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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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!ohn 1.20 Im Bezirks
und lg kw.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach 'Verhältnis.
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Fernsprecher Nr. 29. 85. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
Donnerstag, dm 8. Juni
Anzeigen-Gebühr für die einsvült. Zeile aas gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bet einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen. Plauderstübchen,
* Fllustr. Sonntagsblait und
Schwäb. Landwirt.
1911
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Kgl. Oberamt Nagold.
Die Ortsbehörden
werden unter Bezugnahme auf den Erlaß des K. Berwal- tungsrats der Gebäudebrandoersicherungsanstalt vom 11. Mai ds. Is. (Min.-Amtsbl. S. 188) betr. die Einleitung der Iahresschätzung der Gebäude, beauftragt mit den Einleitungen zu der Iahresschätzung der Gebäude und ihrer Zubehörden und der hienach auf den 1. Fanuar 1912 zu vollziehenden jährlichen Aenderung der Feuerversicherungs- büchsr nunmehr zu beginnen.
^ I. Zunächst ist die Schätzung derjenigen Aenderungen '^elnzuleiten, welche sich an Fabrike n oder sonstigen größeren Anwesen, nebst ihren ZubehoriM (namentlich Maschinen) durch Neu- oder Umbauten', durch Neuaufstellnng, Entfernung oder Wertverändernng von Zubehörden seit der letzten Schätzung ergeben haben. Zu diesem Zweck erhalten die Gemeindebehörden unter Hinweisung auf Art. 12 des Gesetzes vom 14. März 1853 und Ziff. 9 Abs. 1—5 des Normal-Erlasses vom 16. März gleichen Jahres (Klumpps neueste Handausgabe Seite 18 >it. o) den Auftrag, die Besitzer van Fabriken oder sonstigen größeren Anwesen zu unverweiiter, unter Berücksichtigung der nachstehenden Bestimmungen (Z. 1 und 2) zu bewerkstelligender Anmeldung der cingeiretenen Aenderungen bei der Ortsbehörde mit dem Anfngen aufzufordein, daß Zubehördcn, welche nicht dem Eigentümer des Gebäudes gehören, in die Versicherung nicht ausgenommen werden sollen, hieraus die Durchsicht der auf Fabriken und ähnliche Gebäude bezüglichen Einträge des Feueroersichernngsbuchs vorznnehmen und von den hienach sich ergebenden Aenderungsanträgen dem Oberamt Anzeige zu machen.
Im einzelnen sind hiebei die folgenden Vorschriften zu beachten: .
1)die der Schätzung zu unterwerfenden Zubehörden (Ma^ schinen, Apparate, Werkbänke, Fachgestelle, Transmissionen, Rohrleitungen u. dergl.) sind abgesondert von den Gebäuden möglichst eingehend (unter Angabe der Gebäude, Stockwerke und Lokale in welchen sie sich befinden, der Stückzahl der Nummern, des Materials, Maßes, bezw. Gewichts und des mutmaßlichen Werts derselben) zu bezeichnen. damit daraus entnommen werden kann, ob zu ihrer Einschätzung die Absendung des Bauinspektors er- 'orderiich ist. Dabei wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß auch die elektrischen Beleuchtungs- iilagen und Kraftübertragungen, soweit dieselben als Gebäudczubehörden erscheinen, in das Anmeldeverzeichnis auszunehmen sind. Soweit Zubehörden als unverbrennbar von der Versicherung ausgenommen werden wollen, ist dies besonders anzugeben.
Im Interesse der Vollständigkeit der Anmeldungen und um das Anmeldegeschäft möglichst zu vereinfachen,
empfiehlt sich bei der Anmeldung der Zubehörden die Benützung tabellarisch angelegter Anmeldungsformularien, welche seitens der Anmeldepflichtigen vom Oberamt unentgeltlich bezogen werden können.
2) Die Anmeldungen der Hochbau ten von Fabrik«« und ähnliche« gewerblichen Anlage« zur 'Schatzung sind ebenso wie die Anmeldungen sonstiger Gebäude zu behandeln.
Die Schätzung derselben ist in der Regel von der Schätzungskommission und zwar so zeitig vorzunehmen, daß die nachfolgenden Zubehörschätzungen nicht behindert werden.
Wenn es aus besonderen Gründen wünschenswert ist, daß auch die Schätzung der Hochbauten unter Leitung des Bauinspektors oorgenommen wird, so ist dies rechtzeitig anzuzeigen.
3) Bei der dem Gcmeinderat obliegenden Durchsicht der Feueroersicherungsbücher ist besonders auch darauf zu achten, daß Doppelversicherungen-, wie sie z. B. in Fabriken bezüglich der Maschinen und sonstigen Zubehörden mitunter noch Vorkommen, sowie Versicherungen von solche« HegtllKiindru, welche dem Zwang brr ilaubrsaakalt ««terliegen, bei Krivatgesrilschastr« vermieben, d. h. die Versicherungen bei letzteren als ungültig aufgehoben werden.
In dieser Beziehung werden die Gemeindebehörden, wie auch die Schätzungskommissionen auf den Erlaß vom 18. Okt. 1892, betr. die Versicherung der Fabrikzubehör- den bei der Landesanstalt (Amtsbl. S. 478) noch besonders hingewiesen.
Die Vorlage der Verzeichnisse, bezw. Fehlberichte hat bis spätestens 1. August d. I. zu erfolgen. Später entkommende Anmeldungen können als außerordentliche, auf Rechnung brr Fabrikbesitzer vorzu- nchmende Schätzungen behandelt werden.
- !I. Die Iahresschätzung der Gebäude, welche nicht zu den Fabriken oder sonstigen größeren Anwesen gehören, ist ebenfalls einzuleiten.
Es sind demgemäß die Gebäudeeigentümer zur Anmeldung der seit der letzten Iahresschätzung oorgekommenen Neubauten in Bauveränderungen bei der Ortsbehörde auf- zufordcrn: sodann ist und zwar zu Ansang August die Durchsicht des Feueroersicherungsbuches durch den Gemeinderat vorzunehmen und
bis 1«. August d. Js.
hicher zu berichten, ob und wieviele Gebäude des Gemeindebezirks einer neuen und veränderten Schätzung oder Klasseneinteilung zu unterwerfen sind. Sorgfältige und vollständige Aufstellung der Verzeichnisse ist nötig. Die Berichte sind getrennt von den Anmeldungen zu Ziffer I zn halten.
Bei der Durchsicht des Feueroersichernngsbuchs haben die Gemeinderäte, insbesondere bezüglich neuer oder neu eingeschätzter Gebäude, eine Vergleichung der Brandversiche
rungsanschläge mit den Gebäudesteueranschlägen vorzunehmen und in denjenigen Fällen, wo ein auffallendes Mißverhältnis zwischen beiderlei Anschlägen zu Tage tritt, das Geeignete wahrzunehmen. Bei vorkommenden Anständen ist hieher Vorlage zu machen.
Im übrigen haben die Gemeinderäte die Bersicherungs- anschläge insbesondere in der Richtung genau zu prüfen, ob nicht die Gebäude und ihre Zubehörden eine Wettsverminderung erlitten haben und deshalb in dem Bersicherungs- anschlag zu ändern seien, oder ob nicht eine Aenderung in der Klassifikation einzutreten habe. Es sind hiebei namentlich die Vorschriften im Abs. 2 und 4 des Art. 19 des Gesetzes vom 14. März 1853 über das allmähliche Altern und über andere außergewöhnliche Entwertungsursachen sorgfältig zn beachten.
Zu der Prüfung der Bersicherungsanschläge durch den Gemeinderat sind die Ottsfeuerschauer mit beratender Stimme beizuziehen und es ist in den hierher zu erstattenden Berichten von dem Gemeinderat zu beurkunden, daß dies geschehen ist..
Den 7. Juni 1911.
Mayer, Amtmann.
Seine Königliche Majestät haben am 7. Juni d. I. allergnädigst geruht, aus Anlaß des 100jährigen Bestehens des evangelischenjLehrer- seminars in ^Eßlingen dem Vorstand der Anstalt, Oderschulrat Dr. Brägel, die Insignien der Löwen zum Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone und dem Oberlehrer Dürr daselbst das Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichsordens zu verleihen.
Die ordentlichen Schwurgerichtssitzungen des III. Vierteljahrs in Tübingen werden am Montag den 3. Juli 1911, vormittags 9 Uhr, eröffnet. — Zum Vorsitzenden wurde ernannt: der Landgerichtsdirektor Dr. Kapff.
Politische Ueberficht.
In Elsaß-Lothringen hat sich eine neue Partei
gebildet, die sich aus denen zusammensetzen soll, die mit der vom Reichstag beschlossenen Verfassung als nicht weit genug gehend nicht einverstanden sind. Sie nennt sich „elsaß- lothringische Nationalpartei" und hat sich als vornehmstes Ziel die „Schaffung eines gleichberechtigten, selbständigen Staates Elsaß-Lothringen im Deutschen Reich" gesteckt. Gegründet wurde diese neue Partei von jenen Klerikalen, die sich wegen der Behandlung der Berfassungsfrage vom Zentrum getrennt haben und von dem Demokraten Blumenthal, der schon lange in dem Verdacht steht, mit den Klerikalen zu sympathisieren.
Ein russischer Ministerrat sprach sich dahin
aus, die Frage des kommunalen Kredits durch die Gründung einer besonderen Staatsbank zu regeln. Der Staatsrentei soll eine auf die erste Zeit beschränkte Verantwortung für das von der Regierung zu deponierende Kapital von zehn Millionen Rubeln zusallen.
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Wie Leibl mich gemalt hat.
Bon Anton Freiherrn von Perfall?)
Ich war in aller Frühe in voller Iagdausrüstung beim Fischer Bändel, bei dem Leibl wohnte.
Auf meine Frage wies dieser auf den Ammersee, an dessen User eine kleine Badehütte stand, hinter der ich ein seltsames Schnauben und Pusten hörte.
„Baden tut er, gehn's nur hin."
Wie ein Seehnndskopf tauchte er dicht vor mir auf, pustend, stöhnend.
„Herr Leibl wohl!"
„Jawohl, ich bin der Leibl."
Ost genügt ein Wort, ein Tonfall zur Sympathie. Das Selbstgefühl, aus dem heraus er die paar Worte sprach, ohne jede Ueberhebung, dazu das gemütliche Kölnisch, der echte Germanenkopf auf dem Hünennacken — ich war gewonnen. Der athletische Körper tauchte auf, der Druck der Hand, die er mir heraufreichte, ließ mich laut ansstöhnen.
Ich stellte mich vor, brachte meine Einladung zur Hühnerjagd an. Er war sichtlich hocherfreut.
„Kommen Sie doch herein, 's ist ja herrlich! Dann wollen wir die Hühnchen suchen gehen."
Ich mußte ihm folgen, so verführerisch ivar der Morgen, nn Nu war ich mit einem Salto bei ihm.
Das köstliche Element umhüllte uns beide, wir wischten uns die Augen und sahen uns fest an, — von dem Augenblick waren wir uns gut. Es gibt Menschen, die das rasch
,*) Allr entnehmen diese lebensvolle Darstellung des Freiherrn von Verfall der Zeitschrift „Kunst und Künstler" (Verlag Bruno Cassirer, Berlin), der besten deutschen Kunstzcitschrift, die von Karl Scheffler
abmachen, oder nie, ich glaube, es sind die, welche der Natur noch am nächsten stehen.
Er tauchte oft unmäßig lange, um dann mit ganz blutunterlaufenen Augen wieder aufzutauchen. Da fragte ich: „Glauben Sie nicht, daß das das Herz angreist?"
Er lachte nur. „Ich spüre nichts."
Wir waren rasch wieder in den Kleidern, es begann schon warm zu werden.
„Nur mein Perdry muß ich holen, das ist ein Hündchen! Da werden Sie schauen."
Er purzelte uns die ganze Treppe hinunter entgegen. Leibl kam mit Gewehr und Rucksack, die bloßen Füße waren mit Sandalen bekleidet. Er ging breitspurig, wie ein Matrose, die weitausgeladenen Schultern drückten etwas die kaum mittelgroße Gestalt.
Durch die offene Tür seiner Kammer, mehr war der Raum nicht, sah ich ein großes Bildnis in der geöffneten Kiste stehen. Der Gegenstand siel mir auf, er war der reinste Hohn auf die Umgebung, dem rotkarierten unge- machten Bett, dem wüsten Durcheinander von Skizzen, Patronen, Büchern und Pinseln auf dem Tisch, — ein Dämchen. Paiijer Schick, auf einem persischen Sofa, die eine Hand hielt mit gespreizten Fingern eine lange Kölner Pfeife, die andere stützte sich auf ein dnnkelrotes Kissen. Ich habe sie nie mehr vergessen, diese beiden Hände des Genusses, des triumphierenden Lebens, besonders die eine auf dem roten Kissen. Ich hätte sie geküßt, wenn ich allein mit ihr gewesen wäre. „Die Kokotte". Er ärgerte sich genug über diesen Namen, aber sie hieß einmal so und wird wohl ewig so heißen.
Jetzt wollte ich mehr sehen, Leinwand stand und lag genug umher.
Er litt es nicht. „Erst die Hühnchen. Das Zeug läuft
An der Ulinger Grenze wußte ich zwei starke Völker. Perdry arbeitete glänzend, seinem Herrn jeden Wunsch vom Auge absehend. Leibl schoß brillant double auf double, jetzt war er für mich schon einer. Mein Lob über „Die Kokotte" ließ ihn völlig kalt, das über sein Schießen freute ihn sichtlich.
Das verdroß mich etwas, natürlich, ich war ein Laie und verstand nichts von Malerei. Das muß er sich noch abgewöhnen. Was heißt Verstehen! Sehen ist alles! Der eine sieht, der andere sieht nicht. Ich rechnete mich damals schon zu den Sehenden.
Wir kehrten schwer bepackt nach „See" zurück. Ost durften wir uns das nicht erlauben, sonst war früher Schluß mit den Hühnchen.
Den andern Tag ging's ins Ampermoos. Das war ein Feld für Leibl und Perdry. Sie waren beide unermüdlich. Bekassinen war sein höchster Sport, er schoß sie mit Sicherheit, wie ich sie nie mehr angetroffen. Dabei tat er sich mit seinem breitspurigen Körper schwer in dem schwankenden Moos. Er fluchte, brüllte bei jedem Fall auf wie ein Stier und fehlte doch nicht.
Es war ein heißer Tag. Schnepfen und Enten umbaumelt zogen wir ins Wirtshaus in Stegen ein.
Er trank stark, sechs Maß war keine Leistung für ihn nach so einem Tag. Dann stiegen wir in seinen Kutter ein, der auf der Lände lag, und segelten bei sanfter Brise nach Hause. Er setzte seinen gelben Südwester auf und sah aus wie ein echter Nordländer mit seinem scharfen Profil, seinem dichten rötlichen Bart, wie er so am Steuer saß. Da wurde er feierlich, kein Wort kam über seine Lippen, seine sprechenden tiefen Augen sogen all die "Schönheit ringsum ein.
Der Mann am Steuer, mit dem Südwester auf dem starken Haupt, wurde in diesem Augenblick für mich zum Lehrbild. Ich fühlte es, ich war in die Sphäre eines Großen