fingen, Heidenheim und Giengen, des Handelskammern Augsburg und Heidenheim und andere. Die württem- bergischen Landesdehörden gratulierten schriftlich.

Mülhausen i. E , 2. Mai. Oberleutnant Roser vom 15. Feldartillerie-Regiment in Saarburg, der erst vor wenigen Tagen sein Führerexamen als Flieger ablegte, ist heute morgen bei prächtigem Wetter auf seinem Zweidecker aufgestiegen, in der Absicht, eine Stunde lang zu fliegen. Nachdem er bereits eine halbe Stunde geflogen war und zweimal das Dorf Habsheim überflogen hatte, wollte er gerade über dem Habsheimer Bahnhof eine Kurve nehmen, die er anscheinend zu scharf genommen hat. Er stürzte plötzlich aus einer Höhe von 60 Metern herunter. Der Offizier wurde bewußtlos aufgehoben ; sein Zustand scheint hoffnungslos zu sein. Der Apparat ist vollständig zerstört.

Breslau, 2. Mai. In einem Wasserloch an der Landstraße von Kammelwitz nach Hermannsdorf wurde am Samstag abend die 14Vs Jahre alte Schülerin Büttner ermordet aufgefunden. Die Leiche lag entkleidet im Wasser und wies sieben Stiche auf; die Kleider waren teils auf einer Wiese verstreut, teils hingen sie an einer Weide. Anscheinend handelt es sich um einen Lustmord. Das Mädchen ist seit dem 27. April aus der elterlichen Wohnung verschwunden. Vom Mörder fehlt jede Spur.

Hamburg, 2. Mai. Gestern erfolgte die Schlußbe­sichtigung desFilchnerschenPolar-ExpeditionsschiffesDeutsch­land". Zu diesem Zweck war Prinz Heinrich von Preußen und der Herzog von Sachsen-Altenburg in Hamburg ein­getroffen. Die Ausreise erfolgt heute.

^bu. Volksschulstatistik. Merkwürdigerweise hat Rußland die meisten Volksschulen, was sich aus der ge­waltigen Einwohnerzahl dieses Riesenreiches erklärt, immer­hin aber auch Schlüsse auf sein ehrliches Streben, die All­gemeinbildung zu heben, zuläßt. Hinsichtlich der Gesamt­zahl der Schüler sowohl, als auch in der prozentualen Verteilung aus die Einwohnerzahl marschiert Deutschland an der Spitze, ihm folgen England und und Oesterreich- Ungarn, und an letzter Stelle steht nicht etwa Rußland, sondern die Wiege der Kultur Italien.

Genchtssaal.

r Kiel, 2. Mai. Das Schwurgericht hat einen ent­menschten Vater wegen Mordes und Blutschande zum Tode verurteilt. Er hatte das Kind, das seine Tochter von ihm hatte, mit einer Schlinge erwürgt und obendrein verlangt, daß es den Schweinen zum Fräße vorgeworfen werde.

Ausland.

r Bern, 2. Mai. Bei dem Vortrieb des Tunnels durch den Mont d'or bei Vallorbe erfolgte heute abend ein Unglücksfall durch eine zu spät explodierende Mine. Zehn Arbeiter wurden dabei verletzt, davon drei schwer. Ein Arbeiter hat beide Augen verloren. Sein Zustand ist hoff­nungslos.

r Turin, 2. Mai. Unerwartet besichtigte gestern der König, der ursprünglich erst im Sommer die Ausstellung im einzelnen besuchen wollte, gestern nachmittag mit der Königin und dem Gefolge die deutsche Abteilung. Die keramischen Erzeugnisse von Cadinen erregten das besondere Interesse des Königspaares, ebenso die silbernen Schiffsmodelle des Kaisers und die umfangreiche Ausstellung der Schichau­werft in Danzig. Die Königin besichtigte besonders die Farbendrucke der Reichsdruckerei und die photographischen Vergrößerungen von der Firma Hauff in Stuttgart. Der König sprach seinen lebhaften Beifall über die Helligkeit der Räume in der deutschen Halle aus.

r Genua, 2. Mai. Die deutschen Majestäten werden morgen nachmittag 3 Uhr an Bord der Hohenzollern hier eintreffen und um 5.25 Uhr im Sonderzug nach Chiasso weiterfahren.

Paris, 2. Mai. Der von Hamon beschuldigte Ge­schäftsträger in München, Allize, ist vom Minister des Aeußern, Cruppi, zum Vorsitzenden der Kommission für die diplomatischen und Konsularprüfungen ernannt worden.

Paris, 1. Mai. Die Verstärkungen, deren Entsendung nach Casablanca infolge der kürzlichen Ereignisse in Marokko von der Regierung beschlossen wurde und deren Transport im Gang ist, bestehen aus zehn Bataillonen Infanterie, die von den Zuaven, den algerischen Schützen, den Senegalesen und der Schutztruppen-Infanterie gestellt werden, vier Es- kadrons aus Algier und Tunis, vier Batterien aus Algier, Tunis und von der Schutztruppenartillerie, zwei Pionierkom­pagnien und den entsprechenden Trainkolonnen.

Paris, 2. Mai. DerIntransigeant" bringt eine ihm aus angeblich absolut zuverlässiger Quelle übermittelte Nach­richt, wonach König Alfons von Spanien in Madrid sehr schwer erkrankt sei. Er soll an schwerer Tuber­kulose leiden, die dringende Maßnahmen erfordert. Die Aerzte sollen dem König empfohlen haben, sich nach der Schweiz zu begeben. Die Nachricht ist mit größter Vor­sicht aufzunehmen. Bisher hieß es immer, daß der König ein Ohrenleiden habe. Der Vater des Königs ist allerdings szt. wenige Monate vor der Geburt seines Sohnes an einer Lungenschwindsucht gestorben.

r Saint Etienne, 2. Mai. Hier fand gestern eine Protestkundgebung gegen die Arbeiterpensionen statt. Mehrmals kam es zu Zusammenstößen mit den Truppen, wobei verschiedene Personen verwundet und mehrere Ver­haftungen vorgenommen wurden.

r Saloniki, 2. Mai. Infolge der Kämpfe bei Moj- kovatz zwischen Montenegrinern und türkischen Truppen sind zwei Bataillone Reservisten, vier Nizambataillone, eine Maschinengewehrabteilung und eine Gebirgsbatterie nach Chronia dirigiert worden.

r Tichwin, 1. Mai. Durch Hochwasser sind große Lager von Balken und Holz, die an den Ufern des Siaß sowie seiner Nebenflüsse aufgespeichert waren, in den Ladoga­see geschwemmt worden. Ganze Dörfer sind überschwemmt, Brücken fortgerissen und die Schleusendämme des? Tichwin- kanals beschädigt worden. Der Schaden ist sehr groß. Der anhaltende Regen verschlimmert die Lage.

r Tanger, 2. Mai. Briese aus Alkassar, die gestern abgesandt worden sind, melden, daß die Eingeborenen-Sol- daten in jenem Distrikt, die unter französischen Instrukteuren stehen, gemeutert haben, desertiert sind und sich weigern, unter den Franzosen Dienste zu tun. Die Nachricht, daß französische Truppen von Casablanca und Rabat nach Fez aufgebrocheu sind, hat alle Stämme im Gharbgebiet in Auf­regung versetzt. Die Stämme proklamieren den hl. Krieg.

Colombo, 1. Mai. Der Vizeadmiral Shimamura erklärte in einer Bankettrede, daß das Gerede von einem bevorstehenden Krieg zwischen Japan und Amerika ein Nonsens sei, wenigstens soweit es Japan betreffe. Jeder Japaner habe den Wunsch, in Frieden mit Amerika zu leben, dessen Größe in Japan bewundert werde.

i- New-Dork, 2. Mai. Wie ein Telegramm aus Douglas in Arizona meldet, haben 300 Mann Regierungs­truppen mit einem Maschinengewehr, die von den Aufstän­dischen besetzten Städte Pitiquito und Caborca im Staate Sonora wieder erobert. Bon den Aufständischen sind bei diesem Kampfe 20 Mann gefallen und viele verwundet worden. Nach einem weiteren Telegramm des New-Pork Herald aus der Stadt Mexiko halten die Aufständischen die aus dem Tale, in dem die Hauptstadt liegt, nach Süd­westen führenden Bergpässe besetzt. Die in den Staaten Morelos und Guerrero stehenden Regierungstruppen sind dadurch von der Hauptstadt abgeschnitten.

r Newyork, 2. Mai. Die Grand Jury, die die Untersuchung über den Zusammenbruch der Carnegie Trust Company führt, hat gegen den Stadtkämmerer Hyde die Anklage erhoben, daß er im Zusammenhang mit der Depo­nierung von Stadtgeldern eine Bestechungssumme von der Carnegie Trust Company angenommen habe.

Newyork, 1. Mai. Ein anfänglich für unbedeutend gehaltenes Feuer, welches in einer Kohlenniederlage an Broadstreet in der Stadt Bangor (Maine) ausbrach, zer­störte einen großen Teil des Geschäftsoiertels, sowie manche prächtigen Wohnhäuser. Auch die Bibliothek, drei Hotels,

die höhere Schule, vier Kirchen, der Feuerwehrbau und das Gaietytheater sind zerstört. Zur Bekämpfung des Brandes wurden ganze Häusergevierte mit Dynamit niedergelegt, in­dessen sprangen die Flammen, welche erst nach Mitternacht durch den beginnenden Regen eingedämmt werden konnten, doch noch über. Die Feuerwehren aus acht Nachbarstädten wurden requiriert. Zwei Personen sind tot, mehrere verletzt, Hunderte obdachlos. Der Schaden soll zwischen sechs und zehn Millionen betragen.

Bangor (Main), 2. Mai. Durch das gestrige Groß­feuer wurdeu 100 Geschäftsgebäude, 375 Wohnhäuser, 7 Kirchen zerstört. Der Schaden beträgt ca. 3^/» Millionen Dollar._

Landwirtschaft, Handel und Berkehr.

r Stuttgart, 2. Mai. Schlachtoiehmarkt.

Großvieh, Kälber, Schweine, Zugetrieben: 195 175 1356

Erlös aus ^ Lx. Schlachtgewicht.

Ochsen

Bullen

Jungvieh u. Iungrindcr

Pfennig von 94 bis 98

Kiihe

Kälber

Schweine

Pfennig von 67 bis 78 » 47 57 .. 115 . 120 110 ,. 114 105 .. 109 .. 59 60 « 57 58 52

Verlauf des Marktes: Kälber lebhaft, sonst mäßig.

j Die JörsierSubcn

E von Ueter Wo/egger.

2n denFörsterbuben" zeigt sich die Meisterschaft des Dichters. Ein Roman aus den steirischen Alpen, der die Söhne des braven alten Försters Rufmann in eine peinliche Kriminaluntersuchung wegen einer Mordaffüre geraten läßt. 2n das Gebirgsdorf gerät ein Original von einem ehemaligenpreißischen" Professor, der in den Bauernschädeln einiges Rumoren anrichtet. Der wird das Opfer einer grausigen Tat. Ohne jede Sentimentalität erzählt Rosegger die spannende Geschichte. Die starken Naturen der Alpenwelt führen den inneren Kampf aufrecht zu Ende. Mag auch der eine verbluten, der andere am Wege bleiben, wer stark ist, ringt sich durch. Man hat seine Freude an diesem tapferen aufrechten Geschlecht.

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Hiezu das Plauderstllbchen Nr. 18.

Witternngsvorhersage: Donnerstag, den 4. Mai Heiter, trocken, warm.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buckdruckerei (Emil Zaiier) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K Paur.

Der Schimmel ist eben im Gegensatz zu allen anderen Pferden, die die Farbe ihres Iugendkleides bis ans Ende ihrer Tage beibehalten, recht eigentlich ein Chamäleon zu nennen. Mit jedem Haarwechsel im Herbst und Frühjahr verwischt sich die hübsche lebhafte Zeichnung mehr und mehr, sie verbleicht schließlich in reifen Jahren völlig, und man spricht dann am Ende dieser Metamorphose eben nur noch von einemSchimmel" schlechthin. Will man sich ganz besonders gewählt ausdrücken und die nur scheinbar pleo- nastische Wortverbindungweißer Schimmel" vermeiden, kann man das Tier wohl auch alsSilberschimmel" bezeichnen.

Dies ist so im allgemeinenSchimmels Werdegang". Daneben gibt es jedoch auch weniger normale Entwicklungs- stadien. Zuweilen treten da außer schwarz und weiß noch zwei andere Farbentöne oft ganz unvermittelt aus, ein leicht schieferblauer und ein ausgesprochen rötlich-brauner, so daß der Blauschimmel im einen, der Muskatschimmel im anderen Falle entsteht.

Auch hiermit ist die ganze Farbenskala noch lange nicht erschöpft. Da haben wir zunächst noch den ganz entschieden häßlichsten aller Schimmel, den Fliegen- oder Forellen­schimmel vorzustellen. Oft erscheinen nämlich vor dem völligen Erbleichen des Felles wie der Dieb in der Nacht zumeist über alle Teile des Körpers verstreut zahllose linsengroße Punkte. Auch bei Schimmeln, die vordem ein nur von weiß und schwarz gemischtes Kleid trugen, taucht plötzlich ein neues Farbenelement auf, denn diese Punkte werden in der Regel von rötlich-braunem Haar gebildet, das einem Tuchs angehören könnte. Wir haben da ein Beispiel von

gewissen geheimnisvollen Beziehungen, die zwischen jenen beiden Pferdefarben zu bestehen scheinen; ein weiteres Beispiel bildet die Tatsache, daß nicht selten Fuchsfohlen von Eltern geboren werden, deren Stammbaum nachweislich durch Generationen nur Schimmel zu verzeichnen hatte.

Die rotbraune Punktierung erweckt, aus einiger Ent­fernung betrachtet, vollkommen den Eindruck, als hätte sich auf weißem Grunde ein Heer von Fliegen niedergelassen. Dieser Fliegenschwarm aber erweist sich leider als recht seßhaft. Mancher Schimmel trägt ihn selbst dann noch mit zu Grabe, ivenn er das höchste einem Pferd gesteckte Altersziel von 3335 Jahren erreicht.

Die große Mehrzahl aller Schimmel sieht freilich schon lange vor dem Eintritt in solch patriarchalisches Alter, mit -215 Jahren etwa,weiß wie ein Handtuch" aus.

Nun wissen wir, daß Schimmel überhaupt ein wenig zum Phlegma neigen, und da das Alter noch überdies das Seine dazu beiträgt, etwelchewilden Triebe" zu besänftigen, ist denn auch vom Standpunkt des Hippologen nichts da­gegen einzuwenden, daß das Dichterroß als milchfarbener Schimmel dargestellt wird. Er würde in jüngeren Jahren wohl kaum die üblen Reitoersuche junger Anfänger so gar geduldig über sich ergehen lassen.

Abschließend sei in unserer Farbenstudie noch der Rot­oder Eisenschimmel gedacht. Sie sind es hauptsächlich, die von Laien bald als Füchse und Braune, bald als Rappen angesehen werden. In der Grundfärbung gleichen sie diesen auch vollkommen, nur zeigen sich die rotbraunen und schwarzen 'wäre von so zahlreichen welken aleickmäkia untermischt.

daß die Klassifizierung als Schimmel ihre volle Berechtig­ung hat.Mit Zucker überstreute Braune und Rappen" sagt eine tatarische Bezeichnung nicht unzutreffend.

Wenn nun die Schimmel so gleichsam ihren Taufschein offen mit sich herumtragen, wenn man ferner in Betracht zieht, daß der Verwandlungsprozeß des Ausbleichens bei dem einen schneller, beim anderen langsamer vor sich geht, so wird man nicht ermessen, daß sie sich im allgemeinen nicht der größten Beliebtheit erfreuen. Ein Paar völlig gleichalteriger und gleichgezeichneter Apfelschimmel sieht oft schon nach zwei, drei Jahren recht verschieden schattiert aus, wenn nicht gar sich der eine plöylich zum Fliegenschimmel metamorphosiert hat. Da schließlich noch die Reinerhallung gewisse besondere Schwierigkeiten bietet, darf es nicht wunder­nehmen. daß prosaische Keuscher dem Schimmel weit weniger sympathisch gegenüberstehen als Maler und Poeten, die sich in genialer Weltentrücktheit um die Stallpflege wenig Sorgen machen.

Die deutsche Heeresleitung hat übrigens noch aus einem anderen und gewichtigeren Grunde die Schimmel schon längst auf den Aussterbeetat gesetzt. Ihr weithin leuchtendes Weiß läßt sich geradezu als Zielscheiben für feindliche Geschosse erscheinen.

Man möge sich hier des schönen Gedichtes vomtreuen Fcoben" erinnern.

Nur ein Regiment reitet noch heute, alter Tradition gemäß, ausschließlich Schimmel. Es ist das erste der beiden schwarzen, sogenannten Totenkopf-Husarenregimenter in