CNLMtt täglich mit Ausnahme der Senn- und Festtage.

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iohn im Bezirks-

und 10 Km.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

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Fernsprecher Nr. 26.

L4

Kgl. Oberamt Nagold.

An die Gemeindebehörden.

Unter Bezugnahme auf den letzten Absatz des Ministerial­erlasses vom 8. Juli 1905 Nr. 7273 Amtsbl. S. 321 ff. werden nachstehend die Zahlen der in den Gemeinden des Bezirks vorhandenen Personen, welche im Genüsse einer Unfall-, Alters- oder Invalidenrente stehen, bekannt gegeben:

Unfall-

L -

Unfall.

^ L

2 S

Nagold . . .

45

1

107

Iselshausen

9

1

8

Altensteig-Stadt

21

2

61

Mindcrsbach .

8

Altensteig-Dorf .

3

3

Oberschwandorf

18

1

19

Beihingen . .

8

5

Obertaiheim .

18

15

Bcrneck . . .

12

1

15

Pfrondorf . .

6

3

Beuren . . .

5

1

Rohrdorf . .

6

1

24

Dösingen. . .

5

7

Rotfelden . .

19

15

Ebershardt . .

12

3

Schwüngen. .

10

4

Ebhausen. . .

19

1

41

Schönbronn .

9

14

Esslingen. . .

20

6

Simmersseld .

16

1

17

Egenhausen . .

25

10

Spielberg . .

16

10

Emmingen . .

22

--

14

Sulz. . . .

24

1

11

Euztal. . . .

12

2

21

Ueberberg , .

10

15

Ettmannsweiler.

4

6

Unterschwandorf

! 7

2

Fimsbronn . .

11

9

Untertalheim .

21

9

Garrweiler . .

2

1

1

Walddorf j

1 O

1 0

Gaugenwald. .

2

1

Monhardt l

Io

Gültlingen . .

22

22

Wart . . .

7

1

10

Haiterbach j

50

Wenden . .

1

4

Altnuisra j ' '

Oo

Wildberg . .

26

4

36

Nagold, 26. Januar 1911.

Mayer, Amtmann.

Politische UeberstchL.

Rußland macht in der Frage des Antimoder- nisteneides ganze Arbeit. Die Behörden haben den katholischen Geistlichen verboten, den Eid zu leisten, ehe sie nicht die kaiserliche Genehmigung dazu haben. Infolge der letzten Studentenkrawalle trägt sich die Regierung jetzt ernstlich mit dem Gedanken, 'der Selbstver­waltung der Universitäten ein Ende zu bereiten. Der Unter- richtsminister weist in einem Zirkular an die Lehrbezirks­kuratoren darauf hin, daß die Selbstverwaltung der Hoch­schulen nicht imstande sei. die Studenten genügend zu be­aufsichtigen. Die Hochschulkonseils sollen unverzüglich Maß­nahmen ausarbeiten, die geeignet sind, den regelmäßigen Gang des akademischen Lebens zu garantieren. Andernfalls müsse die Regierung für die Beaufsichtigung der Studenten sorgen.

England hat einen seiner hervorragendsten liberalen Politiker, Sir Charles Dilke, durch den Tod ver­loren. Dilke, der ein Alter von 68 Jahren erreichte, war in den 80er Jahren auch Unterstaatssekretär des Auswärtigen. Als genauer Kenner der großen Politik war er ein auch von liberalen Staatssekretären gefürchteter Kritiker der aus­wärtigen Geschehnisse. Er war einer der Begründer der Schule der liberalen Imperialisten.

Die Türkei hat zwei alte Schiffe des Nord­deutschen Lloyd schon so gut wie gekauft. Ihre Abnahme hängt nur noch von der Prüfung der Leistungsfähigkeit ab. Die Schiffe sollen zunächst zn Truppentransporten nach Arabien dienen. In Psortckreisen wird versichert, die englische Regierung sei bereit, den durch die Beschießung des Küstenortes Dubaya verursachten Schaden auszugleichen. Die Beschießung wird als Notbehelf des Kommandanten des Kriegsschiffs erklärt, um die in der Gewalt der Araber befindlichen Marinesoldaten zu retten.

Die Vereinigten Staaten von Amerika bemühen sich, von Ecuador die pachtweise Abtretung der der pazifischen Mündung des Panamakanals vorgelagerten Galapagosinscln zu erlangen und bieten 35 Millionen Dollar für 99 Jahre an unter Aufrechterhaltung der Oberhoheit Ecuadors. In Ecuador wird der Vorschlag gegenwärtig in Erwägung ge­zogen. Kommt der Vertrag zustande, so erwartet man eine Verschärfung der amerikanisch-japanischen Differenzen.

Die mexikanischen Bundestrnppen haben in

weiteren Kämpfen mit den Aufständischen neue schwere Verluste erlitten. Die Aufständischen haben San Ignacio eingenommen und belagern jetzt Casas Grandes. Die Ber­einigten Staaten haben Kavallerie an die Grenze gesandt, um während des wieder ernster gewordenen Aufstandes die Neutralität wieder ausrecht zu erhalten.

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86. Jahrgang.

rml! Mck.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeige,i-Gcvuhr für die cinspalt. Zeile nus gewöhnlicher Schrist oder deren Raum bei einmal.

Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblati und

Schwab. Landwirt.

snt'ag, den 30. Isnuar

1911

.Kurpfuscherei und Gesetzespfuscherei.

Der dem Reichstage vor einigen Wochen zugegangene Entwurf eines Gesetzes gegen Mißstände im Heilgewerbe, kurz Kurpsuschereigesetz genannt, hat den Verein Deutscher Zeitungsverleger als berufene Vertretung der Interessen der gesamten deutschen Presse veranlaßt, zu dem Entwurf, der eine größere Anzahl äußerst bedenklicher Bestimmungen enthält, energisch Stellung zu nehmen. Der Verein Deutscher Zeitungsverleger betrachtet es als eine seiner Hauptaufgaben, dem Schmutz und Schwindel im Anzeigenteil der Presse energisch zu Leibe zu gehen, und es sind in dieser Bezieh­ung durch seine nachhaltige Arbeit wachsende Erfolge erzielt worden. Um so mehr kann die deutsche Presse verlangen, daß nicht, wie es von diesem Gesetzentwurf geschieht, Re­dakteure und für den Inseratenteil verantwortlich zeichnende Personen geradezu in die Gefahr gebracht werden, wegen nichtocrmeidbarer Vergehen Gefängnisstrafe zu erhalten. Der Gesetzentwurf zeigt wiederum auf das deutlichste, daß wir im Deutschen Reiche noch immer nicht zu der gesetz­geberischen Erkenntnis gediehen sind, daß solche Gesetzent­würfe nur von denen ausgearbeitet und vorgelegt werden dürfen, die die Materie in allen Beziehungen völlig beherrschen und die Konsequenzen eines solchen Entwurfes genau zu übersehen in der Lage sind, und daß ferner Gesetze erst dann gemacht werden sollen, wenn die Entwicklung für eine Kodifikation reif ist. Daneben zeigt dieser Gesetzentwurf aber auch wieder die höchst bedenkliche Tendenz, da, wo die Weisheit des Verfassers über die Materie aufhört, als Exekutivorgan für die dann zu erlassenden Bestimmungen den Buudesrat einzusctzen und ihn mit einer Vollmacht zu betrauen, deren Wirkung der Gesetzgeber in seinen Konse­quenzen gar nicht zu übersehen vermag. Das Monstrum, das in dieser Beziehung die Gewerbeordnung mit ihren zahlreichen Novellen bildet, sollte doch hier wirklich allmäh­lich schrecken. Man hat dem Gesetzentwurf gegenüber das Gefühl, als wenn man die Leiden eines Patienten damit beseitigen könnte, daß mau ihn tötet; wenigstens würde das die Konsequenz für eine große aufblühende und solide In­dustrie sein, und in deren Gefolge würde neben ihr die Presse die Kosten dieses ganzen Verfahrens zu tragen haben, lediglich ans dem Grunde, weil die gesetzgeberische Erfassung der Schäden, die mau beseitigen will, dem Urheber des Gesetzes nicht möglich gewesen ist. Neben der beteiligten Industrie und der Presse wird besonders das Publikum in einer Weise bevormundet und beraten, die einem Kulturvolk von der Höhe des Deutschen wirklich jetzt nicht mehr not­wendig ist, und die das Publikum mit großer Einmütigkeit abweisen sollte.

Zeitungsverleger und sonstige Personen, die sich für die Eingabe interessieren, können Exemplare kostenlos von der Geschäftsstelle des Vereins, Hannover, Königstr. 52 I., beziehen. _

Württembergischer Landtag»

r Stuttgart, 28. Januar. Die Zweite Kammer setzte heute die Generaldebatte zum Etat fort. Der Abg. Häfsner (D.P.) sah in der Erklärung der Regierung keine Anerken­nung des Inhalts der Reichsfinanzreform, sondern nur die Konstatierung der Tatsache, daß sie dem Reich die nötigen Mittel verschafft habe. Der Redner forderte Einschränkung der Kanzleikosten, Hilfe für die notleidenden Weingärtncr, weitere Vereinheitlichung des Eisenbahnwesens und erklärte die Zustimmung seiner Partei Zn der Gehaltsvorlage. Die Zollgesetzgebung sei nicht die einzige, Ursache der Verteuerung der Lebensmittel; hoffentlich finde der Ausschuß eine gerechte Verteilung der Steuerlasten. Der Abg. Keil (Soz.), der über zwei Stunden lang sprach, verlangte zunächst ein an­deres Wahlrecht für Preußen und Anpassung des Wahl­rechts Elsaß-Lothringens an das Reichstagswahlrecht. Er warf der Regierung eine Verminderung des sozialen Ver­ständnisses bei Lohnkämpfen vor, verwies dabei auf Pforz­heim, Schwenningen und Neckarsulm und beschuldigte Be­hörden und Richter der Voreingenommenheit gegenüber den Arbeitern. Der Prozeß des Oberleutnants Gramm habe bewiesen, daß in Württemberg Klassenjustiz herrsche. Der Redner berührte dann einzelne Etatsfragen und erklärte schließlich, daß seine Partei die Gchaltsvorlage gewissen­haft prüfen werde; sie müsse den unteren Beamten und den staatlichen Arbeitern viel mehr zu gute kommen. Wünschenswert sei die Schaffung einer Erbschaftssteuer für Deszendenten und Aszendenten, verwerflich der Vorschlag einer Staatslotterie. Ministerpräsident v. Weizsäcker wandte sich gegen die Angriffe Keils auf die preußische Verfassung. Keil habe gesagt, die politischen Sitten in Preußen seien nicht die feinsten. Solche Bemerkungen habe er natürlich nicht inl Auge gehabt, als er vor einigen Tagen seiner

Befriedigung über die Verhandlungen des Landtags Aus­druck gegeben habe. Welche Verstimmung würde entstehen, wenn derartige Bemerkungen über Württemberg im preuß­ischen Parlament fielen! Der Abg. Kraut (B.K.) polemi­sierte zunächst gegen Keil und wies dessen Angriffe auf die preußische Verfassung, auf die württembergischen Richter und aus die Agrarier zurück. Der Regierung sei die Erkennt­nis von den günstigen Wirkungen der Reichsfinanzreform sehr spät gekommen. Der Redner besprach dann ebenfalls einzelne Etatsfragen und verlangte dabei Aufklärung über das Resultat der Untersuchung bei der Stuttgarter Polizei. Bei dieser Untersuchung seien ganz merkwürdige, sogar schauder­hafte Verhältnisse ausgedeckt worden. Besondere Anerken­nung zollte Kraut der Sparsamkeit bei den Eisenbahnen. Schließlich erklärte er auch die Zustimmung seiner Partei zur Gehaltsvorlage, vorbehaltlich der Stellung im einzelnen. Möge es gelingen, die berechtigten Wünsche der Beamten mit der Leistungsfähigkeit des Landes in Einklang zu bringen! Nach kurzen Bemerkungen des Ministerpräsidenten und des Iustizministers wurde sodann die Weiterberatung auf Dienstag nachmittag vertagt.

Tagss-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold, den 30. Januar 1911.

* Bezirkswohltätigkeits-Berein. Der Verein hielt am Freitag nachmittag eine Generalversammlung im ev. Dereinshaus ab. Dekan Pfleiderer eröffnete die Ver­sammlung mit dem Hinweis auf die planvolle Weise, mit welcher die Bekämpfung der Tuberkulose durch die Zeittral- leitung der Wohltätigkeitsvereine in Verbindung mit den Bczirkswohltätigkeitsvereinen betätigt werde und auf die Richtlinien, welche dabei maßgebend sind. Die Fürsorge für Unversicherte und Unbemittelte müsse da in erster Linie ins Auge gefaßt werden, wobei die Bekämpfung nicht nur auf polizeilichem, sondern besonders auf charitativcm Wege einzugreifen hätte. Sanitätsrat Dr. Fr icker gab in einem lehrreichen und aufklärenden Vortrag, der reiches statistisches Material über die furchtbaren Wirkungen der Tuberkulose aufwies, Ratschläge und Winke, wie und wo die Bekämpfung dieser Seuche bezw. die Fürsorge für die Erkrankten einzu­setzen hätte, sowie auch Aufschlüsse über das Wesen der Krankheit, ihre Ansteckungs- und Uebertragungssähigkeit und die Art und Weise des Vorgangs der Uebertragung vom Kranken auf den Gesunden. Redner machte weitere Mitteilungen über die in früheren Jahrzehnten bis auf die neuere Zeit getroffenen ärztlichen, gesundheitspolizeilichen und charitatioen Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche und verlas hiezu die von der Regierung herausgegebenen Erlasse betr. Vorbeugung und Heilverfahren, wobei er betonte, daß die Wohltätigkcrtsoereine zur Mitwirkung herangezogen wer­den mußten, da die Seuche eben gerade unter denjenigen Bolkskreisen vorherrschend auftrete, die in kümmerlichen Verhältnissen und schlechten schmutzigen Wohnungen sich auf- halien unter den Armen. Dekan Pfleiderer dankte dem Vortragenden für seine Ausführungen und trat für die Gründung einer Fürsorgestelle in Nagold ein, wie sie in verschiedenen Städten des Landes z. B. in Ravensburg schon bestehe. Es gehöre dazu ein Zimmer, in welchem von Zeit zu Zeit an bestimmten Tagen Auskunft und ärz'.l. Rat eingeholt werden könnten. Oberamtmann Kommercll machte in dankenswerter Weise Mitteilung davon, daß im Nebengebäude des Bezirkskrankenhauses Veränderungen vorgenommen werden würden, die es wohl ermöglicht.,!, ein Lokal für den besagten Zweck einzurichten. Er glaube die Zusicherung geben zu können, daß die Amtskorporatwn in dieser Richtung Entgegenkommen zeigen werde. Sanitäts- rat Dr. Fricker stellte sich ebenfalls in dankensweiter Weise zur Uebernahme der ärztlichen Auskunft bereit. Dekan Pfleiderer stellte hierauf zwei Fragen zur Dis­kussion. 1) Die Bildung von Ortsausschüssen in den Gemeinden des Bezirks bestehend etwa aus dem Orts­vorsteher, dem Geistlichen, Lehrer, ev. Arzt und auch Frauen. 2) Aufbringung der Mittel. Ueber beide Fragen ent­spann sich in der zahlreichen Versammlung von seiten der anwesenden Geistlichen, Ortsoorsteher und Lehrer eine leb­hafte Diskussion, welche zeigte, daß man der Sache Interesse entgegenbringe, und daß die Möglichkeit der Gründung solcher Ortsausschüsse bestehe, trotz mannigfacher Hindernisse, die aber überwunden werden müßten. Die Bildung von Ortsausschüssen wurde hierauf znm Beschluß erhoben. Bezüglich der Aufbringung der Mittel wurde in der Dis­kussion bemerkt, daß neben Staatsbciträgen, solche der Amtskorporation, der Krankenkassen und der Gemeinden in Aussicht zu nehmen seien, insbesondere aber auch durch Werben von Mitgliedern für den Bezirkswohltätigkeitsoerein,