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* Jllustr. Sonniagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
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Atenslag, den 2. Mai
1911
K. Oberamt Nagold.
Bekanntmachung
betr. die Hagelversichersug und die Hagelstakistik.
Die Herren Ortsvorsteher werderi auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 13. März d, Zs., betr. die Hagelversicherung Md die Hagelstatistik (Mn.Amtsbl. S. 116), noch besonders hingewiHen.
Den 1. Mai 1911. 5. B.
Mayer, Amtmann.
Bekanntmachung,
detr. die Bekämpfmig des Milzbrandes in Gerbereien.
Die Ortspolizeibehörden werden unter Bezugnahme -auf den Ministerialerlaß in genannter Sache vom 14. März 1911, Abl. S. 129, angewiesen, den in der Gemeinde ansässigen Gerbern von dem Erlasse Kenntnis zu Heben und aus die Durchführung der daselbst angeführten Maßnahmen zu dringen. Sofern« sich besondere Mißstände zeigen oder größere SchwierigkÄten der Durchführung im Wege stehen, ist Bericht zu erststten.
Rttgold, den 1. Mai 1911.
Amtmann Mayer.
Bekanntmachung
betr. dm Verkehr Mit Kraftfahrzeugen.
Mit dem I April INtt haben die vor dem >4. April tiSI« erteilte« Zeugnisse zum Führen von Kraftfahrzeugen ihre GMgkeit verloren. Führer, die nicht im Besitze eines gemäß § -40 der Verordnung des "Bundesrats über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen rechtzeitig erneuten Führerscheins sind, bedürfen eines neuen FührcrMgnisses, das kur unter Beachtung der Borschriften des ß 14 der genannten Verordnung und derjenigen in Anlage- 8 Abschnitt Hiezu ausgestellt werden kann.
Me Besitzer VM Kraftfahrzeugen werden auf diese Vorschriften hingewiesen. Das Führen eines Kraftfahrzeugs ohne ordnungsmäßigen Führerschein ist strafbar.
Magold, den H. Mai 1M1.
Amtmann Mayer.
Seine MajeM der König H4ben dem Freihern v. Gülllingen- Rittmeister und Eskadronchef im Dragouer-Regimcnt König Nr. 26, die Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen Ehrenkreuzes 3. Klasse des Fürstlich Schaumbura-Lippischen Haus-Ordens sllergnädigst -zu erteilen geruht.
Politische Ueberficht.
Au dem Kursus über die Reichswertznwachs-
steuer, der zurzeit vom Reichsschatzamt im Reichstagsgebäude - veranstaltet wird, nehmen annähernd 400 Teilnehmer aus den verschiedenen Bundesstaaten teil. Aus den bei der Veranlagung beteiligten Behörden sind Mitglieder der Landeszentralstellen, Beamte der Beranlagungs- und Oberbehörden, Landräte, sowie Kreisausschußsekretäre, Bürgermeister sowie
Stadträte und Stadtsekretäre erschienen. Der Kursus wurde vom Unterstaatssekretär des Reichsschatzamts mit dem Hinweis daraus eröffnet, daß die Veranstaltung dieser Vortragskurse die Einlösung einer von dem Reichsschatzsekretär gegebenen Zusage bedeute, der bei der Beratung im Reichstag in Aussicht gestellt hätte, für eine baldige Einbürgerung des Gesetzes und eine den Bedürfnissen des Wirtschaftslebens entsprechende Anwendung seiner Bestimmungen Sorge zu tragen. Alsdann begannen die Kurse mit einem Bortrag über den materiellen Inhalt des Gesetzes, dem sich die Darstellung der Steuerumgehungsversuche und der Mittel, ihnen zu begegnen, anschloß. Die große Anzahl der bereits gestellten schriftlich formulierten Fragen läßt das lebhafte Interesse erkennen, das die Teilnehmer den bei der Veranlagung der Zuwachssteuer sich ergebenden Problemen entgegenbringen.
Das bayrische Finanzministerium hat eine für
die berufstätige Frauenwelt wichtige Neuerung getroffen. Danach können den Rentämtern künftig weibliche Hilfskräfte beigegeben werden, die den Titel „Rentamtsassistentinnen" führen. Nach einer Probedienstzeit von sechs Monaten erfolgt die zunächst nicht etatsmäßige Anstellung, die dann nach einer dreijährigen Gesamtdienstzeit zur etatsmäßigen Anstellung führt.
Zugunsten des englisch-amerikanischen Schiedsgerichtsvertrages hat in der Londoner Guildhall eine von zahlreichen hervorragenden Persönlichkeiten besuchte Versammlung stattgesunden. Auch Premierminister Asquith sprach hier. Er erklärte, die beiden großen englisch sprechenden Demokratien seien dahin gelangt, einen Krieg gegeneinander als ein unfaßbares Verbrechen anzusehen. Das Abkommen zwischen ihnen, das den Krieg als Mittel zur Lösung von Schwierigkeiten abschaffe, werde einen sehr bemerkenswerten Sieg der Vernunft bedeuten. Ein solches Abkommen verfolge keine weitergehenden politischen Zwecke und bedeute keine Bedrohung irgendeines Teils des Menschengeschlechts. Es bedeute kein Bündnis für die Verteidigung oder den Angriff. Er hoffe, daß sich weitere Fortschritte aus diesem Abkommen entwickeln werden.
I« der türkischen Depntiertenkammer teilte der Minister des Aeußern über die Potsdamer Monarchenbegegnung mit: Nach den Informationen der Pforte seien die deutsch-russischen Verhandlungen noch nicht beendet und es fei zu erwarten, daß Deutschland und Rußland, die Freunde der Türkei seien, diese von ihren eventuellen Beschlüssen über Persien, dessen Unabhängigkeit und Integrität für die Türkei sehr wichtig seien, verständigen werden. — Die Botschafter Deutschlands und Oesterreich-Ungarns haben mit der türkischen Regierung wegen des Boykotts griechischer Waren in freundschaftlicher Weise Rücksprache genommen und die Aufmerksamkeit der Pforte darauf gelenkt, daß durch den Boykott auch die Interessen deutscher und italienischer Kausleute vielfach in Mitleidenschaft gezogen würden, wogegen die Pforte bereitwilligst versprach, Schritte zu ergreifen. — Aus Anlaß des Jahrestags der Thronbesteigung hat der Sultan 73 wegen der vorjährigen albanesischen Unruhen vom Kriegsgericht in Debra sowie 267 wegen der
Unruhen in Adana Verurteilte begnadigt. — Im Wllajet
Saloniki sind neue Maßregeln zur wirksameren Bekämpfung des Bandenunwesens ergriffen worden. Im P einen hatten die Truppen wieder einige Erfolge zu verzeichnen, dagegen sind in der Landschaft Nedsehd neue Unruhen ausgebrochen.
Dem chinesischen Thron ist vom Gouverneur von Kirin die Bitte unterbreitet worden, einen Teil der 60 Millionen-Anleihe zum Bau der Kirin-Huntschun-Bahn zu verwenden, der man eine große wirtschaftliche Bedeutung im Sinn der Verdrängung des russischen Einflusses beimißt. — In Kanton zogen infolge der Verhaftung eines angeblichen Revolutionärs dessen Genossen, mit Revolvem bewaffnet, nach dem Pamen des Vizekönigs und steckten ihn in Brand. Die Truppen gingen gegen die Ausrührer vor und töteten einige von ihnen. Ein Oberst wurde verwundet. Es wurden viele Verhaftungen oorgenommen.
Amtliche Prozeßberichte.
x Stuttgart, 1. Mai. Einen merkwürdigen Vor- schlag macht der Stuttgarter Staatsanwalt Dr. Elwert in der Juristischen Wochenschrift. „Um die Gerichtsbericht- erstattung in geordnetere Bahnen zu lenken" regt er an, bei der bevorstehenden Strafprozeßreform einen „amtlichen Prozeßbericht" einzuführen, der ja der Kontrolle durch die vollste Oeffentlichkeit unterliegen würde und auch die „freie Berichterstattung" nach Ansicht des Herrn Dr. Elwert aus ein etwas höheres Niveau der Sachlichkeit und Unparteilichkeit heben würde. Insbesondere wird vorgeschlagen, wenigstens in solchen Prozessen, die die Oeffentlichkeit in besonders hohem Maße beschäftigen, von Gerichts wegen einen möglichst kurzen, streng fachlichen Bericht mit besonderer Berücksichtigung der Anklagepunkte und der Urieilsgründe den amtlichen Organen, dem Reichsanzeiger, Staatsanzeiger usw. zur Verfügung zu stellen.
Daß in der Gerichtsberichterstattung manches besser sein könnte und daß in dieser Beziehung nicht alles vollkommen ist, weiß die Presse selbst am allerbesten. Ob aber gerade der von Herrn Staatsanwalt Elwert oorgeschlagene Weg der richtige ist, ist eine andere Frage, die von der Presse jedenfalls nicht bejaht werden wird. Daß die Objektivität der Berichterstattung durch eine Verwirklichung des Vorschlags des Herrn Dr. Elwert gehoben werden würde, darf füglich bezweifelt werden, ganz abgesehen davon, daß die Oeffentlichkeit des Gerichtsverfahrens durch eine solche „amtliche Berichterstattung" illusorisch gemacht würde. Wenn auf dem Gebiet der Gerichtsberichterstattung von jener Seite wirklich etwas getan werden will, so könnte es unseres Erachtens zunächst nur das sein, daß man das Wesen und die Ausgabe der Presse mehr und besser zu erkennen sich bemühte, als es bisher in manchen Fällen geschehen ist. Jedenfalls gehören zur Ausführung des Elwett'schen Vorschlags zwei: das Gericht, das die Berichte ausgiebt und die Presse, die sie abdruckt. Ob aber diese sich eine solche Bevormundung gefallen lassen wird, wird jeder, der das Wesen und die Aufgaben der Presse richtig erkannt und erfaßt hat, rundweg verneinen müssen.
Geschichten von Fritz Baer.
Die Schuhe.
(Nachdruck verboten.)
Als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben waren, da ging das Elend an. Es fehlte überall, es gab keinen Schneider und keinen Schuster, und doch waren nun plötzlich die Bedürfnisse da, welche sie im Paradies nicht gekannt hatten. Der liebe Gott hatte ihnen zwar leidliche Schürzlein gemacht für das Nötigste, aber an Schuhe und Strümpfe hatte er nicht gedacht.
Nun war der Boden im Paradiese schön glatt und eben gewesen und die Wege alle mit dem feinsten Sande bestreut, aber Heraußen gab es keine Wege, sondern steiniges Land, und bald begannen den beiden die Füße zu schmerzen und zu bluten. Das sah die Schlange, die mit so großem Behagen die Vertreibung der beiden aus dem Paradiese mit angesehen hatte — denn es ging ihnen nach Ihrer Meinung dort viel zu gut — und dachte: Ich will nicht hinter Gott Zurückbleiben, hat er ihnen ein Röckchen gemacht, so sollen sie von mir Schuhe haben.
Sie kam also hinter einem Busch heroorgekrochen, blinzelte die beiden, welche sich vor Fußschmerzen aus einen Stein niedergelassen hatten, freundlich an und sagte :
„Meine Lieben, es ist nicht gut, daß ihr euch auf dem rauhen Boden die Füße zerschindet, ist auch gar nicht notwendig, ich will euch Schuhe geben." ,
Adam und Eva aber wollten von der garstigen Schlange nichts wissen, sondern sagten:
Wir nehmen nichts mehr von dir, denn du bist doch an allem schuld: hätten wir deinen Apfel nicht genommen und von ihm gegessen, so wären mir noch im schönen Paradiese: hu! wie friert uns und wie tun uns die Füße weh!"
„Eben darum braucht ihr Schuhe," sagte die Schlange wieder, „geht nur nach Hause, ihr werdet dort welche finden."
Die beiden wandten sich nach ihrer kleinen Hütte, die sie sich notdürftig zusammengezimmert hatten. Als sie dieselbe aber betraten, stand da ein wunderschönes neues Paar Stiefel für Adam von glänzendem Leder und für Eva ein so reizendes Paar Stiesletten, daß seitdem kein schöneres gemacht wurde und der Eva sofort die Augen zu glänzen begannen.
„Ach," sagte sie zu Adam, „steh nur die reizenden Schuhe, ich will sie gleich anziehen."
„Nein," sagte Adam, „das tun wir nicht, denn sie sind von der Schlange, und die hat uns schon einmal betrogen."
„Ach was," sagte Eva, „wir müssen doch Schuhe haben, und schönere und bessere können wir nicht bekommen. Sieh nur deine prachtvollen Stiesel an! Nun brauchen wir keine Schmerzen mehr zu leiden. Fch glaube, die Schlange hat alles damit gut machen wollen."
Adam aber sagte noch einmal: „Ich will aber nichts von der Schlange!"
Da fuhr Eva geschwind in ihre neuen Stiesletten und begann vor Adam zu tanzen, und dann lief sie um die Hütte herum und rief immer: „Ach die köstlichen Schuhe!"
Adam sah ihr nach, und dann sah er wieder auf seine neuen Stiefel und dachte: Nun. einmal versuchen kann man es ja! und fuhr in die Stiefel.
Da fühlte er sich auch bedeutend wohler und konnte nun mit Eva hingehen, wo sie wollten, und die Füße taten gar nicht mehr weh, und sie konnten von da an ruhig aus schlechten Wegen gehen und merkten cs kaum.
Das hatte ober die Schlange gewollt.
Der Weg zum Glück.
Es war einmal einer, der ging immer geradeaus und meinte, er wäre auf dem richtigen Wege zum Glück. Aber auch ihm war es nicht erspart, daß er an eine Stelle kam wo drei Wege auseinandergingen. Dort stand eine Ruhebank, aber ein Wegzeiger war nicht vorhanden.
Er setzte sich einen Augenblick auf die Bank und überlegte, welchen Weg er einschlagen solle. Da aber gar kein Kennzeichen vorhanden war und die drei Wege gleich einladend erschienen, schlug er bald auf gut Glück den Weg zur Rechten ein. Er war noch nicht weit gekommen, als sich einer an ihn anschloß und ihn fragte, wohin er wolle. Er sagte, er wolle zum Glück. Da sagte der andere: Hier bist du nicht auf dem richtigen Wege. Kehre um.
Und der Wanderer kehrte um und schlug den mittleren Weg ein. Er war aber nicht weit gegangen, als sich ihm einer anschloß, der ihn fragte, wohin er wolle. Zum Glück, sagte der Wanderer.
— Hier geht es nicht zum Glück, sagte der andere.
Da kehrte der Wanderer wieder um und schlug den
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