Stuttgart, 7. März. Recht und Unrecht im 14. Wahlkreis. Gegenüber der Resolution der Tübinger nationalliberalen Partei beruft sich derBeobachter" heute wieder auf die durch das Uebereinkommen für Ulm ge­schaffenen Rechte der Volkspartei: die Tübinger und die ihnen zustimmenden übrigen Nationalliberalen lehnen sich gegen ihre eigene Parteileitung auf.

I. P. Müller, VortragMein System". Der Hygieniker Ingenieur-Leutnant a. D. 3. P. Müller aus Kopenhagen wird Montag, 13. März, abends 8 Uhr, tm Bürgermuseum, Langestraße, über sein in über 600000 Exemplaren verbreitetes BuchMein System" einen ein­maligen Vortrag halten und bei dieser Gelegenheit die oor- geschriebenen Uebungen selbst vorführen.

r Tübingen, 8. März. (Selbstmord.) Ein Student der Philologie aus Reutlingen wurde gestern mittag als Leiche gefunden. Er soll selbst Hand an sich gelegt haben, ohne daß jedoch die Beweggründe bekannt wären.

Mössingen, 6. März. Der Stand der hiesigen Schulsparkasse ist als ein sehr erfreulicher zu bezeichnen. An die diesjährigen Konfirmanden konnte die Summe von 5357 ^ ausbezahlt werden.

Ulm, 7. März. Die Sozialdemokratie hat den Ge­meinderat Göhring zum Kandidaten für die Reichstags- wahl im 14. Wahlkreise (Ulm) aufgestellt.

Deutsches Reich.

Berlin, 8. März. Im preußischen Abgeordnetenhause hielt gestern Ministerpräsident v. Beth mann-Hollweg beim Kultus-Etat eine Rede, in der er folgendes ausführte: Die Dekrete der Kurie haben eine tiefe Bewegung in Deutschland hervorgerufen. Den Staat interessieren diese Dekrete insoweit, als sie das Grenzgebiet zwischen kirchlichen und staatlichen Interessen überschreiten. Die Kurie hat es nicht für zweckmäßig gehalten, sich vor dem Erlaß dieser Dekrete mit uns darüber auszusprechen. Das hätte von vornherein der Erregung und Verstimmung die Spitze ab­gebrochen, die die Atmosphäre auch über das konfessionelle Gebiet hinaus verschlechtert haben. Wir haben durch unseren Gesandten beim Vatikan den Kardinal-Staatssekretär auf die Erregung aufmerksam gemacht. Wir haben die Punkte bezeichnet, wo Konflikte mit dem Staat eintreten können. Ich habe auch der Kurie keinen Zweifel darüber gelassen, daß ihr die Verantwortung für die Konflikte, die entstehen füllten, allein zufällt (Beifall) und daß die Kurie Mittel und Wege zu suchen hat, durch die die Folgen der Erreg­ung beschwichtigt werden können und wie Kollissionen mit dem Staat zu vermeiden sind. Die Kurie antwortete daraus, daß sie weit davon entfernt sei, irgendwelchen Konflikt mit dem Staat zu suchen. Ich fürchte, daß die optimistische Auffassung der Kurie, als ob alle Folgen der Erregung wieder ganz ausgelöscht werden könnten, zu weit gehen. Der Brief an den Kardinal Kopp ist nicht infolge unserer Vorstellung geschrieben worden. Niemand hat Sehnsucht nach einem Kulturkampf. Die Maßregeln der Kurie aus letzter Zeit haben aber nicht diejenige Rücksichtnahme auf die preußischen und deutschen Verhältnisse zur Grundlage gehabt, die unentbehrlich ist, um den friedlichen Zustand, in dem wir leben, zu erhalten. Der Papst will friedliche Ver­hältnisse, aber dieser Wille wird durchkreuzt durch Enuncia- tionen wie die Borromäus-Encyklika. Würden staatliche I

Interessen vorliegend sein, dann hieße es Kampf gegen Kampf. Das trifft aber nicht zu. Daher muß die Regierung eine Position slvo ira, suchen. Den Wert der katholischen Fakul­täten soll man nicht unterschätzen. Der Staat hat kein Interesse daran, diese Institute aufzuheben. Anders verhält es sich mit dem Unterricht an den höheren Schulen. Hier würde eine beklagenswerte Reibungsfläche zwischen Staat uud Kirche geschaffen. Wir werden Geistliche, die den Eid geleistet haben und als Lehrer an Gymnasien wirken, nicht beseitigen, aber wir werden Geistlichen, welche den Eid ge­leistet haben, den Unterricht z. B. im Deutschen und in der Geschichte nicht mehrüberlragen. (Hört, hört!) Auch bei Uebertragung anderer Staatsümter an Geistliche wird eine gewisse Zurückhaltung geübt werden. Die Gesandtschaft am Vatikan hat uns wiederholt gute Dienste geleistet. Sollte aber eine Reziprozität zwischen dieser Mission und der Kurie in Wegfall kommen, so befürchte ich, daß die Gegner der Gesandtschaft eine nicht zu unterschätzende Unterstützung er­fahren werden. Die Vorstellung, daß die Regierung vor einer ernsten Auseinandersetzung mit Rom mit Rücksicht auf die politische Stellung des Zentrums zurückweiche, ist irrig. Alle Parteien hegen den Wunsch, der preußische Staat möge den Frieden wahren, solang es ohne eine Minderung seiner wesentlichen Interessen und seiner Würde geschehen kann.

Jmmenstadt, 8. Mürz. Bei der gestrigen Reichs­tagsstichwahl im Kreise Immenstadt-Lindau-Kempten wurden für Rechtsanwalt Thoma (liberal) 14386, für den Amts­richter Emminger (Zentrum) 12774 Stimmen abgegeben. Thoma ist somit gewählt.

Vom Untergang desU 3".

Kiel, 7. März. Ueber den Unfall des Unterseebootes U 3" am 17. Januar und seine Bergung bringt die neueste Nummer derMarine-Rundschau" einen längeren Aufsatz des Chefs des Stabes der Inspektion des Torpedowesens, Fregattenkapitän Michelsen. Er bestätigt in der Hauptsache die früheren Darstellungen über den Verlauf der Rettungs­aktion.

Ueber die Bergung der Eingeschlossenen teilt er folgen­des mit: ^Anfangs ging die Bergung glatt von statten; die Leute ergriffen das hineingelassene Lot und ließen sich her­ausziehen. Bald aber begannen die jetzt heftiger durch die Schottüren in den Burgraum nachdringenden Gase zu wirken, und ein gerade im Rohr befindlicher Mann ließ das Lot los und rutschte ohnmächtig zurück. Sofort drängten sich Offiziere u. Mannschaften vor, die hineinsteigen und die Leute an die Notleine anftecken wollten; unter ihnen wurde der Bootsmannsmaat Heinrich ausgewählt, der mehrere Leute ansteckte, .dann aber selbst halb ohnmächtig herausgezogen werden mußte. Jetzt gingen der Oberleutnant z. S. Valentiner und der Torpedoheizer Gießner mit einer Kabellampe und einem Druckluftschlauch vonD 5", das seit 12.30 Uhr längsseits des Kraus -festgemacht hatte, hinunter und bargen die letzten Leute. Diese, fast nur noch Offiziere, waren in der Mehrzahl bewußtlos. Der Ober­leutnant z. S. Valentiner leuchtete den ganzen Raum ab und verließ ihn als letzter um 5.20 Uhr.

Nunmehr konnte zur Rettung der drei in: Turm ein­geschlossenen Personen mit der eigentlichen Hebung des Fahrzeuges begonnen werden. Leider kam für sie die Rettung zu spät: sie starben auf ihrem Posten. Daß durch

ihre Pflichttreue die Rettung der im Torpedoraum einge­schlossenen 20 Seeleute überhaupt nur ermöglicht wurde, ist bekannt. Der Kommandant wußte, daß er nur von der Zentrale und vom Turm aus noch für die Rettung des ihm anoertrauten Bootes wirken konnte. Er tat seine Pflicht und ist nicht unbelohnt geblieben, denn er hat es noch er­lebt und durch das Sehrohr mit ansehen können, daß durch feine Tätigkeit 28 Mann, also der allergrößte Teil der Be­satzung, gerettet wurden. Vom Turm aus setzte er das Ausblasen der vorderen Tauchtanks mit dem Erfolge fort, daß sich das Boot vorn 0.5 Meter aus dem Wasser hob, wodurch die Möglichkeit der Rettung der vorn befindlichen Mannschaften gegeben war.

Ausland.

Budapest, 7. März. Auf der Industriebahn im Siter- tal löste sich ein mit Holzstämmen beladener Eisenbahn­wagen am Kirchenbodenberg ab und sauste talabwärts und entgleiste an einer scharfen Kurve. An der Unfallstelle be­fanden sich 25 Arbeiter, von denen 17 durch den um­stürzenden Wagen auf der Stelle getötet wurden: 2 wurden lebensgefährlich verletzt.

Paris, 7. März. Der Aviatiker Renaux versuchte heute den Flug von Paris nach dem Puy de Dome. Er verließ Mendon heute vormittag um 9 Uhr 12 Minuten init einem Passagier und landete um 2 Uhr 20 Minuten auf dem Gipfel des Puy de Dome. Ec hat damit den Michelin-Preis im Betrage von 100000 Francs gewonnen.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Berncck, 8. März. Die Freiherr!, von Gültlingen'sche Gutshcrrschaft erzielte bei dem heute abgehaltenen Stammholzverkauf im Submissionswege fiir 425 Festmetec meist starkes Schlagholz 127,g Prozent der 1911er Taxpreise.

Söflingen, 6. März. Bei dem dieser Tage aus den Staats­waldungen des hiesigen Forstamts abgehaltenen Eichcnstammholz-Ver- kauf wurden folgende Durchschnittspreise pro Festmeter bezahlt: für 23 Fstm. Klasse Iz 131,40 30 Fstm. Klasse Ib 73,34 11 Fstm.

Klasse Ila 91,93 27 Sestm. Klasse 11b 53,69 13 Fcstm. Klasse

lila 67,77 ^ und 55 Festm. Klasse Illb 42,21 je per Festmeter.

Auswärtige Todesfälle.

Jakob Huber, Stistungspfleger und Gemeinderat, 64 I., Gärt- ringen: Michael Buchfink, Maurermstr., Oberjesingen; Ioh. Georg Gaißcr, (Gaisier-Schorsch), pens. Sensenschmied, 69 I., Friedrichstal: Anton Vollmer, Wcingärtner und Biirgeransschußmitglied, 59 F, Rottenburg,- Maria Neu, geb. Maier, 64 I., Rottcnburg.

Der Morgentrunk

für Nervöse und Schwache ist

Kathreiners Malzkaffee.

Druck und Verlag der E. W. Zaiser'schen Buchdiuckerei (Emti Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

Oberamtsstadt Nagold.

trnmiWe

knewchk

Diejenigen Feuerwehrpslichttgen, welche zur Freiwilligen Feuerwehr nicht eingeteill sind und Zeugnisse über Befreiung aus dienstlichen oder gesundheitlichen Rücksichten nicht vorgelegt haben, werden aufaefordert, sich

spätestens bis 31. ds. Mts. -WZ

beim Feuerwehrkommando zu melden und einteilen zu lassen, da sie andernfalls zur

Feuerwehrabgabe

herangezogen werden. Hiebei wird bemerkt, daß die Abgabe wesentlich erhöht worden ist.

Den 8. März 1911.

Brodbeck.

Stadtgemeinde Nagold.

Der Bedarf an

weißtannenem Deckreis und Erntewieden

für die hiesigen Aecker- und Gartenbesitzer ist binnen 8 Tagen auf der Kanzlei der Stadtpflege anzumelden. Für eine Deckreisbüschel sind als Holzmacherlohn 15, als Fuhrlohn 10 und als Kaufpreis für die Stadtkasse 10, also zusammen. 35 Pfg. beim Empfang an den Beifuhr-Akkordanten zu bezahlen.

_Die städtische Aorstverwaltrmg.

kri1«n - stzötezs-Rristv

in schöner Auswahl billigst in der

G. W. Zaiser'schen BuWlg. . .

Nntertalheim.

Am Konkurse

des Johann Baptist Lipp,

Küfers hier, beträgt der Massebe stand 998 10 /H, die Summe

der bevorrechtigten Forderungen 39 ^ 61 ^>, diejenige der unbevor­rechtigten solchen 2325 ^ 17 Bon der Aktivmasse kommen noch die Kosten in Abzug.

Den 7. März 1911. Konkursverwalter: Häfele stv. Bez.-Notar.

Konkursverfahren

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Johann Bap­tist Lipp, Küfers in Untertalheim ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß­verzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen der Schlußtermin auf Dienstag, den 4. April litll, nachmittags 3 Uhr, vor dem K. Amtsgerichte Hierselbst bestimmt.

Nagold, den 8. März 1911.

Dürr,

Gerichtsschreiber des K. Amtsgerichts.

Einen neuen sowie eine guterhaltene

Mandoline

hat zu verkaufen.

Wer? sagt die Exp. d. Bl.

Oberamtsstadt Nagold.

Vergebung °m Bauarbeiten.

Zum Neubau eines Schulhauses sollen

die Grabardeite« im DormWagsdelW v. M. uso

Betonier- und Maurerarbeiten

im BormsihlWbetW v. M. 38 000

SteinhauerarbeitenimBM!>WWdetr.».M36S0 Zimmerarbeiten 6 000

Dachdeckerardeiten 2900

im Akkord vergeben werden.

Die erforderlichen Unterlagen liegen bei Unterzeichneter Stelle zur Einsichtnahme auf, an welche schriftliche, in Prozenten ^ ausgedrückte Offerten spätestens bis

Freitag, den 17 März, abends 6 Uhr

einzureichen sind.

Nagold, den 8. März 1911.

Stadtbauamt: Laug.

Die Stadtgemeinde Nagold verkauft

Beigholz und Reisich

am Montag, den 13. März

im Distrikt Wolfsbcrg Abteilung Kinnlesäcker und im Districkt Ziegelberg:

20 Rm. Nadelholz-Beigholz und 2500 Büschel Nadelreis.

Zusammenkunft für alle Kaufsliebhaber nachm; 1^2 Uhr aus der Höhe der Nagold-Bollmaring,r Steige.