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Schwab. Landwirt.

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Montag, den 2. Januar

1911

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Politische Aebersicht.

Im Reichsamt des Innern wird im März die

schon mehrfach angekündigte Handwerkerkonferenz stattfinden. Zur Beteiligung sind folgende Verbände aufgefordert worden: der deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag in Hannover, der Zentralausschuß der vereinigten Innungsverbände Deutsch­lands in Berlin, die Deutsche Mittelstandsvereinigung in Berlin, der Deutsche Handelstag in Berlin, der Zentraloer­band deutscher Industrieller in Berlin und der Bund der Industriellen in Berlin. Außerdem werden neben den be- Mkigjen preußischen Ministerien und Reichsämtern die Re­gierungen von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, HaiOuxg und der Statthalter in Straßburg ersucht werden, siM bei^den Beratungen durch Kommissare vertreten zu lasM. Die Besprechung wird lediglich einen informatorischen Charakter klagen. Im allgemeinen wird ein Fragebogen zugrunde gelegt, der sich mit drei Hauptpunkten, und zwar zunächst mit der Abgrenzung von Fabrik und weiter mit der Heranziehung der Industrie zu den Kosten der Lehrlingsausbildung durch das Handwerk, und endlich mit der Abänderung des ß 100 g der Gewerbeordnung /<^.psopi,»g uoy Mmdi-stp' eisen) beschäftigt.

In der österreichischen Delegation brachten

die Sozialdemokraten eine Interpellation ein wegen der ohne Angabe von Gründen erfolgten Ausweisung österreichischer Abgeordneter aus Preußen. Das Budgetprovisorium ist am Donnerstag auch von der ungarischen Delegation ange­nommen worden. Hier wandte sich bereits Graf Bat- hyany gegen die hohen Marineforderungen. Man habe keine Veranlassung, die Weltmachtbestrebungen Deutschlands zu unterstützen. Die Fortsetzung der Delegationsberatungen wurde auf den 20. Januar vertagt. Die Regierung hat dem Beschluß des böhmischen Landesausschusses auf Erhöhung der Landesumlagen um 10 pCt. die Bestätigung verweigert.

Im italienischen Senat gedachte man am Mittwoch des Unglücks, das vor nunmehr zwei Jahren über Messina und Reggio di Calabria hereingebrochcn war und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß beide Städte aus den Trümmern wieder erstehen. Ministerpräsident Luzzati erklärte, die Mittel, die von der Regierung für die heim- gesuchten Gegenden zur Verfügung gestellt würden, beliefen sich auf einige hundert Millionen. Man hätte die bisheri­gen Ausgaben von 138 Millionen aus den Ueberschüssen des Budgets bestreiten können.

Hohenzollerische Volkstrachten.

Von

von Schulz-Hausmann, Oberamtmann in den Hohen- zollernschen Landen, unter gütiger Mitarbeit von Theodor Lauxmann, Kunstmaler.

Unser verehrtes Borstandsmitglied Herr Landeskonser­vator Prof. Dr. Gradmann sagt in seinem neuen Büchlein: ..Heimatschutz und Landschaftspflege", die Volkstrachten stammten aus Zeiten des Stillstandes,- in Zeiten des wirt­schaftlichen und kulturellen Aufschwunges werde das Bauern­volk allemal auch modern, d. h. städtisch in Kleidung und Wohnung. Diese Ansicht können wir in ihrer allgemeinen Fassung nicht ohne weiteres als richtig anerkennen.

Entstanden sind die Volkstrachten unter dem Zwange der Kleiderordnungen und unter strenger Aufsicht der welt­lichen und geistlichen Behörden in Zeiten des Wohlstandes und des erhöhten Standesgefühls der Bauernschaft. Wohl hat die städtische Mode Einfluß auf sie gewonnen, und zwar umsomehr, je leichter den Leuten durch die laxer werdenden Vorschriften der Anschluß an sie gemacht wurde.

Allem sowohl im 17. als auch im 18. Jahrhundert stet es dem Bauern, der sich eine eigene Standestracht ge­schaffen Hatte, nicht ein, die Städtetracht zu übernehmen, da der Kastengeist der Stände eine Organisation der Standes­trachten geschaffen hatte, die zu durchbrechen das Landvolk nicht imstande war. Die Ausgestaltung der Volkstrachten geschah mit solch erfinderischem Sinn und, was von der

In Barcelona ist durch einen Generalstreik

der Fuhrleute, Kohlenauslader und Hafenarbeiter eine be­unruhigende Lage geschaffen worden. Der Durchgangsver­kehr ist vollständig lahmgelegt und aus den Kais bleiben die Waren liegen. Da die Ausständigen eine drohende Haltung einnehmen, haben deutsche und amerikanische Häuser von der Regierung Truppen erbeten, die ihnen Schutz ge­währen sollen, damit sie ungefährdet ihre Waren aus dem Hasen schaffen könnten.

Im persischen Parlament griffen in einer sehr erregten Sitzung mehrere Abgeordnete den Kriegsminister und den Minister des Aeußern an, weil sie nicht genügend Vorkehrungen zur Herstellung der Ordnung aus den Handels­straßen des Südens getroffen hätten, die in der englischen Note gefordert worden sind. Der Minister des Aeußern reichte daraufhin seine Entlassung ein; vermutlich wird das gesamte Ministerium folgen. Dieser Wechsel wird mit dem baldigen Eintreffen des Regenten, der sich freie Bahn schaffen will, in Verbindung gebracht. Das Reutersche Bureau kündigt an, daß England unter Umständen bald die in seiner Note enthaltenen Drohungen wahr machen könnte, da die von der persischen Regierung unternommenen Maßregeln als ungenügend angesehen werden.

Nach Meldungen aus Mexiko nimmt ein neuer Aufstand in Tabasco bedenkliche Formen an. Auch die Indianer in Iucatan machen große Schwierigkeiten. Die Hälfte des mexikanischen Militärs steht jetzt in Chihuahua. Dort ersuchten die Insurgenten die amerikanischen Korre­spondenten, sich durch eine Reise durch das Aufstandsgebiet

zu überzeugen, daß die Ziisuirckkivi, lebenskräftig sei.

Die mexikanischen Regierungstruppeu haben

Malpaso, einen festen Stützpunkt der Revolutionäre, einge­nommen. Man nimmt an, daß die Sache der Insurgenten damit einen tödlichen Schlag erlitten hat. Anderseits wird gemeldet, Präsident Dia,; bietc den Insurgenten Amnestie an und verspreche die Absetzung mehrerer Gouverneure sowie Steuerreformen. Die geschäsliche Stockung dehne sich aus.

Der Militär-Attache.

Im neuen Militäretat ist eine Mehrforderung von 8760 ^ als Gehalt für einen Militärattache an der deutschen Gesandtschaft in Stockholm enthalten. Die Zahl der bei den diplomatischen Vertretungen des Deutschen Reiches im Auslande angestellten Militärattaches wird dann im ganzen 14 betragen. Sie befinden sich bei den Gesandtschaften in Bern, Brüssel, Bukarest, Peking, Stockholm, sowie bei den Botschaften in Konstantinopel, London, Madrid, Paris, Rom, St. Petersburg, Tokio, Washington und Wien. Dazu kommt bei der Botschaft in St. Petersburg noch ein Militärbeoollmächtigter, der der Person des Zaren attachiert ist.

Indem die deutsche Heeresverwaltung die Zahl der bisher vorhandenen Militärattaches jetzt vermehren will, beweist sie, für wie wichtig sie, mit Recht, deren Tätigkeit hält.

Eine der hauptsächlichsten Aufgaben des Generalstabes im Frieden besteht darin, sich eine genaue Kenntnis der

voraussichtlichen Gegner zu verschaffen. Die Feststellung der Friedenseinteilung, der Friedensstärken, der Ausbildungsweise, Bewaffnung und Ausrüstung verursacht in der Regel keine besonderen Umstände, weil sich dies zum größten Teil aus den Veröffentlichungen der Tagespresse, der Fachliteratur und aus den offiziellen Verordnungen und Reglements er­gibt. Schwieriger ist es schon, ein zutreffendes Bild von dem inneren Geist und Zustand einer Armee zu erhalten. Dies kann nur an Ort und Stelle, bei längerem Aufenthalte im fremden Lande und in unmittelbarer Berührung mit den Truppen und im Verkehr mit ihren Offizieren erfolgen. Aus diesem Wege allein wird man auch ein zuverlässiges Urteil über die höheren Führer erhalten. Zur Erfüllung aller dieser Aufgaben dienen die Militärattaches. Es sind dies besonders fähige und tüchtige Offiziere, die gewöhnlich aus dem Generalstabe hervorgegangen sind. In der Regel sind sie vom Chef des Generalstabes persönlich ausgesucht.

Jeder Staat ist bestrebt, seine Kriegsvorbereitungen der Kenntnis der fremden Mächte zu entziehen. Dazu gehören in erster Linie die voraussichtliche Kriegsstärke, die beabsichtigte Kriegsgliederung, der geplante Aufmarsch, die Art und Weise der Mobilmachung, der Zustand der Festungen, die Leistungs­fähigkeit der Eisenbahnlinien, die in Aussicht genommene Grenzsicherung. Auch die Versuche mit neuen Waffen und Geschossen, die Einführung neuer technischer Hilfsmittel werden in der Regel geheim gehalten. Es ist aber von hohem Wert, darüber rechtzeitig Nachrichten zu erhalten, um nicht vom Gegner überrascht zu werden. Dies läßt sich in den meisten Fällen nur auf dem Wege der Spionage er­reichen. So verwerflich dies auch ist, und so streng auch alle Staaten sie bestrafen, so kann doch kein Staat freiwillig aus dieses Hilfsmittel verzichten. Jeder Staat hat die Spio­nage ganz systematisch organisiert und ausgebildet.

Vielfach ist nun die Ansicht verbreitet, daß der Miliär- attachs die Spionage im fremden Lande leite, die Agenten werbe, ihnen Aufträge erteile und die Ergebnisse ihrer Er­kundigungen entgegennehme. Im allgemeinen und beson­ders, soweit Deutschland in Frage kommt, ist dies durchaus falsch. Jeder Staat vermeidet es, die von ihm offiziell ent­sendeten Offiziere in eine schwierige und heikle Lage zu bringen. Außerdem befinden sich die Miliärattaches auf einer so exponierten Stellung, werden so genau beobachtet und bewacht, daß sie auf solchem Wege wirklich nichts Bedeu­tendes leisten könnten. Sie erhalten vielmehr die strikte Anweisung, sich von derartigen Geschäften möglichst fern­zuhalten.

Die Berichte eines tüchtigen Militärattaches können von unschätzbarem Werte sein, vorausgesetzt natürlich, daß sie auch wirklich gelesen und berücksichtigt werden. In den Jahren 1866 bis 70 war Baron Stoffel, der französische Militärattache in Berlin, einer der wenigen Franzosen, die sich ein richtiges Urteil über die preußische Armee gebildet hatten. Seine Berichte wurden 1871 ungelesen im Tuilerien- palast vorgefunden. Wie leicht hätte die Weltgeschichte einen anderen Gang nehmen können, wenn Napoleon HI sie stu­diert und sich auf sie verlassen hätte.

Wie verderblich falsche, unzutreffende Berichte werden

Stadt übernommen wurde, ist für die speziellen Zwecke des Landvolkes so umgeschaffen worden, daß man nur selten eine bloße Nachahmung der städtischen Tracht nachzuweisen imstande ist. Auch ist ein steter, von Generation zu Gene­ration nachweisbarer Wechsel in der Volkstracht bis ins 19. Jahrhundert hinein zu konstatieren; ja, manche Volks­trachten sind eine Erfindung erst der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts.

Erst das Verschwinden der bürgerlichen Standestrachten in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts ließ die unent­wegt sich weiterbildenden Volkstrachten als etwas Besonderes erscheinen, als eine Seltsamkeit, eine Rarität. Sie scheinen dem Auge des schnelllebenden Städters in Erstarrung be­griffen, was sie nicht gewesen sind und auch bis zuletzt nicht waren. Die Wechsel in der Volkstracht beruhen auf dem gesunden Sinn, der die Jüngeren davor bewahrte, die Be­harrlichkeit der in ihrer Tracht Altgewordenen als unver­rückbare Tradition ihrerseits mitzumachen, und der eine Er­starrung der Volkstracht verhinderte. Die so sehr langsame Entwicklung der Volkstracht kann auch heute nur als eine segensreiche Sache angesehen werden; denn mit der Auf­lösung der Volkstracht in unseren Zeiten löste sich auch zu­mal die ehrbare Sitte und mancher höchst schätzbare Brauch ist leider damit, nicht zum Nutzen der Leute abgeschafft worden.

Was hätte es eigentlich, wenn Herrn Prof. Dr. Grad­manns Ansicht richtig wäre, noch für einen Sinn, daß unser Bund nach § 1 seiner Satzung den Schutz und die Pflege auch der aus früherer Zeit überkommenen Trachten erstrebt?

Oder soll ers machen wie der bekanntedümmste Bauer", der sich seinergrößten Kartoffeln" ohne Rücksicht darauf freut, daß die anderen ihn ihretwegen verspotten? Gott sei Dank, gibt es auch im Schwabenlande Gegenden, in denen noch Pietät und Tradition herrschen und wo daslebens­längliche Tuch" noch nicht ganz von denbilligen und schlechten" Saisonstoffen verdrängt worden ist! In dem erst kürzlich unserem Bunde angsschlossenen Hohenzollernschen Landen freilich müßte der Wegunkundige lange suchen, bis er sie fände; aber wir wollen ihn einmal einladen, uns zu- folgen auf eine lichte Höhe und in ein enges Tal des hohenzollerischen Schwarzwaldes, in die Nähe der Heimat Berthold Auerbachs; da wird er seine Freude haben.

Zwischen Bittelbronn und Schopfloch durchschneidet die Bahnlinie Eutingen Freudenstadt den allernordwestlichen Zipfel der Hohenzollernschen Lande bei dem Dörfchen Dett- lingen. Dieses und das ihm benachbarte Dörfchen Dießen feierten am Peter- und Paulstage die Errichtung zentraler Wasserversorgungen, die Regulierung von Feldlagen und den chausseeähnlichen Ausbau der wunderhübschen Straße, die sie untereinander und mit dem Neckartale verbindet, in der Form eines Trachtenfestes, zu dem von der gegenüber, also rechts des Neckars bei Nordstetten gelegenen Höhe aus, den Gemeinden Betra und Empfingen, ebenfalls Trachten in Scharen herbeigeeilt waren. Dann gings in langem Zuge nach den munteren Märschen der heimischen Dorfmusik das Tal hinauf. An der letzten Waldecke kamen uns vier junge Bauern in Tracht auf mutigen Rossen entgegen gesprengt und am Eingänge von Dettlingen wurden wir sogar von der