Erschein! täglich mii Ausnahme der Sonn- und Zcsuage.

Preis vieneMMch hier 1.10 ««!, mit Tcäger- iohri 1.20^, im Bezirks» und 10 n m.«Berkehr 1.LZ iin übrigen Württemberg 1.35 ÄHimarsuiionnements nach Berhäilnis.

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Fernsprecher Nr. 29.

85. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigen-Debühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 -Z, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. kandwirt.

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Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Samstag nachniittag.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle.

Offenhaltung des Landesgewerbemusenms und der Bibliothek.

Während des Sommers sind geöffnet:

die Sammlungen der kunstgewerblichen und der tech­nischen Abteilung des Landesgewerbemufeums an den Wochentagen von 1012Vs und 25 Uhr, an den Sonn­tagen von 113 Uhr,

die Sammlung der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 1012^2 Uhr, an den Sonntagen von 113 Uhr,

die Bibliothek mit Lesesaal, Zeichens«!« l und Zeitschristen­zimmer an den Wochentagen von 1012 und 26 Uhr (Samstag bis 5 Uhr), außerdem Freitags von 810 Uhr abends, an den Sonntagen von 111 Uhr.

An den höchsten Feiertagen (Neujahrsfest, Erscheinungs- sest, Palmsonntag, Karfreitag, Osterfest, Himmelfahrtsfest, Pfingstfest, Weihnachtsfest) sowie am Haupttag des Volks­festes bleiben die Sammlungen und die Bibliothek geschlossen.

Der Eintritt ist jedermann unentgeltlich gestattet.

Die Patentauslegcstelle mit den deutschen Patentschriften und sonstigen Veröffentlichungen des Reichspatentamts über Patent-, Muster- und Zeichenwesen, ferner die Sammlung ausländischer Patentbeschreibungen usw. und die Sammlungen von Adreßbüchern, Ausstellungskatalogen, Preislisten und ähnlichem Nachschlagematerial sind während der Kanzlei- stunden (an Wochentagen von 812 und 26 Uhr) zur Benützung zugänglich (Bureau links vom Haupteingang).

Ausgeliehen werden innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie (aus kurze Zeit) Patent­schriften, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Samm­lungen, soweit nicht bei einzelnen derselben aus besonderen Gründen abweichende Bestimmung getroffen ist. An Sonn­tagen können Bücher weder aus der Bibliothek entlehnt noch dahin zurückgegeben werden.

Motoren u. Maschinen werden auf Wunsch inBetrieb gesetzt.

Größere Gruppen von Besuchern können, sofern ein Beamter frei ist, auf dem Bureau des Museums einen Führer erhalten.

Stuttgart, den 1. April 1911. Mosthaf.

Der IM des wötttem-ergischen KönigMares an das SWabenvolk.

Nachdem der Festjubel verrauscht ist, möchten die Königin und ich auch noch einmal öffentlich es vor dem ganzen Lande bezeugen, wie sehr wir uns durch die allge­meine Teilnahme an unserer silbernen Hochzeit und durch all die rührenden Kundgebungen treuer Liebe und Verehrung im Innersten ergriffen und zu unauslöschlichem Danke ver­pflichtet fühlen; ist uns diese Teilnahme doch ein neuer erhebender Beweis dafür, wie fest und unzerreißbar das Band ist, das im Schwabenlande Volk und Fürstenhaus verbindet.

Noch unter dem überwältigenden Eindruck dieser Feier stehend durften wir heute das alle unsere Erwartungen übersteigende reiche Erträgnis der im ganzen Lande veran­stalteten Blumentage aus den Händen des hiefür gebildeten Hauptausschusses entgegennehmen. Mit tiefer und aufrich­tiger Rührung haben wir aus mündlichen und schriftlichen Berichten entnommen, wie beinahe alle Kreise der Bevölke­rung, Stadt und Land, Reich und Arm, Alt und Jung, Einheimische und auswärts lebende Württemberger in edlem Wetteifer zur allgemeinen Spende beigesteuert und auf diese schöne unserem Herzen so wohltuende Weise ihre Anhäng­lichkeit an uns und die alle Heimat bekundet haben.

Eine größere Freude hätte uns an diesem Tage nicht wohl bereitet werden können, und da wir jedem Einzelnen nicht zu danken vermögen, so sei auch hiefür allen freund­lichen Gebern und Helfern auf diesem Wege unser innigster und herzlichster Dank kund getan.

Ueber die Verwendung der Spende selbst, welche nach Abzug aller Unkosten den Betrag von rund einer halben Million Mark erreicht hat und von uns selbst noch auf 530000 --r erhöht werden wird, behalten wir uns weitere demnächst zu veröffentlichende Bestimmungen vor.

Stuttgart, Wilhelmspalast den 12. April 1911.

WikHetm. KHarTotte.

Donnerstag, den 13. April

Zum Karfreitag.

Im Reiche Gottes, das auf Erden sich durchsetzen soll, damit ein neuer Himmel und eine neue Erde werden können, walten ungeheuere Wirklichkeiten. Wer Gott und den Heiland nur als Ideen erfaßt, mag viel fromme Empfind­ungen haben und viel religionsphilosophische Gedankenreihen entwickeln können, aber sie werden ihm keine greif- und stützbare Kraft im Leben und im Sterben werden. Diese aber vor allem brauchen wir, wenn wir überhaupt etwas Menschenwürdiges wirken und nicht bloß alshöher organi­siertes Tier" vegetieren wollen.

Kaum etwas hindert uns jedoch in solchem Wirken auf Erden so sehr, wie das Bewußtsein des Unvollkommenen unter dem Druck der Schuld. Los von der Sünde! ist da­her der unwillkürliche Aufschrei jeder Menschenseele, die zu selbständigem Nachdenken über ihr Ich gelangte. Es ist die Vorbedingung, ohne deren Erfüllung man sich nicht fähig fühlt, erfolgreich für die Wahrheit im Bollmaß zu wirken. Das hat auch an sich mit Kirche und Christentum nichts zu schaffen; es ist ein rein menschlicher Erfahrungszustand. Aber weiter! Angesichts der uns erschreckenden, furchtbaren Tatsache des Todes und der Verwesung, die wir trotz ihrer sogenanntenNaturgesetzlichkeit" doch immerdar als Unnatur, als einen Fremdkörper in unserm Wesen empfinden, kom­men wir auch ganz unabhängig davon, daß sich die Behauptung zugleich in der Bibel findet schließlich selbst zu der Erkenntnis, daß der Tod eine Strafe,der Sünden Sold", sein muß. Das ist aber ein Gedanke, der, bis in seine letzten Konsequenzen verfolgt, zur Verzweiflung führen muß. Nicht das Leben, sondern der Tod ist dann der eigentliche Triumphator; nicht die ursprüngliche Wahrheit, sondern die hinzugetretene Sünde das Stärkste im Dasein!

Da ereignet sich nach jahrhundertelangen Boransagen in der Menschheitsgeschichte das schier Unfaßbare, daß ein Mensch von Fleisch und Blut, Jesus von Nazaret, in Pa­lästina auftritt, sich als Fürsten des Lebens in Gottes Voll­macht bezeichnet, dies durch gewaltige Worte undunerhörte Taten des Lebens (Wunder" genannt) erweist, und dem Kreis der Jünger, den er um sich bildet, ein für allemal erklärt:Ich lebe und ihr sollt auch leben!" Sein Ein­druck ist so überwältigend, daß er schließlich die nächsten Zeugen seines Tuns auf die Kniee und zu dem Bekenntnis zwingt: Ja, du bist in Wahrheit der Fürst des Lebens, du bist Gottes Sohn!" Kaum aber hat sich diese Erkenntnis einigermaßen durchgesetzt, da geschieht das noch weit Uner­hörtere, das Unfaßlichste von allenWundern": Dieser Fürst des Lebens" stirbt, stirbt 'als gemeiner Verbrecher am Kreuz!

War dieser Jesus nun nicht ein bedauernswertes Opfer seiner Schwärmerei? Wir sagen nein und hundertmal nein! Kein stark bewehrter Feind erklärt sich eher für über­wunden, als bis der Sieger den Einzug mitten in das Herz seines Landes, die Haupt- und Residenzstadt, gewagt und damit seine absolute Herrschaft über ihn erwiesen hat ! Dem Reich Gottes gegenüber steht das Reich der Finsternis mit seinem furchtbaren Zentrum, dem Tod. Sollte das schier Unglaubliche Wirklichkeit werden, daß ein Mensch von Fleisch und Blut in Gottes Vollmacht Sieger über den Tod werde, so mußte zweierlei geschehen: Der Träger des Geistes und Lebens mußte zunächst den Fuß direkt in die Zitadelle des Reichs der Finsternis setzen, mußte gleichsam vollgültiger Bürger des Todesdistrikts werden, also sterben; dann aber mußte ihn der Tod nicht behalten dürfen, sondern er, der Triumphator über den Tod, mußte nochmals als Mensch von Fleisch und Blut in das Leben zurückkehren, um dann für Zeit und Ewigkeit verklärter Fürst des Lebens im Reiche Gottes zu werden! Brach aber auch nur Einer unseres Geschlechts die Macht des Todes, dann brach er zu­vörderst auch für alle, die sich unter seine Fahne stellen, die Macht der Sünde! Und das ist die unaussprechlich große, in ihrem Geheimnis unaussprechlich heilige Geschichtswirk­lichkeit des Karfreitags!

Politische Ueberficht.

Ein österreichischer Politiker, Berthold Molden,

stellt im MünchnerMärz" in einem AussatzWir und Italien" die Forderung auf, der Gegnerschaft der Gemüter in Italien und Oesterreich ein Ende zu machen, um dem Diplomatenbündnis einen mehr als oberflächlichen Wert zu gewinnen. Molden bestreitet ganz entschieden, daß die italie­nische Nation einen Gewinn in der Absprengung des Tren- tino haben könnte. Soviel weiß heute schon jeder halbwegs vernünftige Italiener, daß Görz, Triest, Pola, Spalato für alle Zelten zu uns gehören, und daß Itali en auf Triest

1911

ebensowenig Aussichten hat wie auf Innsbruck oder Mün­chen. Für den italienischen Patrioten kann es sich also nur darum handeln, dieser Diaspora ihr nationales Gepräge möglichst zu erhalten, und das ist nicht anders möglich, als wenn ihre Widerstandskraft durch das Tiroler Italienertum verstärkt wird. Trient königlich, das heißt soviel wie Triest slawisch. Die Frage drängt sich auf, ob der Satz etwa auch umgekehrt gelte. Das nun freilich nicht, dafür birgt, solange nicht Katastrophen von allen Richtungen Hereinbrechen, die Armee. Das ist viel das ist aber auch wenig. Eine Begünstigung der slawischen Invasion in die italienischen Sprachinseln müßte die Empfänglichkeit der italienischen Nation im Königreich für die irredentistifche Propaganda ungemein steigern und die Gefahr erzeugen, daß Italien tatsächlich immer nach Gelegenheiten ausspäht, sich gegen uns zu wenden. Ein unruhiger, unsicherer Zu­stand würde sich ergeben, den zwar Italien ebensowenig wie Oesterreich herbeiwünschen kann, der aber noch erträglicher für den Teil wäre, der angreifen will als für den, der sich auf den Angriff gefaßt machen muß. Oesterreich-Ungarn handelt also zum eigenen Vorteil, wenn es im Innern eine national-antiitalienische Politik vermeidet und den Italienern so viel Spielraum gewährt, als mit dem Staatsinteresse und mit den Lebensinteressen seiner nationalen Nachbarn vereinbar ist. Italien andererseits geht den einzig richtigen Weg, wenn es nicht nur äußerlich, sondern mit allem Ernst aus jeden Gedanken an eine Ausdehnung über den Garda­see hinaus verzichtet. Es handelt sich hier wie dort um Grundlagen des Verhaltens, über die cs, da die Gesinnungen maßgebend sind und die innere Politik, in die das Ausland sich nicht einzumengen hat, in Betracht kommt Verein­barungen nicht geben kann. Die beiden Gruppen, die durch das trennende Gebirge den Tunnel schlagen wollen, um sich zu treffen, müssen daran arbeiten, ohne sich über einen Plan offiziell verabreden zu können, in einem Einverständnis, das einfach auf Verständnis beruht.

Die russische Duma beschloß eiuen Zusatz zum Gesetz über die Verwaltung der ländlichen Amtsbezirke, durch den den Frauen das Wahlrecht in diesen Bezirken verliehen wird. Die im Reichsrat mit starker Mehrheit erfolgte Annahme der Interpellation wegen ungesetzlicher Störung der Parlamentssitzungen durch Stolypin betrachtet man als neuerliche Zuspitzung der Lage. Eine gewisse Bestätigung sieht man darin, daß Stolypin aus die Interpellation nicht antworten wird. Wider seine Gewohnheit hat der Reichsrat tägliche Sitzungen anberaumt, um möglichst rasch das Bud­get zu verabschieden, da, wie verlautet, die Kammern aus­gelöst werden sollen. Bei der Debatte über die Marineoer- waltung erklärte der Marineminister, daß !viele Vorwürfe der gesetzgebenden Körperschaften gegen sein Ressort begründet seien. Das Ministerium Kenne die Mängel und ergreife Maßnahmen zu ihrer Beseitigung. Alles werde geschehen, um die Flotte kampffähiger zu machen.

In der spanischen Kammer ist die lange Ferrer-Debatte endlich geschlossen worden. Die Anträge aus Revision des Prozesses und auf Abänderung des Militär- strasgesetzbuches wurden abgelehnt. Mitten in die Ferrer- debatte hinein fiel noch eine Interpellationsdebatte über Marokko. ' Man fragte an: Welche Haltung gedenkt die Regierung einzunehmen erstens für den Fall, daß die Re­bellen, die Fez belagern, vernichtet werden sollten; zweitens wird für den Fall, daß der Sultan entthront werden sollte, Spanien Mulay Hafid bei der Beruhigung seines Reichs unterstützen? Wird Spanien in beiden Fällen mit Frank­reich zu demselben Ziel Zusammenwirken, mit welchen Maß­nahmen und mit welchen Mitteln? Canalejas hat auf diese Fragen keine bestimmte Antwort gegeben, sondern er hat sich im wesentlichen auf die Erklärung beschränkt, die spa­nische Regierung werde ihre Rechte und Interessen schützen und zu diesem Zweck einige Vorkehrungsmaßregeln er­greifen; auch werde sie stets im Einvernehmen mit Frank- reich zu handeln suchen. Frankreich habe das gleiche Be- streben. Spanien hat bereits einige militärische Maßnahmen getroffen.

Wie ans Persien gemeldet wrrd, ist das tür­kische Konsulat in Buschir von persischem Pöbel, der die Auslieferung der in das Konsulat geflüchteten, wegen Mordes verfolgten persischen Polizeibeamten verlangte, angegriffen worden. Der Pöbel drang in das Konsulat ein, tötete einen Polizeibeamten, sowie zwei Konsulatsdiener und richtete in den Amtsräumen Schaden an. Infolgedessen verlangte die Pforte von der persischen Regierung Genugtuung, Be­strafung der Schuldigen, sowie Entschädigung. Die persische Regierung bewilligte alle Forderungen der Pforte.

Die mexikanischen Insurgenten jdrohen, die Kohlengruben in Nordmexiko stillzulegen, worauf dann das Feuermaterial für die Bahnen schwer zu erlangen wäre.