rede der Untersuchungsrichter von Feldkirch, woselbst noch eine Voruntersuchung gegen Kappelsberger wegen Lustmord schwebt.
r Frankfurt a. Oder, 16. Mai. Ein 14jähriges Dienstmädchen,j das,! um eine Anzeige wegen Diebstahls zu verhindern, seine Herrin mit Gas vergiften wollte, ist zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Deutsches Reich.
Berlin, 16. Mai. !Die Abendblätter melden aus Jena: Prof. Ernst Haeckel stürzte, als er in seiner Wohnung ein Buch vom Regal nehmen wollte, vom Schemel und erlitt einen Bruch des Hüftgelenkknochen. Die Heilung wird voraussichtlich langwierig sein.
Berlin, 16. Mai. Wie aus St. Petersburg gemeldet wird, soll der Kuraufenthalt der Zarin in Deutschland im kommenden Monat wieder fraglich geworden sein. Es verlautet, der Zar und die Zarin hätten den Plan einer Reise nach einem ausländischen Bade ausgegeben und würden in nächster Zeit nach Peterhof übersiedeln. Darauf soll die Reise nach den finnländischen Schären erfolgen, der sich im Herbst ein Aufenthalt in dem neuerbauten Schloß Livadia anschließt.
Die Zerstörung des Zeppelin-Lustschiffes
„Deutschland".
(Telegr. Nachricht.)
Düsseldorf, 16. Mai. (Wiederholt aus einem Teil der letzten Nummer.) Das Luftschiff „Deutschland" ist heute vormittag 10 Uhr beim Ausfahren an seiner eigenen Halle gestrandet und zerstört worden. Es ist in zwei Teile zerbrochen.
Hiezu, wird weiter gemeldet:
p Düsseldorf, 16. Mai. Das Luftschiff Deutschland ist heute vormittag 10 Uhr beim Herausbringen aus der Lustschiffhalle verunglückt und so erheblich beschädigt worden, daß es betriebsunfähig ist. Das Luftschiff war von einem starken Ostwind erfaßt und gegen die Wand geworfen worden-, wobei das Borderteil des Luftschiffes umknickte. Das Schiff wurde dann nochmals vom Wind emporgeworfen und auf das Dach der Halle geschleudert, wobei es in drei Teile zerbrach. Die Passagiere, die sich in der Kabine befanden, vier Herren und vier Damen wurden durch Feuerwehrleute, die eine Leiter zum Dach anleaten, gerettet, ebenso die Bedienungsmannschaften. Das Schiff, das vollständig betriebsunfähig ist, wird demontiert und die einzelnen Teile nach Friedrichshafen gesandt werden.
Düsseldorf, 16. Mai. Als das Luftschiff „Deutschland" heute morgen aus der Halle gezogen wurde, wurde es von einem plötzlich aufgetretenen seitlichen Windstoß ersaßt und gegen die Halle gedrängt. Mehr als 200 Personen versuchten vergeblich das Luftschiff zu halten. Einige Haltetaue rissen und das Luftschiff wurde vor die Halle getrieben. Die Beschädigungen sind sehr erheblich. Ein großer Teil des Gerippes muß erneuert werden. Die Gaszellen und Maschinen sind intakt geblieben.
Ausland.
Aus der Schweiz, 10. Mai. Infolge des immer mehr um sich greifenden Saccharin-Schmuggels haben sowohl die schweizerischen wie die österreichischen, badischen, württembergischen usw. Bahnen im Einvernehmen mit den Zollbehörden umfassende Maßregeln getroffen, um dem Schmuggel zu wehren. Von Zeit zu Zeit finden genaue Durchsuchungen der Eisenbahnwagen und ganzer Züge statt, die sich selbst auf Lokomotiven und deren Zubehörstücke erstrecken. Das Bahnhofs- und Fahrpersonal der Grenzstrecken ist strengstens angewiesen, aus Verhinderung des Saccharin-Schmuggels bedacht zu sein und jede Wahrnehmung sofort dem nächsten Zollbeamten und der Eisenbahnbehörde zu melden. Der Süßstoffschmuggel wird bekanntlich schwer bestraft: die hohen Geld- und Gefängnisstrafen haben aber bislang wenig gefruchtet.
Innsbruck, 16. Mai. Heute früh um halb 8 Uhr wurde der Martinswandtunnel der von Innsbruck nach München führenden Miltenwalderbahn durchgeschlagen.
r Innsbruck, 16. Mai. An den Abhängen des Solsteins entstand vorgestern ein Waldbrand, der einen gewaltigen Umfang annahm und bis gestern vormittag dauerte. Der Schaden ist sehr groß.
r Prag, 16. Mai. Nach einer kürzlichen Meldung sollte in einer höheren Mädchenschule eine Nonne aus dem Fenster gesprungen und entflohen, eine andere strafweise in ein anderes Kloster versetzt, aber auf dem Bahnhof entlaufen sein. Die Auskunftstelle für die katholische Presse teilt dem gegenüber mit: Zwei Ordenssrauen haben ihr Ordenshaus verlassen, aber sie sind nicht entsprungen, sondern sie wurden einfach in ein anderes Ordenshaus versetzt und zwar sind sie dahin in Begleitung ihrer Oberinnen freiwillig gefahren.
Rom, 16. Mai. Der Kaiserbesuch in London wird hier als Siegel unter die vollzogene Verständigung Deutschlands und Englands über die hauptsächlichsten politischen, wirtschaftlichen und kommerziellen Fragen angesehen. Diese Zusammenkunft gilt im Verein mit dem Potsdamer Abkommen als Anzeichen der Kaltstellung der Tripel-Entente.
r Paris, 15. Mai. „Les Nouvelles" erörtern die amtliche Note; wonach der Ministerrat dem General Moinier seine früheren Weisungen bestätigt hat, und schreibt: „Hat denn General Moinier den Befehl erhalten, Fez zu besetzen? Die Regierung hat^sich stets verwahrt, einen solchen Befehl erteilt zu haben. Sic hat demnach die öffentliche Meinung bewußt irre geführt. Das ist für alle Leute, die an die Aufrichtigkeit des Ministers Cruppi geglaubt haben, cine
arge Enttäuschung und man muß heute zugeben, daß das Mißtrauen des Abgeordneten James berechtigt war. So ist denn Frankreich in eine Eroberungsexpedition verwickelt, während wir alle nur an eine Polizeimaßnahme glaubten. Hat sich der Minister der Zustimmung der beteiligten Mächte versichert?"
r Kopenhagen, 16. Mai. Die Verhandlungen mit dem Klempnerverband wurden gestem ergebnislos abgebrochen. Infolgedessen tritt heute die erweiterte Aussperrung von 14OM auf 40000 Arbeiter, wie angekündigt, in Kraft.
r London, 15. Mai. In einer Konferenz zwischen Vertretern der Vereinigung der Kohlengrubenbesitzer von Süd- Wales und des Bergarbeiterverbandes wurde heute ein A b- kommen in dem Streik in den Cambrian-Kohlengruben getroffen, der mehrere Wochen dauerte und 12 OM Mann in Mitleidenschaft zog.
Die Enthüllung des Denkmals der Königin Viktoria.
London, 16. Mai. Punkt 12 Uhr schloß König Georg durch Druck auf einen Knopf einen elektrischen Strom, der den die Verhüllung haltenden Draht verbrannte. Als die Hülle fiel, wurde von einer im St. James Park aufgestellten reitenden Batterie ein Salut von 41 Schuß abgegeben. Die Truppen, die im weiten Halbkreis vor dem Palast standen, präsentierten. Nach der Enthüllung des Denkmals formierten sich, die Truppen zum Vorbeimarsch und defilierten vor dem Kaiser und dem König. Alle Truppen des Londoner Distrikts waren zusammengezogen und auch von Aldershot waren viele Detachements nach London befohlen worden. Die in der nächsten Umgebung des Denkmals aufgestellten Truppen waren von den Leib- und Fuß-Garderegimentern und von denjenigen Regimentem gestellt, zu denen die verstorbene Königin in besonderer Beziehung gestanden hatte. Auch ein Marine-Detachement war anwesend. Nach dem Vorbeimarsch nahmen die Truppen an dem Wege Aufstellung, auf dem der Kaiser und der König nach dem Palais zurückkehrten.
r London, 16. Mai. In Erwiderung auf die von Viscount Esher überreichte Adresse hielt König Georg eine Ansprache, in der er zunächst auf König Eduards Anteil an der heutigen Gedenkfeier hinwies, des Königs, der heute mehr als je in dem liebenden Gedächtnis der Engländer lebe. Der König gedachte dann des Anteils, den die Dominien und die Kolonien an der heutigen Feier genommen und hob hervor, das Denkmal stelle den Tribut von Rassen und Ländern größerer Verschiedenheit in Charakter und Lebensweise dar, als sie jemals zuvor zu einem gemeinsamen Zweck vereint gewesen seien. Der König fuhr fort: Es ist für mich und meine Familie eine Quelle tiefer Befriedigung, daß mein lieber Vetter, der deutsche Kaiser, begleitet von der Kaiserin, bei dieser historischen Feier anwesend ist. S. Kaiser!. Majestät ist der älteste Enkel der Königin Victoria, die er immer mit natürlicher Zuneigung geliebt und verehrt hat. Seine Anwesenheit und die Sympathie, die er uns in den letzten Tagen ihres Lebens und später entgegengebracht hat, werden von mir und meinem Volke nie vergessen werden. Starke und lebendige Bande der Verwandtschaft und Freundschaft vereinigen unsere Kronen und Personen und mein Volk freut sich mit mir darüber, daß er heute hier ist, um an der Enthüllung dieses Denkmals teilzunehmen. Ich bitte Gott, daß dieses Denkmal in London immerdar den Ruhm der Regierung der Königin Viktoria verkünden und den zukünftigen Geschlechtern die Liebe und Verehrung dartun möge, die das Volk für sie und ihr Andenken hegt. Der König schloß, indem er mit warmen Worten der Hingebung gedachte, mit der sich die Königin Viktoria ihren öffentlichen Pflichten gewidmet habe.
r London, 16. Mai. Bei der Denkmalsenthüllung trug der Kaiser, ebenso wie der König Feldmarschallsuniform mit dem Band des Hosenbandordens. Der Kaiser, die Kaiserin, der König und die Königin standen während der ganzen Feier auf der Plattform des Denkmals nebeneinander. Nach der Enthüllung legte der Kaiser an dem Denkmal einen schönen Lorbeerkranz nieder, ebenso die Abordnung des Gardedragonerregiments Königin Viktoria von Großbritannien und Irland.
London, 16. Mai. Der Kaiser hatte bereits in der Frühe Staatsgeschäste erledigt. Nach der Denkmalsenthüllung war bei den englischen Majestäten Familien- Frühstllckstafel. Heute abend findet größere Abendtafel statt, zu der mehr Einladungen als gestern ergangen sind, die aber nicht den Charakter eines Staätsbanketts tragen wird. Dem entsprechend wird auch nicht erwartet, daß irgend welche Reden gehalten werden.
r London, 16. Mai. Ein Vertreter des Reuterffchen Bureaus hatte mit einem Mitglied des kaiserlichen Gefolges eine Unterredung und ist zu der Erklärung ermächtigt, daß es dem Kaiser große Freude bereite, seine Verwandten in England wiederzusehen und daß ihn der herzliche Empfang sehr befriedigt habe. König Eduard habe den ^Wunsch ausgesprochen, daß bei der Enthüllung des Denkmals möglichst viele Nachkommen der Königin zugegen seien. Der Besuch des Kaisers sei durchaus privater Natur und müsse die glücklichsten Folgen für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern haben.
Belgrad, 10. Mai. Der Reiseweg König Peters für einen Pariser Besuch ist nunmehr endgültig bestimmt. Der König wird seinen Weg über Budapest, Wien, Innsbruck und Basel nehmen. Er reist in Belgrad am 19. ab und trifft am 22. d. M., 3 Uhr nachmittags in Paris ein.
r Cettinje, 16. Mai. Die Türken bemächtigten sich nach langem hartem Kampfe der Stadt Dedfchitsch.
— Nach dem Verlust von Detschitsch besetzten die Grudi und Holi, wie die „Neue Freie Presse" aus Cetinje meldet,
neue Stellungen tiefer im Lande, die gestern von den Türken sehr scharf angegriffen wurden. Die langen und erbitterten Kämpfe blieben erfolglos. Beide Teile behielten ihre Stellungen.
r Newyork, 16. Mai. Der Berichterstatter des Woold, Toreon kabelt: Ich war Augenzeuge eines furchtbaren Gemetzels in Dombreonts. 1700 Aufständische stürmten, aufgebracht über Grausamkeiten, die Bundessoldaten an Landbewohnern begangen hatten, die Stadt und metzelten 5M Bundessoldaten und Einwohner nieder, die sich weigerten, Hochrufe auf Madero auszubringen.
r Newyork, 17. Mai. Im Hause des Herrn Carnegie fand eine bemerkenswerte Feier statt. Im Namen des Deutschamerikanertums wurde Herrn Carnegie eine Dankadresse für seinen in Deutschland gestifteten Heldenfonds überreicht. Der deutsche Botschafter drückte seine Bewunderung für die glänzende Freigebigkeit Carnegies aus und seine Dankbarkeit speziell für die deutsche Stiftung. Carnegie feierte in einer Ansprache die Tugenden der Deutschen und drückte seine Bewunderung für Kaiser Wilhelm aus. Er betonte, sein erster deutscher Teilhaber habe ihm geholfen, den Grundstein zu seinem Vermögen zu legen.
r Washington, 16. Mai. Der oberste Gerichtshof der Bereinigten Staaten hat die im November 1909 erfolgte Verurteilung des Präsidenten Gompers und des Vizepräsidenten Mitchell des amerikanischen Arbeiterbundes zu zwölf beziehungsweise neun Monaten Gefängnis ausgehoben. Die Perurteilung war erfolgt wegen Mißachtung des Gerichtshofes, und diese war darin erblickt worden, daß die Genannten das von dem obersten Gerichtshöfe des Distriktes Columbia an den Arbeiterbund erlassene Verbot des Boykotts der Fabrikate der Bucks Stove Company in St. Louis (Missouri) und der mit ihr in Verbindung stehenden Firmen nicht beachtet hatten.
Die Auflösung der Standard Oil Company.
Newyork, 15. Mai. Die Standard Oil Company hat ihren Prozeß verloren, da die Entscheidung des obersten Gerichtshofes (die 25 OM Worte lang ist) das Urteil der unteren Instanz, abgesehen von einigen Modifikationen, im wesentlichen bestätigt.
Newyork, 15. Mai. Das oberste Bundesgericht entschied, daß die 8ta.näa.rck 011 Oompan^ ok als eine Verabredung und ein Monopol im Sinne des Shermangesetzes anzusehen sei, daß mithin die Auflösung der Gesellschaft verfügt werden müsse. Indessen ändert das Gericht das Urteil der unteren Instanz dahin, daß den in genannter Gesellschaft zusammengefaßten einzelnen Unternehmungen sechs Monate Zeit gelassen werde, um ihre Ge- schäftsgebarung in Uebereinstimmung mit dem Gesetze zu bringen, und daß ihnen der Geschäftsbetrieb im zwischenstaatlichen Handel während dieser sechs Monate nicht verboten werde. Das Untergericht hatte die Frist nur auf einen Monat bemessen und den zwischenstaatlichen Geschäftsbetrieb während desselben untersagt.
Newyork, 15. Mai. Das oberste Bundesgericht erklärt. daß die Worte im Shermangesetz, welche sich auf die Beschränkung des zwischenstaatlichen Handels beziehen, nicht buchstäblich anzuwenden sind, sondern von Fall zu Fall interpretiert werden müßten. Daraus schließt man hier, daß nicht jede Gesellschaft, welche gegenwärtig als ein den zwischenstaatlichen Handel beschränkender Trust angesehen wird, belangt werden kann.
Newyork, 15. Mai. Der Finanzdistrikt war bis spät abends belebt. Biele Brokerfirmen bereiten Abschlüsse bei Eröffnung der Londoner Börse vor. Vorerst wissen sie noch nicht, ob sie das Urteil günstig oder ungünstig ausfassen sollen, da im weiteren Verlauf der Entscheidung das oberste Bundesgericht erklärt hat, nicht alle Monopole verstießen gegen das Gesetz.
Literarisches.
Lebeuskuust und Lebensfragen. Ein Buch für s Volk von Max Haushofer. Preis 2 50 ^ geb. Verlag von Otto Maier
in Ravensburg. Es ist dieses Buch eine Art Führer durch alle Lebenslagen: es will dabei aber nicht den sog. gute» Ton kultivieren, das sind ihm doch mehr kleine Aeußerlichkeiten, gegenüber den großen Fragen des Seelenlebens und der Herzensbildung. Hier will der Verfasser dem Leser in leichtverständlicher Form eine Reihe von Gedanken bieten, die sich mit den Zuständen, Schicksalen, Pflichten und Aufgaben des Lebens beschäftigen, mit dem Charakter und den Verhältnissen der Menschen. In volkstümlicher Bearbeitung werden diese Gegenstände und Fragen behandelt und das Buch möchte eine Lücke ausfllllen zwischen jenen Werken, welche die Lehren einer edlen und gerechten Lebensführung an die Glaubenslehren anknllpfcn und^den- jenigen, die bloß über rein äußerlichen Lebensformen Belehrung bieten, die aber den inneren Menschen, seine Eigenschaften und Zustände nicht berücksichtigen. Wir sind überzeugt, daß ihm dies in hohem Maße gelingen wird.
Zu beziehen durch die G. W. Zaiser'sche Buchhdlg. Nagold.
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krsnken- u. lewen Nicki SN
Kost. Veräsuungsslörung.
Mutmaßliches Wetter am Donnerstag, 18 . Mai.
(Nachdr. verb.)
Flache Lusteinsenkungen, die immer noch über Süddeutschland vorhanden sind, führen fortgesetzt zu kurzen Störungen. Im übrigen schiebt sich der Hochdruck im Südwesten langsam vor und die Depression im Norden scheint sich zu entfernen. Für Donnerstag und Freitag ist ziemlich heiteres, vorwiegend trockenes, aber fortdauernd gewit- teriges Weiter zu erwarten. _
Hiezu das Plauderstübchen Nr. 20
Druck und Verlag der G. W. Zatser'schen Buchdruckerei (LmU Zaijer) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.