevorstehen, bedeutsam werden. Der Kolonialrat hat ein Dekret genehmigt, das einer deutschen Kapitalistengruppe im Katanga für 200000 Hektar Land bis 1915 Schürsungsrechte gewährt.

Württembergischer Landtag.

p Stuttgart, 13. Juni. In der heutigen Nachmittags­sitzung der Zweiten Kammer berichtete der Abg. Lie- sching über die Anträge des Finanzausschusses zu dem Entwurf der Gehaltsordnung der Staatsdiener. Der Ausschuß habe einmütig die Notwendigkeit der Auf­besserung bejaht; allerdings sei die jährliche Belastung des Etats mit 10 Millionen Mark recht erheblich. Der Aus­schuß sei sich seiner schweren Aufgabe und seiner schweren Verantwortung den Beamten und dem Lande gegenüber bewußt gewesen; er habe sich bemüht, das richtige zu treffen. Wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden konnten, so sei das lediglich auf den Mangel an Mitteln zurückzuführen. Der Redner begründete schließlich einen Antrag des Finanzaus­schusses, die Regierung möge in Erwägung cinireten, ob die bestimmten Grundsätze für die Gehallsvorrückung nach Dienstaltersstufen im Wege eines Besoldungsgesetzes verabschiedet werden sotten. Zum Schluß richtete der Redner an die Beamten die Bitte, sie möchten hinsichtlich der Be­urteilung der Ausbesserungen den schwierigen Verhältnissen unter denen die Vorlage zu Stande kam Rechnung tragen. Ministerpräsident Dr. ö. Weizsäcker erklärte hierauf, daß auch die Regierung die Verantwortung für die Gehaltsvor­lage in vollem Maße übernehme. Die Regierung werde andererseits in mancher Hinsicht von einer Verantwortung

so könnte man beim Anblick solcher Situation glauben, der nächste Augenblick sähe all die Enten vom Riesentier ver­schlungen. Aber nein, es schnappt nicht zu, selbst daun nicht, wenn ein Kiebitz sich erdreist, in seinem Rachen seinen Ap­petit zu stillen; denn hätte das Krokodil in einem solchem Falle die Gewohnheit des Zuschnappens, so gäbe es eben nicht das gesellige Zusammenleben, wie man es hier zu sehen Gelegenheit hat. Auch Großwild kommt in manchen Gegen­den des Landes zahlreich vor; so sah man häufig Wasser­böcke und Weißohrantilopen.

Ein mannigfaltiges, farbiges Bild bietet ein großes Rudel Weißohrantilopen in offener Ebene. Die Böcke vom schönsten Orangeocker bis zum tiefsten Blauschwarz. Je älter, desto schwärzer werden diese Tiere. Der Bock, an Größe ein Mittelding zwischen unserem Rot- und Damhirsch, ist schön gebaut und trägt sich stolz. Ferner gibt es die große Rvan- oder Pferdcantilope, Hartebeest, Tiang in zum Teil recht großen Rudeln. Große und kleine Gazellen, Ducker stehen mehr vereinzelt im lichten Baumbestände.

An Dickhäutern fehlt der Elefant nichl. Je nach der Gegend trifft man viele Giraffen, Büffel und Strauße. Also ein weidgerechter Jäger kommt hier schon auf feine Kosten. Dafür, daß nichtgeaast" wird, sorgt das Gesetz. Es gibt absolut gesperrte Reservate, wo überhaupt nicht geschossen werden darf, und andere, wo die Jagd zwar erlaubt, aber die Zahl der abzuschießenden Stücke genau festgelegt ist. Jedes Mehr oder andere Uebertretungen werden unnach- sichtlich bestraft. Löwen und Leoparden sind auch vorhanden, erfordern aber zur Erlegung Ausdauer und besonders Zeit.

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