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* Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Politische Uebersicht.

Bei der Weiterberatung des Heeresetats i«

der Budgetkommission des Reichstags wurde angefragt, ob auch in der preußischen Armee die Bestrebungen des bayrischen Kontingents, die Obstbauzucht an den Dienst­gebäuden zu pflegen, Berücksichtigung gefunden haben. Die Sache sei nicht nur von landwirtschaftlicher, sondern auch vom Standpunkt des Vogelschutzes von Bedeutung. Oberst Hoffman ii bemerkte dazu, daß es den Truppen überlassen sei, Obstanpflanzungcn an den Kasernen vorzunehmen.

Die natisnalliberale Partei Bayerns beruft auf den 19. März einen Landesparteilag nach Nürnberg. Die Beratungen follen den Vorbereitungen für die Reichs­tagswahl und parteiorganisatorischen Fragen dienen.

Das Verfahren gegen die Königsberger Stu­denten, die bei der Reichstagsersatzwahl in Labiau-Wehlau den Liberalen Wahlhilse leisteten, ist eingestellt worden. Die Beschwerden wurden als übertrieben befunden. Nur in einem Fall erfolgte eine Verwarnung.

Oefterreichische Dreadnoughts. Der Heeresaus­schuß der Delegationen hat den Marine-Etat mit allen gegen 3 Stimmen angenommen. Nunmehr soll der Bau der ersten zwei österreichisch-ungarischen Schiffe derart beschleunigt wer­den, daß dieselben bereits vom nächsten Jahre ab im Wasser schwimmen. Sodann wird an den Bau der weiteren zwei Dreadnoughts geschritten.

Die russisch-chinesischen Meinungsverschieden­heiten drohen sich zu einem ernsten Konflikt zu entwickeln. Die russische Regierung ließ durch ihren Gesandten in Peking eine Art Ultimatum überreichen in dem 6 Differenzpunkte ausführlich dargelegt werden und die chinesische Regierung aufgefordert wird, den Grund zu den Zwistigkeiten zu be­seitigen. Am Schluß des Dokuments heißt es:Die Kaiser!. Regierung hält es für ihre Pflicht, die chinesische Regierung davon in Kenntnis zu setzen, daß sie die Weigerung, die in den vorstehenden 6 Punkten oder auch nur in einem derselben dargelegten Verpflichtungen zu bestätigen, als einen Beweis der Äbneigung betrachten wird, mit Rußland freund- nachbarliche, auf Verträgen gegründete Beziehungen zu unter­halten. 3n einem solchen Fall behält sich die russische Regierung die Freiheit vor, zur Wiederherstellung der von China verletzten Dertragsrechte der russischen Regierung und der russischen Untertanen die von ihr hiefllr nötig befundenen Maßnahmen zu ergreifen." Ein offiziöserTimes-Artikel bespricht das russische Ultimatum mit großer Zurückhaltung, aber ohne zu verhehlen, daß die englische Regierung es sehr bedauert. Er weist daraus hin, wie äußerst empfindlich der neue nationale Geist Chinas gegen jede fremde Einmischung und wie äußerst schwach gerade jetzt die chinesische Zentral- regiernng sei. Jeder Versuch einer fremdelt Macht, ihre Differenzen mit China durch Anwendung von Gewalt zu lösen, könne daher zu einer schrecklichen Explosion sichren. Die Streitpunkte seien selbst nach der russischen Darstellung nicht wichtig genug, um ein Laufen dieses Risikos zu rechtfertigen.

Im englischen Unterhaus gab Marineminister

Mac Kerum die Erklärung ab, daß seine Mitteilungen, die er im Jahr 1909 über eine Beschleunigung des deutschen Flottenprogramms machte, auf irrigen Informationen be­ruhten. Das Eingeständnis kommt etwas spät, aber es ist immerhin zu verwundern, daß es überhaupt noch gemacht wird. Die irrigen Informationen kamen damals für die Flottenpanik natürlich sehr gelegen.

Nun hat auch der türkische Unterrichtsminister seine Demission cingereicht. Das Portefeuille des Innern bat auf einen Beschluß der jungtürkischcn Kammerpartei der Obmann dieser Partei, Halil, übernehmen müssen. Aus dem Pemen trafen in den letzten Tagen mehrfach Meld­ungen ein, daß den aufständischen Arabern empfindliche Schlappen beigebracht worden seien.

In Französisch-Äqnatorialafrika hat der Sultan Senussi eine feindselige Haltung gegen Frankreich einge­nommen und versucht, nach dem ägyptischen Sudan zu ziehen, ^rvobei er die Bevölkerung von Dar-Kuti trotz ihres Wunsches, in französischem Gebiet zu bleiben, zwang, sich ihm anzu­schließen. Eine französische Abteilung hat am 12. Januar den Sultan angegriffen und völlig geschlagen. Der Feind hatte 300 Tote, darunter den Sultan, drei seiner Söhne, sowie mehrere namhafte Führer, ferner 400 Verwundete. Französischerseits fielen 8 Schützen; verwundet wurden 1 Leutnant, 1 Sergeant und 18 Schützen.

Im amerikanischen Kongrest hat ein Mitglied eine Resolution eingebracht, in der befürwortet wird, in diplo­matische Unterhandlungen zum Zweck der Anektierung Ka- l adasj einzutreten. Diese Resolution erregt das größte Aus-

DiensLsg, den 21. Ieöruar

sehen. Man betrachtet den Antrag als einen Versuch der Schutzzöllner, in Kanada Stimmung gegen den Gegenseitig­keitsvertrag zu machen.

Die im amerikanischen Repräsentantenhaus

emgebrachte Resolution, die die Eröffnung von Unterhand­lungen zur Annexion Kanadas befürwortet, ist von dem Ausschuß des Repräsentantenhauses für auswärtige Ange­legenheiten mit neun gegen eine Stimme abgelehnt worden.

Die mexikanischen Aufständischen scheinen nach dem Mißerfolg von Iuarez ziemlich entmutigt zu sein. Die mexikanische Negierung beauftragte einen intimen Freund des Insurgentengenerals Orozeo, diesem die Bedingungen, unter denen der Konflikt beizulegen wäre, bekannt zu geben.

Tages-Neuigkeiten.

B«s Stadt und Land.

Nagold, den 21. Februar 1911.

* Liederkranz.Wir Narren, tanzen, singen, lachen, pfeifen auf die Welt, aus Zopf und Heuchelei und auf

Philisterei." war das Motto für die Fastnachts-

Unterhaltung des Vereins am Samstag abend im Gasthof z.Rößle". Eine buntdurcheinandergewürfelte Volksmenge aus aller Herren Länder in prächtigen und charakteristischen Kostümen, auch ein nichtabgestürzterAviatiker" hatte sich Herabgelaffen aus dem Reiche der Lüste war zusammen­gekommen. um dem in hiesiger Stadt eingezogenen Prinzen Karneval zu huldigen. Das ihm zu Ehren ausgestellte Pro­gramm enthielt ausgezeichnete Proben eines närrischen Humors, der gegen alle äußeren und inneren Sorgen, gegen Pestilenz, Maul- und Klauenseuche (gegen erstere nur in einzelnen Fällen D. R.) Influenza rc. rc. ein probates Desinfizierungs- mittel abgab. Es wurden aufgeführt Couplets, Duette und Terzette, auch ein lustiges Katzenquartett miaute zum Steinerweichen. Den Glanzpunkt bildete die zu Ehren S. närrischen Hoheit gegebene Festaufsührung des Zwei-Akters s'Preislied, Schwäb. Lustspiel von Reiff. S. Hoheit äußerten sich nach der Aufführung in Worten höchster An­erkennung über die flotte Darstellung und den heiteren echt schwäbischen und derben Humor des Stückes und die von den Darstellern gebotenen Proben ihres Gesanges und ihres ... mäßigen Durstes. S.H. ließen die Inhaber der Hauptrollen, das liebreizende Röste, den braven Lehrer Wissner, den groben Heubauer und den lumpigen Franzosenkarle in die Hofloge kommen, um ihnen dero höchsten Narrenorden umzuhängen. Eine feine Leistung in darstellerischer und gesanglicher Hinsicht war das CoupletDer Bettelbua"; aber jede Darbietung war gut und nur noch das Terzett Drei alte Jungfern" sei mit seiner köstlichen Wirkung be­sonders erwähnt. Daß die Sänger des Liederkranzes mit ihren Huldigungen an S. Hoheit durch Vortrag des Marsch der Narren" undGailihaler Iägermarsch" große Ehre einlegten darf nicht unerwähnt bleiben. So zog sich Prinz Karneval hochbefriedigt besonders auch von der guten Bewirtung gegen 1 Uhr zurück und damit war das Zeichen zum Loslassen des närrischen Volkes gegeben. Es entwickelte sich bei Tanz und Narrenschanz ein echtes rechtes fideles pudelnärrisches Treiben, das erst des Morgens früh mit Psropsenknall und Iubelschall ein Ende nahm. Sonntag nachmittag war noch Katerbummel nach Eb- hausen, wo im Traubensaal eine große Gemeinde aller überlebenden" Festgäste noch einmal sich des Lebens freute, um dann von den schönen Erinnerungen zu zehren. ?.

* Zehnpfennigbriese nach Amerika. Billige

Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika (zu zehn Pfennigen für je zwanzig Gramm) können in nächster Zeit mit folgenden Schiffen befördert werden:Präsident Grant" ab Hamburg 23. Februar,Kronprinz Wilhelm" ab Bremen 28. Februar.Kaiserin Auguste Viktoria" ab Hamburg 2. März,Ziethen" ab Bremen 4. März,George Was­hington" ab Bremen 11. März,Amerika" ab Hamburg 18. März,Prinz Friedrich Wilhelm" ab Bremen 28. März, undKaiserin Auguste Viktoria" ab Hamburg 30. März. _

-1. Ebhairsen, 20. Febr. Durch deu Turnverein wurde gestern abend im Waldhornsaal ein Familienabend veranstaltet, bei dem Pfarrer Erhardt von Wart einige Serien von Lichtbildern vorsührte. Zunächst zeichnete der Redner in markigen Zügen ein getreues Bild von dem Lebensgang des beliebten deutschen Volksmalers Ludwig Richter. Dann führte er eine Reihe Bilder des Künstlers aus dem Volks- und Kinderleben den zahlreichen Besuchern vor die Augen und begleitete mit passenden Gedichten die prächtigen Bilder. Auch aus Schillers Glocke und dem Tel! wurden schöne Bilder gezeigt mit erläuternden Worten. Der Vorstand des Turnvereins, Sattlermeister Pfeifle,

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dankte namens des Vereins und der sonstigen Gäste Pfarrer Ehrhardt für sein freundliches Entgegenkommen. Verschönt wurde der Familienabend noch durch gemeinsame und Solo­gesänge. __

Herrenberg, 20. Febr. Der im Konkurs sich be­findliche 2. G. Weik soll nunmehr in Untersuchungshaft genommen worden sein. Das Ausbrecherpärchen Schwarz- Scheu soll die dem Weik abgenommenen Gegenstände, Ueberzieher, Hut, Uhr und Geldbörse, zur Flucht benützt haben.

Herrenberg, 20. Febr. In der Generalversammlung der hiesigen Borschußbank wurde berichtet, daß diese bei einem Gesamtumsatz von 13 380143 einen Reingewinn von 26 602.28 ^ erzielte; es werden 5 °/g Dividende verteilt.

Calw. Während anläßlich der verschiedenen, in der letzten Zeit vorgekommenen nächtlichen Einbrüche, deren Ur­heber trotz der herbeigeholten fremden Polizeihunde noch un- endeckt sind, ängstliche Gemüter manchfach beunruhigt sind, so hat sich andererseits bereits der Witz und Humor der Sache bemächtigt. So erschien am letzten Samstag abend aus der Fastnachts-Redoute einer hiesigen Gesellschaft ein behäbiger, in Figur und Maske gleich köstlicher Polizist in der Tracht der Biedermaierzeit, in der Hand eine mächtige, brennende Laterne, an der Leine den getreuen, laut bellen­den Hund, auf dem über der Brust gekreuzten, breiten weißen Säbelbandelier die Warnung:Achtung! Sherlok!" und am hohen Mützenrand mit großen Buchstaben die Worte:Sagt mir, wie der Spitzbube heißt und wo er ist, dann Hab ich ihn auch gleich am Wisch." Man steht, der Humor und die den Calwern von altersher nachgesagte, gutmütige Spottlust ist auch in unserer materiellen Zeit noch nicht ausgestorben.

p Stuttgart, 20. Febr. Die Königin, die vom 21. Januar an bei ihrem Bruder, dem Prinzen Friedrich zu Schaumburg-Lippe in Nachod verweilte, hat sich am 13. ds. Mts. mit Gefolge zum Besuch des Fürsten und der Fürstin zu Waldeck und Pyrmont nach Arolsen begeben und gedenkt zu Ende ds. Mts. noch dem Fürsten und der Fürstin zu Wied in Neuwied einen Besuch abzustatten. Kurz vor der Rückkehr des Königs aus Cap Martin, die voraussichtlich in den ersten Tagen des kommenden Monats stattfindet, wird auch die Königin wiederum hier erwartet. Die letzten Nachrichten über das Befinden der Königin, die in der ersten Zeit ihres Nachoder Aufenthalts von einem heftigen Katarrh befallen war, lauten durchaus befriedigend.

r Der tHesamtausschust des Verbands württ. Industrieller hielt am letzten Freitag in Stuttgart unter dem Vorsitz von Fabrikant Hz rth-Cannstatt ein Sitzung ab, in der eine Reihe wichtiger Gegenstände zur Beratung standen. Der Ausschuß beschäftigte sich eingehend mit der Frage der Privatbeamtenversicherung, wobei einmütig die Einführung dieser Versicherung als eine soziale Pflicht anerkannt wurde. Eine besonders lebhafte Debatte entstand darüber, ob diese Versicherung in der Forin einer Sonder­kasse, wie sie in dem jetzigen Regierungsentwurs vorgeschlagen wird, oder auf dem Wege des Ausbaus der Invalidenver­sicherung durchzuführen sei. Von der Mehrheit wurden je­doch die für eine Sonderkasse sprechenden Gründe als be­rechtigt anerkannt. Scharfen Protest fand die im Entwurf vorgesehene Verwaltung durch ein Direktorium und es wurde die Forderung der vollen Durchführung der Selbstverwalt­ung erhoben. Weiter wurde der Wunsch ausgesprochen, das Reich möge ähnlich wie bei der Rentengewährung an Ar­beiter auch hier entsprechende Beiträge reichen. Endlich miß­billigte der Ausschuß die Stellung, die der Entwurf zu den Ersatzkassen einnimmt. Es liege kein Anlaß vor, diese Kassen, die schon so viel Segen gestiftet haben, zu unter­binden. Die weitere Beratung war der Frage der Ab­grenzung von Fabrik und Handwerk gewidmet, die in einer auf den 7. April d. I. anberaumten Konferenz im Reichsamt des Innern zur Erörterung steht. Es wurde auf die vielen Klagen über die Heranziehung industrieller Betriebe zu den Kosten der Handwerkskammern hingewiesen und dem Wunsche Ausdruck gegeben, es solle durch reichs- gesetztiche Regelung festgelegt werden, daß ein und derselbe Betrieb nur zur Beitragsleistung an die Handelskammer oder Handwerkskammer, nicht aber an beide verpflichtet werden könne. Bei der Entscheidung über entstehende Streitigkeiten sollten Vertreter der Handels- und Handwerks­kammern herangezogen werden. Sodann nahm der Aus­schuß Stellung zu dem neuen Entwurf des württ. Sportel­gesetzes, der eine ganz erhebliche Belastung der Industrie vorsehe. Bei der Annahme dieses Entwurfs stünde zu be­fürchten, daß eine Abwanderung unserer Industrie, ähnlich wie in Bayern eintreten würde. Insbesondere wandte sich der Ausschuß auch gegen die Erhöhung der Sporteln bei