Neckarzeitung als Grund für diese Ablehnung u. a. genannt worden,von den letzten Wahlen her stehe Keinath als einer der Hauptgegner der Volkspartei in noch zu frischer Erinnerung". Wie die W. Pr.-Korr. hört, bezieht sich diese letztere Aeußerung auf eine Agitation Keinaths bei der Reichs­tagswahl im Jahr 1907 gegen den Kandidaten der Bolks- partei Leo-Mühlacker. Demgegenüber ist sestzustellen, daß Keinath keinerlei Agitation gegen den volksparteilichen Kandidaten Leo betrieben hat. daß er den 4. Wahlkreis in jener Zeit überhaupt nicht politisch besucht hat. sondern seine volle Kraft selbstverständlich der Bearbeitung der national­liberalen Wahlkreise gewidmet hat.

r Schramberg, 5. April. Ein Mann namens Oskar Gaiser von Pfalzgrasenweiler wurde hier tobsüchtig in das Krankenhaus gebracht. Er war früher schon in der psychia­trischen Klinik in Tübingen und erlitt einen Anfall, nachdem er zuvor ein paar Glas Bier getrunken hatte. Zur Zeit ist er wieder mhiger und befindet sich auf dem Wege der Besserung.

r Ludwigsburg, 5. April. (Blumentag.) Trotz Schneegestöbers und bitterer Kälte haben heute 200 junge Damen sich dem Werke der Barmherzigkeit zu Ehren des Königspaares geopfert und bis gegen abend 60 000 Nelken samt 67000 Karten verkauft. Heute abend werden Konzerte abgehalten.

r Eßlingen, 5. April. Der Aviatiker Fiedler be­absichtigt, wenn es die Witterung erlaubt, seine Schauflüge auf den Sirnauerwiesen am Palmsonntag nachmittag um Z Uhr zu beginnen.

r Göppingen, 5. April. In der gestern in Stuttgart stattgehabten Kreisausschußsitzung der Fortschrittlichen Bolks- partei wurde mit 11 gegen 6 Stimmen beschlossen, dem gegenwärtigen Vertreter des 10. Wahlkreises im Reichstag, Reichstagsabg. Wieland-Göppingen, die Kandidatur für die nächste Wahlperiode aufs Neue anzutragen. Es steht noch nicht fest, ob Wieland die Kandidatur annehmen wird. Die Göppinger Vertreter im volksparteilichen Kreisausschuß waren mit Ausnahme eines einzigen für die Aufstellung, des in letzter Zeit als Kandidat vielgenannten Fabrikanten Schuster-Göppingen eingetreten, wurden aber von den Ver­tretern des Gmünder, Schorndorfer und Welzheimer Bezirks tiberstimmt, die sich für die jWiederaufstellung Wielands aussprachen. Ob das Zentrum einen Zählkandidaten auf­stellen wird, steht noch nicht fest. Ueber die Stellungnahme dieser Partei soll bekanntlich demnächst deren Landesaus­schuß Beschluß fassen.

Gerichtssaal.

r Stuttgart, 4. April. (Ein interessanter Prozeß.) Redakteur Helms vomBeobachter" ist bekanntlich wegen Beleidigung des Pfarrers Kolb in Boos OA. Saulgau vor der 2. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart zu 100 Geldstrafe verurteilt worden. Das Reichsgericht hat jetzt die von Helms eingelegte Revision verworfen. Der höchste Gerichts­hof hat im Anschluß an die Ausführungen des Reichsanwalts die Auffassung vertreten, daß bei Gerichtsberichten, wie dem vorliegenden, nicht über alle tatsächlichen Vorkommnisse der Verhandlung berichtet werden darf. Das Publikum habe gar kein Interesse daran, zu erfahren, daß die Verteidigung in einem Prozeß irgend einen Antrag gestellt habe, der einem in diesem Augenblick Wehrlosen eine strafbare Hand­lung zum Borwurf mache. Die Bestrafung sei zu Recht erfolgt wegen Verbreitung der vom Verteidiger vorgebrachten Angaben, welche sich nachher als nicht stichhaltig erwiesen haben. Daß für den Verteidiger Reklame gemacht werde oder daß die Zeitung ein paar Abonnenten mehr bekomme, könne nicht ins Gewicht fallen, gegenüber dem Interesse einer Person am Schutze ihrer Ehre. Hiernach sei die Re­vision zu verwerfen.

Metz, 4. April. Das Urteil im Prozeß Lorraine Sportive wurde heute abend gesprochen. Es lautet gegen Samain wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs auf 0 Wochen Gefängnis, wegen Veranstaltung eines Konzertes ohne polizeiliche Erlaubnis auf 4 ^ Geldstrafe evt. ein Tag Haft, gegen Sehl wegen gemeinschaftlichen Hausfriedens­bruchs auf 4 Wochen Gefängnis, gegen Karl Marin und Lorenzer wegen groben Unfugs auf eine Geldstrafe von je 80 evt. je 16 Tage Haft, gegen Tourneois Ernst. Marin und Bracchi wegen groben Unfugs auf je 30 ^ Geldstrafe evt. 6 Tage Haft, gegen Nicola wegen Aufruhrs aus 6 Monate Gefängnis, wegen groben Unfugs auf 30 ^ Geld­strafe evt. 6 Tage Haft, gegen Schneider wegen Widerstandes, Bedrohung und Bestechung auf 0 Monate Gefängnisden beiden letzteren wurde die Untersuchungshaft angerechnet. In der Begründung führte das Gericht aus, daß die Ver­anstaltung als eine öffentliche anzusehen sei und daß gemein­schaftlicher Hausfriedensbruch vorliege.

Bonn a. Rh., 4. April. Die Strafkammer verurteilte den Direktor Ohrmann und den Holzhändler Schlösser, die

die Schreibwarenfabrik Friedrich Soennecken schon jahrelang durch fingierte Holzlieferungen betrogen hatten, zu je 1 Jahr Gefängnis und 1000 -4t Geldstrafe.

Deutsches Reich.

r Berlin, 5. April. Das Mitglied des Herrenhauses General der Infanterie z. D. von Leszcynski ist heute nachmittag in der Potsdamer-Staße überfahren und an der Schulter schwer verletzt worden.

Berlin, 5. April. Nach Meldungen aus Deutsch- Ostafrika ist dort der Führer eines Heckrad-Dampfers, Maschinist Holstein, von Löwen zerrissen worden.

Karlsruhe, 5. April. Vom gesamten Schwarzwald wird erneut andauernder Schneefall bei heftigem Nord- oststurm und 7 Grad Kälte gemeldet. Das Unwetter richtet an der Vegetation schweren Schaden an.

Mannheim, 5. April. Die Aussperrungsmaßregeln im Hafengebiet sind nun auch auf die Arbeiter der Holz­industrie ausgedehnt worden, nachdem die Verhandlungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern zu keiner Einigung ge­führt haben. Es arbeiten nur noch die Maschinisten und Heizer, die acht Tage Kündigungsfrist haben. Eine wenige Firmen ausgenommen, ruht der Betrieb im Hafengebiet all­gemein. Die Zahl der beteiligten Arbeiter wird auf mehr als 3000 geschätzt.

r München, 5. April. Zu der feierlichen Ueberfüh- rung der Leiche des Dichters Martin Greif zum Bahnhof Kufstein, von wo sie nach Ampsing gebracht wurde, hatten sich aus München zahlreiche Freunde des Verstorbenen ein­gefunden. Der Beerdigung in Balmberg bei Ampsing wohnte als Vertreter des Prinzregenten der Baron v. Mafien bei. Der Dramaturg der Münchener Hofbühne, Dr. Kilian, sprach über den Dichter und Menschen Greif. Namens der Münchener Jugend" trug Conrad ein tiefempfundenes Gedicht vor.

r Essen, 5. April. Aus den Rheinischen Anthrazit­werken benutzten sieben Bergleute verbotswidrig den Aufzug zu ihrer eigenen Besördemng. Der Auszug stürzte ab. Sämtliche sieben Bergleute wurden verletzt, darunter drei lebensgefährlich.

Ausland.

r Rom, 5. April. Ueber die Ankunft des Deutschen Kronprinzen und der Kronprinzessin auf dem hiesigen Bahn­hof wird berichtet: Als der Kronprinz den Eisenbahnwagen verlassen hatte, umarmte und küßte ihn der König zweimal sehr herzlich. Die Königin umarmte und küßte die Kron­prinzessin ihrerseits sehr herzlich. Der König küßte der Kronprinzessin, der Kronprinz der Königin die Hand. Nach Vorstellung der beiderseitigen Gefolge hieß der Bürgermeister namens der Stadt den Kronprinzen und die Kronprinzessin willkommen.

r Rom, 5. April. Der Deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin statteten der Königin-Witwe Margarete in ihrem Palais einen einstündigen Besuch ab, der einen herz­lichen Charakter trug. Eine zahlreiche Menge bereitete ihnen Kundgebungen. Nachher kehrte die Kronprinzessin in den Quirinal zurück, während sich der Kronprinz nach dem Pantheon begab, um an der Begräbnisstätte der Könige einen Kranz niederzulegen.

Rom, 4. April. Heute mittag versuchte ein Mann, der aus Triest sein soll, ein Revolver-Attentat auf einen in Sankt Peter zelebrierenden Priester und ver­wundete einen Schutzmann, der hinzueilte. Die Blätter veröffentlichen ausführliche Einzelheiten über den Mordan­schlag. Alle stimmen darin überein, das Desunti geistes­gestört ist. Er erklärte, er habe ursprünglich die Absicht gehabt, den Papst zu töten. Nachdem zahlreiche Versuche, als Gärtner oder unter anderem Vorwand, in den Vatikan zu gelangen, mißlungen waren, habe er beschlossen, einen Priester zu töten. Er wurde unter der Anschuldigung des Mordversuchs und der Körperverletzung in Haft genommen.

Von den Ergebnissen der französischen Volks­zählung liegen nunmehr mehrere für ganze Arrondissements und Departements vor. Sie bestätigen vollinhaltlich die Klagen über die fortschreitende Entvölkerung Frankreichs. So weist das Departement Somme mit 515686 Einwohnern eine Verminderung von 13 309 Köpfen gegen 1906 auf. Alle Arrondissements dieses Departements zeigen Rückgänge. Im Departement Ponne hat das Arrondissement Avallon seit 1906 um 2508 Einwohner abgenommen und in dem Departement Maine-et-Loire, dessen Gesamtziffern noch nicht vorliegen, sind in fast sämtlichen Landgemeinden mit nur 2 oder 3 Ausnahmen beträchtliche Verminderungen der Be­völkerung in dem letzten Lustrum ermittelt worden.

Paris, 5. April. In dem unter dem Vorsitz des Präsidenten Fallieres abgehaltenen Ministerrat wurde die Abreise des Präsidenten nach Tunis auf den 15. ds. Mts. festgesetzt. Die italienische Regierung ließ die französische

wissen, daß sie zur Begrüßung Fallieres Kriegsschiffe nach Tunis entsenden werde. Die italienische Regierung sei der Ansicht, daß dieser Höflichkeitsakt die Bande, welche die Franzosen und die Italiener in Tunis verbänden, nur enger knüpfen könne.

r Haag, 5. April Nach amtlicher Meldung ist jetzt die Pest auf I a cha bakteriologisch sestgestellt. Gestern sind acht Erkrankungen und zwei Todesfälle an Pest vorge­kommen.

London, 5. April. Im Oberhaus wurde die Reso­lution des Lord Roberts mit 90 gegen 40 Stimmen angenommen.

r Glasgow, 5. April. In den Singer-Nähmaschinen­werken ist der Ausstand beendigt. Die Arbeit wird am 7. d. Mts. wieder ausgenommen werden.

Konstantinopel, 5. April. Seit gestern abend steht das auf dem asiatischen Ufer liegende Stadtviertel Kadikösi in Flammen. Bisher sind 300 Häuser abgebrannt. Das Feuer droht den ganzen Ort zu vernichten.

Cetinje, 5. April. Am Montag und während der Nacht zum Dienstag kam es zu Scharmützeln zwischen den türkischen Truppen nnd den Aufständischen. In den alba- nesischen Ortschaften werden alle Häuser verbrannt, mögen sie Aufständischen gehören oder nicht. Die Behörden in Skutari ersuchen den Bali, einen Teil der aus Konstanti­nopel kommenden Truppen in Skutari zu lassen.

r Tokio, 4. April. Der englisch-japanische Handels­vertrag ist heute unterzeichnet worden und wird morgen ver­öffentlicht werden.

r Newyork, 5. März. Die hiesige Handelskammer und einige andere lokale Handelsorganisationen haben bei der Zwischenstaatlichen Handelskommission gegen 30 Eisen­bahnen die Anklage eingereicht, daß die Bahnen ungerechte Tarife ausstellten zum Nachteile Newyorks und zum Vor­teile bestimmter atlantischer Häfen.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

(. Reutlingen, 5. April. Das vor ca. 2 Jahren von der Architektur und Baufirma Krämer L jWindmiiller in der Wilhelm­straße erbaute GeschäftshausNikolaihaus" ging käuflich in Besitz der Firma Müller L Cie. Herrenkonfektionsgcschäft, welche einen großen Teil des Gebäudes bereits mietweise innchatte, zum Preis von 182500 über. Die Ueberncchme erfolgt sofort. Ebenso verkaufte Herr Fr. Schwarz seine Wirtschaft und Metzgerei zurFriedrichsau" an Herrn Brauereibesitzer Wörner Dußlingen zum Preis von 65000 -6. Beide Abschlüsse wurden durch das hiesige Immobilien- und Hypo-

thekengeschäft Adolf Maier vollzogen.

r Stuttgart, 4. April.

Schlachtviehmarkt.

Großvieh,

Kälber,

Schweine,

Zugetricben:

228

212

1027

.

Erlös aus >/, Lg:- Schlachtgewicht.

Pfennig

Pfennig

Ochsen

von 94 bis 97

Kühe

von 66 bis 76

.. 45 56

Bullen

.. 86 88

Kälber

105 110

. 84 85

98 103

86 95

Jungvieh u.

I 95 98

Schweine

.. 61 .. 62

Iungrinder

92 .. 94

» 60 « 61

.. 88 ,. 90

53 54

Auswärtige Todesfälle.

Jakob Büchsenstein, 71 I., Pfäffingen; Adolf Mährle, 15 I.. Rottenbur g: Iakobine Fetter, ged. Wegenast, 78 I., Balingen. _

Literarisches.

Der Zwangszölibat und Bischof Keppler. Eine Antwort im Namen der Priester, die den Zölibatszwang bekämpfen, auf einen Hirtenbrief, der ihn verteidigt. Von Dr. Otto Sickenberger. Memmingers Verlagsanstalt Wllrzburg. Preis 40 Zu beziehen durch die t». L»i««-r'schen Buchhdlg. Nagold.

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Xallil'kinki^ ü/lalrirafik".

Mutmaßliches Wetter am 7. und 8. April LSL1.

(Nachdr. verb.)

Die Depression im Süden beginnt sich zu teilen und in der Hauptsache über Italien hinweg der Biskaya zuzu­streben. während der Hochdruck von Nordwesten her nach Südosten vordringt. Die Wetterlage bleibt zunächst unbe­ständig. Für Freitag und Samstag ist allmähliche Auf­heiterung, aber kaltes, windiges Wetter zu erwarten.

Druck und Brrlag der G. W. Zoifcr'schen Bucac.ruck»»! (Emil Zaiicr) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K- Pa uc.

K. Forstamt Nagold.

An sämtliche Schuktheißenämter des Hberamtsöestrks Nagold.

Behufs der Verhütung von Waldbränden werden die Schuitheißenämler veranlaßt, ihre Gemeindeangehörigcn auf die Bestimm­ungen der 308, 309 und 368 Z. 6 des Strafgesetzbuchs, sowie der Art. 30 und 32 des Forstpolizeigesetzes durch öffentliche Bekannt­machung zu verweisen sowie für entsprechende Belehrung und Ermahnung der Schuljugend zu sorgen.

Nagold, den 5. April 1911. Namens der beteiligten Forstämter:

Oberförster Kübler.

Pfrondorf.

Unterzeichneter verkauft am

Samstag mittag 1 Uhr

eine ältere

Ruh

Md 2 Mgrinder.

Liebhaber sind eingeladen.

Andreas Renz, Gemeinderat.

Bekanntmachung.

Die Schuldner von Anerkennungs- und Pachtzinsen, sowie von sonstigen regelmäßig wiederkehrenden Geldleistungen (für Graben-, Dohlenreinigung usw.) haben in Zukunft die Beträge mittelst Zahlkarte unmittelbar auf das Konto Nr. 3030 des Straßenbailrechners beim Postscheckamt in Stuttgart einzubezahlen: die für 1910 fälligen Beträge werden noch in der seitherigen Weise durch die Oberamtspflegen eingezogen.

Die Zahlkarten werden vom Straßenbaurcchner den Schuldnern jeweils zur Derfallzeit übersandt werden.

Calw, den 31. März 1911.

K. Strasrenbauinspektion:

Kurz.