Tffchri'.tt !üg!:L, n-.it Ausnnhmc der Lonn- und Aesrragc.

Preis vierleljährÜch hier I. X, mir TcStzSi- kshn 1.20 !m Bezirks» und 10 Lm.-Perkehr 1.LL !7U iibrigen Würtleinkrrg 1.35 Monatsnbolinemenrs nach Perhalmis.

Frcusyrechec Nr. 2S.

85. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigcn-Lcbühr ftir die einspatt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift ode. deren Raum bei einmal. Einrückung 10 dci mehrmaliger emsprcchcnv Rabatt.

Beilagen. Plauderirübchen. Illnstr. Lonnlagsblatt und

Schwöb. Landwirt.

^ 130

Mittwoch, dm 7. Juni

1911

Seine Königliche Majestät haben am 9. Mai d. Z. allergnädigst brüht, die evangelische Psarrei Nufringen, Dekanats Herrenbcrg, dem "arrer Klumpp in Sirvmersfeld zu übertragen.

Tages-Neuigkeites.

Btts Stadt und Land.

8 Wendens 6. Juni. Böllerschüsse und Tagwache nerkündchten gestern unserem erwachender« Dorse den Anbruch eines fesKichen Tages, den uns die Fahnenweihe des hies. Kriegervereins bereitete. Das Dorf -hatte sich in ein präch­tiges Festkleid -gehüllt : schöne Tannenbäume bildeten an den Straßen Spalier und bunte Fahnen wehten durch den Guirlandenschr-mck der Häuser. Alles lud die zu Hunderten Aus Nah und Fern herbeiströmenden Festgästc Zu eittem ^herzlichen Willkomm ein. Nachdem der Festgottesdienst in höchstfeierlicher Weise vsrübergmg, ging es zum Festessen, bei welchem, jH e überhaupt beim ganzen Feste die konzertierende Musikkapelle Ebhansen allgemeinen Beifall erntete. Gegen 2 Ahr belegte sich der imposante Festzug durch den Ort in folgender' Ordnung: Zwei stramme Festreiter, rote Alanen,

- Musik, !2 hübsche liebliche FGjungfrauen mit der umhüllten neuen Frchnc, die Ehrengäste, der festgebende Verein, sodann der Gest ngverein Wart, die "Krieger- u. Müiläroereine von Wart, Ebhansen, Äberberg.-Ot erhaugstett, RiStfeldsü (Gesang- u. Milit.-Ver.). Liebelsberg, Neuweiler, Nagold, Pfrondorf, Martinsmoos, Exenhausen,Spielberg, EberstzardtFselshaicftn, Effrincen, Emmütgcn.Mindsrsbach, Sulz, Derneck, Ettmanns- weiler, Rohrdors, BschinW: Neuduiach, Wildberg, Alteilsteig, Simm ersseld u. Schsnbronn. Auf dem schön gelegenen Festplatz angekommen, begrüßte VörstandTroßma n n dieKamekstven u. Festeäste u. bedankte sich für die überolles Erwarten ausgefallene ^ Teilnahme an uns«em--Fxst, worauf Herr Vikar Eberbach^ von Rotfelden-Wenden die von echt patriotisches- Geist durchwehle Festrede hielt, welche mit einem-wit Begeisterung aüsgenommeneii Hoch: auf Seine Majestät König Wilhelm I! schloß. HiMUf brachte Herr LonbtaZsabg. Schaible im Nr men sämtlicher Pereine des Bezirks deren Grüße ti»d Glückwünsche,zr unserem Feste zum Ausdruck uiio betonte, wie der Soldatengeist und Sie Liebe zun Prrterland in unserem geeinten Deutschland blühe und wie notwendig es sei, daß wir zusanmrrnhaltcn. Sem Hoch galt dem Krieger­verein Wenden sowie der ganzen Wenvenec Einwohnerschaft, welche sehr schon Hum Gelingen des Festes mitgeholfen hat. Zwischen diese Reden mischten sich -einige patriotische Lieder, welche der "Gesangverein Wart -unter her -Leitung -ihres Dirigenten Herrn Haupt-!chrer Dürr meisterhaft zum Bortrag brachte. Nun so!Ke die Enrhüllung der Fahne, mtiche rnit einem hübschen poetischen Gruß von Fräuicin EBauer, Kamerad Georg Hartmann übergeben -wurde, "sodann heftete Fräriiein Schweizer, eben­falls irnker-poetischem Gnch, .eine feine, von den Festjung- ß srauen gestiftete Lichlcise an die Fahne. 'Ritt einem fröh-f lichen Treiben -m'.f dem Festst! atz verstrich der Nachmittag und Nun -wurde -es Zeit für die Festgäste, sich zun Heim­weg aufzrmlacheu. Mögen nun Diese alle ceinen sreundlichek Eindruck von unserem Feste mit nach Hause genommen

haben. Damit auch unserer Jugend schöne Erinnerungen von dem Feste bleiben mögen, wurde heuie noch ein Kinder­fest «bgehalten. Auch die Kinder kamen auf ihre Rechnung und zogen mit fröhlichen Gesichtern wieder in ihr Heim zurück.

Rottenburg, 6. Juni. Samstag nachmittag zwischen 2 und 4 Uhr ging ein wolkenbruchartiges mit Hagel ver­mischtes, sehr schweres Gewitter über unsere Stadt nieder, das bedeutenden Schaden brachte. Es wurden viele Gerüst­stangen und Holzteile sortgeschwemmt, ebenso in den Wein­bergen beträchtliche Bodcnmengen fortgeschwemmt.

r Calw, 6. Im«. (Der Segen der Wander­arbeitsstätte.) Seitdem die Wanderarbeitsstätte ihre nütz­liche Tätigkeit entfaltet hat, ist die Zahl der wegen polizei- gesetzlicher Uebertretungen, besonders wegen Bettels oder Landstreicherei verhafteten Personen so sehr zurückgegangen, Daß das hiesige Oberamtsgefängnis entbehrlich geworden ist. Es ist setzt um 100 000 ^ in den Besitz der Stadt über­gegangen.

Die Tagung des Württ. Volksschullehrervereins.

Stuttgart, 6. Juni. Aus Anlaß der heute in der Lieberhalle hier stattfindenden Plenarversammlung des WÄrtt. Boilksschullehrervcreins fand gestern eine Sitz­ung des Gesamtoorstandes und daran anschließend eine Ver- tvkteroersammlung statt. In der letzteren erstattete der Vor­sitzende, Mjttelschullehrer Landtagsabg. Löchner Bericht über die Tätigkeit des Hereins und über die wichtigsten schul- rpolitische« 'Ereignisse der letzten 2 Jahre und daran schloß sich eine-eingehende Aussprache über den auch in der Presse vielerörterten Streit zwischen Stadt und Land wegen der Gehaltsskage. Es ergab sich dabei eine vollständige Uebec- einstimnrung. Der Verein stellte sich geschlossen hinter den Gesamtvorstand und erklärte sich mit der bisherigen Tätig­keit desselben, insbesondere mit der Tätigkeit des ersten Vorsitzenden Löchner, einverstanden. Als Sitz des Vereins wurttt für die nächsten 4 Jahre wieder Stuttgart gewählt.

r Stuttgart, 6. Juni. Die Hauptversammlung des württ. Volksschullehreroereins wurde am gestrigen Montag mit > einer Sitzung des Gesamtoorstandes eröffnet. Am Nach­mittag fand die Bertretewersamntlung statt. Die sehr zahl­reich besuchte Hauptversammlung wurde heute vormittag durch den Vorsitzenden Landtagsabg. Löchner mit einer freundlichen Begrüßungsansprache eröffnet. Als Vertreter der Regierung wohnten Reg.-Direktor Dr. v. Hieber und Reg.-Rat Dr. Reinöhl den Verhandlungen an. Schulrat Dr. Salzmann begrüßte die Erschienenen im Namen des evang. :Ortsschulrats. Kautsch-Berlin im Auftrag des Ausschusses des deutschen Lehreroereins. Vorsitzender Löchner teilte das Ergebnis der Beratungen der Plenarversammlung mit und äußerte folgende Wünsche : Abschaffung des Leichensingens, Heranziehung von Bolksschvllehrern zur Besprechung des neuen Spruch- und Liederbuchs, Reduzierung des den Lehrern zugewiesenen religiösen Memorierstoffes, Verwendung älterer Bolksschullehrer bei der Schulaufsicht, schnellere Besetzung der Rektorate, Gleichstellung der Lehrer mit den Beamten in rechtlichen, dienst- und pensionsrechtlicher Beziehung und

einheitlicher Ausbau des gesamten Volksschulunterrichts. Anschließend daran gelangte folgende Resolution zur An­nahme:Die Hauptversammlung des württembergischcn Dolksschullehrervereins gibt ihrer Freude und Genugtuung darüber Ausdruck, daß die Kgl. Staatsregierung unterstützt von einer schulfreundlichen Landtagsmehrheit in den letzten Jahren eine zwar gemäßigte, aber doch zielbewutzte und umfassende Reformtätigkeit auf fast allen Gebieten des Volks - schulwesens entfaltet und dabei großen Teils langjährigen Wünschen des württembergischen Bolksschullehreroereins Rechnung getragen hat. Sie anerkennt insbesondere, daß der Entwurf des Lehrerbesoldungsgesetzes wenigstens für die große Mehrheit der Lehrerschaft eine namhafte Aufbesserung bringt, wenn er auch die erwartete gehaltliche Gleichstellung mit den mittleren Beamten noch nicht herbeiführt und daß durch den Entwurf des Lehrergesetzes die Rechtsverhältnisse der Volksschullehrer denen der Beamten noch mehr genähert werden. Sie hofft zuversichtlich, daß die Gehaltsvorlage entsprechend den gemeinsamen Wünschen der vier Lehreroereine verbessert wird und daß für die Unterlehrer eine andere recht­liche Stellung als nach dem Lehrergesetzentwurf für sämtliche Lehrer an den Volksschulen die Anwendung des Äeamten- gesetzes unter Beseitigung aller Ausnahmebestimmungen er­reicht wird. Sie wünscht, daß die begonnene Schulreform stetig und kraftvoll unter Mitwirkung von Vertretern der Lehrerschaft fortgesetzt und dabei namentlich auch eine zcil- gemäße Organisation des gesamten Schulwesen auf der Grundlage der Einheitsschule herbeigeführt wird." An­schließend hieran fanden Vorträge statt. Hauptlehrer Schweizer-Maulbronn sprach über die soziale Stellung des Lehrers: bezüglich der württ. Verhältnisse führte der Redner aus, daß die Lehrerschaft zur Zeit der ungeschmälerten Aus­übung ihres Staats- und Gemeindebürgerrechtes sich erfreue. Dis gesetzlich geordneten dienstrechtlichen Verhältnisse der württ. Lehrer sind denen der Staatsbeamten schon weit­gehend angenähert. Von der unmittelbar bevorstehenden Weiterbildung des Lehrerrechts wird die Aufnahme der Lehrer ins Beamtengesetz erhofft. Der vollzogenen Tren­nung des Mesnerdienstes vom Schulamt sollte die Aufhebung des Zwanges zur Uebernahme des Orga­nisten- und Kantorendienstes Nachfolgen. In eine an­nähernde Gleichstellung mit den auf Ansangsstellen verwen­deten Staatsdienem der Gehaltsabteilung II, Klasse 10, könne nicht befriedigen, es muß die Gleichstellung mit den mittleren Beamten in den Dorrückungsstellen der Abteilung III verlangt werden. Durch das soziale Emporsteigen des Lehrerstandes wird ein Grundübel unseres Volksschulwesens beseitigt, eine größere Leistungsfähigkeit der Volksschule er­möglicht und eine intensivere Pflege der Bolkskultur unge­bahnt. Ueberdie Fortbildung des Lehrers" berichtete Mittelschullehrer Haußman n-Siuttgart. Die in den meist en deutschen Staaten noch immer nicht befriedigende soziale Lage der Volksschullehrer erkläre sich aus der geschichtlichen Entwicklung der Schule und des Lehrerstandes vor allem aus den früheren und teilweise noch jetzt bald mehr bald weniger stark fortdauernden Mängeln der Vorbildung, den Aussichts- und Besoldungsverhältnissen der Lehrer, aus der

>m« ist der Deutsche

ZnNr. !402 desGuüelisch« jlers' haben wir die im Machest-von Velhagen :qiid Masings Monatsheften er­schienenen Ausführungen von Prof. Dr. Ed. Heycks über Weshälb nkllu uns im Amslnttd nicht mag! zum Ab­druck gebracht. InTüvrm-rs Tagebuch" (Znnihefl 1911) wird O-zu .nach denHamburger Nachrichten' fo-lgeckies gesagt:

Deutschland stellt Lin besonders - großes Kontinent von Reifenden, die den verschdLensten sozialen Schichten und Bildungsgraden angehören. Darum werden diese natür­lich häufiger.'-beobachtet ols die Reisenden anderer Nationen. Für die wirklich gebildeten uitd gut erzogenen Angehörigen aller Nationen besieht heute scipm ein ungeschriebener, -aber allgemein unerkannter rsternaliMaker Verkehrs- und Sitten- kodex. Es.llegt in der Natur der Suche, 1 daß diejenigen, die diesen Regeln folgen, nirgends besonders aussollen. Unter Äksen wenig auffsllertdcn Reisenden -sind mindestens so viel Deutsche wie Angehöriger wilderer .Länder. Es ist durchaus fälsch, anzunehmen, daß wir darin hinter anderen Nationen zurückstehen. Wenn es vielleicht: noch vor einer Reihe von'Fahren richtig mar, daß sich im Auslände und auf Ethochm isreisen auch der gut «erzogene Deutsche mehr ÜsiM ließ..«,1s etwa der mit ihm ffozial Keichsteherrd-- Eng- Ist.ist allmählich anders geworden, seit die all­jährlichen öffentlichen Erörterungen Dieser Fragen unsere Landsleute unwillkürlich dazo gebracht chaden, mehr auf ge­

wisse Dinge und auf sich selbst zu achten, also zweifellos gewirkt haben. Daneben steht nun die nicht unbeträchtliche Zahl der Touristen, denen es offenbar an der nötigen ge­sellschaftlichen Erziehung fehlt. Unter diesen kommen eigent­lich nur Deutsche, Engländer und Amerikaner in Betracht, hier und da noch Russen: Angehörige anderer Nationen, namentlich Franzosen, wird man aus. dieser Kategorie im Ausland nur vereinzelt treffen. Hier leiden wir ja unter dem Nachteil, daß wir infolge des großen Konnngents, d«s wir zu der Gesamtzahl der Touristen stellen, besonders im Vorder­gründe stehen. Aber ohne die bestehenden Mängel leugnen zu wollen, kann man die Frage aufwersen, ob die Manieren der reffenden Engländer, Amerikaner, Russen, Franzosen usw. gleicher sozialer Qualität so viel besser sind, daß daraus eine Erklärung für Die Unbeliebtheit der Deutschen im Aus­lande gewonnen werden könnte.

Da möchien wir denn doch bemerken, daß wir nach scharfen und vielseitigen Beobachtungen in den letzten Jahren eher das Gegenteil behaupten möchten. Wir haben an reisenden Landsleuten manches gefunden, was einem ge­schärften. national mteressierten Empfinden unangenehm auf­fiel, und dessen wir uns schämten, -über wenig bemerkt von jenen den Mitmenschen direkt belästigenden häßlichen und sogar ekelhaften Manieren, Äe den Vertretern mancher anderen Nationen sehr häufig eigen sind. Man erregt sich über einen Deutschen, der sich auf.einer Erholungsreise, von fröhlicher Wanderung kommend, im Iockettanzug an die Abendtasel setzt. Aber der Mann fit sauber obgebürstet, hat reine Hände und ißt manierlich. Daneben sitzt estr

länder, natürlich in Frack und weißer Binde, mit eincr Dame in tadellosem Gesellschastsanzuge: der Herr hat schlechte, unappetitliche Manieren, und die Dame hat ein Buch mitgebracht in abgegriffenem Einbande mit fettigen Blättern, das sie nach jedem Gange auf Den sauberen Teller legt, um in den Pausen darin zu lesen. Wer ist besser er­zogen? Dieses der Wirklichkeit entnommene Beispiel nur nebenbei! Man gehe zur Hauptreisezeit in eines der be­rühmten Museen Itallens, und man wird binnen kurzem gewahr werden, daß in den Geräuschen, die auf uns ein- dringen, die quäkenden und plärrenden Laute der Sprache Albions in einer eigentümlich aufdringlichen, störenden Art den Raum beherrschen, während man kaum ein deutsches Wort hören wird. Und doch kann man mit Sicherheit an- nehmen und sich durch schärfere Beobachtung im einzelnen überzeugen, daß die größere Hälfte der Besucher aus Deutschen besieht. Die Franzosen reisen seltener, aber wo sie sind, da bemerkt man sie auch, und zwar meist aus Gründen, die nicht zu ihren Gunsten sprechen. Das moderne Frankreich ist nicht mehr das Land der Höflichkeit und der .preziösen' Derkehrssormen. Also: es ist ein Maß in den Dingen! Wir wollen uns nicht schlechter machen, als wir sind. Die Engländer und Franzosen haben vor uns den Vorsprung, daß ihre ursprünglichen nationalen Sitten aus historischen Gründen, nicht etwa, weil sie an sich die besten und über­zeugendsten sind die Grundlage der eingebürgerten inter­nationalen Sitten gebildet haben. Daraus erklärt es sich zum Teil, daß es uns Deuts chen IM mrnren lckwerc r

is« _- . . ' _