Tages-NeuigkeiLen.

A»S Stadt und Land.

Nagold, 13. März 1911.

Seminarkonzert. Trotz anderweitiger Veranstalt­ungen hat das gestrige Seminarkonzert wiederum eine starke Zugkraft ausgeübt; die Turnhalle war mit aufmerksam lauschenden Musikfreunden gefüllt. Bot das vorletzte Kon­zert eine Perlenschnur Silcher'scher Kompositionen, so war über dem gestrigen ein wohltuender patriotischer Hauch aus­gebreitetdie aus solchem Geist geborenen und mit solchen Empfindungen dargebotenen Chöre und Lieder mußten auch die entsprechenden Saiten in den Herzen der Zuhörer er­klingen lassen. So vor allem die prächtigen, wirkungsvollen ChorwerkeRichard Löwenherz" undZollern und Staufen", aber auch die Wölfischen und Löwe'schen Lieder und Balladen, mit hinreißender Ausdruckskraft gesungen von Herrn Sauter aus Ludwigsburg, ebenso der eingangs von den Seminaristen vorgetragene, aus den deutschen Freiheitskriegen stammende Männerchor:Dir möcht ich diese Lieder weihen" und das Lied des Gemischten ChorsDeutschland", mit Feinheit und inniger Anschmiegung an den Text gesungen. Eine zweck­mäßige und angenehme Abwechslung zwischen die Gesangs­nummern brachten die Orchesterstücke und namentlich die Biolinsonaten, mit Virtuosität von Herrn Oberlehrer Sch äff er gespielt. Das Ganze darf wieder als wohlgelungen bezeich­net werden. Es sei hiemit allen Mitwirkenden, vorab dem Dirigenten, Herrn Oberlehrer Schäffer, sodann den Herren Rümelin und Weder, welche die Klavier- und Harmonium­begleitung bei den Chorwerken übernommen hatten, ferner den Damen des Gemischten Chors, die mit viel Hingebung und Erfolg probten und sangen, endlich den mitsingenden und -spielenden Zöglingen der wärmste Dank ausgesprochen.

Kriegsspiel. (Mitgeteilt.) Reges Leben erfüllte gestern die Straßen unserer sonst so ruhigen Stadt; unsanft wurde um 6 Uhr so mancher Schläfer durch Böllerschüsse aus süßem Traum geweckt, Radfahrer, einzeln und in Abteilungen, durchfuhren die Stadt, und munterer Trommelschlag mahnte an kriegerisches Leben. Die Turnvereine des Nagoldgaus hatten als Zeichen der wiederbeginnenden Sommerarbeit ein Kriegsspiel verabredet: die Vereine von Mtensteig, Ebhausen, Emmingen, Haiterbach, Horb, Nagold und Rohrdorf, zu­sammen weit über 300 Mann unter Führung des zweiten Gauturnwarts Riederer-Ebhausen, hatten als weiße Partei den Auftrag, die Burgruine Hohen-Nagold zu halten gegen eine rote Partei, die, etwa 200 Mann stark, gebildet war aus den Turnvereinen Altburg, Alzenberg, Calw, iMöttlmgen, Oberhaugstett, Ottenbronn, Simmozheim, Unterhaugstett und Wildberg rc. unter Führung des ersten Gauturnwarts Pfrommer-Calw. Weiß besetzte mit einer geschlossenen Postenkette die Linie Walddorf, Ebhausen, Emmingen, Sulz und schob, als Rückhalt für diese, stärkere Abtei­lungen über Rohrdorf, Mindersbach und auf der Talstraße gegen Pfrondorf vor,- dann rückte der Führer in derUeber- zeugung, die beste Verteidigung sei der Angriff, unter Zu­rücklassung einer genügenden Besatzung auf der Burg, über Mindersdach gegen Rotfelden dem Feind entgegen. Die Brücken in Nagold galten als gesprengt, beim Schiff hatten gewandte Hände eine Notbrücke geschlagen, die für den Feind in wenigen Minuten ungangbar gemacht werden konnte. Rot war unterdessen um ^9 Uhr von Talmühle und Wildberg aus unter Sicherung durch Reiter über Eff- ringen gegen Rotfelden vorgegangen: kurz vor 10 Uhr kamen die Bortruppen mit einander in Berührung: die Radfahrer flogen, die Reiter galoppierten, Meldung auf Meldung lief bei den Führern ein, und bald waren beide über die Maßnahmen ihrer Gegner unterrichtet. Gegen 11 Uhr ließ der Führer von Weiß, da er nicht hoffen konnte, unterwegs dem Gegner, der geschlossen oorging, namhafte Verluste beizubringen, seinem Auftrag gemäß seinen Vor­truppen durch Winkerabteilungen und Signalschüsse den Befehl zugehen, sich auf Hohen-Nagold zurückzuziehen. 2n musterhafter Ordnung wurde diese Bewegung und die Sammlung bei der Ruine durchgeführt, und gegen 12 Uhr stand Weiß mit etwa 300 Mann in und bei der Ruine bereit, den Gegner zu empfangen. Vorsichtig, mit Marschsicherung, den alten Soldaten verratend, ging dessen Führer über Mtndersbach durch die Kehrhalde vor: am Slldrand dieses Waldes stellte er seine Mannschaft zum An­griff aus: noch eine kurze Unterweisung, dann ein Pfiff, und diese stürzten querfeldein gegen den Schloßbergwald vor. Gewandt hinter den Bäumen sich deckend schoben die Roten sich gegen die Burg vor: mit Hilfe von mitgebrachten Leitern gelang es ihnen, in den Zwinger einzudringen, einige Allzukühne fielen gefangen in die Hände der Verteidiger. Die Spannung der Hunderte von Zuschauern erreichte ihren Höhepunkt, Böllerschüsse, Gewehrfeuer, Trommelschlag, Trompetensignale ertönten, da es war Vs 1 Uhr ein Signaldas Ganze", und Waffenruhe herrschte. Friedlich sammelten sich die versöhnten Gegner im Burghof und traten den Abmarsch in die Stadt an. Im Gasthos zum Rößle, dessen weite Räume die große Menge der Gäste kaum fassen konnte, stärkte ein kräftiges Mittagessen die müden Kämpfer: hiebei bewillkommnete der Vorstand des hiesigen Turnvereins, Herr Sattlermeister Braun jr. die Gäste. Dann ergriff der Gauvorstand, Herr Landtagsabg. Staudenmeyer-Calw, das Wort, um der stattlichen Turner­schar für ihre Beteiligung zu danken und sie zu wackerer Weiterarbeit aufzusordern. Ganz anziehend gestaltete sich die sich anschließende Besprechung der Uebung durch die Schiedsrichter, Herr Buchhalter Kemps, Ebhausen und Herr Kaminfeger Eisenhardt-Calw, und die beiden Führer, die tatkräftig ihren Standpunkt vertraten. Beendet wurde die Kritik durch Oberpräzeptor Haller, der als Unparteiischer ausführte, beide Teile haben ihr Möglichstes getan, um ihren Auftrag !

sachgemäß durchzuführen: da aber Weiß, durch glückliche Umstände begünstigt, in der Ueberzahl habe austreten können, so sei ihm der Erfolg zuzusprechen. Herr Landtagsabg. Schaible, der Ehrenvorstand des hiesigen Turnvereins, wies in seiner Ansprache daraus hin, die Hauptsache sei ge­wesen, daß beide Parteien sich in Gottes schöner Natur ge­tummelt und mancherlei gelernt haben. Kurz vor 5 Uhr schloß Herr Staudenmayer die Versammlung, die durch einige packende Lieder der Sängerriege des hiesigen Turn­vereins wesentlich verschönt wurde, mit einemGut Heil" auf die edle Turnerei. Und nun trennten sich die Vereine, die teilweise von 5 Uhr morgens an in Tätigkeit gewesen waren im frohen Gefühl etwas geleistet zu haben.

* Ehrung. Der Liederkranz brachte heute früh seinem verehrten Vorstand und Sangesbruder, Herrn Oberamts­pfleger Rapp, anläßlich dessen Geburtstag ein wohlge­lungenes Ständchen.

r Freudenstadt, 12. März. (Automobilverbind­ung.) Die Automobilgesellschaft Gernsbach beabsichtigt, vom 1. oder 15. Juni ab bis Ende September zwischen Baden- BadenGernsbachForbachFreudenstadt täglich zwei­malige Automobilfahrten hin und zurück auszusühren. Eine Probefahrt wurde schon gemacht. Der Fahrpreis von Freudenstadt nach Baden-Baden wird ca. 4 ^ betrogen.

Der Württ. Städtetag hat wegen der geplanten Neuordnung der Lehrergehalte eine Eingabe an die Land­stände gerichtet. Der Städtetag hat das Bestreben der Re­gierung, das in der Lehrergehaltsordnung zutage tritt, aner­kannt und die Aufstellung eines einheitlichen Systems be­grüßt : bei aller Anerkennung der Grundlagen der Gehalts­ordnung hat er aber nicht verkannt, daß es unzweckmäßig sei, wenn einzelnen Gemeinden Gelegenheit gegeben sei, durch die Einführung von Ortszulagen und eigenen Ge­haltssystemen die Gleichheit zu stören, wodurch auch gegen­über anderen Staatsbeamten eine Ausnahmestellung geschaffen werde. Die Regierung selbst habe diese Ortszulagen nur mit Rücksicht auf das Selbstoerwaltungsrecht der Gemeinden ge­nehmigt. Der Städtetag ist aber der Ansicht, daß auf diese Art der Selbstverwaltung wohl verzichtet werden könne und hat beschlossen, eine bezügliche Eingabe an die Stünde zu richten. Zu dem in der neuen Ordnung vorgesehenen Fall, daß Gemeinden, die höhere Schulen unterhalten, die Neu­ordnung einzuführen haben, andernfalls sie keinerlei Staats­beiträge mehr bekommen, hat der Städtetag die Ansicht aus­gesprochen, daß die Staatsbeiträge für die höheren Schulen gesetzlich festzulegen seien. Bezüglich der Ortsbezüge der Handels- und Gewerbelehrer hat sich der Städtetag dahin geäußert, daß die bereits bewilligten Ortszulagen nicht zu­rückgezogen werden können.

p Stuttgart, 10. März. Die Stuttgarter Lebensver­sicherungsbank (Alte Stuttgarter) und die Allgemeine Renten­anstalt haben an den Landtag eine Eingabe gerichtet um Abänderung der Tarifnummer 86 des Entwurfs einer Aen- derung des Sportelgesetzes, wonach die bisher sportel­freien Versicherungsverträge (Lebens-, Kapital-, Renten-, Unfall- und Haftpflicht-Versicherungen) zur Bespöttelung herangezogen werden sollen. In der Eingabe wird an den Landtag die Bitte gerichtet, diese Tarisnummer, wenn nicht ganz wegfallen zu lassen, so doch nach dem Vorgang anderer Staaten, insbesondere Bayerns, dahin einzuschränken, daß sie nur auf Versicherungen mit württembcrgischen Ver­sicherungsnehmern Anwendung findet.

p. Stuttgart, 11. März. Zu der von der Württ. Presse-Korrespondenz veröffentlichten Erklärung des gefchäfts- führenden Ausschusses der Nationalliberalen (Deutschen) Partei Württembergs bemerkt heute der Beobachter:Die Volkspartei geht mit diesen Anschauungen und Aufforder­ungen durchweg einig: sie erkennt daraus die ehrliche und ernste Absicht der Leitung der Nationalliberalen (Deutschen) Partei, ohne Hintergedanken den energischen Kampf gegen den schworzblauen Block aufzunehmen."

r Stuttgart, 12. März. Heute vormittag 10 Uhr fand aus Anlaß des SO. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold von Bayern in der Eberhardskirche ein levitiertes Hochamt statt. Kurz vor 10 Uhr trafen der König und die Königin ein. Der König, der den St. Hubettusorden trug, erschien in der Uniform seines 4. Bayrischen Infanterieregiments König Wilhelm von Württemberg. Ihre Majestäten wurden von dem bayrischen Gesandten und der Gräfin Moy, sowie von der Geistlichkeit mit Kirchenrat Mangold an der Spitze am Portal der Kirche empfangen und unter den Klängen der Orgel zu den vor dem Hochaltar bereüstehenden Plätzen geleitet. In Vertretung der Herzogin Wera war Kammer­herr von Bischer Ihingen anwesend. Ferner waren er­schienen : Herzog Albrecht, Herzog Robert und Gemahlin, Herzog Ulrich, Herzogin Philipp und die Prinzessin Max von Schaumburg-Lippe, der preußische und der österreichische Gesandte, sämtliche Minister, die Generalität, der Präsident der Ersten Kammer Fürst Hohenlohe-Battenstein sowie Mitglieder der Ersten und Zweiten Kammer und Vertreter der Behörden, Beamte ferner Vertreter von bayrischen Vereinen usw. Mit einem Tedeum schlgß das Hochamt, wo­raus der bayrische Gesandte die Majestäten zum Wagen geleitete.

Eßlingen, 10. März. (Eine neue Zeitung.) Vom 1. Juni ab wird hier eine sozialdemokratische Zeitung unter dem TitelEßlinger Bolkszeitung" erscheinen.

Gmünd, 11. März. Landrichter Simon von Ellwangen kam gestern hieher, um in der schwebenden Untersuchungs­sache wegen Vergehens gegen das keimende Leben weitere Erhebungen anzustellen. Der vor einiger Zeit in dieser Sache verhaftete, in Stuttgart wohnende Apotheker, der vor einigen Wochen aber wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, ist neuerdings verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis nach ! Ellwangen eingeliefcrt worden.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 9. März. Die Beleidigungsklage des ros. Fünfstück von der technischen Hochschule gegen Prof, berbaurat Mörike beschäftigt wiederholt die Strafkammer. Professor Mörike wurde bekanntlich im Mai v. Is. von der Strafkammer freigesprochen. Der Privatkläger legte Revision ein und das Reichsgericht gab dieser statt und verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlung an die Strafkammer zurück. Es sind dieselben Zeugen geladen wie bei der ersten Verhandlung. In der Bormittagssitzung kamen in der Hauptsache Prof. Fünfstück und Pros. Mörike zum Wort, in der Nachmittagssitzung wurden Zeugen ver­nommen. Der Verhandlung wohnten als Bettreter des Kultministeriums Ministerialdirektor Dr. v. Bälz und Re­gierungsrat Mejding an.

Berlin, 10. März. Der Fahnenjunker Viebahn, der auf der Wache in der Iungfernheide einen Mann in Putativnotwehr erschossen hatte, wurde heute auch in der Berufungsinstanz vor dem Oberkriegsgericht freigesprochen. Der Staatsanwalt hatte drei Monate Gefängnis wegen fahr­lässiger Tötung beantragt.

Der Adventist Naumann ans Lebenszeit verurteilt.

Das Reichsmilitärgericht hat über den Fall Naumann, der allgemeines Aufsehen hervorruft, das entscheidende Wort gesprochen. Naumann ist ein begeisterter Anhänger der Sekte der Adoentisten vom siebenten Tag. Mit einer Hart- näckigkeit, wie sie bisher noch nicht dagewesen ist,, bleibt er -den Borschristen seiner Sekte treu. An jedem Samstag verweigert er den Gehorsam und tut keinen Dienst beim Militär. Sobald am Freitag Abend die Dunkelheit eintritt, setzt er sich mit der militärischen Disziplin in krassen Wider­spruch und zähe verfolgt er sein Prinzip bis zum Samstag Abend. Mit Rücksicht auf die grundsätzliche Bedeutung der Entscheidung für die Ausrechterhaltung der Disziplin wohnte der gestrigen Verhandlung der Präsident des Reichs­militärgerichts Exzellenz v. Linde bei. Der Vertreter der Miiitäranwaltschaft wies in seinen begründenden Ausfüh­rungen darauf hin, daß nach § 48 des M.-St.-G.-B. die Entschuldigungen des Angeklagten, er müsse nach seinem Gewissen und nach seiner religiösen Ueberzeugung handeln, nicht berücksichtigt werden dürfen. Die Revision des An­geklagten Naumann sei zu verwerfen. Der Senat folgte auch den Ausführungen des Militäranwalts und verwarf in den Hauptpunkten die Revision. In der Begründung wurde kurz darauf hingewiesen, daß das religiöse Motiv die Strafbarkeit der Handlung keineswegs ausschlietze. Ein krankhafter Zustand im Sinne des Z 51 sei auf Grund der vom Senat der Kaiser Wilhelm-Akademie erfolgten Obergutachten bei dem Angeklagten nicht vorhanden. Das Reichsmiiitärgericht hob lediglich das Urteil insoweit aus formellen Gründen auf, als der Angeklagte zur Ehrenstrafe der Degradation verurteilt worden ist. Nach dem entschei­denden Spruch des Reichsmilitärgerichts ist also für Nau­mann vorläufig keine Aussicht vorhanden, jemals das Ge­fängnis wieder zu verlassen. Wie wir hören, wird bereits in nächster Zeit wieder eine Reihe weiterer Fälle von Ge­horsamsverweigerungen vor dem Kriegsgericht zur Aburtei­lung gelangen. Das Strafkonto des hartnäckigen Adoentisten wird sich also fortwährend erhöhen und falls Naumann auch zukünftig sich an seine Ueberzeugung klammert, wird es schwer halten ihn wieder in Freiheit zu setzen.

Deutsches Reich.

Berlin, 11. März. In der Voraussicht, daß der für die erste Veteranenhilfe angesetzte Mehrbetrag von 5 Millionen Mark, der den Etatsansatz auf 28,6 Millionen Mark erhöht, die Zustimmung der gesetzgebenden Körper­schaften finden wird, hat der Bundesrat die bezüglichen Bestimmungen in wesentlichen Punkten zugunsten der Kriegs­teilnehmer geändert.

r Pforzheim, 11. März. Im benachbarten Eutingen beging gestern vormittag der 21jährige Kaminfegergehilfe Adolf Gräßle, Sohn des Wagnermeisters Gräßle, der bei Kaminfegermeister Erath in Dienst stand, Selbstmord. Er begab sich zu diesem Zweck in die Lehmgrube der Ziegelei Niefern, wo er sich eine Revolverkugel in den Kopf schoß. Wie es heißt, sollte sich Gräßle in 14 Tagen zum zweiten- male zur militärischen Musterung stellen. Aus Scheu vor dem Militärdienst hat er sich das Leben genommen.

St. Ludwig, 11. März. Auf dem Baseler Bahn­hof wurden zwölf angeblich mit Büchern bepackte Kisten nach Deutschland ausgegeben, die in Wirklichkeit 19 Zentner Saccharin enthielten. Die ganze Ladung wurde auf dem hiesigen Bahnhof beschlagnahmt.

München, 11. März. Der Kaiser hat dem Prinz- regenten sein von Alfred Schwarz gemaltes Porträt in Oel übersandt, das den Kaiser in Lebensgröße als Inhaber des ersten bayerischen Uianenregiments mit dem Band des Hubertusordens zeigt.

Nürnberg, 11. März. Unter einem wahren Sturm auf die Postämter, wobei es Verletzungen von Personen und Beschädigung der Postämter gab, wurden hier in einer halben Stunde sämtliche 30000 Iubiläumspostkarten zum 90. Geburtsfeste des Prinzregenten verkauft.

Gießen, 10. März. (Vorläufiges amtliches Wahl­resultat.) Bei der heutigen, infolge des Ablebens des Ab­geordneten Philipp Köhler-Langsdorf (wirtsch. Vgg.) not­wendig gewordenen Reichstags-Ersatzwahl im ersten hessischen Reichstagswahlkreise Gießen-Grünberg-Nidda wurden insgesamt 23 511 Stimmen abgegeben. Davon erhielten Beckmann (Soz.) 7996, Dr. Werner (w. Vgg.) 7958, Pfarrer Korell (fortschr. Vp.) 5059 und Dr. Gisevius (natl.) 2516 Stimmen. Es erfolgt Stichwahl zwischen