bei der Einfahrt in diese Station infolge Bruches des Ber- schlußhenkels der Einsahrtsweiche eutg! eist. Der Gepäckwagen stürzte um, wodurch der Durchgangsverkehr auf der Südbahn vollständig gesperrt wurde. Ein telegraphisch beorderter Ersatzzug brachte die Reisenden um 10^ Uhr nach Friedrichshasen, wo sie mit einstündiger Verspätung eintrafen. Die Aufrämnungsarbeiten wurden sofort begonnen, und um 12VZ Uhr konnte der eingleisige Betrieb wieder ausgenommen werden. Von den Reisenden wurde niemand verletzt, dagegen erlitten drei Personen vom Zugpersonal leichtere Verwundungen. Der Materialschaden ist nicht unbedeutend. Sämtliche Schnell- und Personenzüge erlitten mehr als 40 Minuten Verspätung, während der Güterzugsverkehr mehrere Stunden stockte.
p Geislingen, 8. Febr. Ein 18 Jahre altes Dienstmädchen von Schalkstetten hat aus eigenartige Weise Selbstmord verübt. Das Mädchen stürzte sich in einen Weiher, dessen Eisdecke es zuvor aufgehauen hatte. Der Grund zu der Tat soll in Liebeskummer zu suchen sein.
x Blanbeuren, 8. Febr. Der Bauer Söll von Machtolsheim ist auf der Heimfahrt von seinem Wagen gestürzt und erlitt einen Schädelbruch, an dessen Folgen er starb.
Gericytssaal.
l Ravensburg, 8. Febr. Ein Unfall mit schweren Folgen hat sich im Herbst v. Zs. in Buchau ereignet. Der 8 Jahre alte Waisenknabe I. D. schlug mit seinem Stecken, an dessen Spitze etwas Kalk hing, auf den Draht der elektrisch angetriebenen Dreschmaschine. Unglücklicherweise spritzte dem 2 Jahre alten Kinde des F Bläser Kalk direkt ins Auge. Obwohl das Kind alsbald vom Arzt in Behandlung genommen und Tags darauf zu einem Augenarzt gebracht wurde, ergab sich, daß die Hornhaut des rechten Auges vollständig zerstört und das Sehvermögen dauernd erloschen war. Da der Vormund des Knaben jede Schadenersatzpflicht bestritt, erhob der Vater des beschädigten Kindes Klage beim Landgericht Ravensburg, jdas dieser Tage folgendes Urteil fällte: Der Beklagte D. wird verurteilt, an die Klägerin 314 ^ zu bezahlen, des weiteren sodann verpflichtet, der Klägerin den Schaden zu ersetzen, den sie aus der erlittenen Verletzung durch Beschränkung ihrer späteren Erwerbsfähigkeit erleiden wird: auch hat der Beklagte die Gerichtskosten zu ersetzen.
Frankfurt a. O., 7. Febr. Die hiesige Strafkammer verurteilte einen Gastwirt, der einem Arbeiter so viel Schnaps eingeschenkt hatte, daß er am nächsten Tage an Alkoholvergiftung starb, wegen fahrlässiger Tötung zu 1 Monat und seinen Kellner zu einer Woche Gefängnis.
Deutsches Reich.
Bevlin, 8. Febr. Die Nordd. Allgem. Ztg. schreibt: In der Presse ist das Gerücht von einem bevorstehenden Besuche des Kaisers und Königs beim Papste verbreitet. Demgegenüber bemerken wir, daß wie in früheren Jahren ein Aufenthalt auf der Insel Korfu geplant ist. Alle weiteren Kombinationen sind nicht zutreffend.
Berlin, 8. Febr. Der Kaiser wird, wie in früheren Jahren, auch diesmal die Südlandreise bis Venedig mit der Eisenbahn zurücklegen und sich von dort aus an Bord der „Hohenzollern" nach Korfu begeben. Die Reise dürfte nach den bisherigen Bestimmungen Ende Februar angetreten werden.
Berlin, 7. Febr. Wie uns gemeldet wird, wird der Kronprinz auf der Rückreise von Kalkutta Ceylon nicht wieder berühren, sondern direkt nach Bombay fahren und von dort sich an Bord des nächst fälligen geeigneten Dampfers nach Suez einschisfen.
^Berlin, 8. Febr. Am Freitag wird, wie man hört, der Staatssekretär von Kiderlen-Wächter in der Schiffahrtsabgabenkommission, wie bereits angekündigt, eine Erklärung dahin abgeben, daß ein die deutschen Interessen befriedigendes Ergebnis bei den Verhandlungen mit dem Auslands bisher nicht gezeitigt worden sei, namentlich Holland stehe dem Schissahrtsabgabengesetz nach wie vor feindlich gegenüber und halte an der Rheinschiffahrtsakte fest. In parlamentarischen Kreisen nimmt man bereits an, daß der vorliegende Gesetzentwurf zurückgestellt werden wird.
Berlin, 8. Februar. Wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, brannte gestern abend infolge Kurzschlusses der Hos- bahnhof in Zarskoje Sselo mit den gesamten Einrichtungen ab.
Berlin, 7. Febr. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: An Stelle des als Botschafter nach Tokio gesandten Grafen von Re; wurde der zur Zeit in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amts beschäftigte bisherige Gesandte in bestimmt " Harthausen zum Gesandten in Peking
Berlin, 7. Febr. In große Lebensgefahr gerieten in Nacht zahlreiche Bewohner des Hauses wluiierstraße 145 bei einem Brande, der unbemerkt in der Küche einer Wohnung des Vorderhauses ausgebrochcn war. ^ ^ E ^kuerwehr alarmiert wurde, waren die Treppe und mehrere Wohnungen bereits völlig verqualmt, lieber zwei mechanische Leitern mußten 12 Personen gerettet und sofort "nt Sauerstoff behandelt werden. 8 Personen mußten ins Krankenhaus geschafft werden. Mehrere Feuerwehrmänner yaven Brandwunden und durch Glassplitter Schnittwunden erlitten. Ums Leben gekommen ist niemand.
, ss Pforzheim, 8. Febr. Dem Rathauserweiterungs-
^ Menschenleben zum Opfer gefallen. Ein italic- mjcher Arbeiter wurde bei den Erdausschachtungsarbeiten von Yerabfallenden Erdmassen verschüttet und getöttet.
München, 7. Febr. Ans eine Anfrage des Münchener Journalisten- und Schriststelleroereins an den Staatssekretär des Innern, ob die Redakteure und festangestellten Mitarbeiter an Zeitungen unter das neue Versicherungsgesetz für Angestellte fallen, wurde vom Reichsamt des Innern folgende Antwort erteilt: „Die Redakteure und angestellten Journalisten gehören zu denjenigen Personen, für welche nach dem Entwurf des Versicherungsgesctzes für Angestellte der Ver- sicherungszwang cingeführt wird."
Metz, 7. Febr. Das Militärluftschiff „M. 3" kam um 6 Uhr abends in Sicht und landete nach Inständiger ununterbrochener Fahrt von Gotha um 6 Uhr 20 Minuten glatt vor der Ballonhalle.
Hannover, 8. Febr. Aus gut informierter Quelle erfährt man, daß der Streckenarbeiter Fischer vor dem Untersuchungsrichter ein teilweises Geständnis der Mitwisserschaft an dem an dem Rittmeister von Krosigk in Gumbinnen verübten Morde abgelegt hat.
Breslau, 8. Febr. Bei einer vom Kriegeroerein von Dzictzkowitz in Oberschlesien veranstalteten Familienunter- haltung erfolgte plötzlich gegen Mitternacht vor einem Saalfenster eine furchtbare Explosion. Die Saalfenster gingen in Trümmer, der Saal begann zu brennen und von der Decke stürzten Teile herab. Der Festteilnehmer bemächtigte sich eine wilde Panik und alle stürzten den Ausgängen zu, wobei mehrere Verletzungen vorkamen. Es handelt sich wohl um einen Bubenstreich.
Breslan, 8. Febr. Der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete Gothein ist durch das gestern erfolgte Ableben seiner Gattin in tiefe Trauer versetzt worden. Der sonst so arbeits- und redefreudige Abgeordnete war durch das monatelange schwere und unheilbare Leiden der jetzt Verstorbenen von den parlamentarischen und politischen Arbeiten ferngehalten worden.
Ausland.
Für die beste Methode zur Bekämpfung der Tuberkulose erklärt Dr. Jacques Bertillon, der Leiter des statistischen Amtes der Stadt Paris, die Bekämpfung des Alkoholismus. Er hat in der Pariser Monatsschrift Revue ü'd^pidne et äs Police eunituirs (März 1910) einen bemerkenswerten Aufsatz über die Häufigkeit der Schwindsucht in ihrem Zusammenhang mit dem Alkoholismus veröffentlicht. Er bietet darin zunächst eine Statistik und Karte der Verbreitung der Lungenschwindsucht in Frankreich dar und hierauf eine Statistik und Karte, welche die Verbreitung des Alkoholismus, d. h. namentlich des Branntweingenusses in Frankreich zur Darstellung bringt. Dabei ergibt sich eine auffällige Uebereinstimmung: in beiden Beziehungen finden sich die hohen Ziffern fast alle in den nördlichen Departements, Bretagne, Normandie usf. „Bon den nördlichen Departements kann man zugestehen, daß der Einfluß des Alkohols auf die Häufigkeit der Schwindsucht beträchtlich, ja überwiegend ist. Daß der Alkoholismus dieser Krankheit den Boden bereitet, hat die Krankenhaus- Praxis mehrere hervorragende Mediziner gelehrt, und ihre Lehren hierüber haben allgemeine Anerkennung gefunden." Zur Bestätigung führt Bertillon auch Statistiken aus andern Ländern an und weist noch besonders darauf hin, daß einen indirekten Beweis für diese Wahrheit auch die Vergleichung der männlichen und weiblichen Erkrankungsziffern an Tuberkulose bildet. So ist z. B. in Paris im Zeitraum 1901 bis 1905 in jeder Altersstufe von etwa 30 Jahren aufwärts die Schwindsucht bei den Männern 2—3 mal häufiger als bei den Frauen; ähnlich in den andern großen Hauptstädten. Kurz: „Der Alkohol ist der wichtigste Faktor der Lungentuberkulose in Frankreich, er bestimmt die geographische Verteilung dieser Volkskrankheit in unsrem Land." Und durch Zurückdrängung des Schnapses im Norden Frankreichs könnte man unvergleichlich viel mehr Menschen vor ihr retten, meint B., als all die teuren Heilstätten jemals verpflegen können. Fl.
Paris, 6. Febr. Wie dem Journal aus Madrid berichtet wird, beschloß das Exekutiv-Komitee der spanischen Eisenbahner in einer Versammlung in den Generalstreik zu treten, falls den Eisenbahnern keine Genugtuung gegeben würde. Die Regierung läßt die Anarchisten sehr scharf überwachen, die den Streik befürworten und eifrig für ihn unter den Arbeitern propagieren.
Paris, 7. Februar. Die Kammer begann mit der Beratung des Gesetzentwurfes, der bestimmt, daß nur die aus der Champagne stammenden Weine als Champagner bezeichnet werden dürfen. Mehrere Deputierte der an das Weinbaugebiet der Champagne angrenzenden Gegenden sprachen sich gegen den Entwurf aus, der die Freiheit des Handels beeinträchtige und die Trustbildung begünstige
Petersburg, 7. Febr. Frau Tolstoi soll 10 Seiten aus dem Tagebu^) ihres verstorbenen Mannes heransgerissen und vernichtet haben, weil sie den Familienzwist beleuchteten und eine Erklärung darüber enthielten, warum Graf Tolstoi seiner Zeit sein Gut Iasnaja Poljana verlassen hat.
London, 7. Febr. Wie das Reutersche Bureau aus Teheran meldet, ist Finanzminister Sani ed Dauleh seinen Verletzungen erlegen. Der Polizei gelang die Festnahme der beiden Mörder, nachdem sie einen von ihnen verwundet hatte. Da beide russische Untertanen sind, hat die russische Gesandtschaft ihre Auslieferung verlangt. — In Ispahan herrscht große Erregung darüber, daß der russische Konsul sich weigert, den Mann auszulicferu, der am 1. Febr. den Gouverneur durch mehrere Schüsse verwundete. Es heißt, die Geistlichkeit reize die Bevölkerung-4iuf, sich der Eröffnung einer Filiale der Russischen Bank zu wide setzen.
London, 6.' Febr. Die Tragödie des Prinzen Lulu, des im Zulukriege gefallenen Sohnes des dritten Napoleon, wird durch den Tod seines Kammerdieners namens John Brown, der gestern in Southwold im 74. Lebensjahre starb,
m Erinnerung gerufen. Brown stand im Genüsse einer Pension, die ihm Kaiserin Eugenie zukommen ließ. Brown schaffte den Leichnam seines Herrn in die Heimat und führte später die unglückliche Kaiserin zu jener Stelle, wo ihr Sohn gefallen war.
Madrid, 7. Febr. Wie aus Castellon berichtet wird, sind während des letzten Sturmes 30 Menschen in Poins- colla umgekommen sowie 17 Personen in Beni-Carlo. Ein weiterer Schiffbruch wird aus Vinayesold berichtet, bei welchem 9 Matrosen den Tod gefunden haben.
Kvnstantinopel, 7. Febr. Der türkische Kriegsministcr hat die Verstärkung der türkischen Armee an der griechischen Grenze angeordnet. 28 neue Gedirgskanonen wurden bereits an die Grenze abgeschickt.
Tiflis, 8. Februar. Auf den westlichen Linien der Transkaukasischen Bahn ist der Verkehr wegen ungewöhnlich heftiger Schneefälle eingestellt worden. Mehrere Züge stecken im Schnee. Da die Winterweiden vom Schnee bedeckt sind, verhungert das Vieh. Die Lage der Dorfbewohner ist verzweifelt.
Washington, 8. Febr. Der Senat hat die im Heeresetat für den Ankauf von Aeroplanen geforderte Summe von 250000 Dollar auf 125 000 Dollar herabgesetzt.
Auswärtige Todesfälle.
Schultheis; Graf, 71 F, Rohrau: Ioh. Georg Bohncnberger, Bäckermeister, Unterreichenbach: Gottfried Bröckelinann, 63 F.sFreuden- ftadt: Waldburga Lcininger, geb. Barth, 85 F, Rottenburg.
Literarisches.
Vierzig Jahre Deutsches Reich.
Das Jubiläumswerk des Kaiser-Wilhelm-Dank.
U
58 Mitarbeiter. — 1050 Seite» stark. — Lexikonformat. — 500 Originalabbitdungeu. — Holzfreies Papier. — Vornehmer Leinencinband mit reicher Goldprägung.
Das Buch ist im besten Sinne volkstümlich und ihm ist die weiteste Verbreitung zn wünschen, die der überaus niedrige Preis ja auch erleichtert. Es verdient, ein Familienbuch zu werden, und es sollte in keiner Volks- und Schiilerbüchcrei fehlen. Der gesamte, dem Kaiser-Wilhelm-Dank aus der Herausgabe zuslieffendc Reingewinn ist zur Schmückung der Kriegerdenkmäler auf den Schlachtfeldern von 1864, 1866, 1870 71 und zu ähnlichen Zwecken bestimmt.
Zum Preis von 4 Mk. portofrei von der IV. 25,»i»»«i-'schen Buchhandlg. Nagold zu beziehen.
Warnung vor einem Schwindler. Seitens eines Schwindlers wird versucht, durch allerhand falsche Barspiegelungen sein unwirksames Rattengift oder ähnliches zu verkaufen. Er gibt dabei an, für die Firma Henkel L Lo., Düsseldorf zn reisen und bietet deren Fabrikate Persil und Henkel's Bleich-Soda weit unter Preis an, um so besser seine Schwindeleien ausfiihren zu können. Obige Angaben sind selbstredend falsch und ist es erwünscht, wenn bei Auftreten des Schwindlers die Polizei auf ihn aufmerksam gemacht würde.
MM hie hllllMheu BW
Fern im Süd im schönen Spanien lebt das Original der glutäugigen Manolita, die auf dem farbigen Titelbilde der Nr. 3 des „Guckkastens" (Berlin, Guckkastenverlag: Pr. 35 Pf., vierteljährlich 2 .L) dem Beschauer cntgegenlächelt. Die Reproduktion nach'dem Gemälde von Pena ist vorzüglich gelungen. Bon den anderen bunten oder in Tondruck wicdergegevenen Illustrationen seien heroorgehoben: „Mondnacht im Gebirge" von Pfähler v. Othegraven, mit stimmungsvollen Versen von F. Hofer, ein humoristisches Aquarell von E. Kux, der allerlei fahrendes Volk mit so köstlichen, Realismus zu schildern weiß, „Dämmerstunde" von Walter Bvhncfcld und W. Iiittners Triptychon zum „Lied eines Habenichts" von D. Schrill;. Von den mannigfachen Textbciträgcn verdienen besonders erwähnt zu werden: die ungarische Räuberhumoreske „Die reparierte Ehre" von Karl Lo- vik; die lustige baltische Sage „Wie der Frack entstanden ist": die treffende Satire in Dialogsorm „Masken der Kultur" von Lothar Briegcr-Wasscrvogel: die Humoreske „Die Erfindung" von A. Kotsch: ferner ein Bliitcnstrans; aus Dichtungen von L. Nüdling, Willy Arndt, Carl Marilaun (mit einen, farbigen Rokokobildchcn), Timotheus Kranich und Pol (mit Zeichnung von Ernst Licbermann). Scherze und Schnurren sind in Fülle dazwischen gestreut. In der Musikbeilage bietet Mar Filke eine Vertonung von R. Volkers „Licbeslcid", die den frischen Humor dieses Liedes zu kräftiger Wirkung bringt.
^ HZu beziehen durch die <4. VV. 2,»i»<-^'schcn Buchhdlg. Nagold.
s Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei (Emil
, Zaijer) Nogold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur,