Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger­lohn 1.20*6, im Bezirks­und 10 Lm.-Berkchr 1.25 *6, im übrigen Württemberg 1.35 *6, Monatsabonnemcnts nach Verhältnis.

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Amts- md AiW-KIitt str de» Weniits-jW Nigck.

Fernsprecher Nr. 29.

85. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigen-Gebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift od»r deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

Mittwoch, den 18. Zanuar

1911

Bestellungen

auf den

Gesellschafter

können jederzeit gemacht werden.

Ärmliches.

Bekanntmachung

-er K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr. die Prämiierung ausgezeichneter Widder in Kirch- heim n. T. am 6. März LS11

Die jährliche Bockprämiierung wird in diesem Jahre am Montag, den 6. März in Kirchheim u. T. abgehalten. Zur Förderung der Schafzucht werden Preise für hervor­ragende Böcke aus Beiträgen der Zentralstelle, des Landw. Bezirksvereins, der Amtskorporation und der Stadt Kirch­heim unter folgenden Bedingungen vergeben:

1. Um Preise können sich wiirttembergische Schas- züchter mit Böcken bewerben, welche die letzteren entweder selbst gezüchtet oder zur Zucht erworben und in ihren Herden verwendet haben.

2. Wenn 2 Schafzüchter gemeinschaftlich die Schäferei betreiben, z. B. Bater und Sohn, so kann nicht jeder derselben sich mit Böcken um Preise bewerben.

Z. Die vorgefllhrten Böcke werden in zwei Abteilungen: ») Böcke mit nicht mehr als zwei Schaufeln, l) Böcke mit mehr als zwei bis zu sechs Schaufeln, beurteilt. Bei gleicher Qualität geht der vierzahnige Bock denl sechzahnigen vor.

-1. Jede Abteilung ist gesondert aufzustellen und von dem Landw. Bezirksvcrcin mit fortlaufenden Num­mern zu versehen.

5 Ein Preisbewerber kann in jeder Abteilung nur einen Preis erhalten.

6 Die Preise werden in Abstufungen zu 35, 30, 25 und 20 an die besten Tiere vergeben.

7. Die Schau beginnt morgens 8 Uhr; um diese Zeit müssen sämtliche Tiere aufgestellt sein.

Stuttgart, den 9. Zanuar 1911.

2. V.

_ Krais. ^

Bekanntmachung

der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft betr. die Laudesschafschau in Göppingen.

Am Donnerstag, den 23. März 1911 wird in.Göp­pingen auf dem Maienwasen die jährliche Staatsprämiierung für ausgezeichnetes Schafvieh vorgenommen.

Für diese Prämiierung gelten folgende Bestimmungen:

1. Um Preise können sich wiirttembergische Schaf­züchter bewerben, welche die vorgeführten Tiere entweder selbst gezüchtet oder zu Zuchtzwecken er­worben haben.

2. Wenn zwei Schafzüchter gemeinschaftlich die Schäferei betreiben, z. B. Bater und Sohn, so kann nicht jeder derselben auf der Landesschafschau sich mit Schafoieh um Preise bewerben.

3. Für Preise sind 960 ^ ausgesetzt, welche in Ab­stufungen von 120, 100, 80 und 60 von dem Preisgericht vergeben werden.

4. Zum Preisbewerb sind nur Sammlungen zuge­lassen, bestehend aus

12 Böcken,

10 Mutterschafen mit ihren Lämmern,

10 Kilberjährlingen.

5. Die Preisbewerber haben obrigkeitlich beglaubigte Zeugnisse beizubringen, daß sie Besitzer einer Zucht­schäferei sind, und daß die oorgeführten Tiere von ihnen zur Zucht verwendet werden.

6. Die Preisbewerber müssen ihre Tiere am 23. März 1911, vormittags 8 Uhr, in Göppingen auf dem Musterungsplatz ausgestellt haben.

Stuttgart, den 9. Zanuar 1911.

3. B.:

Krais.

Die deutsche Kaiserkrone.

(Zum 18. Januar 1911.)

1. Ludwig XIV. saß stolz und keck Mit seinem fürstlichen Trosse,

Mit seinem Gefolge und seinem Geschmeiß Zu Versailles dort im Schlosse.

2. Er schmiedet' viel Pläne gar ränkeooll Und sann, wie Deutschland er schwäche,

Wie er von dessen Kaiserkron'

Juwel' und Perle breche.

3. Und was er begonnen in Versailles dort:

Der Korse, der hat es vollendet;

Er hat die deutsche Kaiserkron'

Zerbrochen und geschändet.

4. Und wieder war es im Schloß zu Versailles,

Da sah man gleißen und glänzen

Aufs neue eine Kaiserkron',

Sic strahlt' über die deutschen Grenzen.

5. Es hat sie in Frankreich das deutsche Heer Gefunden unter den Trümmern.

Und hat sie gewaschen mit seinem Blut,

Bis wieder begann sie zu schimmern.

5. Und hat sie dem König aufs Haupt gesetzt Dem greisen Wilhelm von Preußen,

Der hat sie genommen mit Dank gegen Gott,

Den Mächtigen, Güt'gen und Weisen.

6. Sie hat sich vererbt nun auf das dritte Glied.

Und wird so lange uns funkeln,

Als Fehde und eigene Zwistigkeit Den Glanz ihr nicht selber verdunkeln.

_ G. H. Kläger.

Vierzig Jahre Kaiser und Reich.

Der 18. Zanuar weckt das Vollbewußtsein unserer vaterländischen Ehre, Macht und Größe. Kaiser und Reich erstanden vor vier Jahrzehnten an diesem Tage. An dem Gedenktage der Errichtung des preußischen Königtums ward in Versailles, in Ludwigs des Vierzehnten, des Sonnen­königs, Prunkschlosse, im Herzen des zu Boden geworfenen Erbfeindes, König Wilhelm von Preußen zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Der alten Krfffhäuser Sage Sehnen ward gestillt, als im französischen Königsschlosse zum ersten Mal der Kaiserruf ertönte, das Kaiserhoch aus dem Munde des Großherzogs von Baden. Nach 600 Zähren war Kaiser Rotbart aus seinem Schlafe erwacht und verscheucht der Rabenschwarm, der so lange unheilkündend den Kyff- häuserberg umkrächzt hatte. Wie von eines Gotteswunders Walten wurde damals das deutsche Gemüt ergriffen, als der erste Kaisergruß Alldeutschlands Gauen durchbrauste. Es kommt wie'versengende Zuniglut", so sang in jenen Tagen ein Dichter,wie hochaufbrandende Wogen! Wie olympischer Wein, der im Sturme das Blut in die fiebernde Schläfe gezogen! Scharf klingts, als schlüge tönenden Streichs ein Schwert durch zerstiebende Reiser. Das Volk und die Fürsten des Deutschen Reichs, sie haben gekürt einen Kaiser!"

Fest gewurzelt in unser Dasein, in unser Sinnen und Trachten, sind heute das Kaisertum und die staatliche deutsche Einheit. Fleisch und Blut geworden ist in vierzig Zähren das Besitztum von Kaiser und Reich wie etwas Unver­äußerliches, Selbstverständliches, das nie anders gewesen ist, nie anders hätte sein können. Was aber ehedem die Er­rungenschaften des 18. Januar 1871 bedeuteten, faßte da­mals der Festprediger der Kaiserstunde von Versailles in die denkwürdigen Worte:Was unsere Väter in der Er­hebung der Befreiungskämpfe vergeblich sich ersehnt haben, wofür die deutsche Zugend in edler Begeisterung geschwärmt, was die Sänger jener Tage in immer neuen Weisen um­sonst gesungen, was die Lieder und Sagen unseres Volkes nur als einen fernen Traum uns verkündet haben, wir sehen es heute zur Wirklichkeit geworden."

Diese Wirklichkeit, die unseres Heeres Tapferkeit unter Führung großer Männer ohnegleichen bereitet hat, die Wirk­lichkeit von Kaiser und Reich bildet die Voraussetzung, die Grundlage dessen, was wir an der Friedensarbeit der letzten vierzig Jahre geschaffen haben. Nicht deutsche Art ist es, sich in eitler Selbstbeschaulichkeit zu überhebcn; aber wenn uns zu rechter Weihe der Erinnerung bewußt werden soll, was es eigentlich heißt:Vierzig Jahre Kaiser und Reich!" so müssen wir uns und um zugleich Zagenden, matt, schlaff

oder gar bange Gewordenen Mut und Vertrauen zurück­zugeben, doch gestehen, daß wir durch Kaiser und Reich gewaltige, unschätzbare Fortschritte auf allen Gebieten erzielt haben. Erfüllt ist die Hoffnung, die König Wilhelm, als er die Kaiserwürde übernahm, aussprach,daß es der deutschen Nation gegeben sein wekde, unter dem Wahr­zeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segens­reichen Zukunft entgegenzuführen". Erfüllt ist der Segens­wunsch, den der erste Deutsche Kaiser an diese Hoffnung geknüpft hatte, daß die Träger der Kaiserkrone Mehrer sein möchtenan den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Kaiser und Reich sind ein Kapital, das unermeßliche Zin­sen getragen hat, das vielfältig gewachsen ist, das ungeahnte Erfolge gebracht hat. Keinen Abschnitt unserer Geschichte zuvor hat es gegeben, in dem sich deutsche Bolkskraft, deutscher Tatendrang voller entfaltet hätte, als seit dem Kaisertage von Versailles. Eine Weltmacht sind wir ge­worden, an Ansehen und Einfluß, im Handel und Wandel, durch unseren wirtschaftlichen Wettbewerb aus dem Welt­markt, durch unseren Kolonialbesitz, durch unsere Flotten, die das Weltmeer durchfurchen. In der sozialen Fürsorge, in Wohlfahrtseinrichtungen für die breiten Volksschichten, stehen wir allen gesitteten Völkern weit voran, als leuch­tendes Vorbild.

Was wären wir heute ohne Kaiser und Reich? Un­gelöst, ohne Antwort märe dann noch immer des Dichters Frage:Was ist des Deutschen Vaterland?" Weit zu­rückgeblieben hinter den anderen Großstaaten und Welt­mächten wäre dann Deutschland. Wer weiß, ob es dann nicht wieder geworden wäre wie einst in der Zeit Wielands, eines der Großen aus der Weimarer Blüte der deutschen Dichtung, der sich nicht entsinnen konnte, daß er in seiner Jugend das Wortdeutsch" jemals ehrenhalber habe aus­sprechen hören! Ohne Kaiser und Reich: Welch klägliche Rolle spielten wir dann im Rate der Großmächte! 15 Jahre vor dem 18. Januar 1871 war der preußische Vertreter in Paris nur nachträglich, und zwar nur aus Höflichkeit und Mitleid, zu der Unterzeichnung des Vertrages, der den Krimkrieg beschloß, eingeladen worden.

Zu den vierzig Jahren Kaiser und Reich hat vor allem die deutsche Tapferkeit den Grund gelegt. Darum spricht heute die Erinnerung die Mahnung, die Mannestugend der geschulten Tapferkeit nicht rosten zu lassen, die Mannhaftig­keit zu üben und zu pflegen, die in Zucht und Treue das Schwert zu führen vermag. Wird diese Mahnung befolgt, so dürfen wir Hellen Auges und getrosten Sinnes in die Zukunft schauen. Nur der Geist der einmütigen, waffen­tüchtigen Kampfessreudigkeit, der vor vierzig Jahren uns Kaiser und Reich gewonnen hat, wird uns schützen und schirmen vor innerer wie äußerer Gefahr, wird uns bewah­ren, daß wir nicht in trägen Genuß ruhmvoller Vergangen­heit versinken, wird uns segnen, wird uns stark erhalten in der Freude am Vaterlande und im tapferen Manneswillen für Kaiser und Reich.

Germania.

Herrlich auferstanden Bist du deutsches Reich, Keins von allen Landen Ist dir hohem gleich.

Auf der Stirne sitzet Dir des Kampfes Mut, Aus den Augen blitzet Dir der Liebe Glut.

Stehst in Macht erhoben Wie ein Felz von Erz, Läßt die Feinde toben, Ruhig schlägt dein Herz.

Deine Söhne scharen Rings sich um dein Bild, Treu dich zu bewahren, Unsre Brust dein Schild.

Laß dein Banner fliegen, Halte hoch dein Schwert! Bist mit deinem Siegen Aller Ehren wert.

Von den Bergen blinket Hell des Morgens Strahl, Geist der Freiheit winket Hoch herab ins Tal.

Julius Wolfs.