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Fernsprecher Nr. 29. 85. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

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Beilagen. Plauderstübchen, Iliustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

Montag, dm 12. Juni

des Reichsgedankens bewährt. Aus warmem Herzen bringen im Verein mit den Söhnen des Bayernlandes die Deutschen aller Stämme dem ehrwürdigen Fürsten aus dem Hause Wittelsbach zum morgigen Tage ihre Glückwünsche dar.

p Behufs Erörterung der deutsch-japanischen Handelsbeziehungen ist der Wirtschaftliche Ausschuß auf den 13. Juni einberusen worden.

Dem Pfarrer Jatho ist jetzt doch noch die Einsicht in die Akten zugesagt worden unter der Bedingung, daß die Einsichtnahme so zeitig erfolgt, daß die Akten vor der Verhandlung den Mitgliedern des Spruchkollegiums zur Verfügung stehen.

Trotz der Erklärung der holländischen Regier­ung, sie lege den größten Wert daraus, daß die Novelle zum Milizgesetz noch im Sommer zu Ende beraten würde, nahm die Kammer den Antrag eines Katholiken an, den Entwurf in dieser Session nicht mehr zu beraten.

In China beginnen die neuen verantwortlichen Ministerien dem Hof bereits Opposition zu machen. Sie bestehen dem Regenten gegenüber aus Einschränkung der diplomatischen und militärischen Vollmachten des General­gouverneurs der Mandschurei. Sie verlangen, daß alle seine Maßnahmen vor ihrer Veröffentlichung mit der Ansicht der Regierung in Peking in Einklang gebracht werden.

Aus Kalkutta berichtet dieKöln. Ztg.", die dortige Presse protestiere scharf gegen die Erteilung der Konzessionen für die Wolfram-Minen im Bezirk Taooy an Deutsche. Eie fordere, daß nur Engländern die Konzession gegeben werde, da die Wolsramerze zur Herstellung des besten Stahls für Panzerplatten notwendig seien. Die Blät­ter fordern die Ungültigkeitserklärung der Konzession.

Wrirttembergischer Landtag.

p Stuttgart, 9. Juni. In der fortgesetzten Beratung des Sportelgesetzes hat die Finanzkommission der Abgeord­netenkammer die Sporteln für Bausachen nach den Sätzen des Entwurfs genehmigt, dagegen die Sportel für die Feuerbestattung abgelehnt. Bei der Nr. 33 (Gesellschafts­verträge) entspann sich in der heutigen Sitzung eine längere Debatte. Es wurde ein Antrag des Berichterstatters Häffner (natl.) angenommen, bei Erhöhung des Grund- und Stamm­kapitals sowie bei der Einforderung von Nachschüssen seitens der Gesellschaften m. b. H. die Sportel nach dem Satze der staatlichen Grundstückumsatzsteuer festzusetzen. Ebenso wurde ein Antrag v. Balz angenommen, der auch bei der Einfor­derung von Nachschriften von Seiten der Gesellschaften m. b. H., den niederen Satz von 1,2 °/g anwenden will, wenn der Betrag der Nachschüsse einschließlich des ursprünglichen Grundkapitals nicht mehr als 100000 ^ beträgt. Da­gegen wurde ein Antrag Elsas, die Bespöttelung der Nach­schüsse bei Gesellschaften m. b. H. abzulehnen, verworfen.

. Bezüglich der Sportel für die offenen Handelsgesellschaften, die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Kolonial­gesellschaften wurde der Antrag des Berichterstatters, den

1911

Satz statt auf Vio auf Vso vom 100 festzusetzen angenom­men. Die gleiche Abänderung wurde bezüglich der Erwerbs­und Wirtschaftsgenossenschasten beschlossen. Weiter wurde ein Antrag Graf-Stuttgart angenommen, der die Befreiung der gemeinnützigen Genossenschaften von der Sportel ver­langt, ebenso ein Antrag Lindemann, wonach die Bespötte­lung einer späteren Erhöhung der Anteile der Genossen­schafter gestrichen wird. Endlich stimmte der Ausschuß noch einem Antrag Staudenmeyer zu, wonach im Falle der Um­wandlung einer G. m. u. H. in eine solche m. b. H. dies sportelfrei bleiben soll. Bei Nr. 39 (Jagdkarten) wurde auf Antrag des Berichterstatters dem Regierungsentwurf zugestimmt, ebenso wurde bei Nr. 40 (Iagdpachtoerträge) der Satz von 2°/o angenommen.

p Stuttgart, 10. Juni. Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer hat seine Beratungen über das Sportel­gesetz heute nicht zu Ende gebracht und wird deshalb am Montag nachmittag nochmals zusammentreten. In der heutigen Sitzung wurden bei Tarifnummer 64 (Schauspiel­unternehmen) die von dem Berichterstatter Häffner vorge- fchlagenen festen Sätze an Stelle der Rahmensätze des Ent­wurfs genehmigt. Zu Nr. 68 (Schuldverschreibungen sauf den Inhaber) beantragte der Berichterstatter eine Herabsetz­ung der Höchstbeträge der Rahmensportel des Regierungs- entwurss und zugleich bezüglich der Befreiung der Schuld­verschreibungen der öffentlichen Körperschaften die Einfügung eines Satzes wonach, soweit die Schuldverschreibungen zur Beschaffung von Mitteln für werbende Anlagen bestimmt sind, für sonstige Schuldverschreibungen ein Sportelansatz nicht stattfindet. Beide Anträge wurden angenommen. Vei Nr. 71 (Staatsangehörigkeit) wurde ein Antrag Lindemann den Sportelsatz auf 20150 statt wie in der Regier­

ungsvorlage vorgesehen 50150 festzusetzen, abgelehnt und ein Antrag Käß, einen Sportelrahmen von 50500 ^ festznsetzen, angenommen. Bei Nr. 76 (Stiftungen) wurde der Antrag des Berichterstatters, den Satz von 2 °/g auf 1 o/o herabzusetzen angenommen, ebenso ein Antrag Elsas, der bei milden und wohltätigen Stiftungen den Satz von 1 o/o auf Vi o/o herabsetzte. Schließlich wurde noch bei Nr. 78 (Tanzerlaubnis) ein Antrag Elsas, die Sportel für eine Tanzunterhaltung je für die Dauer bis zu 24 Stunden aus 350 ^ festzusctzen, angenommen. Bei Nr. 83 des Tarifs wurde abgebrochen.

Tages-Neuigkeiten.

AuS Stadt und Land.

Nagold, 12. Juni 1911.

* Bom Tage. Der gestrige Festtag strahlte bei an­genehmster Temperatur in goldigem Sonnenschein; wie an den vorhergegangenen Festtagen so übte das herrliche Wetter wieder einen mächtigen Antrieb aus zum Reisen und Wandern. Auch unsere Stadt zog viele Fremde an; der Schwarzwald-Bezirks-Berein Horb hatte sich

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Die Manzen des Reiches und der Bundesstaaten.

Berlin, 8. Juni. Das Kaiserliche Statistische Amt veröffentlichte eine Darstellung der Finanzen des Reichs und der deutschen Bundesstaaten. Die Nachweise beziehen sich für die Voranschläge auf das Rechnungsjahr 1910 für die Staatsrechnungen auf das Rechnungsjahr 1908.

Insgesamt betragen die Staatsausgaben nach den Voranschlägen der Bundesstaaten 5 869 Millionen Mark (darunter außerordentlich 263 Millionen), für das Reich 3032 Millionen (darunter außerordentliche 191 Millionen). Die Staatseinnahmen belaufen siel) in de» Bundesstaaten aus 5 852 Millionen, im Reich auf 3 032 Millionen (darunter außerordentliche aus Grundstock-Anleihen und sonstigen Staatsfonds 334 bezw. 191 Millionen).

Unter den ordentlichen Ausgaben und Einnahmen der Bundesstaaten stehen die Erwerbseinkünste mit 2 848 Mil­lionen bezw. 3 742 an erster Stelle. Der Hauptanteil ent­fällt auf die Staatseisenbahnen mit 2082 bezw. 2 718 Millionen. Die ordentlichen Ausgaben und Einnahmen des Reiches an Erwerbsanstalten mit 756 bezw. 872 Mil­lionen entfallen hauptsächlich auf Post und Telegraphen mit 640 bezw. 702 und die Eisenbahnen mit 106 bezw. 122.

Die nächst wichtigste Einnahmequelle bilden Steuer und Zölle. Die Bundesstaaten erhoben an direkten Steuern 726, Aufwandsteuern 108, Verkehrssteucrn 105 und Erb­schaftssteuern 30 Millionen Mark. Dos Reich bezieht aus Zöllen 760, aus Aufwandsteuern 642, Vcrkehrssteuern 203 und aus der Erbschaftssteuer 34 Millionen Mark. Die Bundesstaaten- besitzen an Domänen ein Areal von 770109 Hektar, an Forsten 5056485 Hektar.

Die Staaiseisenbahnen repräsentieren eine Länge von 54003 Kilometer, im Reich 1875 Kilometer und ein An­lagekapital von 15 687, im Reich 810 Millionen Mark.

Die fundierten Staatsschulden beziffern sich zu Beginn des Rechnungsjahres 1910 für die Bundesstaaten auf 14 729, darunter Preußen 8777, Bayern 2166, für das Reich auf 4 557 Millionen Mark. Die schwebenden Schulden betragen insgesamt 1037 Millionen Mark. Sie entfallen in der Hauptsache aus das Reich mit 340 und Preußen mit 645 Millionen Mark.

Politische Ueberficht.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt aus Anlaß

des 25jährigen Regentschaftsjubiläums des Prinzregenten Luitpold von Bayern: Mit 65 Jahren zur Leitung des Bayernlandes berufen, hat Prinzregent Luitpold mit milder, aber fester Hand die Zügel der Regierung geführt. Von den Tagen an, die den Prinzen an der Seite König Wil­helms von Preußen auf blutgetränkter Wahlstatt für die Einigung des deutschen Bolkeswirken sahen, bis zur jüngsten Feier zum Gedächtnis der Errichtung des deutschen Reiches, immer hat sich Prinzregent Luitpold als treuer Förderer

Nit König Friedrich MM «m Sachse« i« die Jagdgcfilde des S«da«.

In der neuesten Nummer der LeipzigerIllustrier­ten Zeitung" (Einzelpreis 1.50 ^k) erstattet der bekannte Tiermaler Wilhelm Kuhnert, der sich mit Genehmigung des Königs von Sachsen im Auftrag dieses Blattes dem Ge­folge anschließen durfte, feinen Bericht über die Iagdexpe- dition König Friedrich Augusts in den Sudan. Auf dem Raum von zwanzig Seiten gibt er eine bildlich und textlich gleich interessante Schilderung dieser fürstlichen Iagdreise, die sowohl den Großwitdjäger als auch den Naturfreund über­haupt fesseln dürfte. Besonderen Wert erhält die Publi­kation durch die große Anzahl der farbig wiedcrgegebenen Bilder; die großen Reize der afrikanischen Landschaft und ihrer Bewohner werden uns hier erst klar. Mit Genehmig­ung der Redaktion derIllustrierten Zeitung" bringen wir Kuhnerts Schilderung des ersten Teils der Nilfahrt.

Nun hieß cs, sich häuslich einrichten auf dem geräum­igen Nildampfer, der den NamenOmdurman" trägt. Leidlich geräumige Einzelkabinen für jeden Herrn und die Dienerschaft. Ein ganz stimmungsvoller Speiseroum. Auf jeder Seite des Dampfers ein mit dem Hauptschiffe festver- trautes Beiboot. Eins mit einer Etage, die, in gleicher Höhe mit dem Mitteldeck des Dampfers und mit Liegestühlen, Tischen und echten Teppichen ausgestattet, für die nächste Woche den Salon darstellen soll. Ein geräumiges Mos­kitohaus, gleichfalls auf dieser Etage, soll vor diesen unan­genehmen Plagegeistern schützen. Darunter in diesem Bei­

boot Arbeits- und Wohnstätten der Präparatoren, der Shi- karis und der farbigen Mannschaften. Das andere Beiboot, aber nur einetagig, wie das erstere mit Wellblech gedeckt, beherbergt auch einen Teil der farbigen Schiffsbesatzung und deren Schmorküche, der eine nicht sehr verführerische, dabei aber recht geschwätzige dunkeläugige Schöne oorsteht. Ferner eine Reihe stattlicher Reitesel, die in erster Linie dazu be­stimmt sind, manche Strapazen besser ertragen zu können (ich besitze auch einen solchen), anderseits wohl aber auch dafür sorgen werden, die liebe Nachtruhe mit ihrem herzer­weichenden Geschrei erheblich zu beeinträchtigen. Major v. Schmalz nnd ich haben den Vorzug, sie auf unserer Seite zu haben. Mich stört das erfreulicherweise nicht allzusehr, denn ich habe einen guten festen Schlaf, und außerdem habe ich die feste Absicht, mich durch einen Esel überhaupt nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Als Mitbewohner in der Eselkabine nimmt eine hervorragende Stelle unsere schmutzig­weiße, mit kleinen braunen Punkten gezeichnete, nicht sehr fette Zebu-Kuh mit ihrem gleichfarbigen Kälbchen ein. Durch ihre Gunst soll dem duftenden Frühkaffee die Milch nicht fehlen. Damit man nicht allzusehr nach den Fleischtöpfen von .Hause sich zurücksehne, beherbergt unser Boot noch zahl­reiche andere Insassen: langohrige Ziegen, fette Hammel und eine stattliche Zahl von Hähnen und Tauben. Man kann sich lebhaft denken, welch ein Stimmengewirr diese Ver­sammlung beim Dämmern am Morgen ergibt, und daß jedes Wecken entbehrlich ist. Geheizt wird der Dampfer mit Holz, das unterwegs an verschiedenen Holzstationen an Bord ge­nommen werden muß.

Die Leitung derOmdurman" liegt einem tüchtigen Kapitän und einem Ingenieur, die beide Engländer sind,

ob. Alle anderen Mannschaften sind Schwarze, die durch­weg einen sehr guten Eindruck machen. Herr Machulka, ein Böhme, wird an der Hand der ortskundigen Shikaris den jagdlichen Teil der Reise leiten. Er ist im Sudan als ethnographischer Sammler und Jäger bekannt und erfahren. Seine schwierige Aufgabe hat er, dies kann jetzt schon ver­raten werden, mit großem Geschick in zufriedenstellender Weife gelöst.

So waren alle Aemter in gute Hände gelegt, und so konnte man es sich wohl sein lassen auf derOmdurman" und ermatten, daß die nun beginnende Nilfahrt recht ange­nehm sein würde.

Se. Majestät der König war von dem Ganzen sehr befriedigt.

Schon am nächsten Morgen wurde ein kleiner Halt gemacht und das User entlang auf Vögel gepirscht. Ein prächtiger Geier und eine Nilgaus waren das erste Iagd- ergebnis.

Am 12. Febr. nachmittags um fünf Uhr langten wir in El Dueim an. El Dueim ist ein interessanter Hafenort am Nil mit einer Ausfuhr von jährlich etwa 130- bis 200000 Zentner Gummi; ferner werden von hier auch noch in großen Mengen Sesam, Durra, Erdnüsse ausgesührt. Ein reges geschäftliches Leben entwickelt sich am User. In un­zähligen großen Ballen liegen die Landeserzeugnisse am Ufer aufgestapelt, viele von ihnen so schwer, daß sie von 8 bis 10 Trägern transportiert werden müssen. Unter fortwähren­dem Singsang geht es von früh zeitig bis zum Abend machmal bis Brusthöhe ins Wasser nach dem Schiffsfahr­zeug. Dazwischen viel Volk. Wasser holende Frauen, Badende, Vieh tränkende Männer. (Forts, folgt.)