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Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger

lohn 1.80 im Bezirks

und 10 Xw.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 MonatLaborincmenrs nach Verhältnis.

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Fernsprecher Nr. 29.

Bekanntmachung des K Medizinalkollegiums,

Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung eines Unterrichtskurses für Fleischbeschaner in Heilbronn.

Im Falle genügender Beteiligung wird in Heilbronn vom 20. Juni d. Is. ab ein Unterrichtskurs für Fleischbe­schauer abgehalten werden (zu vergl. die Bekanntmachung vom 21. Dezember 1910, Staatsanzeiger Nr. 301). Die Anmeldefrist wird bis zum 16. d. Mts. verlängert; die Anmeldungen sind an den Unterrichtsleiter, Stadttierarzt Hohl in Heilbronn zu richten.

Stuttgart, den 7. Juni 1911. Nestle.

Württembergischer Landtag.

st Stuttgart, 8. Juni. Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer hat seine Beratungen über den neuen Sporteltarif fortgesetzt und bei Nummer 1 des Tarifs (Adelssportel) auf Antrag Käß eine Erhöhung der Sportel­sätze angenommen. Bei Nummer 3 (lästige Anlagen) wurde ein Antrag des Berichterstatters Höffnec auf Ermäßigung der Sätze des Entwurfs in Verbindung mit einem Antrag Hill er. wonach auch der Mindestsportelsatz von 6 auf 5 ^ herabgesetzt wird, angenommen. Bei Nr. 5 (Approbations­scheine für Arzte usw.) wurde der Satz des Entwurfs von 10 auf 20 ^ erhöht. Eine längere Debatte rief die Nummer 8 (Automaten) hervor. Eer Berichterstatter Häffner beantragte, an Stelle der vorgeschlagenen Rahmensätze feste Sportelsätze aufzustellen und der Ausschuß schloß sich dieser Auffassung mit 8 gegen 7 Stimmen an.

Tages-Neuigkeiten.

An? Stadt und Land.

Nagold, 9. Juni 1911.

* Bon der Post. Billige Briefe nach Amerika (10 ^ für je 20 g) befördern in nächster Zeit folgende Schiffe:Kronprinzessin Cecilie" ab Bremen 13. Juni, Kronprinz Wilhelm" ab Bremen 20. Juni,George Was­hington" ab Bremen 23. Juni,Kaiser Wilhelm II." ab Bremen 27. Juni,Amerika" ab Hamburg 29. Juni, Kaiser Wilhelm der Große" ab Bremen 4. Juli,Präsident Grant" ab Hamburg 5. Juli,Prinz Friedrich Wilhelm" ab Bremen 8. Juli,Kronprinzessin Cecilie" ab Bremen II. Juli,Präsident Lincoln" ab Hamburg 12. Juli. Postschluß nach Ankunft der Frühzüge. Alle Schiffe außer Präsident Grant" undPräsident Lincoln" sind Schnell­dampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten.

r Herrenberg, 8. Juni. (Meineidig?) Unter dem Verdacht, in einem Prozeß ihre Eidespflicht verletzt zu haben, wurden gestern im Anschluß an ihre Vernehmung zwei Gärtringer Bürger, Brüder, verhaftet. Der Väter wurde auf freiem Fuß gelassen.

Calw, 7. Juni. Gestern wurde die Familie Kaufmann Jung hier durch ein Telegramm aus Berlin in bitteres

Wie Leibl mich gemalt hat.

Von Anton Freiherrn von Perfall.*)

^ . (Schluß.)

Erst beim Stemmger taute er wieder auf.Frisch an­gestochen" war für ihn ein Zauberwort,ein Schweinernes mit Kraut" konnte ihn schwärmen machen. Da war er ganz Genüßling, so spartanisch er sonst im übrigen lebte. Erst dann bei der Pfeife rang sich schwerfällig ein Gespräch los. Lieber sprach er von der Jagd als von der Kunst. Kam er aber einmal darauf, dann schwelgte er auch in seinen Ehrfürchten, oder er brach seiner Entrüstung Bahn über alles Schwächliche, künstlich Ausgebauschte.

Dürer, Holbein, Rubens, Hals, Velasquez waren seine Götter. Für Raphael hatte er kein Verständnis, er war ihm zu weich und vor allem kein Maler. Wir prasselten dann arg zusammen, ich ließ mir mein Iugendideal nicht so rasch rauben, es bestand da irgendein Mangel, und das tat mir weh an dem großen Meister, den ich bei der ersten Begegnung instinktiv in ihm ahnte. Eine gewisse Kunst haßt er aber, alles Frivole, absichtlich auf die Sinne Ge­richtete, da konnte er in heiligen Zorn geraten, ebenso wie er feuerrot werden konnte, wenn in der Gesellschaft eine derbe Anekdote erzählt wurde. Er besaß eine Keuschheit, ohne nur im geringsten prüde zu sein. Ich sehe darin auch den Grund, warum er nie einen weiblichen Akt malen wollte, obwohl er darin einzig Großes geleistet haben müßte.

Kam er zu mir aufs Schloß, interessierte ihn jeder Winkel. Ein echter Bolksmann, war er in seiner innersten Seele

86. Jahrgang.

Irettag, den S. Juni

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigev-Gedlihr für die cinsvatl. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderftübchen, Fllustr. Sonntagsblatt und

Echwäb. Landwirt.

1911

Leid versetzt. Das Telegramm meldete, daß ihr Sohn im Müggelsee ertrunken sei. Weiteres folge. Der Ver­unglückte jhatte s. Z. bei Mechaniker Perrot hier gelernt, er war ein fleißiger Mensch, in seinen Stellungen überall beliebt. Nach einem inzwischen eingetroffenen Brief eines Freundes ist der junge Mann beim Baden verunglückt. An einer tiefen Stelle sei er plötzlich untergesunken. Da er ein guter Schwimmer war, sei nur anzunehmen, daß er an einem Herzschlag verschieden ist.I

Die Tagung der Deutschen Kolonialgesellschaft.

p Stuttgart, 8. Juni. Die Tagung der Deutschen Kolonialgesellschaft wurde gestern abend mit einem Be­grüßungsabend im Stadtgarten eröffnet. In der heutigen Borstandssitzung im Oberen Museum hielt der Präsident der Gesellschaft, Herzog Johann Albrecht von Meck­lenburg, Regent von Braunschweig, eine Ansprache, in der er die anwesenden Gäste begrüßte und mit warmen Worten mehrerer im letzten Jahr gestorbenen Mitglieder der Gesell­schaft gedachte. Weiter bemerkte der Herzog, daß ihm an­läßlich seiner Vermählung eine Spende gewidmet wurde und teilte mit, daß die Satzung für eine aus dieser Spende er­richtete Stiftung die mecklenburgische landesherrliche Geneh­migung gefunden habe. Die anfallenden Zinsen würden nach den Bestimmungen dieser Satzung für koloniale Zwecke verwendet werden. Da der stille Ausbau unserer Kolonien nur zu leicht in den breiten Schichten der Bevölkerung in Vergessenheit geraten lasse, daß in den Abteilungen der Gesellschaft rege Anteilnahme an der Erforschung, Ent­wicklung und Förderung unserer Schutzgebiete herrsche, for­derte der Herzog die Vorstände der Abteilungen auf, in der Werbung nicht nachzulassen.

Nach dem Jahresbericht der Kolonialgesellschast beträgt der Mitgliederstand 39025. Es bestehen 16 Gau­verbände. Der wllrtt. Gauverband umfaßt 18 Abteilungen mit 1263 Mitgliedern. Die Zahl der Abteilungen im In­land beträgt 394, im Ausland 9. Im letzten Jahr wurden im Ganzen 428 Borträge gehalten. Die Wandersammlung kolonialer Erzeugnisse ist bedeutend erweitert worden. Die Zentralauskunftstelle für Auswanderer hat in ihrem 9. Ge­schäftsjahr in 16964 Fällen Auskunft an Auswanderungs­lustige erteilt. Die Zahl der mit Unterstützung der Gesell­schaft nach Deutsch-Südwestafrika Uebergesiedelten hat sich wiederum vermehrt, ebenso die Zahl der weiblichen Ange­stellten und Dienstmädchen, die auf Antrag des Frauen­bundes der Deutschen Kolonialgesellschaft in gleicher Weise unterstützt worden sind. Zur Zeit bestehen 48 Zweigaus­kunftsstellen. Der Voranschlag für das Jahr 1911 schließt mit 333 300 ab; davon stehen zur Förderung der Wohl­fahrt der Schutzgebiete 52500 ^ zur Verfügung.

Zum Tode des Prälaten v. Weitbrecht wird demSchw. M." noch folgendes geschrieben: Der dieser Tage verstorbene Prälat v. Weitbrecht war mein Repetent im Stift zu Tübingen. Aus dieser Zeit erinnere ich mich oft und gern an zwei kleine Vorkommnisse, deren Held Weit­brecht war und die ihn, jedes in seiner Art liebenswürdig charakterisieren. Eines Sonntag nachmittags ging ich mit

doch Aristokrat im besten Sinne des Wortes. Er hatte un- bezwingliche Ehrfurcht vor allem Gefestigten, Erprobten, Bodenwüchsigen, Bauer oder Edelmann, alte Eiche oder verwittertes Gemäuer; den Lebensdilettantismus aber haßte er, der immer mehr aufkam, der in allem Vergangenen nur Schutt und Abraum sah.

Ein alter Perfall in Alongeperücke und reichgestickter Krause hat es ihm angetan.Der weiß, was er will", sagte erund der ihn gemalt hat, auch, wo modert wohl jetzt dem sein Schädel!"

Im Herbst begann er das Bild, das unter dem törichten NamenEin ungleiches Paar" in dem Städtischen Institut hängt, der Fischer Lenz und die Steiningertochter Leibls einzige Liebe heißt es noch. Sie ging aber nicht tief, er verstand von Liebe nicht mehr, als von Raphael. Ein Mann in seiner Blütezeit voll gesunder Sinne, ein kraft­strotzendes Mädchen, ein Gewitter, das sich entladen mußte, das war alles.

Für mich begann die Lehrzeit. Ich kauerte in der Ecke beim Lenz hinter dem Angelgerät, das am Ofen trocknete

und sah ein Meisterwerk entstehen-dann 'und wann

ein Wort aus seinem Munde.Sieh doch", wir waren längst per Du,das Licht in der Wand, es ist zum Verrückt­werden schön. Willst Du Deine Hand ruhig halten, Lenz,

wart, ich will Dir einschlafen, wenn ich male".-

Und diese Delikatesse der Farbe, das gestickte Band auf dem schwarzen Rock, die Filigranarbeit der Halsschließe und die Hand der Rest, diese derbe Arbeitshand und doch die Ueppigkeit des Fleisches.-

einem Freund auf der Straße nach Lustnau zu spazieren; da kam uns Weitbrecht entgegen, von dem wir wußten, daß er eine Stunde nachher zu predigen hatte. Er wohl etwas versonnen und in Gedanken mti seiner Predigt beschäftigt, und so geschah es, daß er zwei Korpsburschen, die vor uns hergingen, nicht genügend auswich, wie diese es von dem kleinen Mann mit dem rosigen Kindergesicht, den sie für einen krassen Fuchs zu halten schienen, erwarten zu dürfen glaubten. Sie stellten ihn mit heftigen Worten zu Rede und leiteten die üblige Kontrahage ein. Wir eilten hinzu, um ihn im Notfall zu schützen. Aber schon war er uns zuvorgekommen; freundlich lächelnd sagte er zu den beiden Herren:Wenn Sie etwas von mir wünschen, so kommen Sie, bitte, in einer Stunde in die Stadtkirche, da habe ich zu predigen; jetzt habe ich für Sie keine Zeit. Ich bin nämlich der Repetent Weitbrecht." Unser schallendes Ge­lächter trug nicht eben dazu bei, die verdutzten Gesichter der beiden streitbaren Jünglinge geistreicher zu machen. Das zweite Erlebnis fällt in den Herbst des Jahres 1866. Ich saß eines Sonntags allein auf der Iägerstube, deren Repe­tent Weitbrecht war, und freute mich der Stille um mich her. Da kam Weitbrecht aus der Kirche zurück, wo Tobias Beck gepredigt hatte, der damals gegen Preußen und seinen König, wie im Kolleg, so auch auf der Kanzel Gift und Galle zu speien pflegte. Kurz darauf betrat Otto Pfleiderer, der mit Weitbrecht besonders befreundet war, dessen Stube und fragte mit seiner lauten Stimme, so daß ich das Ge­spräch mit anhören mußte:Nun, was hat denn Beck heute in der Predigt gewußt?" Schlagfertig erwiderte Weitbrecht: Ach, das kann ich dir kurz sagen: den Empfang von 28 Millionen Preußen bescheinigt Satanas in der Unterwelt." Mein Lachen auf dem Nebenzimmer machte die beiden Repetenten darauf aufmerksam, daß sie ihr Gesicht entweder in ernstere Falten legen oder ihr Gespräch etwas leiser fort­setzen mußten.

p Die Schaffung einer Arbeiterpensionskaffe für die württ. Verkehrsaustaltcn, bezw. die Anfügung einer Abteilung für die Invalidenversicherung an die der Abteilung L der übrigen Arbeiterpensionskasse gleichstehende Zuschußkasse ist wiederholt Gegenstand der Erwägung2bei der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen sowohl als beim K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (Ber­kehrsabteilung) gewesen und erst anläßlich der Stellung­nahme zum Entwurf der Reichsversicherungsordnung im Jahr 1909 wieder aufgegriffen worden, ohne daß jedoch ein endgültiger Entschluß Hiewegen erfolgt wäre dies offen­bar auch deshalb, weil seitens der Beteiligten, der Arbeiter, eine gemeinsame Stellung dazu noch nicht genommen wor­den ist. Wohl ist in einer Denkschrift des Verbandes der württ. Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsunterbeamten über die rechtlichen Verhältnisse der Staatsarbeiter der Wunsch nach einer Vereinheitlichung und Verbesserung der Kranken-, Invaliden-, Alters-, Hinterbliebenen- und Unfallsürsorge durch Schaffung einer zentralen Staatsarbeiter-Kranken- und Pensionskasse ausgesprochen worden, von einer Be­handlung dieser Denkschrift im Landtag hat aber bis jetzt nichts verlautet. Die Botteile, die den Arbeitern durch Er-

Für mich wurde das Bild, das ich Strich für Strich entstehen sah, zur Schule künstlerischen Schaffens. Alle Zwecke klärten sich in mir, die ganze Kraft eines großen Werkes strahlte von ihm auf mich aus.

Es war ein herrliches Zusammenleben. Kunst und Jagd ergänzten sich. Da lernte ich erst die ästhetischen Werte kennen, die in dieser Rückkehr zu den Quellen liegen, in diesem freien Streifen, in diesem Belauschen der heim­lichen Stunden der Natur, in diesen Zwiegesprächen mit Wald und Feld.

Leibl hatte als Jager seine besonderen Liebhabereien. So das Dachspassen im Spätherbst bei Dollmondzeit. Da lag er stundenlang wohlgedeckt vor dem Bau und harrte, den Blick starr auf die Röhre gerichtet, des nächtlichen Wanderers.

Er behauptete, da förmlich gebannt zu sein, und wenn dann das lange schwarz und weiß gezeichnete Köpfchen in der Röhre erschien, vom Mondglast umspielt und dann all­mählich der dicke Zottelpelz erschien, nach allen Seiten win­dend, das sei für ihn die höchste der Spannungen, oder das Horschießen, eine Taucherart mit schneeweißem Brustschild, die er vom Ufer aus mit der Kugel schoß, eine Kunst, auf die er sich mehr einbildete als aus seine ganze Malerei.

Nur eine törichte Eitelkeit hatte der herrliche Mann, die nicht wenig an seinem frühen Ende schuld war, die Kraftmeierei, die von unklugen Freunden noch gepflegt wurde.

Jeder Stein verlockte ihn zum Heben, und wenn kein Stein zur Verfügung war, mußte irgend ein Bursche danz