bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
hier 1.10 mit Trägerlohn 1.20 im Bezirks
und 10 Xin.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Ms- «i> AsM-Kü M dkl WkMs-KeM Niplil.
Fernsprecher Nr. 36.
85. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 29.
Beilagen - Plauderstllbchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
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Kgl. Oberamt Nagold.^
Die Ortsbehörden,
welche das Schwäbische Baumbuch bestellt haben, erhalten dasselbe in den nächsten Tagen zugesandt und wollen den Betrag von 3 ^ für dasselbe umgehend dem Oberamt einsenden. Da das Buch hervorragend schön und unverhältnismäßig billig ist, auch nur ein geringer Vorrat desselben noch vorhanden ist, werden die Ortsbehörden, welche dasselbe noch nicht angeschafft haben, wiederholt zur Bestellung aufgefordert, um des Vorzugspreises von 3 ..M noch teilhaftig zu werden. Das Oberamt ist bereit, Bestellungen bis zum 5. März 1911 entgegenzunehmen.
Den 23. Febr. 1911. Kommerell.
Politische Ueberficht.
Im englischen Unterhanse wurde bei der
Weiterberatung die erste Lesung der Parlameutsbill über die Reform des Oberhauses unter lautem Beifall der Ministeriellen mit 351 gegen 227 Stimmen angenommen.
Die Antwort Chinas aus die russische Note befriedigt im allgemeinen die russischen Diplomaten, wenngleich sie in einigen Punkten ausweichend ist und auf die Forderungen keine bündige Antwort gibt; das Ministerium des Aeußern erwartete die sofortige Erfüllung der vertragsmäßigen Forderungen. Wie in diplomatischen Kreisen verlautet, wird man kategorisch auf die Erfüllung der Verpflichtungen dringen. Es wird versichert, die Antwort habe jedenfalls dem Zwischenfall seine Schärfe genommen.
Eine von irisch-amerikanischen kund deutschamerikanischen Gesellschaften abgehaltene Versammlung nahm einstimmig einen Antrag an, der gegen den Schiedsgerichts- verlrag zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien Stellung nimmt, da eine derartige Allianz den Groll der anderen europäischen Mächte Hervorrufen und die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu diesen Mächten verschlechtern würde.
Die Lage in Haiti hat sich in den letzten
Tagen arg verschlimmert. Die Bezirke von Trou und Quanaminth sind in den Belagerungszustand versetzt worden. Auch aus Port au Prince werden ernste Unruhen gemeldet. Der Präsident Simon geht gegen die Rebellen unnachsichtig vor. Seine Truppen haben in Quanaminth ein schreckliches Blutbad angerichtet und den Rebellen Fort Liberty wieder abgenommen, wo eine Anzahl von Personen, die der Teilnahme an den revolutionären Umtrieben verdächtig waren, standrechtlich erschossen wurde. Quanaminth wurde ausgeraubt und in Brand gesteckt. Viele Einwohner wurden niedergemacht. Unter anderen wurde auch ein Franzose angegriffen, sein Sohn getötet und sein Haus verbrannt.
Nach Meldungen ans Haiti hat das amerikanische Staatsdepartement im Anschluß an einen Protest des britischen Konsularagenten in Port au Prince gegen das Schreckensrcgiment auf Haiti bei der Regierung von Haiti Vorstellungen erhoben gegen die Masscnhinrichtungen politischer Gefangener. Es hat ferner eine größere Mäßigung angeraten. _
Das Postmarken-Abkommen zwischen Württemberg und dem Reich.
Stuttgart, 22. Febr. In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer kam bei der Beratung des Postetats das neue Postmarken-Ueberein- kommen zwischen Württemberg und dem Reich zur Sprache.
Der Berichterstatter Liesching hob hervor, daß die früher da und dort gehegten Befürchtungen, als ob der Vertrag Beschränkungen der Hoheits- und Reservatsrechte des würt- tembergischen Staates im Gefolge haben werde, sich erfreulicherweise als unbegründet erwiesen hätten. Er sprach sich entschieden dafür aus, daß der Vertrag erneuert werde.
Die Ausführungen des Ministerpräsidenten waren vertraulich. Sämtliche Redner stellten sich lt. „Frkf. Ztg-" auf den Standpunkt, daß das Abkommen auf der in der Denkschrift vorgetragenen Grundlage erneuert werden möge.
Ueber „Andrew Carnegies Friedensstiftung"
Actet Berta v. Suttner im März-Hefte der Deutschen Revue (Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart) eine gut orientierende Darstellung, in der sie die Aussichten der Pazifisten, einen „finanzierten Frieden" herbeizuführen, leidenschaftslos erörtert und zu dem Schlüsse gelangt: Das Ergebnis der mitgeteilten Tatsachen „deckt sich mit den Worten, die unlängst der gewesene Staatsminister Root, der jetzt Obmann
Ilrettag, dm 24. Aeöruar
des Carnegieschen Vertrauensmännerkomitees ist, gesprochen hat: „Die Friedensbewegung ist nunmehr aus dem Stadium der Theorie in das der Praxis llbergegangen." Die Regierung eines mächtigen Staates setzt sich vor aller Welt dafür ein, daß in offizieller Weise mit der Friedensföderation der Staaten begonnen werde. Und diese Stellungnahme wird sich mit positiven Anträgen und Vorschlägen an die andern Regierungen betätigen . . . Wenn einmal zwei große Staaten, wie Nordamerika und England, oder mehrere kleine, wie Belgien, Schweiz, Dänemark, zu einer Friedensallianz verbunden sind, so ist der Anschluß der andern nur mehr eine Frage der Zeit, denn auch die Widerspenstigen in den Machtsphären werden den Widerstand aufgeben, wenn erst ihrem verschleierten „Wir wollen nicht" ein aus den Massen der arbeitenden Völker unumwunden verkündetes „Wir wollen!" entgegenschallen wird.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 22. Febr.
Justizetat. — Dr. Wagner (k.): Wir hatten nicht die Absicht, zum Iustizetat zu sprechen, aber der Verlauf der gestrigen Debatte zwingt uns dazu. Dr. Ablaß hat 2^ Stunden lang in einer Rede den Prozeß Becker vor das Forum des Reichstags gezogen. Was geht das den Reichstag an? Ist die Sache nicht schon im preußischen Abgeordnetenhause genug erörtert worden, oster sollte etwa die Rede ein Rückzugsgefecht sein?
Dr. Iunck (n.): Wir lassen uns nicht das Recht nehmen, beim Etat der Justizverwaltung Mißstände der Rechtspflege zu besprechen. (Lebh. Beifall links.) Redner empfiehlt den Gedanken einer Mobiliar-Hypothek. Die Anwaltsgebühren sind ungenügend. Um die Bildung neuer Senate bei dem Reichsgericht wird man trotz der sonstigen Entlastung nicht herumkommen. Die Strafrechtspflege darf nicht unter der Bevorzugung des Zivilrechts leiden. Die Richter müssen abwechselnd in beiden Gruppen beschäftigt werden. Die Moabiter Urteile sind ein glänzendes Zeugnis für die Unabhängigkeit deutscher Richter. (Beifall.) Aber um so bedauerlicher ist die Erfahrung beim Becker-Prozeß. Hier besteht eine tiefe Kluft zwischen dem Bolksempfinden und der Anschauung des Richters. (Sehr richtig.)
Staatssekretär Lisco dankte für die anerkennenden Worte des Vorredners. Eine Einwirkung auf die Beschäftigung der Richter in der Strafrechtspflege haben wir nicht. Das Grundbuch ist bereits im größten Teil von Deutschland im Wesentlichen angelegt und die Anlegung wird kräftig weiter betrieben.
Werner (Rfp.) fordert eine Erhöhung der Zeugengebühren und ein Vorgehen gegen die Schundliteratur und verlangt ferner, daß den Redakteuren allgemein der § 193 über die Wahrung berechtigter Interessen zugestanden werde.
Stadthagen (S.): Wir lassen uns hier die Kritik durchaus nicht unterbinden. Wir ersuchen um Auskunft, ob in dem Fall der Witwe in Scharleey in Schlesien ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden ist. Redner bringt weiter eine Reihe von Fällen vor, in denen Sozialdemokraten mit besonderer Strenge verurteilt worden sind. Der Mord des Arbeiters Hermann in Moabit ist noch immer nicht gesühnt. Warum wird der Polizeipräsident und der Polizeiminister nicht unter Anklage gestellt? (Unruhe rechts, Sehr richtig bei den Soz.) Die Schmach fällt auf diejenigen, welche die Mörder nicht verfolgen. (Unruhe rechts). Dizepräs. Dr. Schulz ruft den Redner wegen dieser Beleidigung der höchsten preußischen Beamten zur Ordnung. Redner fordert den Staatssekretär noch auf, dafür zu sorgen, daß gegen die Mörder vorgegangen wird. (Beif. bei den Soz.)
Staatssekretär Lisco: Nachdem der Herr'Präsident dem Vorredner einen Ordnungsruf erteilt hat, habe ich zu dieser Angelegenheit nichts mehr zu bemerken. (Beifall rechts, Unruhe bei den Soz.) Ledebour ruft: Drückeberger! Der Präsident erteilt ihm hierfür gleichfalls einen Ordnungsruf.
Saida (Pole) erklärt, daß in den polnischen Landesteilen die Justiz gegen die Polen arbeite. Schon seit Jahrzehnten ist kein Pole als Richter angestellt worden. Das Reichsgericht entscheidet zu Ungunsten der Polen und zu Gunsten der Staatspolitik.
Staatssekretär Lisco: Das Urteil über das Reichsgericht steht fest. Ich weise die Ausführungen des Vorredners auf das Entschiedenste zurück.
Müller-Meiningen (f. Bp.): Von einer Lex Heinze wollen wir nichts wissen. Die Moabiter Prozesse haben die Unparteilichkeit der deutschen Richter dargetan. Die Richter sollten es unterlassen, Politik zu treiben. Der
ISlI
neuen Bewegung, welche die Weltfremdheit der Richter beweisen will, wünschen wir vollen Erfolg. Die Diskussion schließt.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, den 24. Februar 1911.
Zum Blumentag. (Mitgeteilt.) Am Dienstag, den 21. ds. Mts. abends 8 Uhr hat im „Hotel Post" eine Besprechung über den Tag des Blumenverkaufs und die bis jetzt getroffenen Einleitungen zur festlichen Begehung des Tages unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder des Ausschusses und der Kommissionen stattgefunden. Nach einleitenden Worten über die Art der getroffenen Organisation durch den Vorsitzenden Herrn Oberamtmann Kommerell wurde zunächst darüber beraten, ob der Blumenverkauf am Sonntag den 26. März oder am Montag den 3. April (Montag nach der Konfirmation) stattfinden soll. Die Versammlung entschied sich mit ganz geringer Mehrheit nach Aussprache der für und wider einen Sonntag in Betracht kommenden Gesichtspunkte für Sonntag den 26. März. An diesem Tag soll nach dem Vormittagsgottesdienst bis nachmittags 3 Uhr der Blumenverkauf auf den Straßen stattfinden. Es wurden 10 Posten (Bahnhof, schwarzer Adler, Amtspslege, Schulhaus, Rathaus, Porstadt, Ankerbrücke, Stadtbahnhof, Lamm, Dekanat) gewählt, an denen sich die aus je 3 Mädchen bestehenden Gruppen zum Verkauf der Nelken ausstellen sollen. In der Turnhalle ist beabsichtigt von nachmittags 3—6 Uhr einen Wirtsschaftsbe- trieb und von 6— etwa 9 Uhr eine festliche Veranstaltung stattfinden zu lassen, bei der Herr Rektor Dieterle eine patriotische Rede, Herr Hauptlehrer Kläger ein Gedicht, verschiedene Damen und Herren ein Theaterstück (Das eiserne Kreuz) der Seminarchor, der Liederkranz, Sängerkranz, Sängerriege des Turnvereins einige Lieder und zum Schlüße der Turnverein eine turnerische Schaustellung (Marmorgruppe) darbieten werden. In der festlich geschmückten Turnhalle soll in verschiedenen Buden Kaffee, Tee, Bier und Zigarren zum Verkauf angeboten werden. Auch ein von Frl. Mayer gestellter Sack mit selbstoerfertigten, hübschen Arbeiten wird dem glücklichen Gewinner eine schöne Ueberraschung zur Erinnerung an den Tag bringen. Der Eintritt in die Turnhalle soll durch den Erwerb einer roten Nelke zum Mindestpreis von 10 gestattet sein. Während des Blumenoerkaufs wird die Stadtmusik, welche die festliche Begehung des Tages schon morgens durch Tagwacht eingeleitet haben wird, an den einzelnen Verkaufsstellen abwechslungsweise ihre Klänge ertönen lassen, wie sic auch während des Wirtschaftsbetriebs in der Turnhalle einige Musikstücke aufspielen wird. Durch die Opferwilligkeit der sich für die gute Sache bemühenden Damen und Herren ist die Aussicht begründet, daß der Tag nicht bloß in festlicher Weise begangen wird, sondern auch das finanzielle Ergebnis zu Zwecken der Wohltätigkeit ein gutes werden wird.
Ein Seminarkonzert findet am Sonntag den 12. März in der Tumhalle statt. Zur Aufführung gelangen die Ballade „Richard Löwenherz" von Ferdinand Hiller, das Männerchorwerk „Zollern und Staufen" von Pod- bertsky, sowie weitere patriotische Solo- und Chorgesänge.
r Gegen die Kurpfuscher. Bei den Erörterungen über den Entwurf eines Kurpfuschergesetzes wird von ärztlicher Seite oft auf die Leichtgläubigkeit des Publikums hingewiesen. Selbst gebildete Leute vertrauen, wie die Aerzte Klagen, allzu leicht den Kurpfuschern und meinen, diese verfügten über einen Instinkt, Krankheiten zu erkennen und zu heilen. Die Aerzte weisen demgegenüber darauf hin, daß den Kurpfuschern oft die elementarsten Kenntnisse abgehen, sodaß es gebildeten Laien doch eigentlich nicht schwer fallen sollte, die Unfähigkeit der Kurpfuscher zu erkennen. Ein schwerwiegender Umstand ist aber bei den bisherigen Auseinandersetzungen übersehen worden. Dem Publikum fehlt nämlich oft dasjenige Maß von medizinischem Wissen, das man als zur allgemeinen Bildung gehörig rechnen muß. Die Schuld daran trägt die übergroße Zurückhaltung ^ der Aerzte, die sie gegenüber dem unbestreitbar vorhandenen Bedürfnis nach medizinischen Borträgen und Schriften an den Tag legen. Die populär medizinische Aufklärung in Schrift und Wort liegt noch ganz im argen. In der Hauptsache ist sie leider gerade den Kurpfuschern überlassen. Es sind uns Fälle bekannt, wo wirklich gute populärmedizinische Literatur die das Vertrauen zu den Aerzten schafft und fördert, die Leute vor den Kurpfuschern abgehalten hat. Wie die Juristen für eine volkstümliche juristische Literatur gesorgt haben, so sollten auch die Mediziner die nur spärlich vorhandene gute volkstümliche medizinische