Paris, 30. März. Der Minister des Aeußern, Gruppi, hielt gestern bei einem Festmahl der Pariser Handelskammer eine Rede, in der er erklärte, er wolle ein wachsamer, treuer und arbeitsamer Diener der großen Interessen Frankreichs sein. Man müsse handeln und' Kämpfen, um die Interessen Frankreichs immer weiter auszudehnen und zur Förderung des Außenhandels an der ökonomischen Entwicklung des Handels arbeiten. Um den französischen Erzeugnissen eine freundliche Aufnahme im Auslande zu gewährleisten, sei es notwendig, auch den fremden Erzeugnissen eine ebensolche Aufnahme in Frankreich zu gewähren. Man müsse daher eine Bertragspolitik befolgen.
r Petersburg, 2. April. Marineminister Wojewodski ist seines Amtes enthoben und zum Reichsratsmitglied ernannt worden.
Petersburg, 2. April. Der Gehilfe des Marine- ministers, Vizeadmiral Grigorowitsch ist zum Marineminister ernannt worden.
r Christiania, 1. April. Die erwartete allgemeine Aussperrung in sämtlichen Schiffswerften, Werkstätten, Eisengießereien usw. ist formell erklärt. Dadurch werden etwa 15 000 Arbeiter brotlos.
r Madrid, 2. April. Wie verlautet, hat der König das Entlassungsgesuch des Ministerpräsidenten Canalejas abgelehnt.
r Madrid, 2. April. Der König hat Canalejas sein ferneres Vertrauen zum Ausdruck gebracht, indem er ihn ermächtigte, die bisher von ihm verfolgte Politik sort- zusetzen und in der Zusammensetzung des Kabinetts die Aenderungen, die er für notwendig hält, vorzunehmen. Canalejas hat heute vormittag Moret, Romanones und Monterorios Besuche abgestattet. Als sicher nimmt man an, daß im Kriegsministerium und im Finanzministerium ein Wechsel eintreten wird.
r Cetinje, 31. März. Gestern morgen 7 Uhr entspann sich ein Kampf zwischen den Truppen, die von der muselmanischen Bevölkerung von Tuzi unterstützt wurden und den Malissoren. Die Garnison von Tuzi hatte das Blockhaus Schicocnik, worin sie mährend der letzten Nacht eingeschlossen waren, verlassen um Vzl Uhr mittags sah sie sich jedoch gezwungen, sich wieder in das Blockhaus zurückzuziehen, nachdem etwa 20 Soldaten gefallen waren. Der Kaimkan von Tuzi gestattete den Einwohnern nicht, in dem Blockhaus Zuflucht zu suchen, weshalb 30 von ihnen bewaffnet über die Grenze gingen.
r Konstantinopel, 2. April. Die Behörden der Vilajets Skutari und Kossowo wurden, wie ein Kommunique der Pforte mitteilt, angewiesen, Issa Boljetinaz gut aufzunehmen und den aus Montenegro kommenden Albanesen die Rückkehr in ihre Dörfer zu erleichtern, sowie energische Maßnahmen zu treffen, um ein Uebergreifen der Unruhen nach dem Vilajet Kossowo zu verhindern.
Der Malissorenanfstand gewinnt an Umfang. Das ganze Land von Skutari bis über Tuzi herab ist von Malissoren, flüchtigen Arnauten und anderen Bergstämmen besetzt. Die verfügbaren Truppen sind nicht hinreichend, um die Aufständischen in Schach zu halten. Die Regierung beschleunigt die Einberufung der Reservisten und dirigiert mehrere Linienbataillone in die bedrohten Gegenden. Die Arnauten marschieren auf Skutari, wo die Behörden unausgesetzt bemüht sind, den Anmarsch aufzuhalten. Die Bevölkerung der umliegenden Orte ist von einer Panik ergriffen.
An der chinesisch-russischen Grenze geht es seit
einiger Zeit etwas unruhig zu. Als Ursache wird folgendes angegeben: Die chinesische Regierung hat die Summe von
fünf Millionen Pen nicht bewilligt, die der Gouverneur von Heilungkiang für die Verpflegung der aus Rußland ausgewiesenen und der aus den pestoerseuchten Orten geflüchteten Chinesen sowie zur Organisation öffentlicher Arbeiten verlangt hatte. Der Gouverneur schildert die Lage der Arbeitslosen als sehr traurig und beklagt sich darüber, daß die Ausweisung zu schnell erfolgt fei. In Blagowjeschtschensk erscheinende Blätter berichten über einen Uebersall notleidender Chinesen auf russische Reisende auf dem Amurfluß. Biele Chinesen kehren trotz des Zollkordons und des Seuchenkordons auf das russische Ufer zurück. Die chinesischen Behörden von Aigun und Sachalin verweigern wegen Mangels an Mitteln die Gewährung von Unterstützungen. Die Presse von Blagowjeschtschensk hat Sammlungen für die notleidenden Chinesen eröffnet.
Tanger, 1. April. Die Unklugheit, ein Heer ohne genügende Aufklärung und ohne dringende Veranlassung gegen ein Lager der Beni Mter zu senden, hat diesem Heer eine völlige Niederlage durch plötzlich aus dem Hinterhalt austauchende feindliche Scharen gebracht und die Lage in Fez verschlimmert. Der Verlust des Sultanheeres muß gegen 100 Mann betragen, ferner gingen mehrere Geschütze verloren. Die Deutschen in Fez sind in befreundete Häuser der meist von Beamten bewohnten Neustadt gezogen.
Conakry, 1. April. Ein Hauptmann und ein Leutnant, die den Auftrag hatten, den Mali von Sumla, einen fanatischen Marabut, festzunehmen, wurden beim Einmarsch in das Dorf des Mali infolge von Berräterei getötet. Tirailleure bemächtigten sich des Dorfes und schlugen den Feind in die Flucht. Außer den beiden Offizieren wurden etwa zehn französische Soldaten getötet und sechzehn verwundet.
r Rio de Janeiro, 31. März. Aus Anlaß der Indienststellung der direkten Kabelverbindung zwischen Brasilien und Deutschland hat Präsident Hermes de Fonseca ein Glückwunschtelegramm an den deutschen Kaiser gerichtet, das von diesem erwidert wurde.
Nach Meldungen aus Mexiko sind in Kämpfen, die seit Montag in der Nachbarschaft von Ures (Mexiko) zwischen Regierungstruppen und Aufständischen stattsanden, auf beiden Seiten etwa 1000 Mann gefallen.
Verschiedenes.
Eine Riesenlandkarte. Vor kurzem hat die Direktion der Wssourl lLaeitie Hailroaä für ihren Bedarf eine Eisenbahnkarte der Bereinigten Staaten Herstellen lassen, die wohl als die größte bisher hergestellte Landkarte gelten darf. Wie der „soisntiüo American" mitteilt, ist diese Karte 10,66 m breit und 13,71 m hoch-, sie umfaßt das nordamerikanische Eisenbahnnetz von der kanadischen Grenze bis zum Panamakanal. Der Maßstab dieser Karte beträgt ungefähr 1:512000, entsprechend 8 Meilen auf 1 Zoll. Daß dabei eine sehr weitgehende Detaillierung möglich ist, wie man sie sonst nur ausschnittweise auf kleineren Kartenbildern durchführen kann, ist leicht zu verstehen, denn der Maßstab von 1:512000 entspricht ungefähr dem, der in unfern gebräuchlichen Atlanten bei der Darstellung von Großstädten auf sogenannten Nebenkarten angewendet wird und bei dem z. B. die Hauptstraßen Newyorks noch sehr deutlich zur Darstellung gebracht werden.
Heiteres aus dem Gerichtssaal. Amtsgerichtsrat L., der als bärbeißiger und rücksichtsloser Junggeselle bekannt war, hielt Schöffengerichtssitzung ab und hatte einen Verbrecher, der hartnäckig leugnete, nach langer Mühe glänzend überführt, sodaß dieser notgedrungen seine Schuld eingestand. Als nun jder Richter an ihn die Frage richtete,
ob er irgendwelche Anträge zu stellen habe, antwoitete er wütend: „Dat janze Gericht kann . . (nachzulescn in Götz von Berlichingen). Alles mar entrüstet, die anwesenden Referendare fürchteten einen Sturm, wie er bei der geringsten Kleinigkeit über sie hereinbrach. Aber seelenruhig steckte Amtsgerichtsrat F mit den beiden Schöffen die Köpfe zusammen und verkündete nach kurzer Beratung: „Der Antrag wird kostenpflichtig abgelehnt.
Grauenhafte Fremdwörtlichkeit. „Mensch, was hast du für einen Pelzmantel von deiner Tante geerbt", sagte bewundernd ein Mann, der gern „gebüldet" redet, zu einem guten Bekannten, „der stammt aus der Zeit Louis quartozo des Fünfzehnten!" — „Nein", wurde ihm erwidert, „den Mantel hat schon Maria Stuttgart getragen, als sie das Fatgot bestieg." — Ein kleiner Beamter hielt um die Hand eines Mädchens an. Der Vater aber wies die Werbung zurück mit dem Bemerken: „Ich gebe ineine Tochter überhaupt keinem Sublaternen-Beamten; es kommt nicht selten vor, sie machen Kassenkonfekt, und dann sitzt man in der Plantage." — Die kleine Gertrud fragt: Was heißt denn das: „Meier senior?" — „Ich weiß", sagt der schlaue Walter, „das heißt, Meier is zehn Iohr alt."
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
i- Altensteig, 2 April. (Besitzwechsel.) In Hinterlangenbach ist die vielbesuchte Touristenherberge „zum balzenden Auerhahn", eine der wenigen des Landes, die mit einer Forstwartsftclle verbunden sind, in die Hände des Forstwarts Albrecht in Zwickgabel Ubergegangen, r Stuttgart, l. April. Schlachtviehmarkt.
Großvieh, Kälber, Schweine, Zugetrieben: 136 67 389
Erlös aus Vs Rs- Schlachtgewicht.
Ochsen
Pfennig
Pfennig
von
93 bis 95
Kühe
von
65 bis 77
„
— „ —
45 „ 57
Bullen
„
86 87
Kälber
104 .. 109
„
84 ., 85
97 .. 103
— „ —
88 .. 97
Jungvieh u.
94 .. 97
Schweine
62 .. 63
Iungrinder
„
90 „ 94
59 „ 61
88 ., 90
„
Fruchtpresse.
Nagold, 1. April. Alter Dinkel —. Neuer Dinkel 7.S0. 7.40, 7.30. Weizen 11.75, 11.50, 11. -. Kernen —. Roggen —, 9.—, —. Gerste 11. -, 9.62, 8.—. Haber 9.30, 9.—, 8.50. Mühlfrucht —,
—.-. Bohnen 8.50, 8.35, 8.20. Wicken —12.-. -.- Welschkorn —, 8.50, —. Linsen —, —.-.—.
Viktua lienpreise.
1 Pfund Butter 1,20-1,30 2 Eier 13—14
Altensteig, 29. März. Alter Dinkel —, —.—. Neuer Dinkel 8.20, 7.50, 7.30. Haber 10.—, 9.32. 7.50. Kernen —. —.—. —, Gerste —, II.—, —. Mühlfrucht —, —. Weizen —, 14.—, —. Roggen —, 10.—, —, Welschkorn —.—, —. Linsen-Gerste —, Roggen-Weizen —, —.—. Bohnen —.
Viktualienpreisc.
1 Pfund Butter 1,10-1,15 2 Eier 13—14 V.
Auswärtige Todesfälle.
Adam Martini, Steinhauer, 24 I., Wittlenswciler: Max Ludwig, 15 I., Calw: Friederike Stumpp, 66 I., Remmingsheim: Katharina Manz, Wagners Wtw., Rottcnburg.
Mutmaßliches Wetter am Mittwoch, den S. April.
(Nachdr. vcrb.)
Die Wetterlage hat sich in der letzten Zeit nicht wesentlich verändert. Der Hochdruck herrscht zwar über ganz Mitteleuropa vor, doch sind immer noch flache Wirbel zurückgeblieben, die das Wetter am Dienstag und Mittwoch bei Gewitterneigung veränderlich gestalten werden.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emil Zaiicrs Nagold.—Für die Redaktion verantwortlich: K Vaur.
Konkursverfahren
Das Konkursverfahren über das Vermögen des Johann Georg Bechtold, Inhabers eines gemischten Warengeschäfts in Effringen, ist nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins aufgehoben worden.
Nagold, den 31. März 1911. Gcrichtsschreiberei K. Amtsgerichts:
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Nagold.
Hä
K. Amtsgericht Nagold.
Bd. I Bl. 29 wurde heute bei der Handwerkerbank Nagold eingetragen:
als Firma: Gemerbebank Nagold,
eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht, Sitz in Nagold.
Durch Beschluß der Generalversammlung vom 23. März 1910 wurde die Handwerkerbank Nagold e. G. m. u. H. in eine solche mit beschränkter Haftpflicht umgewandelt mit Wirkung vom 1. April 1911.
Die Haftsumme der Genossen beträgt 700
Die Höchstzahl der Geschäftsanteile, auf welche sich ein Genosse verpflichten kann, wird auf 5, der Geschäftsanteil eines Mitglieds auf 300 festgesetzt.
Durch Beschluß der Generalversammlung vom 19. März 1911 beträgt der Gesamtbetrag, welchen sämtliche, die Genossenschaft belastenden Verbindlichkeiten nicht übersteigen dürfen, statt bisher 800000 ^ 1 000 000 -F.
tz 4 der neuen Statuten lautet:
Der Vorstand besteht aus 3 Personen, welche Genossen sein müssen und zwar:
dem Vorsitzenden, dem Kassier, dem Schriftführer.
8 5 lautet:
Der Vorstand vertritt die Genossenschaft gerichtlich und außergerichtlich nach den ihm im Genossenschaftsgesetz erteilten Befugnissen und zeichnet für dieselbe.
Die Zeichnung geschieht in der Weise, daß die Zeichnenden zu der Firma der Genossenschaft ihre Namensunterschrift hinzufügen. Zwei Vorstandsmitglieder können rechtsverbindlich für die Genossenschaft zeichnen und Erklärungen abgeben.
In der Kassenführung und gegenüber der Post ist der Kassier und dessen Stellvertreter zur alleinigen Vertretung der Bank bevollmächtigt.
Den 31. März 1911
stv. Amtsrichter: Beutelspachcr.
Altensteig-Ltadt.
Stangen- u. Beigholz-
Verkauf
am Mittwoch, den 5. April ds. Is., nachmittags S Uhr,
auf hiesigem Rathaus, aus Stadtwald Priemen Abt. 6 Rieskopf, Abt. 7 Tannbachkopf, Abt. 9 Pflanzgarlen, Abt. 17 Kugelmißle, Abt. 11 Schnakenloch, Abt. 20 Tannbachhalde, Abt. 25 Priemenacker :
77 Baustangen I.. II. Klasse,
39 Hagstangen II., III. Klasse,
35 Hopfenstangen I. Klasse,
8 Rm. buchene Scheiter,
3 Rm. buchene Prügel,
57 Rm. Papierprügel,
37 Rm. tann. Prügel,
272 Rm. tann. Anbruch.
Den 30. März 1911.
Stadtschultheißenamt:
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