Berlin, 20. Dez. Der Kaiser brachte in einem herzlichen Kabeltelegramm dem Präsidenten Taft anläßlich der schweren Ncwyorker Explosionskatastrophe seine Teilnahme zum Ausdruck.
r Pforzheim, 19. Dez. (Streikbewegung). Das hiesige Gewcrbegericht hat fast alle Streikenden zu Entschädigungen verurteilt, die die Arbeit Kündigungslos verlassen haben. Auch diejenigen Goldarbeiter wurden verurteilt, die die Arbeit niedergelegt hatten unter Bezugnahme darauf, daß der Arbeitgeberverband am 31. Oktober beschlossen hat, allen Organisierten zu kündigen die aber bei erfolgter Nach- , frage auf Anweisung des Verbandes geleugnet hatten, daß sie dem Verband angehören.
Pforzheim, 19. Dezbr. Die Fabrikanten senden am 24. Dez. jedem Arbeiter ein Schreiben, worin er auf- gefordert wird, sich auf beigclegter Postkarte mit Ja oder Nein zu äußern, ob er am 2. Januar 1911 die Arbeit wieder aufnehmen wird. Am 27. Dezbr. müssen die Antworten eintreffen. Sollte durch diese Abstimmung auch nur ein einziger der hiesigen zum Arbeitgeberverband gehörenden Betriebe lahmgelegt werden, wird die zur Zeit bestehende Aussperrung für alle Betriebe bis zum 2. Februar verlängert.
Karlsruhe, 20. Dez. Vom 1. Januar 1911 ab wird der „Staatsanzeiger für das Großherzogtum Baden" nicht mehr als selbständiges Blatt erscheinen. Sein Inhalt wird an Stelle des bisherigen amtlichen Teils der „Karlsruher Zeitung", welche die Bezeichnung „Karlsruher Zeitung, Staatsanzeiger für das Großherzogtum Baden" erhalten wird, zum Abdruck gelangen.
L'os (b. Baden), 20. Dez. Gestern ereignete sich in der Luftschiffhalle der deutschen Luftschiffahrts-Gesellschaft ni. b. H. ein Unglücksfall, der lebhaft an den unglücklichen Brand des stolzen Luftkreuzers „Z 6" erinnerte. Ein Monteur arbeitete am Zünder eines Motors. Neben ihm stand ein zweiter Monteur, der sich eine Zigarette anzündete. Das Streichholz warf dieser unausgelöscht weg. Unglücklicherweise fiel dasselbe neben den mit Benzin getränkten Ucberlauf des Zünders. Sofort schlugen Helle Flammen empor, wodurch der Monteur am Arm und Gesicht Brandwunden erlitt.
Nürnberg, 19. Dez. Nach etwa lOjähriger Bauzeit ist jetzt der neue Nürnberger Staatsbahnhof vollendet.
Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern hat als Allerhöchster Protektor der deutschen antarktischen Expedition dieser den Betrag von 25000 ^ überwiesen.
r Vom Bärental, 20. Dez. (Bestrafter Leicht- sinn.) In Gnadenweiler spielte ein Mädchen mit dem Gewehr seines Vaters. Der Schuß ging los und das Mädchen stürzte sofort tot zusammen.
Dresden, 19. Dez. Ein frecher Raubanfall wurde heute nachmittag in dem am Neumarkt gelegenen Hofjuweliergeschäft Moritz Emil Meyer verübt. Um diese Zeit kam vom Neumarkte her ein junger Mann mit einer Maske vor dem Gesicht, stellte sich vor eines der großen Schaufenster und zertrümmerte plötzlich mit einem großen Stein die Scheibej dieses Schaukastens, raubte ein Kollier und ein Perlenhalsband im Werte von etwa 30000^, sowie noch verschiedene andere Schmuckgegenstände im Werte von 20 OM ^ und ging flüchtig. Inzwischen waren die im Laden befindlichen Personen auf den Vorfall aufmerksam geworden und verfolgten den flüchtigen Räuber. Unterwegs warf dieser die Schmuckgegenstände von sich und flüchtete sich in das Gebäude der Dresdener Kreishauptmannschaft in der Schloßstraße, wo es seinen Verfolgern gelang, ihn im zweiten Stock zu stellen. Doch ehe er festgenommen werden konnte, zog er blitzschnell einen Revolver hervor und schoß sich eine Kugel in den Kopf. Er brach sofort tot zusammen.
r Die Geldquellen. Münzstätten, in denen das Geld geprägt wird, gibt es im Deutschen Reich 9, und zwar in Berlin, München, Stuttgart, Frankfurt a. M., Hannover, Dresden, Karlsruhe, Hamburg und Darmstadt. Aus den Münzen wird der Ursprungsnachweis durch Ausprägung eines lateinischen Großbuchstabens geführt und bedeutet Berlin, 8 Hannover, 0 Frankfurt, v München, k! Dresden, 8° Stuttgart, 6t Karlsruhe, U Darmstadt und 3 Hamburg. Aus 1 kA Feingold werden 2790 in Reichsgoldmünzen aus 1 Kss Feinsilber 2M ^ in Reichssilbermünzen geprägt. Der Preis des ungeprägten Goldes in Deutschlands beträgt 2784 ^ für 1 kg Feingold. Der Preis des ungeprägten Silbers wechselt. Er betrug 1880 durchschnittlich 154 für 1 kg Feinsilber, und sank immer, so daß z. B. 1905 nur mehr 81 ^ für 1 kg Feinsilber zu bezahlen waren.
Hamburg, 19. Dez. Die amtliche Untersuchung der Produkte der Altonaer Margarinewerke Mohr u. Co. G. m. b. H. hat ergeben, daß alle drei Marken: „Backa", „Louisa" und „Frischer Mohr" das Pflanzengift Rarda-
mom enthalten. Die Wirkung dieses Giftes ist umso schärfer, je älter das Produkt ist. Die angestellten Tierversuche ergaben, daß die Tiere nach der Verabreichung von „Backa" nur leicht erkrankten, während sie nach dem Genuß der beiden anderen Marken eingingen.
Die Staatssekretäre Dr. Delbrück und Wermuth befinden sich wieder aus einer Vorstellungsreise. Am Samstag machten sie dem Großherzog von Hessen in Darmstadt ihre Aufwartung.
Ausland.
Dr. M. Wilh. Meyer -s-. Wie aus Meran gemeldet wird, ist dort am 17. Dezbr. nach längerem Leiden einer unser verdienstvoffsten populär-naturwissenschaftlichen Schriftsteller, Dr. M. Wilhelm Meyer, im Alter von 57 Jahren gestorben. Der rastlos tätige, geistvolle und kenntnisreiche Mann, allgemein bekannt unter dem Namen „Urania-Meyer", hat es wie wenige verstanden, die Ergebnisse moderner Forschung auf den Gebieten der Astronomie und Astrophysik, Geophysik und Geologie weitesten Kreisen zugänglich und verständlich zu machen und durch seine wissenschaftlich gediegenen und dabei ungemein anziehend in der Form gehaltenen Schriften das Interesse der Laienwelt für jene schwierigen Fragen zu erwecken und rege zu erhalten.
Wien, 20. Dez. Die Gemahlin des Grafen Wolf- Metternich, Frau Clair Valentin, hat gestern vormittag ihren Mann im Landesgefängnis besucht. Sie hat, wie die N. Fr. Pr. meldet, im Laufe des Abends einen Selbstmordversuch verübt, indem sie sich die Pulsadern mit einem Messer aufschnitt. Es konnte ihr noch rechtzeitig ein Verband angelegt werden.
Mailand, 20. Dez. Ein Mitarbeiter der „Perse- veranza" hatte in Freibnrg (Schweiz) eine längere Unterredung mit dem Prinzen Max von Sachsen. Der Prinz erklärte, er habe sich in vollem Einklang mit der Kirche geglaubt, wenn er sich in seinem Artikel entgegenkommend gezeigt habe. Er sehe ein, daß er sich getäuscht habe. Er werde als Priester seine Pflicht zu tun wissen, aber bisher habe er von Rom keine Aufforderung, seine Ansicht abzuschwächen oder auch nur eine Verurteilung seines Artikels erhalten, mit Ausnahme der Veröffentlichung im vatikanischen „Osservatore Romano".
Kopenhagen, 20. Dez. In dem Blatte „Politiken", wie gleichzeitig im amerikanischen „Hampton Magazine" beginnt Dr. Cook eine Darstellung seiner Nordlandsfahrt, die er als „die Wahrheit" über dieses denkwürdige Ereignis bezeichnet. Cook behauptet nicht mehr, den Po! erreicht zu haben, aber er macht mit größter Bestimmtheit geltend, daß er in gutem Glauben handelte, als er vorgab, vom Nordpol zu kommen.
Petersburg, 19. Dez. Wie verlautet, ist die Stellung des neuernannten Unterrichtsministers Kussom wegen der Fortdauer der Studentenbewegung ernstlich erschüttert. — Weiter heißt es, daß finnländische Agitatoren beträchtliche Summen zum Zwecke der Wiederentfachung der revolutionären Bewegung in Finnland verteilen.
London, 19. Dezbr. Nach einer Loydmeldung aus Dover betrachten die mit der Abbringung des gestrandeten Fünfmastschiffes „Preußen" beauftragten Unternehmer das Schiff nunmehr als ein vollkommenes Wrack und stellten die weiteren Arbeiten ein.
London, 19. Dez. Der englische Aviatiker Sopwith hat am Sonntag morgen aus einer Howard-Wright-Ma- schine den Kanal überflogen. Er ist morgens 8 Uhr auf der Insel Sheppey aufgestiegen und bei Beaumont in Belgien um 2 Uhr 30 Min. gelandet. Er wird den ausgesetzten Preis von 80000 gewinnen.
Madrid, 19. Dez. Der Dampfer, der gestern nördlich der Insel Gran Canaria wegen des Verlustes des Steuerruders um Hilfe signalisiert hat, ist heute in den Hasen von Teneriffa eingeschleppt worden. Es soll kein deutscher, sondern ein englischer Dampfer sein.
Haiderabad, 13. Dez. Die Kronprinzenreise. Heute vormittag fand eine Pantherjagd in zerklüfteten Felsen statt, die von Treibern umstellt worden waren. Zwei Leoparden wurden durch Feuerwerkskörper aus den Felsenhöhlen getrieben. Sie sielen zwei Treiber an, die aber nur leicht verwundet wurden. Der Kronprinz schoß beide Leoparden. Der erste, spitz kommend, wurde in die Brust geschossen und nahm den Kronprinzen an -, er kam bis aus drei Meter an den Kronprinzen heran, der ihm dort den zweiten tötlichen Schuß gab. Der Kronprinz legte große Unerschrockenheit an den Tag. Die Iagdelefanten wurden nur zum Aufsuchen des zweiten gefallenen Leoparden benutzt.
Haiderabad, 20. Dez. Zu Ehren des deutschen Kronprinzen fand eine Parade des gesamten englischen Heerlagers von Secunderabad statt, das 12 OM Mann weißer eingeborener Truppen umfaßt. Im Verlaufe der
Parade ließ sich der Kronprinz die hier weilenden Reichsdeutschen vorstellen. Der Kronprinz tritt morgen, nachdem er beim Minister des Nizam das Frühstück eingenommen hat, die Abreise nach Bombay an.
China wird wirklich modern. Der Reichsausschuß hat in einer bewegten Sitzung-mit großer Mehrheit beschlossen, beim Thron nicht nur die Ablegung des Zopfes, sondern auch die Einführung europäischer Kleidung für Beamte zu beantragen.
Newyork, 19. Dez. Eine Gasexplosio'n zerstörte heute früh die Kraftanlage der Newyork Central Roil Road mitten in der Stadt. In zwölf Häuserblocks im Umkreis wurde jedes Fenster zerschmettert. Viele Gebäude sind erheblich beschädigt. Mehrere Straßenbahnwagen wurden aus dem Geleisen geschleudert. Einer flog auf ein Automobil, jwobei mehrere Personen getötet wurden. In dem Krafthaus, welches einen ganzen Block einnahm, wurden etwa zwanzig Personen getötet und über hundert verletzt.
Newyork, 19. Dez. Bei der Explosion in der Kraftanlage der Newyorker Central Rail Road ereigneten sich unbeschreibliche Szenen der Verwüstung. In einem Kinderhospital in der Nähe wurden viele Kinder verletzt. Man entdeckte im Umkreis von einem Kilometer neun Leichen; weitere werden unter den Trümmern vermutet. Hundert Verletzte sind in ärztlicher Behandlung. Entstanden ist die Explosion durch das Auffahren eines Rangierzugs auf die Prellböcke, wodurch Acetylengas im Zug frei wurde, sich mit Luft vermengte und Kurzschluß dieses Gemisch zur Explosion brachte.
— Bei der Explosionskatastrophe in der Zentralbahn sind nach den neuesten Nachrichten 10 Personen getötet und 75 verwundet worden. 5 Personen werden noch vermißt; sie liegen jedenfalls als Leichen unter den Trümmern.
Newyork, 20. Dez. Bei der Katastrophe der Zentralbahn wurden 12 Personen getötet, 109 verletzt. Der Materialschaden beträgt mindestens 2 Millionen.
Washington, 18. Dez. Präsident Taft hielt in der Gesellschaft für schiedsgerichtliche Entscheidung internationaler Streitigkeiten eine Rede, in der er u. a. ausführte: Wir haben ausgezeichnete Küstenverteidigungswerke und eine sehr- gute Flotte, die geeignet sind, eine Invasion auf dem Seewege zu verhindern. Das Volk der Vereinigten Staaten würde niemals darin einwilligen, ein stehendes Heer zu unterhalten, das genügend stark wäre, es in einer Schlacht mit den stehenden Heeren der Großmächte aufzunehmen.
Washington, 19. Dez. Nach dem veröffentlichten Berichte des Äckeraaubureaus beliefen sich die endgültigen Ernteergebnisse in diesem Jahre für die nachstehenden Halmfrüchte wie folgt: Winterweizen 464 044 OM Bushels; Frühjahrsweizen 231399 000 Bushels; Gesamt-Weizen 695 443 OM Bushels; Mais 3 125 714 000 Bushels; Hafer 1 125 765 000 Buchet«; Roggen 33 039 MO Bush, und Gerste 160 227 OM Bushels.
Als Weihnachts-Geschenk
Nen!
eignet sich vorzüglich: Soeben erschienen.
Neu!
Deutsche Märchen.
Gesammelt durch Brüder Grimm.
Mit s20 Bildern.
Nach den Originalzeichnungen von Dora Polster.
Nicht nur den Kindern, sondern erst recht den großen Leuten wird dies köstliche Buch willkommen sein, das die Märchen der Brüder Grimm in ihrer ursprünglichen Fassung enthält. Eine junge münchener Künstlerin hat diese Märchen mit Bildern voll Kraft und Liebe geschmückt, an denen gleichfalls Junge und Alte ihre Helle Freude haben werden. Schon wer das Buch nur flüchtig durchblättert, wird sich ins Märchenland versetzt fühlen, aus dessen Zauberbrunnen der sich vertiefende Leser selige Jugend trinken mag.
Vorrätig in der Lai.eL-'schen Buchhdlg. Nagold.
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3 u. 5
Hiezu das Plauderstübchen Nr. 51
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei lEmi! Zaiser) Nagold. - Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.
K. Amtsgericht Nagold.
Im hiesigen
Güterrechtsregister
Teil I, Seite 119, wurde heute bei den Ehegatten Christian Friedr. Klingel, Schreiner und Wirtschaftspächter in Wildberg, und Marie Klingel, geb. Bauer, daselbst unter Nr. 1 eingetragen:
Die Eheleute haben durch Ehevertrag vom 13. Dezember 1910 den Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft mit Wirkung vom Tag der Verehelichung (16. April 1910) festgesetzt. Das Angebrachte Gut der Frau ist zum Vorbehaltsgut derselben erklärt worden. Den 17. Dezember 1910.
Landgerichtsrat Ligel.
Nagold.
Birnschnitze
1 Pfund bei 5 dito
Ir».
18 4.
17 4. ,
I*ttS»»»III^I»
1 Pfund 28 4 > bei 5 dito 26 4> empfehlen solange Vorrat
Berg A Schund.
Kgl. Amtsgericht Nagold.
Im hiesigen
Güterrechtsregrster
Teil l Seite 120 wurde heute bei den Ehegatten Josef Bischof, jun. Schäfer in Obertalheim und Helene Bischof daselbst unter Nr. 1
eingetragen. ^ EE,mng des Konkursverfahrens über das Vermögen
des Ehemannes leben die Eheleute in Gütertrennung.
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Menbalin-Uaketadreffen
2 Stück für 1 -o sind zu haben bei C.