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und 10 Xm.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

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Fernsprecher Nr. 29. 86. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Montag, den 16. Januar

Anzeigen-Gcbllhr für die einspalt. Zeile ans gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

1911

K. Oberamt Nagold.

Bekanntmachung

betreffend

die Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares.

Zu der am 8. April des Is. stattfindenden Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares soll dem Königspaar eine größere Geldsumme für Wohlfahrtszwecke überreicht werden. Diese Geldsumme soll nun nicht, wie sonst üblich, durch Geldsammlungen, die für Sammler und Gebende meist unangenehm sind, sondern in Form eines allgemeinen Blumen- verkauss, bei dem die Freiwilligkeit der Gabe in den Vorder­grund treten und keinerlei Aufdringlichkeit obwalten soll, aufgebracht werden.

Nachdem Ihre Majestäten der König und die Königin für den Gedanken dieses das ganze Land umfassenden Wohl- tätrgkeitsaktcs in der Form eines allgemeinen Blumen­verkaufs freundlichste Sympathie bekundet haben, soll mit Allerhöchstem Einverständnis der Blumenverkaufstag am Tage der silbernen Hochzeit selbst

am Samstag den 8. April ds. Is. stallfinden.

Für die Abhaltung des Blumentags wird unten eine Anleitung beigefügt.

Wir ersuchen nun die Herren Geistlichen und Ortsvorfteher des Oberamtsbezirks, sich je für ihre Gemeinden als Bezirksausschußmitglieder zusammenzutun und etwa weitere geeignete Herren und Damen zum Beitritt einznladen.

Die Geschäftsstelle für den Oberamtsbezirk befindet sich aus dem Oberamt.

Da über die Durchführung der Veranßfiltung am Sonntag den 22. Januar in Stuttgart eine Aussprache :m: den Vertretern der einzelnen Oberamtsbezirke stattfindet, wolle über die Bereitwilligkeit, die Organisation in die Hand zu nehmen, umgehend berichtet werden.

Auch wolle angegeben werden, wie viele Blumen, Post­karten und Schleifenabzeichen etwa benötigt werden. Als Anhaltspunkt für den Bedarf an Blumen soll dienen, daß nach bisherigen Erfahrungen in größeren Orten auf den Kops der Bevölkerung eine Blume zu rechnen ist und ein Drittel dieses Bedarfs an Postkarten.

Nagold den l4. Januar 1911.

Oberamtmann: Dekan:

Kommerell. Pfleiderer.

Anleitung für den Akumentag.

1. Bildung eines Ausschusses von Damen und Herren.

2. Ausstellung eines Rechners, der die Kassengeschäfte führt, von den Verkäuferinnen die Gelder in Empfang nimmt und das Reinerträgnis an die Landeskassenstelle des Blumen­tags, das Bankhaus Doertenbach L Cie. G. m. b. H. in Stuttgart, Königsstraße 43 8, abliefert. (Zweckmäßig ist es, am Blumentage ein Bureau einzurichten, in welchem von einer bestimmten Stunde an die Ablieferung der Gelder er­folgen kann). Das Ergebnis muß in den einzelnen Orten am Abend des 8. April noch festgestellt werden, und unter Abzug sämtlicher etwa entstandenen Unkosten sofort von jeder Ortschaft telephonisch oder telegraphisch an die Geschäfts­stelle der Oberamtsstadk gemeldet und von dieser in gleicher Weise an die Landeskassenstelle, Bankhaus Doerlenbach L Cie. G. m. b. H. Stuttgart, Königsstraße 430 mitgeteilt werden, so daß die Zusammenstellung der Erträgnisse alsbald erfolgen kann. Die Ueberweisung der Gelder erfolgt durch Ein­zahlung ans das Postscheckkonto von Doertenbach <L Cie. Nr. 180.

3. Aufforderung einer nach Maßgabe der Größe des Otts genügenden Anzahl von Mädchen und Frauen, welche als Blumenverkäuferinnen tätig sein wollen. (In größeren Orten empfiehlt cs sich, die Verkäuferinnen in Berkaufsgruppen je unter einer Vorsteherin einzuteilen und jeder Gruppe einen bestimmten Verkaufsbezirk zuzuweisen.)

4. Als Ausrüstung für die Verkäuferinnen hat sich ein Henkelkorb für die Blumen und eine Geldtasche als zweckmäßig erwiesen. Eine Schleife in den württembergischen und schaumburg-lippeschen Farben als Abzeichen der Verkäuferinnen wird von der Zentrale in Stuttgart mit den Blumen und Postkarten geliefert.

Für die vchleife wird bei der Abgabe von jeder Ver­käuferin ein Beitrag von 1 Mk. erhoben. Sonstige Unkosten entstehen für die Mitwirkenden nicht.

5. Der Verkauf findet während des ganzen Tages und nnr an dem bestimmten Tage in den Straßen statt.

Strengster Grundsatz beim Verkaufe ist: keiner­lei Aufdringlichkeit.

Die Käufer sind gebeten, die Blume sichtbar zu tragen.

Der Verkaufspreis der einzelnen Blume (künstliche Nelke in vier Farben) ist mindestens 10 Pf.; ebenso viel beträgt der Preis einer Postkarte ohne Marke.

Freiwillige Mehrbezahlung beim Verkaufe wird von den Verkäuferinnen dankbar entgegengenommen. Größere Geldgaben, welche zugunsten des Erträgnisses des Blumentags gegeben werden wollen, nehmen auch die Ausschußmitglieder und die Zentrale in Stuttgart gerne in Empfang.

6. Zur Belebung des Blumentags und zu dessen fest­licher Gestaltung können gesellige Veranstaltungen, wie Pro­menadekonzerte, Theeabende u. a. sehr förderlich sein. Was in dieser Hinsicht geschehen kann, ist nach lokalen Bedürf­nissen und Gewohnheiten zu beurteilen.

Seine Königliche Majestät haben am 17. Dezember v. I. aller­gnädigst geruht, die evangelische Pfarrei Obereßlingen, Dekanats Eß­lingen, dein Pfarrer Burger in Spielberg zu übertragen.

Seine Königliche Majestät haben am 11. Januar 1911 aller- gnädigst geruht, dem Hilfslehrer Hermann Essig an der Latein- u. Realschule in Nagold die Oberreallehrersstellc an diesen Schulen zu übertragen.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 13. Januar 1911 die Wahl des Metzgermeisters Johannes Stieringer in Enz- tal, Oberamts Nagold, zum Ortsvorfteher der Gemeinde Enztal be­stätigt.

Thronrede.

Stuttgart, 13. Jan. Liebe Getreue! Zu Beginn des zweiten ordentlichen Landtages der Wahlperiode trete Ich in Ihre Mitte und heiße Sie herzlich willkommen. Mit Befriedigung kann Ich auf die Ergebnisse des ersten Land­tages zuiückblicken. Unter Ihrer unermüdlichen Mitwirkung hat die gedeihliche Entwicklung des Landes einen ungestörten Fortgang genommen und sind wichtige und schwierige Werke der Gesetzgebung vollendet worden. Auch den neuen Land­tag erwartet eine Fülle von Arbeit. Vor allem wird die Feststellung des Staatshaushalts für die nächsten zwei Finanzjahre den Gegenstand Ihrer Beratungen bilden. Die fortdauernde Erholung der wirtschaftlichen Verhältnisse hat auch den Entwurf des Staatshaushalts vorteilhaft beeinflußt. Vornehmlich zeigen die Erträge der Eisen­nen und Forsten, ebenso diejenigen der Landessteuern, in erster Linie der Einkommensteuer, erhebliche Steige­rungen. Ihnen stehen allerdings größere Ausfälle beiden Einnahmen der Postoerwaltung und bei dem Anteil an der Erbschaftssteuer des Reichs, sowie ein höherer Bedarf na­mentlich für die Staatsschuld und die Pensionen gegenüber. Doch würden die Einnahmen noch mit einem namhaften Betrag überwiegen, wenn nicht eine besondere Maßnahme hinzukäme, die zu einer starken Anspannung der Staats­finanzen führen muß. Infolge der unausgesetzten Verteue­rung der Lebensbedürfnisse hat sich in den letzten Jahren allgemein für die Staatsbeamten wie für die Kirchen- und Schuldiener die Lebenshaltung ungünstig gestaltet. Mit Rücksicht hierauf ist im Reich und in fast allen größeren Bundesstaaten eine Neuordnung der Beamten­gehalte eingetreten, in der die württembergischen Gc- haltsverhältnisse zum Teil weit Zurückbleiben. In der Ueberzeugung, daß die Wohlfahrt des Landes mit einer gesichelten Lebensstellung der öffentlichen Diener unzer­trennlich verknüpft ist, erachte Ich es daher für eine unabweisbare Pflicht des Staats, den Beamten durch eine neue Regelung ihrer Gehalte ein genügendes Einkom­men zu verschaffen. Es werden Ihnen deshalb demnächst Vorlagen zugehen, um die Bezüge der Staatsbeamten, wie auch der Geistlichen und Volksschullehrer aufzubessern und um andererseits zur Deckung des Aufwands die nötigen Mittel zu gewinnen. Ohne die Eröffnung neuer Ein­nahmequellen kann die sehr beträchtliche Mehrausgabe nicht bestritten werden. Ich hege aber die bestimmte Zu­versicht, daß Sie zu der dringlich gewordenen Maßnahme trotz der damit verbundenen großen Opfer Ihre Zustimmung nicht versagen werden. Ueber die Vereinfachung der Staatsverwaltung wird eine Denkschrift in Ihre Hände kommen. Im Zusammenhang damit soll Ihnen alsbald der Entwurf eines Verfassungsgesetzes unterbreitet werden, das die Aufhebung des Geheimen Rats als einer ent­behrlich gewordenen Behörde bezweckt. Der Ihnen zu­gehende Entwurf eines weiteren Verfassungsgesetzjes ist bestimmt, die Erste Kammer Ihrem Wunsch entsprechend zur Wahl eines zweiten Vizepräsidenten zu ermächtigen. Im Bereich.der bürgerlichen Rechtspflege wird eine Gesetzesvorlage der Jugendfürsorge gewidmet sein, deren unablässige Pflege Mir ein besonderes Anliegen ist. Dieser Entwurf will zur

Verstärkung des Schutzes der Minderjährigen die Einfüh­rung der Berufsvormundschaft ermöglichen. Der nachhal­tigen Förderung des Verkehrswesens, womit die fort­schreitende wirtschaftliche Hebung des Landes eng verknüpft ist, gilt stets die Aufmerksamkeit meiner Regierung. Zur Verbesserung und Erweiterung der vorhandenen Betriebs­einrichtungen und zur Vermehrung der Eisenbahnfahrzeuge sind bedeutende Summen auszuwenden: außerdem soll der Bau von Nebenbahnen soweit fortgesetzt werden, als die Finanzlage es gestattet.

Aus dem Gebiet der inneren Verwaltung ist der Entwurf eines Gesetzes vorbereitet, das für die Gebäude­brandversicherung nach den jetzigen Anschauungen und Be­dürfnissen das mehrfach veraltete seitherige Gesetz ändert und die Bemessung der Versicherungsbeiträge der wirklichen Feuer­gefährlichkeit der versicherten Gebäude besser anpaßt. Femer werden Sie den Entwurf eines Gesetzes erhalten, durch das die Dienstverhältnisse der Oberamtsärzte neu geregelt und im Interesse der Heranziehung einer gesunden Jugend überall Schulärzte eingeführt werden sollen. Der leider ungünstige Ausfall der Weinernte im abgelaufenen Jahr gebietet wiederum eine staatliche Hilfstätigkeit zugunsten der not- leidenden Weingärtner; ein hieraus gerichteter Gesetzesent­wurf wird Ihnen vorgelegt werden. Ihrer Zustimmung wird Meine Regierung auch zu einem Gesetzesentwurf sicher sein, der für die im vorigen Frühjahr von einem schweren Brandunglück heimgesuchte Gemeinde Böhmenkirch die Gewährung von Unterstützung hauptsächlich durch ein staat­liches Notstandsdarlehen Vorsicht. Gleichzeitig mit der Ge­setzesvorlage zur Verbesserung des Einkommens der Bolks­schul lehr er wird Ihnen eine Revision der Bestimmungen über die Rechtsverhältnisse dieser öffentlichen Diener im Sinne der Vereinfachung und der Anpassung an die Vor­schriften des Beamtengesetzes vorgeschlagen werden. Des weiteren verfolgt ein an Sic gelangender Gcs-tz-scntwurf das Ziel, die Verfassung der israelitischen Religionsgemein­schaft auf eine der Neuzeit angemessene Grundlage zu stellen und die kirchliche Besteuerung der Israeliten mit den ver­änderten wirtschaftlichen und steuerrechtlichen Verhältnissen in Uebereinstimmung zu bringen. Endlich sind Entwürfe zur gesetzlichen Regelung der Verwaltung der Staatseinnahmen und Staatsausgaben, sowie der Kontrolle des Staatshaus­halts ausgearbeitet und werden Fhnen zugehen, sobald es Ihre Geschäftslage erlaubt. Zahlreich und bedeutend sind hienach die Arbeiten, die an Sie herantreten. Ihre Er­ledigung stelle Ich Ihnen mit dem vollen Vertrauen anheim, daß Sie geeint durch das Bewußtsein einer hohen Aufgabe Ihre bewährte Pflichttreue zum Wähle Meines Volks von neuem betätigen werden.j

Politische Uebersichl.

Um den deutschen Besitzstand in Böhmen zu

erhalten, ist in Reichenberg auf Anregung des Bundes der Deutschen in Böhmen eine große Kreditanstalt gegründet worden, die dem Gewerbe und der Landwirtschaft dienen will. Die Subskription auf eine ungarische steuerfreie vierprozentige Staats-Renten-Anleihe ist wegen starker Ueber- zeichnung in Deutschland bald nach Eröffnung geschlossen worden. An der serbisch-bosnischen Grenze bei Bjelina ereignete sich ein Zwischenfall. Bauern wurden auf bos­nischem Gebiet von serbischen Grenzsoldaten gewaltsam am Holzfällen gehindert. Ein Bataillon österreichischer Infanterie mit einer Maschinengewehrabteilung wurde Herbeigerusen und schlug die Serben in die Flucht. Auf Seite der Serben waren mehrere Verwundete zu verzeichnen.

Die Anmaßung der Ungarn kennt keine Grenzen. Jetzt bedient sich das ungarische Ministerium des Innern im Schriftverkehr mit ausländischen Behörden ausschließlich der magyarischen Sprache. Den Schaden davon werden die im Ausland lebenden Ungarn bald genug empfinden. 2m Herzogtum S.-Meiningen z. B. sind die Landesbehörden jetzt angewiesen worden. Anträge auf Uebernahme ungarischer Staatsangehöriger künftig nicht mehr durch direkte Kor­respondenz mit ungarischen Behörden oder dem genannten Ministerium, sondern nur noch auf diplomatischem Weg zur Erledigung zu bringen. Da der grüne Tisch langsam ar­beitet, wird mancher hübsch warten können.

Der Budgetausschuß der französischen Depu­tiertenkammer lehnte einen von der Regierung eingebrachten Gesetzentwurf, für Zwecke der militärischen Flugtechnik in den Kolonien in das Budget des laufenden Jahres 600000 Frank einzustellen, mit der Begründung ab, daß man erst die Ergebnisse der unternommenen Versuche abwarten müsse. In der Kammer wies gestern Deschanel bei Beratung des Budgets des Ministeriums des Aeußeren auf die Not­wendigkeit hin, daß Frankreich seine Bündnisse und Ententen