von Wolfach. Ferner sind als leicht verletzt erhoben worden: H. Richter, Kaufmann in Stuttgart (Quetschung an Kopf und Fuß), Gottlieb Bender, Bäcker von Güllstein, Oberamts Herrenberg (Quetschung am Fuß). So- nach sind getötet: 1) Schneider Wendelin Aible von Epsendorf, 2) Frau Adlerwirtin Hof von Vaihingen a. F., 3) Luise Dirner, Dienstmädchen, Waldsee, 4) Katharina Streik, Vorsteherin der Haushaltungsschule in Herrenberg, 5) Heinrich Pongratz, Pharmazeut von Wolfach, 6) Führer Merk von Rottweil, 7) Heizer Strobel von Nottweil.

Es ist nun Sachs der Untersuchung, festzustellen, wo die Schuld an diesem schweren Unglück liegt. Es wird auszuklären sein, ob die Schiebmaschine auf der Hasenbergstation abgelaffen werden durfte, ohne daß zuvor die Betriebs, inspektion Stuttgart und die Station Vaihingen benachrichtigt wurde. Auf wessen Veranlassung die Schiebmaschine verlangt wurde, ist nicht angegeben. Ist dies von seiten des Zugpersonals im Zug 223a geschehen, so fragt man sich, warum bei der Einfahrt in Varhingen dem t artigen Vorstand nicht Mitteilung gemacht wurde, daß eine Maschine verlangt wurde und nun wohl unterwegs sein könne, so daß der Gegenzug Nr. 222 hätte zurückgehalten werden können. Der Stationsvorstand in Hasenberg hatte Alarmsignal gegeben, als ihm Zug Nr. 122 abgemeldet wurde, welches jedoch ohne Wirk- ung mehr sein konnte. Im Katharinenhospital wurden gestern 22 Verwundete behandelt; 3 derselben konnten bereits wieder entlassen werden. Bahnmeister Käpplinger (s. Z. in Weilderstadt), der die meisten Verletzungen hat, ist der einzige, der augenblicklich in Lebensgefahr schwebt. In verwichener Nacht ist ein Todesfall nicht eingetreten.

Friedrichshafen, 2. Okt. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute nachmittag 1 Z 8 nebst Gefolge wieder hier eingellofstn.

Posen, 4. Okt. (Dep. d. Calwer Wochenbl.) Gestern abend stießen bei Laßwitz ein Personenzug und ein Güterzug zusammen. Mehrere Tote, besonders vom Zugpersonal. Zahlreiche schwer und leicht Verwundete.

Obst- und Weinpreise.

Stuttgart, 2. Okt. Mostobstmarkt auf dem Güterbahnhof. Zu. fuhr 12 Waggon östreich., 8 ungar., 10 Holland. Preis waggonweise 1370, 1380, 1400 im Kleinen 6 -,1k 80 H bis 7 30 H pr. Ztr.

Rottenburg, 1. Okt. Bahnhof. Mostobst: Aepfel zu 6 50 bis

7 Birnen zu 7 50 H pr. Ztr.

Gemmrigheim, 3. Okt. L-se in vollem Gang. Die ersten Käufe wurden abgeschlossen zu 160 pr. 3 Hektol. Brackenheim, 2. Okt. Die Lese hat begonnen. Bis jetzt verkauft zu 155170 ^ pr. 3 Hektol.

Militärdienstverstcherung.

DieWürttemb. Landes-Zeitung" bringt in ihrer Nr. 202 vom 30. August d. I. folgendes:

Bei dem Interesse, welches in neuerer Zeit wohl so ziemlich in allen mit Söhnen gesegneten Familien für die Militärdienstversicherung rege geworden ist, dürften fol­gende Mitteilungen für viele Leser unseres Blattes von Wert sein, denn sicherlich be­findet sich mancher Vater unter denselben, welcher zur Zeit vor die schwere Wahl ge­stellt ist, unter den ihm vielleicht von mehreren Seiten gemachten Offerten das beste Institut herausfinden zu sollen.

Laut den uns vorliegenden Rechenschaftsberichten erzielten im vergangenen Jahr an reinem Zugang:

die Deutsche Md.-V.-Anstalt in Hannover . . . . ^ 21,165,340

gegen ....!, 19,388,000 pr. 1887) Bestand Ende 1888 112,137,700 Vers.-S.

die Württemb. Md.-V.-Anstalt in Stuttgart .... 486,719

(Abt. VI des Allg. d. V.-V.) (gegen .... 867,717 pr. 1887)

Bestand Ende 1888 8,486,825 Vers.-S.

die Bremer Md.-V.-Anstalt in Bremen .... 249,225

(Abt. der Bremer L.-V.-Bk.) (gegen ..... 433,040 pr. 1887)

Bestand Ende 1888 6,204,885 Vers.-S.

Von den Militärdienst und Töchter-Aussteuer betreibenden Anstalten wurden

die Ergebnisse der einzelnen Branchen nicht getrennt, dieselben betrugen in beiden Branchen bei der

Hannovera" Md. L T.-A.-V.-A. ^ 568,849

für Deutschland und Hannover (gegen .... . 1,443,800 pr. 1887)

Bestand Ende 1888 8,090,071 Vers.-S.

Reichsversicherungsbank in Bremen ....... . 3,013,400

(gegen ..... 4,255,600 pr. 1887)

Bestand Ende 1888 39,567,800 Vers.-S.

Von den andern, in den letzten Jahren entstandenen Militärdienst-Versicherungs- Anstalten waren Zugangszahlen noch nicht erhältlich; drei weitere Md.-Vers.-Anstalten wurden in Hamburg, Karlsruhe und München 1888/89 eröffnet.

Die Deutsche Md.-Vers.-Anstalt allein zeichnete sich im vergangenen Jahr durch ein ferneres bedeutendes Steigen des Zugangs aus, während alle älteren An­stalten infolge des immer größer werdenden Uebergewichts derselben zurück gingen. Die Neugründungen in dieser Branche thun somit diesem großen Institut keinerlei Ab­bruch, sondern scheinen lediglich den vielen kleinen Anstalten das Emporkommen noch mehr zu erschweren, wenn nicht unmöglich zu machen.

Für das versichernde Publikum, welches ja leider so selten die Zeit resp. die Befähigung hat, die Güte der erhaltenen Versicherungsofferten zu prüfen und die Vor­teile gegen einander abzuwägen, haben obige Zahlenzusammenstellungen einen hohen praktischen Wert, sie lehren, daß in diesem Fall die Frage, welche Anstalt wohl die größte Sicherheit und die meisten Vorteile zu bieten vermöchte, nicht schwer zu beant­worten ist, denn Zahlen beweisen, und hier beweisen sie mit um so größerer Gewalt, als die mathematisch statistischen Grundlagen, Unkostenberechnungen ec., auf welchen die Versicherungs-Anstalten auf Gegenseitigkeit aufgebaut werden, bekanntlich nur dann zutreffen können, wenn die Anzahl der gleichartig bei einem Institut Versicherten viele Tausende beträgt.

Calw.

EanäwirtüUvstkieker AezirAsoerein.

Abendschulen betreffend.

Laut hohen Erlasses der K. Centralstelle für die Landwirthschaft vom 1. Okt. d. I. ist der Verein auch Heuer in den Stand gesetzt, den bestehen­den Winterabendschulen, den landw. Abendversammlungen Erwachsener und den Lesevereinen rc., Unterstützungen in der bisherigen Weise zukommen zu lassen.

Wegen richtiger Zahlbestimmung des diesen Fortbildungsanstalten auch Heuer gratis zuqedachten landw. Wochenblattes, sowie im Interesse recht­zeitiger Einreichung der betreffenden Liste an die K. Centralstelle und der hievon abhängenden Sicherstellung der Unterstützungen und Prämien rc., werden die Schul- und Gemeindebehörden ersucht, die von dem mitunter­zeichneten schultechnischen Beirat noch auszugebenden Anfragen möglichst bald zu beantworten, auch etwaige freie diesbezügliche Mittheilungen ohne Säumniß zu machen.

Calw, 3. Okt. 1889. Vereinsvorstand:

Supper.

Schulisch. Beirat:

Oberl. Ansel.

Standesamt Kalm.

Geborene:

27. Sept- Pauline Karoline, Tochter des Friedrich Renz, Weichenwärters.

25. . Friedrike Ernstine, Tochter des Josef Krämer, Schneidermeisters.

27. Anna Marie, Tochter des Karl Binder, Spinners.

1. Okt. Gottlieb Friedrich, Sohn des Georg Reutlinger, Taglöhners.

Getraute:

3. Albert Friedrich Keller, Schuhmachermeister in Bietigheim und Marie

Sophie Klein bub von hier.

Gestorbene:

27. Sept. Karl Gottlieb Heilemann, 13 Monate alt, Sohn des Wilhelm Heile-

_

Gottesdienst am Sonntag, den 6. Oktober 1889.

Vom Turm: Nr. 23. Vormittagspredigt: Herr Helfer Eyt el. 1 Uhr Christen­lehre mit den Töchtern. 2 Uhr Nachmittagspredigt: Herr Helfer Eytel.

Gottesäienft« in äer Mrtkioäistenkupek!« am Sonntag, den 6. Oktober 1889, morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.

Feuilleton.

Irvei Wege.

Novelle von CH. Fester.

(Fortsetzung.)

Linda hatte keine Ahnung von der Gegenwart des Todes. Tod war nur ein Wort für sie, dessen Bedeutung sie noch nicht verstand. Sie hatte ihre Mutter schon schlimmer als jetzt gesehen, und immer war sie wieder genesen. Deshalb bemäch­tigte sich auch nun neue Hoffnung ihres Herzens, sie trocknete ihre Augen und tröstete sich, indem sie dachte:Es wird Alles wieder gut werden, denn Signor Arthur ist ja da!"

Arthur beugte sich nieder zu der armen Frau, erfaßte ihre Hand und flüsterte:

Es wird bald vorüber sein, teure Freundin. Nach einer Stunde ruhigen Schlafes werden Sie sich wieder wohl fühlen!"

Ja, es wird bald vorüber sein, Signor," erwiederte Mrs. Lucia mit schwachem Lächeln,doch nicht, wie Sie meinen. Ich werde lange schlafen, aber nicht mehr auf Erden erwachen!"

Linda schlich sich leise von dem Lager hinweg und durchschritt das Zimmer bis ans Fenster, an welchem der alte Bildhauer stand und in den vom Mond be­leuchteten Garten sah. Sie öffnete die grünen Jalousien, damit die kühle Abendlust in das Krankenzimmer dringen konnte. Sie blieb mit gefalteten Händen stehen.

O, Mr. Waldegrave," flüsterte sie,es war so schrecklich, meine Mutter zu sehen, wie sie plötzlich heftig hustete, als ich bei ihr saß, und ein Strom Blut aus ihrem Munde kam. Dann siel sie vorwärts; meine Arme waren kaum kräftig genug, sie zu tragen. Ich wollte nicht schreien, um sie nicht zu erschrecken. Ich hörte ihr armes Herz ungestüm klopfen. Endlich, dem Himmel sei Dank, hörte mich die alte Barbara von ihrem Zimmer aus schluchzen und der liebe Gott gab ihr ein, zu

Ihnen und zu Signor Arthur zu laufen. Als ich Sie Beide im Thorbogen bei­sammen stehen sah, ach, Gott!"

Und das arme Kind drückte, indem sie die Hände zusammenschlug, durch ihre Bewegung aus, was sie in Worten doch nicht sagen konnte.

Unsinn!" sagte Waldegrave in dem mürrischen, abgebrochenen Tone, den er immer annahm, wenn er tief bewegt war,sie wird bald wieder gesund sein."

Doch, als er sich gegen das Bett wandte, den Rücken gegen Linda, änderte sich sein Ausdruck, als er die Züge der Sterbenden sah, denn jetzt sah er, daß sie wirklich starb.

Da ich doch hier bin," sagte er leise, ohne das junge Mädchen anzusehen, kann ich eben so gut da bleiben. Es ist schon sehr spät. Du kannst Dich auf das alte Sofa legen, mein Kind, wenn Du müde bist. Ich will bei Deiner Mutter wachen, Linda."

Linda lächelte dankbar dem Bildhauer zu, der sie immer wie ein Onkel seine Nichte behandelte.

Währenddessen saß Arthur an dem Bette, die Hand von Mrs. Lucia in der seinigen haltend, mit einem eigentümlichen Ausdruck in seinem schönen Gesicht. Der­selbe sprach nicht allein von Auflegung, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen ganz natürlich gewesen wäre, sondern auch von der Unsicherheit, wie er handeln sollte. Er beobachtete den breiten Streifen des Mondlichts, das sich immer mehr zwischen den Linden hindurchstahl, bis es das ganze Zimmer erhellte; er dachte daran, wo der Glockenschlag zehn ihn finden, welche der beiden Mächte: Liebe oder Tod da er zwischen Neigung und Pflicht wählen sollte siegen würde.

Niemand ahnte, was es ihn kostete, so ruhig hier zu sitzen, ohne irgend ein äußeres Zeichen seiner Ungeduld, die in ihm wühlte. Er war wie ein Vogel, der vergeblich seine Flügel gegen den Käfig schlägt. Er wollte auf und davon und doch hielt ihn die Pflicht, die er sein ganzes Leben hindurch selbst bei den geringfügigsten Dingen geübt hatte, zurück.

(Fortsetzung folgt.)