Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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nach Verhältnis.
^Fernsprecher Nr. 29.
83. Jahrgang.
Former stag, den 5. Januar
Fernsprecher Nr. 29.
Anzeigen-Gcbühr für die cinspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwab. Landwitt.
1911
. Die nächste Ausgabe des Blattes erfolgt am Samstag nachmittag.
Kgl. Oberamt Nagold.
Die Ortsbehörden
werden beauftragt die gemäß § 1 der Vollzugsversügung zum Feldbereinignngsgesetz vom 19. Juli 1886 (Reg. Bl. S. 253) alljährlich zu erstattenden Anzeigen über die auf Grund freiwilliger Itebereinkunft der Beteiligten ansgeführten Feldbereinigungen u. Feld- rvegnnlage» für das Kalenderjahr 1ÄLV binnen 8 Tagen als portopflichtige Dienstsache hierher einzusenden.
Die Berichte haben sich auf folgende Angaben zu erstrecken :
1) Art des Unternehmens, ob Feldweganlagen mit oder ohne neue Feldwegeinteilung, ob ohne oder mit Zusammenlegung ;
2) Zeit der Ausführung;
3) Größe der bereinigten oder mit Wegen versehenen Flächen und Zahl der beteiligten Grundbesitzer;
4) Länge der neu angelegten Wege;
5) Kosten des Unternehmens; n) für die Beteiligten,
b) für die Gemeinden.
Fehlanzeige ist nicht erforderlich.
Den 2. Januar 1611. Kommercll.
Politische UebersichL.
Der preussischeKnltusnrinistsr hat die juristische» Fakultäten von einer wichtigen Veränderung benachrichtigt, die in Zukunft bei der Uebernahme von Referendaren in die allgemeine Verwaltung erfolgen soll. Die Minister des Innern und der Finanzen haben nämlich die Regierungspräsidenten angewiesen, diejenigen Bewerber bei der Annahme als Regierungsreferendare zu bevorzugen, die in der Lage sind, den Nachweis eines ausreichenden Studiums auf dem Gebiet des Staats- und Verwaltungsrechts sowie der Volkswirtschaftslehre zu erbringen. Dieser Nachweis soll durch Vorlegung von Zeugnissen über die Beteiligung an Semi- narien oder seminaristischen Hebungen — und zwar nicht nur in den letzten Studiensemestern — sowie von zensierten Arbeiten, die in solchen Seminarien anaefertigt worden sind, geführt werden. Die beiden genannten Minister beabsichtigen, diese Anordnungen nach Verlaus eines angemessenen Zeitraums schärfer zu handhaben.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" druckt
an der Spitze ihres Wochenrückblicks Material ab, das die ^Nattonalliberale Korr." über die Verherrlichung begangener Vermechen durch sozialdemokratische Organe und Einzelaus- spruche veröffentlicht hat und die, wie sie bemerkt, „den Gegenstand nicht entfernt erschöpften, die aber den Kreis sozialdemokratischer Vorstellungen in dieser Richtung klar
machen". Das Regierungsorgan fügt hinzu: „Es schien der genannten Korrespondenz nützlich, dem schwachen Gedächtnis des Herrn Ledebour aufzuhelsen; zumal auch im Hinblick auf die beabsichtigte Einführung von Strafbestimmungen für die Verherrlichung begangener Verbrechen, auf die der Reichskanzler von Bethmann Hollweg bei der Etatsberatung verwies." — Hiernach scheint in der Tat die Einführung von Strafbestimmungen für die Verherrlichung begangener Verbrechen geplant zu sein.
Die portugiesische Regierung hat der deutschen Reklamation wegen der den Ausländern gehörigen Ordensgüter Rechnung getragen. Sie hat Anordnungen getroffen, um diese Güter den rechtmäßigen Eigentümern zu erhalten. Die Entscheidung über die Rechtsfrage hat sie zur Wahrung der Unparteilichkeit den ordentlichen Gerüchten übergeben, bei denen innerhalb sechs Monaten Ansprüche geltend gemacht werden müssen. Die Regierung erklärt, sie denke nicht im geringsten daran, sich Privateigentum anzueignen, das irgend jemand gehört, der in Diensten der Klosterkongregationen gestanden hat.
Das bulgarische Parlament verhandelt seit einigen Tagen den Antrag auf die Ministeranklage. Die beschuldigten Minister hielten lange Verteidigungsreden. Einige von ihnen rechtfertigten u. a. die ohne verfassungsmäßige Bewilligung vorgenommenen Rüstungen damit, daß 1903 eine Großmacht (Deutschland) der Türkei angeraten habe, Ostrumelien zu besetzen. Bulgarien sei damals vollständig unvorbereitet gewesen. Man habe deshalb lieber dk-», Staatsschatz einzelne Nachteile zugefügt, als die Integrität des Landes aufs Spiel gesetzt. Dank der Militärmacht, die die stambulowistische Regierung geschaffen habe, habe Bulgarien seine Unabhängigkeit durchsetzen können.
Dns türkische Mnrineministerium Hut bei englischen Werften zehn Kanonenboote bestellt, von denen acht für den Persischen Golf und zwei für die albanische Küste bestimmt sind. Demnächst soll auch die Ausschreibung einer Offerte für den Bau von dreißig kleineren Kanonenbooten erfolgen, die der Ueberwachung der Küsten des Roten Meeres dienen sollen. — Nach viertägigen Kämpfen haben die Truppen bei Kerak die Reste der aufständischen Drusen in die Wüste zurückgetrieben. Ueber tausend Aufständische sollen sich ergeben haben. Die Türken sollen bei den Kämpfen 3 Offiziere und 104 Mann verloren haben. 18 Aufständische, die sich weigerten, die im Verlauf der letzten Ereignisse geraubten Sachen hcrauszugeben, wurden getötet.
Nach Meldungen aus Honduras hat sich der frühere Präsident Bonilla selbst zum konstitutionellen Präsidenten proklamiert. Es wird jeden Augenblick ein kombinierter Angriff der Aufständischen zu Land und zu Wasser auf Puerto Cortes erwartet. Der Dampfer „Hörnet" ist bereit, die Stadt zu beschießen, falls sie sich nicht ergibt. Die Aufständischen hatten den Dampfer in Washington erworben. Der dortige Gesandte von Honduras legte bei der amerikanischen Regierung formellen Protest dagegen ein, daß die Genehmigung zur Abfahrt des Dampfers gegeben worden war.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Nagold, den 5. Januar 1911.
* Beerdigungen. Kaum ist der irdische Appell unserer Veteranen anläßlich der 40 Iahrfeier des Kriegs 1870/71 vor ihrem Könige und Mitkämpfer vorüber, so lichten sich wieder die Reihen der Veteranen um jene Kameraden, welche zum großen Appell dort über den Sternen abbcrufen werden. So hat auch unsere Stadt in den letzten Tagen zwei Veteranen ins Grab sinken sehen. Pius Eppler, Veteran von 1866 und 1870-71 wurde am Dienstag nachmittag beerdigt. Dem Sarge folgten außer den Anverwandten und sonstigen Leidtragenden der hiesige Militär- und Beteranen-Verein mit Musik und Fahne, ferner die Kriegeroereine von Iselshausen und Rohrdorf mit Fahnen. Am Grabe legte nach der Trauerrede des Geistlichen der Vorstand des M. u. B.-V. einen schönen Kranz nieder, worauf die Fahnen sich über dem Grabe senkten und die Ehrensalve ertönte. — Gestern nachmittag wurde Johann Georg Keppler, Veteran von 1866 beerdigt; auch seinem Sarge folgte ein ansehnlicher Trauerzug und am Grabe wurde die Ehrensalve abgegeben.
* Verbesserung des Postscheckverkehrs. Mit der Frage des Postscheckverkehrs hat sich der Verband württ. Industrieller schon mehrfach befaßt. Eine Vertretung der Wünsche nach Vermehrung der Postscheckämter und Verzinsung der Guthaben wurde vom Ausschuß als unzweckmäßig erachtet. Dagegen ist der Verband wegen der Erhebung der Zuschlaggebühr von 7 ^ bei mehr als 600 Buchungen bereits im Mai vorigen Jahres bei der K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen vorstellig geworden. Me Generaldirektion beschied dahin, daß dem Antrag „für jetzt" nicht entsprochen werden könne. Neuerdings beabsichtigen nun die württ. Handelskammern, in einer gemeinsamen Eingabe die vertretbaren Wünsche und Beschwerden zu dem Postscheckverkehr der Kgl. Generaldirektion der Posten und Telegraphen zu übermitteln, und die Handelskammer Stuttgart hat ersucht, geeignetes Material ihr zu diesem Zweck zu überweisen.
* Aus der Bauordnung. Obwohl die allgemeine Vollzugsversügung zur neuen Bauordnung noch nicht erschienen ist, erläßt das Ministerium des Innern jetzt schon in Anbetracht der Wichtigkeit und Dringlichkeit der Sache eine Verfügung, betreffend das Verfahren in den Fällen des Art. 16 der B.-O., welcher von der Zwangsenteignung handelt. Es werden hier Bestimmungen gegeben über die allg. Einsprachen auf Grund eines schon in seinen Einzelheiten festgestellten Planes, sowie auch Bestimmungen über die Einsprachen auf Grund eines erst in allgemeinen Umrissen ausgestellten Planes.
Wikdberg, 3. Jan. (Korr.) Am Stephansfeiertag hielt der hies. Liederkranz seine Weihnachtsfeier im Saale des Gasthauses z. Schwarzwald ab. Der Bereinsvorstand, Geometer Gärtner eröffnete die Feier mit einer Begrüßungs-. ansprache und gab einen kurzen Rückblick seit dem 20jähr
Woher kommt d.-r Käme Klavier?
Den heute so schaes umgrenzten Begrisf „Klavier" mi> wie wir im Türmer (Verlag Greiner und Pfeiffer, Stu gart) lese,;, der Geschichtsforscher, der bis aus dreihundl .. zuruckgeht, bedeutend erweitern, wie aus des gelehrt Martin Agncola (1486 bis 1556) Neimsprüchlein von d Unterscheidung der Instrumente hervorgeht:
Des andern Geschlechts sind ungelogen Alle Instrument mit Sechen bezogen.
Auch sind etliche mit Clavirn gemacht,
Durch welches yhre Melodey wird vorbracht,
Als sind Clavichorden, Clavicymbal,
Symphonei, Schlüsselfidel, Virginal,
Claviciterinm, Leim, mein ich auch Und alle, die yhn gleich sind ym gebrauch.
. . ..Mit Clavirn gemacht!" — Das ganze Instrume desjenigen seiner Teile erhalten, der von den Instrumenten derselben Gattin ^ eiaviarniw, des Klaviers, — nach d Dezeichinmgsweise — der Klaviatur. Denn d< Klavier gehört zunächst zur großen Gruppe der Saitei dw^mcht zu den „gestrichenen", sonde> und Hackbrett zu den geschlagenen. Ai lue ^ ^^uug aber hebt es sich ab durch die Klaviatu m.ck ^ übernommen hat. Nun haben w
auch die Erklärung des Wortes elaviarinm, das die G jamtheit der oiaves bezeichnet, jener „Schlüssel" in Gesta
von Hebeln (Tasten), welche beim Niederdrücken das sonst verschlossene Ventil in der Windlage der Orgel öffnen, durch das die Lust in diejenige Pfeife dringen kann, deren Ton der betreffende Clavis anzugeben hat. Für unser Instrument paßt der Name elavis, wenn man die technische Erzeugung des Tones ansieht, nicht, er ist ja auch durch Taste verdrängt worden. Für die geistige Ansicht der Tonerzeugnng ist dagegen die Bezeichnung „Schlüssel" (elavis) viel ausdrucksvoller, als das lediglich „Berührungsfläche" bedeutende „Taste". Denn es liegt darin das Empfinden für jene Eigenart, durch die auch hinsichtlich der Tonbildung alle Instrumente, die „mit Klaviern gemacht" sind, von den übrigen charakteristisch unterschieden werden. In den Klavier- inftrumnnten sind alle Töne fix und fertig eingeschlossen: die Taste ist tatsächlich ein Schlüssel, der dem mit ihr in Zusammenhang stehenden Ton den Weg ins Freie aufschließt. Der Geiger, der Bläser muß erst jeden Ton auf seinem Instrumente bilden; er hat darum auch Einfluß auf den Ton. In den Tasteninstrumenten sind die Töne auf den Saiten, oder bei der Orgel in den Pfeifen, fertig da, und der Spieler kann nichts anderes tun, als diesen fertigen Ton aus dem Instrument herauszulassen, indem er die Taste niederdrückt. Dadurch schlägt ein Hammer gegen die Saite, ein Haken reißt sie oder ein Luftstrom jagt durch die Pfeife. Das bringt ein Metallblättchen ins Schwingen. Aus den Ton selber hat der Spieler keinen Einfluß.
Während die Bezeichnung „elavis'- durch die der Taste verdrängt wurde, hat sich der Name Klavier dauernd erhalten. Bis etwa 1750 wurde er gemeinsam für alle mit
Claoiren versehenen Instrumente gebraucht, so daß sogar gelegentlich die Orgel darunter mit einbegriffen wurde. Nachher vollzog sich eine Scheidung in die Bezeichnungen Flügel und Klavier. Das war, als das Klavichord als Hausinstrument so beliebt wurde, daß es hier die kleine Form des Klavizimbels verdrängte, so daß von diesem nur die große, im Konzertsaal übliche Flügelform übrig blieb. Da wurde die Bezeichnung „Klavier" fast ganz auf das Klavichord übertragen, wogegen das neu aufkommende Hammerklavier wegen seiner Fähigkeit des Stark- und Schwach- spielens als b'ort« piano bezeichnet wurde. Erst als nun das Hammerklavier siegreich alle anderen Wettbewerber aus dem Felde schlug, ging der Name „Klavier" daraus über und bezeichnet heute im engsten Sinne das aufrecht stehende Pianoforte gegenüber dem die gleiche Hammermechanik besitzenden Flügel.
Ueber den Erfinder des Klaviers wissen wir nichts Genaues, ja nicht einmal den Ursprung und die Erfindezcit. Jedenfalls sind am Ende des 14. Jahrhunderts bereits vier verschiedenartig besaitete Klavierinstrumente urkundlich bezeugt. So kommt Krebs in seiner Untersuchung etwa auf das Jahr 1300 als Erfindungszeit für das Klavier. Eines der ältesten Zeugnisse weist nach dem für die Musikgeschichte noch nicht genug erforschten Spanien hin, dessen König Johann I in einem Briefe aus dem Jahre 1387 sich ein Exaquir bestellt, das in einem anderen Briefe als ein Instrument bezeichnet wird, das der Orgel gleicht, aber wie von Saiten tönt. Für den auffälligen Namen Exaquir — an anderen Stellen Eschaqucl oder Eschiquier, d. i/ Schach-