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Fernsprecher Nr. 29.
88. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Echwäb. Landwirt.
..N 96
Mnkreuh und Italien.
Rom, 24. April. Heute früh traf hier die französische Militärsondergesandtschast ein und überbrachte dem König ein Handschreiben des Präsidenten Fallieres mit den Glückwünschen zur 50jährigen Jubelfeier.
Später fand zu Ehren der Sondergesandtschaft im Quirinal ein Galadiner statt, bei dem der König folgenden Trinkspruch in italienischer Sprache ausbrachte: „Herr General! Mit lebhafter Genugtuung heiße ich Sie in der Hauptstadt Italiens willkommen. Dem Herrn Präsidenten der Republik spreche ich meinen warmen Dank dafür aus, daß er Sie entsandt hat, um Italien und mir zu diesem feierlichen Anlaß die Glückwünsche und den Gruß Frankreichs zu überbringen. In dem Maße, wie die Zivilisation forlschreitet, zeigen die Gefühle, die die Völker trennen, die Neigung, zu schwinden, während die Flammen der Gefühle, die die Völker einander nähern, lebendig und rein bleiben. Deshalb lebt und wird ewig in unserem Herzen die Erinnerung leben an dem Anteil, den Frankreich an den großen Ereignissen hatte, die dazu führten, daß Italien unabhängig, frei und einig wurde. Deshalb werden immerdar in ehrender und treuer Erinnerung leben die Namen Ihrer Landsleute, die ruhmreich für die italienische Sache gefallen sind. Die herzliche Freundschaft zwischen unseren beiden nach Abstammung, Denkungsart und Wesen verwandten Bölkem beruht aus fester Grundlage und trägt kräftig zur Aufrechterhaltung des Friedens bei, der das gemeinsame Ziel der Regierungen ist und das höchste Gut der Völker. Mit diesen Gefühlen und mit dieser Ueberzeugung trinke ich auf das Wohl des Präsidenten der Republik und auf das Wohl und Gedeihen Frankreichs."
General Michel, der Führer der Sondergesandtschaft, erwiderte in französischer Sprache mit folgenden Worten: „Mit dem Gefühl lebhafter Dankbarkeit habe ich die von so warmem Wohlwollen erfüllten Worte vernommen, mit denen Ew. Majestät die Vertreter der französischen Nation zu empfangen geruhten. Von dem Präsidenten der Republik mir dem außerordentlich ehrenvollen Auftrag betraut, Ew. Majestät und Italien die Glückwünsche Frankreichs aus Anlaß der Fünfzigjahrfeier der nationalen Einigung Italiens zu überbringen, ist es mir eine Freude, der italienischen Nation noch einmal zum Ausdruck zu bringen, welch großen Anteil die befreundete Schwesternation an der Gedenkfeier des Jahrestages nimmt, der in den Jahrbüchern der Geschichte an erster Stelle steht. Es sei mir zugleich gestattet, Eurer Majestät zu sagen, wie sehr unsere Soldatenherzen dadurch gerührt worden sind, daß Ew. Majestät in so gnädiger Weise des französischen Blutes gedacht haben, das für diese ruhmreiche Sache vergossen worden ist. Diese innere Bewegung wird widerhallen in meinem ganzen Vaterlande und feiner Armee. Die herzliche Freundschaft unserer beiden Länder beruht auf einer soliden Grundlage und stellt einen kostbaren Wechsel dar für die Einhaltung des Friedens und der Eintracht der Völker. Durchdrungen von dem Gefühle dieser Freundschaft erhebe ich mein Glas zu Ehren Ew. Majestät, 2. M. der Königin und der Königin-Witwe, sowie auf das Glück und die Zukunft Italiens."
Politische Ueberficht.
Dem Bundesrat liegt gegenwärtig eine Vorlage zur Abänderung der Äusführungsbestimmungen zum Leuchtmittelsteuergesetz vom 15. Juli 1909 zur Beschlußfassung vor, durch die einer Reihe von Wünschen der beteiligten Industrien Rechnung getragen werden soll. Nach dem Gesetz ist die Steuer mittels Verwendung von Steuerzeichen (Banderolen) zu entrichten, jedoch kann der Bundesrat im Fall nachgewiesenen Bedürfnisses die Besteuerung auch ohne Verwendung von Steuerzeichen auf Grund einer besonderen Buchführung und der sonst erforderlichen Sicherungsmaßnahmen gestatten. Diese Ausnahme ist durch die jetzt geltenden Ausführungsvorschriften zur Regel erhoben und hierdurch haben sich für die beteiligten Industrien Schwierigkeiten ergeben, deren Beseitigung durch die neuen Äusführungsbestimmungen erstrebt wird. Es soll einmal die Ausfuhr von Beleuchtungsmitteln ins Ausland, die der Besteuerung nicht unterliegen, sowohl in Postpaketen, als auch in Bahnsendungen, erleichtert werden. Ferner wird vorgeschlagen, die in § 4 des Gesetzes dem Hersteller zugestandene Pauschalvergütung für versteuerte unbrauchbar gewordene Fabrikate auch auf die Großhändler von Beleuchtungsmitteln auszudehnen, und schließlich sollen für den Versand unfertiger Beleuchtungsmittel von Fabrik zu Fabrik Erleichterungen zugestanden werden. Ein Teil dieser Abänderungen ist bereits von einzelnen Bundesregierungen
Mittwoch, dm 26. April
versuchsweise und widerruflich zugelassen worden. Nach ihrer praktischen Erprobung sollen sie nun endgültig auf das ganze Reichsgebiet ausgedehnt werden.
i Mehreren Blättern zufolge beabsichtigt die französische Regierung gegen die Verwaltungen der Eisen- bahngesellschaften in der Frage der Wiederanstellung der entlassenen Eisenbahner u. a. folgendes vom Parlament zu verlangen: Das Recht der Bestätigung der Mitglieder des Berwaltungsrates und der Direktoren, die Befugnis zur Ergreifung von Maßnahmen gegen jene Gesellschaften, die ihre Angestellten an der Ausübung ihres Syndikatsrechtes hindern.
Die französische Regierung hat die Wiedereinstellung des Pariser Bolksschullehrers Nögre verfügt, der vor drei Jahren als Haupturheber der Syndikatsbewegung unter der Lehrerschaft abgesetzt war. — In einem Hirtenbrief hat der Bischof von Toulon Einspruch dagegen erhoben, daß aus Anlaß der Anwesenheit des Präsidenten Fälliges am Ostersonntag Festlichkeiten veranstaltet worden seien, die zahlreiche Soldaten von der Ausübung ihrer Religionspflichten abgehalten hätten. Der Präfekt hat die Aufmerksamkeit des Ministerpräsidenten auf diesen Hirtenbrief gelenkt. — Der Defraudant Hamon aus dem Auswärtigen Amt gestand, eine Summe von 200000 Frank vergeudet zu haben, die aus einem Geschenk herrührte, das ein Privatmann für ein Konsulat im Orient überwiesen hatte. Eine weitere Unterschlagung habe er nicht begangen. Finanzielle Unregelmäßigkeiten, die allerdings weniger bedeutend sind, sind auch im Kriegsministerium festgestellt worden.
In Portugal erging eine Anordnung über eine Reform der Universität Coimbra und die Gründung von Universitäten in Lissabon und Porto. — Trotz der Trennung von Staat und Kirche soll, wie amtlich erklärt wird, die Gesandtschaft beim Vatikan beibehalten werden. Der Iustizminister hat sich nach Oporto begeben, um dort und in Braga über das Trennungsgesetz zu sprechen. Er ist mit großer Begeisterung empfangen worden.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 26. April 1911.
Dem Mutigen gehört die Welt! (Mitgeteilt). Dies hat gestern abend ein Angehöriger der Sattlerzunft den Besuchern der Menagerie Schüssler ^gezeigt. ^Nach der Dressur der Raubtiere, von denen die Vorführung der Hyäne am aufregendsten für die Zuschauer war, kündigte Herr Schllßler dem Publikum an, daß sich von den drei Herren, die sich zu der Partie „66" im Löwenkäfig gemeldet hätten, keiner erschienen sei. Kurz nachher wurde jedoch bekannt gemacht, daß sich doch ein Herr bereit erklärt habe. Nach den nötigen Vorbereitungen, die Herr Schüßler im Löwenkäfig getroffen hatte, betrat denselben Herr Martin Renz durch eine Hintertüre. Nach der üblichen Begrüßung und Einladung zum Spiel wurden bei einer Flasche „Rotspon" zwei Runden gespielt, worauf Herr Renz den Käfig verließ, wie er denselben betreten hatte. In ein von Herrn Schüßler auf Herrn Renz ausgebrachtes Hoch stimmten die Zuschauer begeistert ein.
Frachtermäßigung. Für Schafherden, die von der Winterwetde in der Pfalz und im Elsaß nach Württemberg zurllckkehren und infolge der Maßregeln gegen die Maul- und Klauenseuche mit der Bahn nach Stationen der württembergischen Staatseisenbahnen befördert werden, wird während der Monate März und April d. Is. auf den badischen Staatseisenbahnen eine M/gige Frachtermäßigung wie auf den württembergischen Staatsbahnen im Wege der Rückvergütung gewährt. Näheres über die Bedingungen der Frachtermäßigung bei den Dienststellen und im Tarifanzeiger der K. Württ. Staatseisenbahnen.
* Rasen auf trocknen» Boden. Vom praktischen Ratgeber im Obst- und Gattenbau in Frankfurt a. O. wurde ein Preisausschreiben erlassen: „Angaben und Erfahrungen über Herstellung einer schönen, grünen Fläche auf trocknen» Boden, der nicht gewässert werden kann". Es sind für diese Aufgabe 24 Arbeiten eingegangen und die beiden preisgekrönten Arbeiten werden jetzt im praktischen Ratgeber veröffentlicht. Den ersten Preis erhielt Direktor Huntemann in Wildeshausen. Er gibt im wesentlichen den Rat, auf der trocknen Stelle zunächst Lupinen zu bauen, die mit ihren Wurzeln die Tiefe aufschließen. Außerdem erhält der Boden künstlichen Dünger. Nach solcher Vorbereitung geben die geeigneten Rasengräser, Raygras und Wiesenttspengras einen schönen Rasen, der auch bei Dürre aushält. Obergärtner Kruschinski, der den zweiten Preis erhielt, gibt den Rat, nach sachgemäßer Bodenoorbereitung den Rasen in der
1911
Hauptsache nicht aus Gräsem, sondern aus anderen geeigneten Pflanzen zu bilden. Er nimmt auf das Quadratmeter Fläche etwa 2 Gramm Schafgarbe, 1 Gramm Weißklee, 3 Gramm Spörgel und 2 Gramm Kerbelsamen. — jDie betreffende Nummer, die außer den Preisarbeiten auch noch weitere interessante Abhandlungen über Gattenbau enthält, wird Gattenfreunden auf Verlangen kostenfrei zugestellt vom Geschäftsamt des praktischen Ratgebers im Obst- und Gattenbau in Frankfurt a. O. _
Güudringen, 24. April. Letzte Woche wurden in unserer Kirche zwei weitere Bilder aufgestellt. Mariä Tod und Johannes auf Patmos, prächtige Gemälde. Unsere Kirche, nunmehr durch fünf herrliche Bilder geziert, ist jetzt das reinste Schmuckkästchen geworden.
Herrenberg, 24. April. 2m Saale des Gasthofes zum „Hasen" fand gestern eine Versammlung statt, zu der die Freunde der konservativen Partei eingeladen und auch zahlreich erschienen waren. Chefredakteur Röder-Stuttgart sprach an Stelle des verhinderten Vizepräsidenten Rechtsanwalt Kraut über die „politische Lage" und Landtagsabg. Hill er, Sekretär des Bundes für Gewerbe und Handel über „gewerbliche Fragen". Es wurde ein deutsch-konservativer Verein gegründet.
Bom Lande, 25. April. Leider besteht wegen der Bequemlichkeit der Dienstboten fast überall die Unsitte, die Straße trocken, ohne zu gießen, zu kehren. Dadurch wird der ganze Staub, vollends wenn etwas Wind geht, aufgewirbelt, und die Passanten schlucken ihn hinunter. Man sprenge also vor dem Kehren ein wenig Wasser, das den Staub bindet. Der Staub ist ja auch für die Arbeitenden selbst höchst lästig. Aber obwohl jdie Polizeivorschriften Sprengen vorschreiben, wird dies nur viel zu wenig beachtet. Man soll ja auch nicht immer gleich nach der Polizei schreien. Diel können die Dienstherrschaften selber tun, wenn sie ihre Dienstboten streng und wiederholt darauf Hinweisen, nicht ohne vorheriges Sprengen zu kehren. Jetzt bei Eintritt der warmen und staubigen Jahreszeit ist die Warnung besonders am Platz. Man muß heutzutage schon sowieso Staub und Schmutz genug schlucken, da braucht er nicht noch unbedachtsamerweise aufgewirbelt zu werden.
Stuttgart, 25. April. Der König hat an den Generaladjutanten General der Infanterie von Bilfinger folgendes Handschreiben gerichtet: „Stuttgart, den 25. April 1911. Mein lieber Generaladjutant General der Infanterie Freiherr von Bilfinger! Es ist Ihnen vergönnt, heute den Tag zu feiem, an dem Sie vor nunmehr 50 Jahren in die Armee eingetreten sind. Sie haben in dieser langen militärischen Laufbahn der Armee in den verschiedensten Dienststellungen und mir als mein diensttuender Generaladjutant gleich ausgezeichnete Dienste geleistet. Es ist mir daher ein ganz besonderes Bedürfnis, Ihnen an Ihrem Ehrentage mit herzlichen Glückwünschen meinen wärmsten Dank für Ihre hingebende Pflichttreue und hervorragenden Leistungen auszusprechen und diesen Dank noch besonders dadurch zu bekräftigen, daß ich Ihnen, dem in Krieg und Frieden hochbewähtten Offizier, daß Großkreuz des Militärverdienst- vrdens verleihe. Mit der Versicherung meiner wohlgeneigten Gefinnungver, bleibe ich mein lieber Generaladjutant General der Infanterie Freiherr von Bilfinger, Ihr gnädiger König Wilhelm."
r Stuttgart, 25. April. (Ergebnisse der Blumentage.) Der geschästsführende Ausschuß hat nunmehr endgültig seine Rechnung abschließen können und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen: Von den verschiedenen Blumentagen im ganzen Württemberger Lande, durch die Veranstaltungen der Schwabenoereine im übrigen Deutschland, durch die Sammlungen der in England, Deutschostafrika und Nordamerika lebenden Württemberger und schließlich durch größere Spenden und Stiftungen sind insgesamt rund 583 OM ^ zusammengekommen. Diesem überaus stattlichen Betrage stehen der Aufwand für die bestellten und verkauften 3 Millionen künstlicher Nelken, für 900000 Fest- postkatten ohne Marke und 160000 dergleichen mit eingeprägter Marke sowie für60000der reizenden Königsspitzerkarten und schließlich die unvermeidlichen Unkosten, alles zusammen in einer Totalhöhe von 72 000 ^ gegenüber, sodaß als Nettobetrag die runde Summe von 511000 ^ genannt werden kann. Dabei ist natürlich der abgerundete Betrag, den das Königspaar als Schlußstein einfügte noch nicht berücksichtigt. — Ueber weitere Einzelheiten wird die demnächst erscheinende Gedenkschrift berichten.
Stuttgart, 25. April. Nachdem vor kurzem ein Oberleutnant und 2 Leutnants des württembergischen Armeekorps zur Dienstleistung bei preußischen Infanterieregimentern kommandiert worden sind, sollen demnächst weitere Kom-