TMeint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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Beilagen. Plaudrrftübchen, Illustr. Sonnlagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
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K. Hbevarnt Wcrgokd.
Dir Herren Verwaltnngsaktimre rmd Gemeenderechnungshilfsbearyten werden veranlaßt, behufs Aufstellung einer Uebersicht über die seitens der Geinemdcn im Rechnungsjahr 1SVS erhobenen Steuern (zu vergl. Minist.-Erl. vom 11. März 1911 — Amtsbl. S. 116 —) umgehend^ zu erheben und hierher anzuzeigsn: Den Ertrag der: -1. Gemeindeumlage, 2. Gemeindeeinstommensteuer, 3. Gemeindekapitalsteuer, 4. Wohnsteucr (ausschl. Rcstognitionsgebiihr), 5. Verbrauchsabgaben (Rohertrag), 6. Grundstüchsumsatzsteuer, 7. Hundeabgabe, 8. Wandergemerbesteuer (einschl. Ersatzstsuer) und 9. den Gesamtsteuerertrag./
BeiZ. 1, 2, 3, 6 Md 7 Md auch die Prozente bezw. Sätze Mzugeben.
Der Darstellung find die Rechnungsergebnisse zu Grund zu legen. Pfennigbeträge können weggelassen werden; hiebei sind Beträge über 50 Pfennig auf eine Mark auf- zurukiden.
Den 6. April 1911. Kommerell.
B clorrttLMachung^
betr. Aenderung einer lästige« Anlage.
Friedrich Wmrster, Metzger in Bern eck nM das Abwasser seiner Schlächterei durch eine Dohle unter Benützung der städt. Sttaßendohle in den Kölibach ableiten.
Einwendungen gegen dieses Gesuch müssen Annen 14 Tagen beim Oberamt angebracht werden. Dort find auch die Pläne und Beschreibungen zur Eichicht aufgelegt. Nach Ablauf der Frist sind Einwendungen ausgeschlossen. Nagold, den Zi April 1911.
_ _ Amtmann May er._
Bel dor im Februar und Marz d. 2. an dem Lehrerseminar Nagold vorgolkvmmencn erste» Menstprüfeag sind naelßtehende Kandidaten zur Versetzung von unständigen Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Allmendinger, Ludwig, in Undingen, OA. Reutlingen; Barner, Friedrich, inGarrweilcr; Bchur, Wilhelm, in Laichingsn, O2K Münsingen; Beck, Oskar, in Obertal, Gemeinde Vaiersbronu; Biigcr, Johannes, in Sigmarswangen, OA. Sulz; Bürk, Jakob, in Schwenningen, OA.Rottweil; Dieth, Wilhelm, in Genkingcn, OA. Reutlingen; Eisen braun, Erwin, in Belsen, OA. Rottenburg; Fecht, Georg, in Laichingen, OA. Münsingen; -Franz, Hermann, in Betzingen, OA. Reutlingen; Härter, Wilhelm, in Derendingen OA. Tübingen, Horrer, Georg, in Dettenhausen, OA. Tübingen; Keller, Matthäus, in Laichingcn, OA. Münsingen; Letsche, Johannes, in Undinge»; Lohrmann, Ludwig, in Laichir-gen; L uz, Fritz, in Obernhausen, Gcm. Gräfenhaussn, OA. Neuenbürg; Müller, Erwin, in Schwemlingen; Müller, Friedrich in Bondorf; Raiser. Christian, in Derendingen; Ulmer, Wilhelm, in Hausen, OA. Reutlingen; Weiß. Gustav, in Trossingen; Wunsch, Gottlob, in Laichingen; Ziegler, Rudolf, in Steinheim, OA. Heidenheim; Zimmermann, Fritz, in Hülben.
Bei der am 1. April d. Is. an der Tierärztk. Hochschule in Stuttgart stattgefundenen Promotion wurde u. a. der appr. Tierarzt Schüttle von Mötzingen zum Ur. wob. vor. promoviert.
Von W. Widmann. (Nattidr. oerb.)
Aus der Kinderzeit des Prinzen Wilhelm.
Erzieher des Prinzen Wilhelm, jetzigen Königs, war der damalige Kandidat der Theologie, spätere Hofkaplan und Professor Günther, der ihn in den Gymnasialfächem gründlich unterrichtete und zugleich aus kräftige Bildung des Willens und Charakters eifrig bedacht war. Von zwei tüchtigen Handwerksmeistern wurde der junge Prinz mit den Fertigkeiten des Schreiners und Buchbinders vertraut gemacht. In der für ihn im elterlichen Palais eingerichteten Schreiner- und Buchbmderwerkftätte stellte er namentlich anläßlich der Geburtstage der Eltern, des Großvaters, der Onkel und Tanten mit Fleiß und Geschick manche wohlgelungene Schreiner- und Buchbinderardeit her. Am 13. Dezember 1863 wurde der Prinz in der Stuttgarter Schloßkirche konfirmiert. Zu dieser Feier schrieb ihm sein 82jähriger Großvater, König Wilhelm l.. eigenhändig einen Brief, in dem er ihn, seinen künftigen Thronerben, ermahnte, sich stets daran zu erinnern, daß der König um des Volkes willen, nicht dieses um seinetwillen da sei; im Glück seines Volkes müsse der König sein eigenes Lebensglück suchen und finden.
Der Urinz im Kriegsdienst.
Es war am 24. Juli 1866, während des Krieges. Prinz Wilhelm, kurz zuvor zum Leutnant im 3. Retter- Regiment ernannt, ritt mit dem württemb. Generalstab auf Tauberbifchofsheim zu. Plötzlich sank sein Nebenmann, Hauptmann Hofmeister, von einer feindlichen Kugel getroffen, tot vom Pferde. Auf den 18jährigen Jüngling
IreiLag, dm 7. April
Politische Uebersicht.
Gestern wurde der Entwurf eines neuen
deutsch-schwedischen Handelsvertrags von den beiderseitigen Delegierten unter Vorbehalt einiger noch unerledigter Punkte paraphiert, über die die beiden Regierungen sich die Regelung im Korrespondenzmege Vorbehalten haben.
In der nationalliberalen Partei Bayerns ist eine Krisis ausgebrochen. Sie ist eine Folge der Meinungsverschiedenheiten über die Stellungnahme der Nationalliberalen zu den Konservativen bei den kommenden Reichstagswahlen, die bereits auf dem Parteitag am Sonntag in Nürnberg zu heftigen Zusammenstößen geführt hatten. Eine weniger entschieden liberale Gruppe, mit dem Vorsitzenden des nationallibcralen Landesausschusses, Fabrikdirektor Tafel-Nürnberg, an der Spitze, verlangte gemeinsames Vorgehen mit den Konservativen. Da ein darauf abzielender Antrag des Landesausschußvorsitzenden Tafel am Sonntag nach scharfer Bekämpfung fiel, hat Herr Tafel jetzt sein Amt als Vorsitzender des Landesausschusses niedergelegt und seinen Austritt aus dem geschäftsführenden Ausschuß erklärt.
Die türkische Regierung hat ihre Botschafter beauftragt, die Aufmerksamkeit der Kretamächte auf die von der kretischen Regierung geplante Beseitigung des Ober- Kommissariats zu lenken, da eine derartige Handlungsweise ein Uebergriff gegen die Svuveränrtätsrechte der Türkei und daher unzulässig sei. — Aus dem Pemen sind Meldungen eingegangen nach denen die türkischen Truppen weitere Erfolge errungen haben. U. a. haben sie Sanaa zurückerobert.
Born mexikanischen Kongreß wird ein besonderer Kredit in Höhe non 2 500000 Dollar gefordert werden, der zur wirksamen Bekämpfung der Aufständischen dienen soll. Präsident Diaz hat dem Kongreß eine Botschaft zugehen lassen, in der er eine Anzahl der von den Aufständischen geforderten Reformen empfiehlt.
Tages-NeuigLeiLen.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 7. April 1S11.
* Postsache. Am Samstag, den 8. April d. 2s., dem Fest der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten des Königs und der Königin werden bei dem Postamt Nagold die Postschalterdieiistzeiten auf die Zeit von 7 bis 12 Uhr vorm, und 5 bis 7 Uhr nachm, beschränkt,- der Mittags- Briesbestellgang fällt aus.
: : Vortrag. Es war keine große, aber eine von der Wichtigkeit und Richtigkeit ihrer Sache überzeugte Gemeinde, die sich Mittwoch abend im Gasthof zum „Rößle" um den Fliedensredner, Herrn R. Feldhaus aus Basel sammelte. Der Genuß, den der Bortrag mit den sich anschließenden Rezitationen bot, war ein ganz eigenartiger und es ist be
1911
dauerlich, daß sich so viele Mitglieder der hiesigen Ortsgruppe denselben entgehen ließen. — Einleitend bemerkte der Redner, daß die Gegnerschaft (gegen die Friedensidee) zumeist auf Mißverständnissen beruhe, daß der Glaube an die Verwirklichung des Ideals „Friede auf Erden" immer tiefere Wurzeln schlage, daß das Verlachen der Friedensbestrebungen endgültig abgetan sei. Nur möchten diejenigen, die noch achselzuckend, zweifelnd der Sache gegenüberstehen, freudig in die Reihen der Friedensfreunde eintreten und den Glauben mitbrmgen, daß die Völkerkriege doch noch aus der Welt geschafft werden können. Uebergehend auf das eigentliche Thema: „Der Friedensgedanke in der Literatur" hielt der Redner Umschau bei den Dichtern und Schriftstellern des Altertums, des Mittelalters und der neueren Zeit, namentlich den deutschen Klassikern, und wies an Aussprüchen derselben nach, wie sie in ihren Werken der Friedensidee Ansdruck gaben. Besonders wurde noch hingewiesen auf Viktor Hugo, Robert Hamerling, Emil Zola, Leo Tolstoi, E. v. Wildenbruch und zur Lektüre dringend empfohlen das Buch von Berta v. Suttner: „Die Waffen nieder", das zu 1 ^ in der Buchhandlung zu haben ist. Es eignet sich vorzüglich zum Porlesen in der Familie. Ergreifende Wiedergaben von Erlebnissen in Kriegszeiten bildeten den Schluß des Vortrags. — Die etwas zurückgegangene Mitgliederzahl der hiesigen Ortsgruppe ist erfreulicherweise wieder im Zunehmen begriffen.
Seminarhausordnung. In Verbindung mit dem neuen Seminarlehrplan ist für die wllrtt. Lehrdildungsan- stalten, die eoang. und die kath., auch eine „neue Hausordnung" ausgegeben worden, welche an die Stelle der seitherigen Seminarstatuten tritt. Die neue Hausordnung dringt eine von der Lehrerwelt schon längst gewünschte Erweiterung der Schranken, welche bisher sür^ die Seminarzöglinge gezogen waren. In erster Linie wird die bislang allzusehr beschränkte Ausgangsfreiheit wesentlich erweitert. Sodann ist unter gewissen Einschränkungen auch, besonders für die Zöglinge der älteren Kurse, der Wirtshausbesuch und das Rauchen gestattet worden, was früher mit Karzer und noch schwereren Strafen geahndet wurde. Bezüglich des Externats, dessen Einführung auch im Landtag schon wiederholt Befürwortung gefunden hat, ist jetzt die Bestimmung getroffen, daß der Lehrerkonoent nach Zustimmung der Eltern den Zöglingen der beiden oberen Kurse in widerruflicher Weise gestatten kann, außerhalb der Anstalt Wohnung und Kost zu nehmen. Die Wahl der Wohnung und des Kosttisches, sowie jeder Wechsel bedarf aber der Genehmigung des Semmaroorstandes. Zur Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung innerhalb der Anstalt selbst wird eine Art von Selbstregierung eingeführt in der Weise, daß die Zöglinge jedes Kurses einen aus drei Bettrauensschülern bestehenden Klassenausschuß wählen, der auch etwaige Wünsche der Anstaltsleitung zu übermitteln hat.
machten der Tod des Kameraden an seiner Seite und die Gefahr, in der er sich selbst befand, einen tiefen, unauslösch- lischeu Eindruck. An diesem Tage ist er zum ernsten Manne gereift. — Am deutsch-französischen .Krieg 1870—71 beteiligte sich der Prinz vom Anfang bis zum Ende; er nahm teil an den Schlachten bei Wörth, Beaumont und Sedan und etlichen Gefechten vor Paris. Am 18. Jan. 1871 wohnte er der Kaiserproklamation im Versailler Schloße bei und am 16. Juni 1871 dem Siegeseinzug der deutschen Truppen in Berlin.
Isaunkie«-Areud und Leid.
Am 15. Februar 1877 vermählte sich Prinz Wilhelm mit Prinzessin Marie zu Waldeck und Pyrmont, die er im Herbst zuvor am Bodensee kennen und lieben gelernt halte. Dieser ersten Ehe entsprossen eine Tochter, Prinzessin Pauline, jetzige Fürstin zu Wied, und ein Knabe, Prinz Ulrich, der wenige Monate nach der Geburt starb. Am 30. April 1882 starb Prinzessin Marie, nachdem sie drei Tage zuvor ein tote» Kind geboren hatte. Noch im vierten Jahre nach dem Verluste der imnggelicbten Gattin schrieb Prinz Wilhelm, als ihm im Interesse des Landes und Volkes baldige Wiederoermählung nahegelegt worden mar: „Ich habe nie aus den Augen verloren, was ich meiner Stellung als Prinz und meinem Lande schuldig bin, aber ich bin mit meiner ersten Gemahlin zu glücklich gewesen, als daß ich mich durch eine Konvenienzheirat für den Rest meines Lebens unglücklich machen möchte; soviel kann selbst einem Prinzen nicht zugemutet werden. Ich will meinem Lande nicht das Beispiel einer kalten liebelceren Ehe geben! Ich denke zu hoch und heilig von diesem Stande, um ihn in solcher Weise entweihen und mich selbst dadurch erniedrigen zu wollen." — Seine zweite Gemahlin, Charlotte, Prinzessin zu Schaumburg-Lippe, führte er am 8. April 1886
in der Schloßkirche in Bückeburg zum Altar. 25 Jahre sind seitdem vergangen.
Aus der Jugendzeit der Königin.
Prinzessin Charlotte, die jetzige Königin, verlebte auf den böhmischen Gütern ihres Vaters, Prinzen Wilhelm zu Schaumburg-Llppe, im Sommer auf Schloß Ratiboritz bei Skalitz, im Winter auf Schloß Nachod, dem alten Herrensitz der Piccolomini, auf dessen weitem Gebiet die eisernen Würfel des Jahres 1866 fielen, eine frohe und interessante Jugendzeit. Als erstes Kind von neun Geschwistern entfaltete sie sich zu hoher Anmut der Erscheinung und ungewöhnlicher Klarheit und Festigkeit des Wesens. Ausgezeichnete Lehrer leiteten ihre geistige Bildung, die auch das an Höfen gewohnte Maß beträchtlich übersteigt. Acht Lehrkräfte hatte ihr Vater zur Erziehung der Prinzen und Prinzessinnen in seinen Dienst genommen; den Hauptunterricht erhielt sie von Professor Nolting, einem durch Elastizität der Methode, reiche literarische und insbesondere durch gründliche geschichtliche und naturwissenschaftliche Kenntnisse hervorragenden Gelehrten. Ausgezeichnete Professoren leiteten auch ihren musikalischen und Zeichen-Unterricht. Im väterlichen Hause wurde der Grund gelegt zu dem warmen Interesse, klaren Urteil und feinen Verständnis der Prinzessin für die literarischen Erscheinungen der Vergangenheit und Gegenwatt. In den Künsten der Musik und des Zeichn >is erlangte die Prinzessin einen hohen Grad künstlerischer Fettigkeit. Ihren Iugendneigungen treu, ist die Königin in ihrer neuen Heimat eine eifrige Protektorin von Literatur und Theater, Musil: und bildender Kunst. Außerdem betätigt sie sich eifrigst auf allen Gebieten sozialer und humanitärer Fürsorge. Dem Spott, besonders dem Reit-, Schlittschuh- und Rodeisport ist sie seit früher Fugend lebhaft zugetan; auch durchstreift sie gern zu Fuß Berg und Tal.