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/U 62
Fernsprecher Nr. 29. 85. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
Mittwoch, dm 15. Mrz
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Beilagen. Plandecstübchen,
* Illustr. Eonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
1911
Kgl. Oberamt Nagold.
Die Herren Ortsvorsteher und Verw.-Aktnare
wollen 4wfür Sorge tragen, daß die Tagbncher, Stener- abrechnnags- und Hauptbücher für das Rechnungsjahr 1811 rechtzeitig angelegt und den Rechnern übergeben werden.
Dem Bokzugsbericht wird bis 15. April d. 3. entgegengesehen. x
Den 14. März^911. Kommerell.
Die Herren Ortsvorsteher
werden beauftragt, bis 10. April d. 3. hierher anzuzeigen, ob nach der Vorschrift des § 9 der Bollzugsverfügung zur Lcmdesseuerlöschordnung voni 31. März 1894 (Reg.-Bl. S. 51) die auf 1. April vorzunehmende Ergänzung des Verzeichnisses der als feuerwehrpflichtig in Anspruch genommenen Einwohner erfolgt ist, und ob die Verzeichnisse über den Mannschaftsstand der Feuerwehr und ihrer einzelnen Abteilungen richtig gestellt worden sind.
Den 14. März 1911._ Kommerell.
Die Gemeindepflegen
werden veranlaßt, die im Steuerjahr 1. April 1910/1911 erhobenen amtskörperschastlichen Wandei gewerbe-Ausdehn- ungsabgaben — nach Abzug der demRechner zukommenden Einzugsgebühr von 5 ^ pro Mark — urner Anschluß eines beurkundeten Verzeichnisses spätestens bis 10. April d. Fs. an die Oberamtspflege abzuliefern: eo, ist Fehlanzeige zu erstatten.
Den 14. März 1911. Kommerell.
Die Krankenkassen
des Bezirks werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Nachtveisungcn über die Ergebnisse des Rechnungsjahres 1818 bis spätestens 1. April 1811 dem Oberamt vcuzulegen sind.
Nagold,, den 14. März 1911. Mager, Amtmann.
Politische Aebersicht.
Im Reichstag ist ein von Mitgliedern aller
Parteien Unterzeichneter Antrag eingegangen, den Reichskanzler zu ersuchen, in Vereinbarung mit den deutschen Bundesregierungen und im Benehmen mit der österreichischen Staatsregierung eine Sachverständigenkommission zu berufen, um die Schaffung einer deutschen Einheitsstenographie möglichst bald zu verwirklichen.
Das zweite Geschwader der Hochseeflotte ist am Sonntag von Kiel aus zu einer mehrtägigen Uebungs- reise ausgelaufen und hat sich mit dem Flaggschiff „Deutschland", mit „Blücher" und vier kleinen Kreuzern bei Skagen mit dem ersten Geschwader vereinigt.
Die Negierung von Mecklenburg-Schwerin hat dem Landtag schon ivieder eine neue verfassungsrechtliche Vorlage zugeheu lassen. Sie entspricht fortschrittlicheren Forderungen noch weniger als die bisherigen Vorschläge. Durch die Verteilung der Mandate, durch den Wahlmodus und die Einteilung der Wahlkreise, die die neue Vorlage
Borahnungen des Todes.
Von Dr. Max Kemmerich.
(Schluß.)
Ein Kapitel für sich bilden die Prophezeiungen von Davis.
Der um die Mitte des 19. Jahrhundert« in Amerika lebende Andrew Jackson Davis besaß die Gabe des räumlichen und zeitlichen Fernsehens. Man kann sich davon leicht aus seinen Büchern überzeugen, nachdem eine Reihe von Vorhersagen erst jetzt in Erfüllung gegangen ist.
3n seinem Werke Zl'b« prineipols ot uurur«' (New- Pork 1847), das er in somnambulem Zustande diktierte, stellt Davis die Behauptung auf, es gebe noch einen trans- neptunischen neunten Planeten. Damals hatte man noch kaum eine Ahnung vom achten Planeten. Gegenwärtig aber sind die Astronomen dabei, den neunten zu entdecken, was nur auf Grund der neuesten 3nstrumente und der Himmelsphotographie möglich ist, Mittel, die sür Davis gar nicht in Frage kamen. Zweifellos ist diese Entdeckung ein idealer Beweis für das räumliche Fernsehen.
Da wir uns aber auf das Zeitliche beschränken, seien einige Prophezeiungen Davis noch angeführt. 3n seinem Werke Leustruliu^ (Newyork 1856, deutsch Leipzig 1884 bei Wilhelm Besser) findet sich auf Seite 219 folgende Vorhersage:
„Gebet acht in jenen Tagen! — auf Wagen, Equipagen, Reisesalons auf der Landstraße ohne Pferde, ohne Dampf, ohne jedwede sichtbare Bewegungskraft, alles be
vorschlägt, bleibt der ständische Charakter der „Volks"oer- tretung nicht nur gewahrt, sondern man kann auch sagen, daß vielmehr die Ritterschaft noch gestärkt wird, die Städte weiter an Einfluß verlieren.
Die amerikanischen Mobilisierungen werden jetzt offiziös mit Beschwerden Mexikos in Zusammenhang gebracht. Die mexikanische Regierung habe auf Proteste fremder Diplomaten geantwortet, ihr Unvermögen, die Ordnung in dem Aufstandsgebiet ausrechtzuerhalten, sei dem Umstand zuzuschreiben, daß die Bereinigten Staaten die Neutralitätsgesetze nicht beobachteten. Die Regierung der Vereinigten Staaten habe von dieser Antwort gehört, und dadurch habe sich Präsident Taft zur Mobilisierung eines Teils der Armee bewegen lassen. Also nur um zu verhindern, daß die mexikanischen Rebellen, wenn sie geschlagen worden find, ungehindert die amerikanische Grenze überschreiten, sich neu bewaffnen und verproviantieren und, durch zahlreiche amerikanische Abenteurer verstärkt, bei günstiger Gelegenheit nach Mexiko zurückkehren und die Rebellion wieder aufnehmen, sei die Mobilmachung erfolgt. — Die mexikanische Regierung beschloß, die konstitutionellen Garantien zeitweilig aufzuheben. Dies bedeutet eine milde Form des Kriegsrechtes. Personen, die der Zerstörung von Eisenbahnen, elektrischen Lichtanlagen und Telegraphen, sowie der Plünderung von Plantagen beschuldigt werden, sollen hinfort summarisch adgeurteilt werden.
Wie aus Mexiko berichtet wird, hat bei Aguprieta ein neues Gefecht stattgefunden. 509 Aufständische tauchten aus einer Bergschlucht aus und wurden sofort von einer 300 Mann starken Truppenabteilung angegriffen, die sich schließlich zurückzog. 3n dem Gefecht sind 35 Mann gefallen. — Nach einem Telegramm aus El Paso herrschen in Nordmexiko panikartige Zustände. Die Znsurgenten der Staaten Chihuahua und Sonora zerstören die Eisenbahn- und Telearavhenlettungen und belagern zahlreiche Städte, worin tausende von Frauen und Kindern ohne Nahrung in hilfloser Lage sich befinden. Nach Meldung aus einer anscheinend zuverlässigen Quelle wurden im letzten Kampfe bei Casas Grande 15 Amerikaner getötet und 17 gefangen genommen. Telegramme aus der Hauptstadt Mexiko geben Gerüchte wieder, wonach die Landpolizei am Samstag 120 Znsurgenten bei San Bar- tolito auftrieb, von denen 50 gefallen seien. Die Lage in Chihuahua ist sehr traurig, viele Zndustrien stehen still.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 13. März.
Präsident Graf Schwerin weist darauf hin, daß gestern Prinzregent Luitpold von Bayern sein 90. 3ahr vollendet hat. Er, der Präsident, habe daher dem Prinzen gestern, in einem Telegramm die ehrfurchtsvollsten Glück- und Segenswünsche des deutschen Reichstages übermittelt. 3n einem Danktelegramm habe der Prinzregent dafür dem Reichstage seinen Dank ausgesprochen. Bei der Verlesung des Telegramms haben sich die Abgeordneten von den Plätzen erhoben. Von den anwesenden 10 Sozialdemokraten blieben aber die Abg. Geck und Stadthagen sitzen,
wegt sich mit großer Schnelle und weit größerer Sicherheit als gegenwärtig. Equipagen und Wagen schwerer Gattung werden durch eine seltsame und dabei einfache Verbindung von Wasser und atmosphärischen Gasen bewegt werden. Diese Verbindung wird so leicht kondensiert so einfach entzündet und unseren gegenwärtigen Lokomotiven ähnlich angewendet, daß der ganze Apparat zwischen den Vorderrädern verborgen und gehandhabt werden kann. Diese Fahrgelegenheiten werden viele Verlegenheiten verhindern, wie solche jetzt die Bewohner wenig bevölkerter Gegenden durchzumachcn haben. Die erste Bedingung für diese Landlokomotiven wird eine gute Straße sein, auf der mit der neuen Lokomotive ohne Pferde mit großer Schnelligkeit gefahren wird. Diese Fahrgelegenheiten werden von wenig komplizierter Bauart sein."
Znteressant ist, daß dieses visionär geschaute Automobil wie die allerneuesten Fabrikate den Motor zwischen den Vorderrädern hat!
Bedenkt man, daß es noch gar nicht lange her ist, daß hervorragende Techniker vor Versuchen, Automobile zu konstruieren, als Utopie abrieten, daß der erste brauchbare Motorwagen 1885 erschien, das erste brauchbare Straßen- lokomobil 1890, so muß man allerdings über diese Prophezeiung aus dem 3ahre 1856 staunen.
Auf derselben Seite schreibt Davis auch über die Luftschiffahrt. „Es ist nur ein Ding notwendig, um Luftschiffahrt zu haben, und das ist die Anwendung dieser soeben in Betracht gezogenen höheren Bewegungskraft, die eben jetzt im Begriff ist, entdeckt zu werden. Der nötige Mechanis-
worauf von der Rechten die Rufe laut wurden: Aufstehen!
Etat des 3nnern. Stresemann (n.) bespricht die Wirtschaftslage des deutschen Reiches, die er als günstig bezeichnet, streift die Teuerungsverhältnisse und erörtert unsere Handelsverträge, die er eingehend behandelt. Redner verbreitet sich weiter über Hansabund und Landwirtschaft und erklärt, daß die nationalliberale Partei geschlossen auf dem Boden der bisherigen landwirtschaftlichen Schutzzölle steht.
Staatssekretär Delbrück wendet sich gegen die Annahme, daß er in der Sozialpolitik nicht das leiste, wie man nach seineir vorjährigen Erklärungen erwarten könnte. Wir verwenden den fünften Teil des Zuwachses an deutschem Nationalvermögen sür sozialpolitische Zwecke. Zur Zeit würde der Versuch einer gesetzlichen Regelung des Tarifvertrages zu einer Verschlechterung führen. Der Tarifvertrag habe überall seinen Siegeszug gemacht. Den Fragen des Mittelstandes widmen die verbündeten Regierungen fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit: gewerbliches Schulwesen, Organisationen, Genossenschaftswesen sind Aufgaben der Bundesstaaten. Ueber den Unterschied von Fabrik und Handwerk wird die demnächstige Konferenz beraten. Die Vorschriften über die Wanderauktionen können verschärft werden. Ueber die Wanderlager schweben Erwägungen. 3n bezug auf das Submissionswesen können wir den Einzelstaaten und Gemeinden nicht Vorschriften machen. Ein Bild von der Bedeutung der geforderten Zentralstelle für die Textilindustrie kann ich mir augenblicklich noch nicht verschaffen. Die Frage wird weiter verfolgt werden. Ebenso wird ernstlich daran gearbeitet, unsere Zndustrie unabhängig von ausländischen Rohprodukten zu machen, in erster Linie von der Baumwolle. Die überaus schwierigen Verhältnisse der Syndikate möchte ich jetzt nicht durch gesetzliche Experimente beeinflussen, deren endgültiger Verlauf unübersehbar würde. Der Zeitpunkt einzugreifen kommt erst, wenn wir übersehen, wie sich die Dinge gestalten. Der Staatssekretär äußert sich dann über die Frage der Konkurrenzklausel und verweist auf die großen Meinungsverschiedenheiten in den Znteressenkreisen. Dann spricht er zur Forderung einheitlicher Wahlurnen und erklärt: 3ch will ausdrücklich feststellen, daß es unanständig ist, wenn Wahlvorsteher sich dazu hergeben, durch künstliche Manipulationen das gesetzlich garantierte Wahlgeheimnis zu durchbrechen. Es ist aber ebenso unanständig und noch unanständiger, wennn Leute zweimal wählen oder unberechtigte Stimmzettel abgeben. 3ch werde vor den nächsten Neuwahlen dafür sorgen, daß dieser Frage ernstlich Aufmerksamkeit geschenkt wird und ich werde die Behörden darauf aufmerksam machen, daß als Wahlurnen nicht Gefässe verwendet werden, die zum Mißbrauch Anlaß geben können, um das Wahlgeheimnis zu sichern. 3ch habe die Bundesregierungen um Anordnung ersucht, daß die Ersatzwahlen in denselben Fristen erledigt werden in denen Neuwahlen nach der Auslösung stattzufinden haben. Preußische Vorschläge zu der Frage eines Theatergesetzes werden im Bundesrat erörtert. Auch die Frage der Theaterzensur ist in der Schwebe.
Nach weiteren Erörterungen der Abg. Brejski (Pole), Rieseberg (w. Vg.) und Bruhn (Rp.) vertagt sich das Haus
mus, die Gegenlustströmung zu überwinden, um in der Luft, ebenso leicht, sicher und angenehm wie die Vögel zu segeln, — hängt ebenfalls von dieser neuen Bewegungskraft ab. Diese Kraft wird kommen! Sie wird nicht nur die Lokomotiven auf den Schienen, die Wagen aller Gattung auf der Landstraße, sondern auch die Luftwagen in Bewegung setzen, die durch den Aether hin von Land zu Land reisen."
Es handelt sich hier augenscheinlich um den Explosionsmotor, der damals noch nicht einmal geahnt wurde und dessen Erfindung Voraussetzung der Lustschiffahrt mit Fahrzeugen schwerer als die Luft war.
Solche Vorhersagen, die teils schon eingetroffen sind, zum Teil wohl noch eintreffen werden, enthalten die Werke von Davis noch viele.
Doch auch eine politische Vorhersage aus einem Briefe vom 3ahre 1868 an den Uebersetzer seiner Werke, Dr. Gregor Constantin Wittig, sei angeführt.
Es scheint mir" — schreibt Davis — „daß Preußen bestimmt ist, eine Art Amerika im alten Europa zu werden. 3ch glaube, daß es nicht lange mehr dauern wird und der „Bund" wird Süd- und Norddeutschland in sich vereinigen. Napoleon kann jetzt nichts dagegen tun: und die, wenn es mir gestattet ist, sie so zu nennen, große deutsche Republik, wird dann Europa seine Geschicke vorschreiben. Und sie wird immer größere Freiheit und immer mehr Fortschritt erringen."
Der Brief wurde 1869, also vor Ausbruch des deutschfranzösischen Krieges in den Vorbenierkungen zu dem erstgenannten Werke „Die Prinzipien der Natur" usw. Seite L,XIV abgedruckt.