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rst in Nagold.

Freitag 6. Jan. und Amt. (2

Standesamts

VUdberg:

rz. 1 Tochter des

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ohn des Nikolaus

z. Friedrich Kum- er hier u. Theresia in von Saulgan.

Etschcint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier l.tO mit Träger­lohn 1.20-^, imBczirks- und 10 LM.-Derl-.chr 1.25 .6, im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnemsms nach Verhältnis.

Fernsprecher Nr. L3.

Fernsprecher Nr. 29.

85. Jahrgang.

Anzeigcn-Ecbnhr für die cinspalt. Zeile ans gewöhnlicher Schrift oder deren Naum bei einmal.

Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

st

Kgl. OberamL Nagold.

Bekanntmachung,

bctr. die Zurückstellung der zum einjährig freiwillige» Dienst Berechtigten.

Nach ß 93 Ziffer 2 der Wehrordnung haben sich me zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten beim Eintritt in das militärpflichtige Alter, sofern sie nicht bereits vorher zum aktiven Dienst eingetreten sind, sowie diejenigen Muttar- pflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig-frerwnlrgen Dienst bei der Prüfungskommission nachgssuchr haben, bei der Ersatz-Kommission ihres Gestellnngsorts schrift­lich oder mündlich unter Vorlegung ihres Berechtigungsscheines, sofern ihnen derselbe bereits behändigt ist, zu melden und ihre Zurückstellung von der Aushebung zu beantragen, und zwar auch diejenigen, welche sich schon früher bei einem Truppenteil zum DienstenttrÜt gemeldet haben und aus irgend einem Grund abgcwiesen worden sind.

Den 5. Januar 1911. Kommerell.

An die Schnltheitzcnämtcr.

Da sich im Bezirk wieder eine Neberhandnahme der schädlichen Vögel, insbesondere der Raben be- merklich macht, werden die Herren Ortsvorsteher ange­wiesen, die Jagdbercchtigten ihrer Gemeinden im Auf­trag des Oberarms alsbald zur entsprechenden Ver­minderung der schädlichen Vögel, insbesondere der Raben binnen der Frist von 4 Wochen anfzufordern und sofern diese Aufforderung ohne Erfolg bleibt dem Oberamt nach Ablauf dieser Frist ans ihren Gemeinden einen geeignete» Man» zu bezeichnen, dem event. die Ver­tilgung der schädlichen Vögel übertragen werden soll.

Weiter wollen die Schnllheisicnämter durch orts­übliche Bekanntmachung ihre Gemeindeangehörigen zum Füttern der nützlichen Vögel während des Winters cmsfordern und unter Hinweisung auf die Bekanntmachung vom 9. März 1895, Gesellschafter Nr. 32 zur Beachtung der gesetzlichen Vorschriften über den Schutz der Vögel mchalten.

Den 5. Januar 1911: Kommerell.

Die Ortsbehörden

werden auf den Erlaß des K. Oberrekrntiernngsrais vom 31. Oktober 1903 Minisierialamtsblatt Nr. 23 S. 525 hingewiescn mit dein Auftrag, bei jeder Abmeldung eines Militärpflichtigen aus dem Losnngsschein hievon Vermerk zu machen inner Angabe des Orkswohin" und von der Abmeldung sofort dem Oberamt Anzeige zu erstatten.

Den 5. Januar 1911. Kommerell.

Für die ordentlichen Sitzungen des I. Vierteljahrs 1911 bei dem Schwurgericht in Tübingen wurde der Laudgerichtsdirektor Dr. Kapff zum Vorsitzenden ernannt. - Die ordentlichen Schwurgerichtssitznngen daselbst werden am Montag den 30. Januar d. I., vormittags 9 Uhr, eröffnet.

Der WetLerwart.

Dokitische Umschau.

p Im politischen Leben unseres Württemberger Landes war es in der abgclausem!: Woche sehr ruhig. Von einigem Interesse war eine parlamentarische Nachricht: der Rücktritt des langjährigen verdienten Präsidenten der Ersten.Kammer, des Grasen Otto v. Rech berg-Roth enlöwen. Es sind lediglich Rücksichten des Alters und der Gesundheit, die den im 78. Lebensjahre stehenden Grafen, der am 25. Januar d. I. der Ersten Kammer 25 Jahre angehört, zu diesem Schritte bewogen haben. Er führte das Amt des Präsidenten seit ökch 2chhre 1899, nachdem er bereits 4 Jahre lang als Vizepräsident wiederhol: für den leidenden Fürsten Zeil die Präsidialgeschäsie geführt hatte. Sein Nachfolger wird Fürst v. Hohenlvhc-Bartenstein, der erst im 48. Lebensjahre steht, aber schon seit mehreren Jahren den Posten eines Vizepräsidenten bekleidet.

Der Reichstag, der seit der letzten Ersatzwahl die volle Besetzung von 397 Mitgliedern anfmies, hat mit Beginn des neuen Jahres wieder eines davon durch den Tod ver­loren: den Zentrumsabgeordneten Schmid, der seit 1893 ^. ^sischen Wahlkreis Jmmensiadt-Lindau vertrat. Dieser Wahlarcis ist seit 20 Jahren ununterbrochen ini Besitze des Zentrums, gehört aber trotzdem nicht zu den dieser Partei unbedingt sicheren Mandaten, denn bei den Wahlen von 1007 siegle der nunmehr verstorbene Abgeordnete erst in der Stichwahl über seinen liberalen Gegenkandidaten und zwar mrt Hilfe der Sozialdemokratie, die dem Zentrum diesmal wohl versagt sein durfte.

Das Befinden des greisen Monarchen des befreundeten österreichischen Staates hat sich in letzter Zeit nach den

Samstag, den 7. Januar

offiziellen Mitteilungen durch katarrhalische Erscheinungen etwas ungünstig gestaltet. Es wird zwar, wie in solchen Fällen üblich, versichert, daß keinerlei Gefahr für das Leben Franz Josefs vorhanden sei, aber bei dem hohen Alter des Herrschers, der im 81. Lebensjahre steht, kann leicht eine Wendung zum Schlimmen eintreten.

Unsere französischen Nachbarn haben wieder einmal ihrenFall" wann hätten sie einen solchen nicht? den Fall Durand. Dessen Verlaus zeigt so recht, wie gegenwärtig in Frankreich mit seinen überradikaten Ström­ungen die Tagespolitik betrieben wird. Anläßlich eines Streiks der Kohlenverlader von Le Havre im August v. I. hatte Durand als Führer des Syndikats dazu aufgefordert, die Arbeitswilligen zuunterdrücken", zubeseitigen" und er hatte dabei namentlich einen Kohlenverlader Namens Dong im Auge. Eine Schar der Getreuen Durands faßte die Aufforderung zur Beseitigung etwas sehr drastisch auf nach verschiedenen übereinstimmenden Berichten ist in der betreffenden Versammlung glattweg dieHinrichtung" Dong^s beschlossen worden ging hin und schlug das arme Opfer auf offener Straße nach scheußlichen Mißhandlungen einfach tot. Das Schwurgericht von Rouen war durch die Zeugen­aussagen von der ganzen Brutalität des Aktes jedenfalls überzeugt und es wollte deshalb hauptsächlich seinen An­stifter treffen. Folge: Todesurteil gegen Durand. Weitere Folge: große Protestaktionen gegen dieses formell zweifel­los anfechtbare Urteil, Demonstration gegen den Präsidenten der Republik, dem das Begnadigungsrecht zustand, und noch weitere Folge: Umwandlung der Todesstrafe in 7 Jahre Gefängnis. Aber das ist noch viel zu viel für einen so edlen Menschen, der andre nur zum Morde anstiftet, ihn beileibe nicht selbst verübt, und so soll auch noch eine Re­vision des Prozesses erzwungen werden, eventuell durch einen Generalstreik, die in Frankreich ja so billig sind wie Brombeeren.

Portugal hatte in den letzten Tagen eine neue Revo­lution durchzumachen, freilich nur auf dem Papier. Wenn man den Sensationsmeldungen über Frankreich und Eng­land nur halbwegs hätte Glauben schenken dürfen, wäre da schon alles längst drunter und drüber gegangen. Man wird nun zwar nicht behaupten können, daß in der neuesten Republik holder Friede und süße Eintracht herrschen, dazu ist die Umwälzung zu rasch vor sich gegangen und gar manche der radaulustigen und nach allerleiInpromptus" lüsternen Elemente sind nicht auf ihre Rechnung gekommen und spielen nun sicher die Unzufriedenen, aber man darf trotzdem erwarten, daß eine allmähliche Konsolidierung des neuen Regiments vor sich geht. Wenn die provisorische Regierung noch nicht zur Wahl der neuen Kammer schreitet, so erweist dies eben, daß sie das Volk noch nicht für ge­nügend vorbereitet hält, um Vertreter zu wählen, die dem Werke der Revolution die richtige Sanktion zu geben im­stande sind.

p Stuttgart, 6. Jan. Unter sehr starker Beteiligung hielt die Fortschritt!. Volkspartei Württembergs heute ihre Landesversammlung in der Liederhalle hier ab.. Partsi- vorstand, Prof. Hoffmann, begrüßte die Versammlung, insbesondere die Vertreter aus Bayern (Prof. Quidde) und ans Baden (Richter) und die zum ersten Mal anwesenden Mitglieder der liberalen Vereinigungen. Zum Vorsitzenden der Versammlung wurde der Landtagsabg. Elsas gewählt. Nach dem von Prof. Hoffmann erstatteten Geschäftsbericht der der Versammlung ^gedruckt vorlag, ist die Zahl der Vereine im Berichtsjahr um 28 auf 170 gewachsen. Seit der Fusion sind 3 Sekretäre für die Partei tätig. Der Bericht gedachte des Abkommens mit der Nationalliberalen Partei Württembergs für die Neichstagswahlen 1911. Die in einem Referat des Landtagsabg. Liesching festgestcllten Satzungen wurden einstimmig angenommen. Abgeordneter Liesching erstattete hierauf ein Referat über den württemb. Landtag. Er streifte einleitend die Fragen der Bauord­nung, der Landwirtschastskammcr und kam dann auf die politische Freiheit der Beamten zu sprechen. Wenn diese Frage im Landtag zur Sprache komme, werde die Volks­partei an dem Standpunkt der Freiheit der politischen Ueber- zeugung des Beamten soweit eine Beeinträchtigung des Amts dadurch nicht entsteht, mit aller Energie festhalten. Der Anfang der mit der Vereinfachung der Staatsverwalt­ung gemacht worden sei, sei nicht gerade ermutigend. Der Redner trat dem Gerücht entgegen, als ob die Volkspattei mit der Regierung wegen der Frage der Vereinfachung der Staatsverwaltung verhandelt hätte. Prof. Kautter-Nür- singen sprach über die Wirkung der Parteiverschmelzung

1911

im Reich. Seit der Verschmelzung habe sich das Verhältnis zur nationalliberalen Partei entschieden gebessert, ja zum Teil sogar erfreulich sich gestattet. Wie den Nationalliberalen die Bolkspartei als bündnisfähig erschien, so auch umge­kehrt der Volkspattei die Nationalliberalen seit den tapferen Kämpfen eines Hieber und Bassermann gegen die verderb­liche Steuerreform des schwarz-blauen Blocks. Die Hoff­nung sei nicht ausgeschlossen, daß es in absehbarer Zeit im Reichstag einmal zu einer Fraktionsgemeinschaft zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittlichen Polkspartei kommen werde. Beständen noch die gleichen Parteiverhält- nisse unter den linksliberalen wie vor der Fusion, so wäre es der Nationalliberalen Partei nicht eingefallen, soweit ent­gegenzukommen. Die engere Verbindung der Nationallibe­ralen und Bolkspartei sei notwendig, schon um vor die Sozialdemokratie ebenbürtig hintreten zu können. Es sei zu hoffen, daß der berühmte Blockvon Baffermann bis Bebel" wenigstens für die Stichwahlen zu Stande komme. Bon lebhaftem Beifall begrüßt, betrat Neichstagsabg. Payer das Rednerpult; er sprach über den jetzigen Reichstag. Dieser sei merkwürdig vor allem durch die schnellen und einschneidenden Verschiebungen in der Stellung der einzelnen politischen Parteien zu einander und zur Regierung. Das Durcheinander sei groß, daß von allen Seiten eine Beendi­gung des Reichstags als Erlösung betrachtet würde. Was das Gebiet der Sozialgesetzgebung anlange, so dürfe sich dieser Reichstag mit jedem seiner Vorgänger messen. In diesem Reichstag habe sich aber auch der Umschwung vor­bereitet, der für die innere deutsche Politik allmählich so not­wendig geworden sei. Auf den Reichskanzler komme es zum Glück nicht mehr viel an; die Dinge gehen diesmal ohneRückstcht auf diePersonen ihren sachlichen Gang. Die konservativ-liberale Paarung sei Gott sei Dank in die Brüche gegangen. Der scheidende Reichstag habe das sinnfällige Ergebnis gehabt, daß für Deutschland kein Heil sein werde, solange nicht der vereinigten Rechten eine Mehrheit der anderen Parteien gegenüberstehe. Ebenfalls stürmisch begrüßt, ergriff Reichs- tagsabg. Konrad Haußmann das Wort zu seinem Referat über den nach st en Reichstag. Die Haltung der Bolks­partei entspreche den Wünschen der aufgeklärten öffentlichen Meinung. Der Einfluß des Bauernbundes gehe in Süd­deutschland rapid zurück. Das Zentrum sei ein kirchliches Instrument auf politisch-staatlichem Gebiet geworden. Der Modernisteneid sei ein Angstprodukt. Die Sozialdemokratie trage viel Schuld an dem langsamen Vorwärtsschreiten des politischen Lebens. Die Kämpfe der nächsten Jahre werden leichter und siegreicher für das Bürgertum und die Freiheit bestanden, wenn die Nationalliberalen auf der linken Seite gehalten werden können. Der Redner forderte die Pattei­genossen des ganzen Landes auf, die aus politischen Er­wägungen hervorgegangene Verständigung mit der National- liberalen Partei loyal und tapfer zu erfüllen. Das Pro­gramm für den nächsten Wahlkampf werde lauten: System­wechsel. Zum Schluß nahm die Versammlung einstimmig eine Resolution an, in der die einmütige Ueberzeugung aus­gesprochen wird, daß die Fusion der Volkspartei die an sie geknüpften Hoffnungen erfüllt und die Vertretung freiheit­licher Reformforderungen erleichtert hat. Den Abgeordneten wird Dank und Anerkennung ausgesprochen und die Not­wendigkeit eines politischen Systemwechsels betont. Mit einem Hoch auf die Partei schloß die Tagung.

Wahrscheinliches Scheitern des Gesetzentwurfs über die Schiffahrtsabgaben.

Amsterdam, 4. Jan. DasAmsterdamer Handels­blatt" meldet aus Berlin: Die Auffassung, der Gesetzent­wurf zur Einführung von Schiffahrtsabgaben werde scheitern, gewinnt immer mehr an Raum. Der in diesen Dingen gewiß nicht optimistische österreichische Botschafter Szögyeny- Marich sei ebenfalls der Meinung, daß der Gesetzentwurf trotz aller Aenderungen eine Mehrheit nicht finden werde. Sollte wider Erwarten der Entwurf doch zum Gesetze wer­den, so würden Oesterreich und die Niederlande so viel als möglich bei den Verhandlungen mit dem Deutschen Reich gemeinsam auftreten.

Die Fernsprechgebühren.

Die geplante Reform der Telephongebiihren würde in Beziehung auf die vorgesehene Einführung von Grund- und Gesprächsgebühr im höchsten Maße verkehrsscindlich wirken. In der Budgctkommission des Reichstags wurde von dem Abgeordneten Nacken ein Kompromiß vorgc- schlagen, gegen das siMjcdoch ebenfalls bei allen beteiligten Kreisen der lebhafteste Unwille bemerkbar macht, da auch dieser Kompromißvorschlag nichts daran ändert, daß Indu­strie, Gewerbe und Handel durch diese Reform wiederum einseitig belastet werden.