Erschein! täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1.10 mit Träger­los,» 1.20 im Bezirks-

und 10 Xm.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.

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Fernsprecher Nr. 29.

84. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzcigen-Gcbühr sür die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen. Plauderstübchcn, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

-N 298

Bekanntmachung,

betr. einen Wettbewerb für Bauhandwerker.

Die Bauhandwerker werden auf die Bekanntmachung der K. Zentralstelle sür Gewerbe und Handel vom 3. Dez. 1910, Gewerbeblatt Nr. 50, betr. den Wettbewerb für Bauhandwerker, (Zimmerleute, Schreiner, Dreher, Maler, Tapezierer, Glaser, Steinhauer, Gipser, Schlosser, Flaschner) hingewiesen. Die näheren Bestim­mungen können bei den Stadtschultheißen-, bezw. Schult- hsißenämtern eingesehen werden.

Den 12. Dezember 1910. Kommerell.

Politische Uebersicht.

Ein deutscher Heimarbeitertag wird am IS.

Januar in Berlin stattfinden, um, ehe im Reichstag über das Hausarbeitsgesetz Beschluß gefaßt wird, in einer ein­drucksvollen Kundgebung noch einmal die Forderung zu erneuern, die durch das Hausarbeitsgesetz erfüllt werden müssen. Das Hauptreferat hat Professor Dr. Robert Wilbrandt-Tübingen übernommen. Die Geschäftsstelle ist das Bureau für Sozialpolitik, Berlin, Nollendorfstraße 29/30.

Mehrere Münchener Universitätsprosessore» der katholischen Theologie haben sich, um nicht dem Moder- nisteneid zu verfallen, von ihrer seelsorgerischen Funktion auf Grund deren sie zum Eid herangezogen werden könnten, entbinden lassen. Die anderen haben den Eid geleistet. Dem Vernehmen nach hat beim Hosstift St. Kajetan ein Geistlicher die Leistung des Eides abgelehnt.

In der Angelegenheit des Prinzen Max von Sachsen liegen, so schreibt derSachs. Landesdienst", in Dresden amtliche Nachrichten bis jetzt nicht vor. In maß­gebenden Kreisen besteht die Auffassung, daß die Angelegen­heit lediglich die (Person des Prinzen und seine geistliche Tätigkeit berührt und daher bei diesem Stand der Sache kein Anlaß zu einer Stellungnahme der Regierung gegeben ist.

In der Frage der deutschen Schadenersatzan­sprüche aus dem britisch-südafrikanischen Krieg lehnt die englische Regierung, wie dieNordd. Allg. Ztg." mitteilt, ein Eingehen aus alle Reklamationen, die seinerzeit den in Britisch-Südafrika eingesetzten britischen Kommissionen unter­breitet worden sind, ab, und ist hinsichtlich dieser Rekla­mationen auch nicht bereit, dem deutschen Antrag auf Ueber- weisung der Angelegenheit an den ständigen Schiedshof im Haag zu entsprechen. Nur sür einige Fälle, die den Kom­missionen nicht Vorgelegen haben, erkennt sie an, daß es sich um eine Rechtsfrage handelt, und will diese dem Haager Schiedshof unterbreiten. Das deutsche Auswärtige Amt gedenkt die Angelegenheit bei der britischen Regierung weiter zu verfolgen.

Nach Meldungen aus Mexiko hat eiu neues heftiges Gefecht zwischen Regierungstruppen und Insurgenten in der Nähe von San Andres im Staat Chihuahua statt­gesunden. Die Regierungstruppen haben in den letzten

Die Goldinsel.

98 von Clark Russell. (Fortsetzung.)

Erst als es uns glücklich gelungen war, das Fock­segel zu setzen, und der Wind dieses große Stück Leinwand etwas zu bauschen begann, kamen wir ein wenig mehr in Fahrt.

Als wir an ein anderes Segel gehen wollten, erschien mein liebes Mädchen und verlangte angestellt zu sein.

Ich blickte ihr sogleich ins Gesicht und fragte: Wird es auch gehen?

O, ich werde schon können, erwiderte sie mutig. Na, dann komme, mein kleiner Maat, rief ich in übermütiger Freude, ich ernenne dich zu meinem Steuermann.

Am Rade machte ich ihr vor, wie man zu drehen hätte, um das Schiff nach Backbord oder Steuerbord zu wenden, und wie man es in einer bestimmten Richtung hielte. Sie begriff das alles sehr schnell, und nach einer kleinen prak­tischen Probe, die mir zeigt, daß sie die nötigen Armkräfte besaß, bezeichnet? ich ihr als Richtungspunkt einen größeren Stern auf Steuerbord, der genau über der Nock derGroß- raae funkelte.

Noch einige Augenblicke erfreute ich mich daran, wie stramm sie mit ihren zarten Händen die Spaken umfaßt hielt, und wie unverrückt sie das Schiff den angegebenen Kurs steuerte, dann rannte ich wieder davon.

In äußerster Hast, denn jeder versäumte Augenblick konnte uns zum Verderben werden, fuhren Wetherley und ich fort, der Bark so viel Leinwand aufzupacken, als wir vermochten. Mit jedem neuen Segel gewannen wir an

Mittwoch, den 2t. DezemSsr

Kämpfen keinen Pardon gegeben, sondern die Gefangenen sowie die Verwundeten getötet.

Die mexikanischen Revolutionäre haben die Regierungstruppen bei Minaca geschlagen; von diesen sind angeblich 800 Mann gefallen, auch die Revolutionäre hatten schwere Verluste. Der Botschafter der Verein. Staaten in Mexiko meldet, daß sich die Stadt Guerrero (Provinz Chihuahua) entgegen anderen Meldungen noch im Besitz der Revolutionäre befinde.

Das peruanische Ministerin« hat sich neu

Konstituiert, wobei lediglich das Ministerium des Auswärtigen neu besetzt worden ist.

Tages-Nemgkeiten.

Aus Stadt und Land.

Gündringen, 18. Dez. In der letzten Sitzung beschlossen die bürgerlichen Kollegien, unfern Veteranen es sind deren noch 3 eine Ehrengabe von je 8 ^ zu gewähren.

r Stuttgart, 19. Dez. (Reformationsdenkmal.) Der Wettbewerb für das württ. Reformationsdenkmal ist vom Denkmalausschuß nunmehr ausgeschrieben. Eingeladen sind dazu die in Württemberg ansässigen oder geborenen Künstler. Vorgesehen sind 4 Preise zu je 1000 Das Preisgericht besteht aus: Professor v. Haug, Direktor der K. Akademie der bildenden Künste, Professor^'Hclbich, Professor Dr. Theodor Fischer (München), Oberbaurat Eisenlohr, Architekt M. Elsässer, Stadtdekan Keeser, Oberkonsistorialrat D. Dr. Merz. Einlieserungstermin für die Entwürfe ist der 3. April 1911.

Eine Versammlung des Tierärztlichen Landes­vereins nahm nach einem eingehenden Bericht des Ober­amtstierarztes Ir. Wagner-Geislingen die vom Ausschuß des Vereins gefaßte Resolution hinsichtlich der Aufhebung der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart an. Sie lautet:

Der Tierärztliche Landesoerein sür Württemberg an­erkennt zwar, daß nach den für die Residenzstadt Stutt­gart vorliegenden Verhältnissen gegen den Fortbestand der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart überwiegende finanzielle Rücksichten geltend gemacht werden können. Andererseits aber erachtet er es für seine Pflicht, inanbetracht der durch die Einverleibung der Tierärztlichen Hochschule in den Organismus der Laudesuniversität ermöglichten allseitigen Vertiefung der tierärztlichen Wissenschaft und der Allgemeinbildung der Tierärzte sowie der daraus entspringenden Förderung der biologischen Wissenschaften, der Landwirtschaft und des öffentlichen Wohls nochmals auf die hohe wissenschaftliche und praktische Bedeutung der Bildung einer selbständigen Tierärztlichen Fakultät in Tübingen hiuzuweisen."

r Vom Murgtal, 20. Dezbr. (Einbruch.) Letzte Woche ist in der zwischen Klosterreichenbach und Rot ge­legenen Villa Leinshof ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt worden. Der oder wie man annehmen muß, die Diebe,

Fahrt und merkten, wie das unaufhörliche Toben am User immer schwächer wurde. Bald drang kein Ton mehr zu uns, doch wir ließen in der Arbeit immer noch nicht nach.

Endlich konnten mir gewiß sein, daß wir von dem Boot nichts mehr zu fürchten hatten, falls der Himmel uns vor Windstille bewahrte. Und darauf setzte ich mein volles Vertrauen, da Gott ja bis hierher alles gnädig hatte ge­lingen lassen.

Mit dem größeren Gefühl der Sicherheit und der da­durch abnehmenden geistigen Spannung schwanden mir all­mählich die Kräfte. Ich konnte nicht mehr.

Wetherley, keuchte ich, nachdem wir noch den Klüver gesetzt hatten nun steht vorläufig Leinwand genug, nehmen Sie jetzt das Rad; der Dame werden die Arme schon müde sein, und ich bin nachgerade auch fertig.

Kann ich mer denken, erwiderte er, indem wir nach hinten schritten. Hab' mich schon lange gewundert, daß Sie das Geschiffte nach Ihrer Schwimmpartie und all der ver­dammten Angst, die Sie da drüben ausgestanden haben mögen, so lange aushielten. Bin doch mächtig neugierig, wie Se's fertig gebracht haben, sich fort zu machen.

Ja, das glaube ich, aber vorderhand lassen Sie mich damit in Ruh; ich kann jetzt nicht viel sprechen.

Ich fand meinen herzigen Steuermann noch immer das Auge fest auf den angegebenen Stern gerichtet. Als Wether­ley ihr das Rad mit einem freundlichen Nicken und: Brav Strich gehalten, Ma'am abnahm, blickte sie mich ängst­lich an, weil sie mich so arg matt sah, ergriff meinen Arm und führte mich sorglich nach dem nahen Plätzchen auf dem Vorsprung des Hecks, auf dem der Kapitän so oft gesessen

191Ü

sind anscheinend durch ein Kellerfenster in die Villa einge­stiegen und haben darin wohl einige Tage gehaust. Die Vorräte an Sekt und Wein wurden anfgebraucht und sonst wurde mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Die innere Einrichtung des Hauses, vor allem auch die Betten, wurde in der bei Einbrechern ab und zu beliebten Art verwüstet. Bis jetzt hat man trotz eifriger Nachforsch­ungen noch keine Spur der Täter entdeckt.

r Reutlingen, 19. Dez. (Billiger Wein.) Billigen Festwein wollte sich ein 35 Jahre alter verheirateter Taglöhner von Pfullingen verschaffen, indem er am Sams­tag in einer hiesigen Wirtschaft ein 32 Liter haltendes Füß­chen Wein sich aneignete. Nachdem ihm ein gleiches Ex­periment im Herbst geglückt war, wurde er diesmal von einem Fahnder auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Der Wein sei dieses Jahr so schwer zn bekommen, gab der Taglöhner bei seiner Vernehmung an, und deshalb habe er sich auf diese einfache Weise welchen zu verschaffen gesucht, um über Weihnachten davon trinken zu können. Den Diebstahl vom Herbst räumte er ein.

r Trossingen, 20. Dez. (Untreue.) Seit Sams­tag früh ist ein hiesiger Kaufmann, der zugleich Kassier des Bau- und Sparvereins war, flüchtig. Berbandsreoisor Schumacher aus Stuttgart sollte am Samstag eine Revision der Kasse des Vereins vornehmen. Kasse und Bücher gehen aber nicht in Ordnung. Die Verfehlungen scheinen schon auf frühere Jahre zurückzugreifen. Eine Uebersicht kann erst durch eine vollständige Nachprüfung sämtlicher Bücher gewonnen werden.

r Reichenbach OA. Saulgau, 20. Dez. In nächster Nähe unseres Ortes ist am Sonntag nachmittag ein aus südwestlicher Richtung kommender Luftballon gelandet. Die Landung erfolgte wegen Gasmangels. Der Gondel ent­stiegen zwei Franzosen, die angaben, am Samstag abend 7 Uhr mit dem Ballon in Paris aufgestiegen zu sein. Nach­dem der Ballon verpackt war, wurde er zur Bahn nach Schussenried verbracht.

r Wnnpsen, 20. Dez. (Einbruch.) In letzter Nacht wurde in der Billa Friedrichsruh, deren Bewohner zur Zeit in Düsseldorf weilen, eingebrochen. Türen und Möbel wurden vielfach beschädigt. Geld haben die Diebe aber nicht gefunden. Es fehlt von ihnen jede Spur.

Deutsches Reich.

Berlin, 20. Dez. Major Dominik von der Schutz­truppe für Kamerun ist nach einer telegraphischen Meldung aus Conakry in französisch Westafrika, am 16. Dezember an Bord des DampfersEleonore Wörmann", der (den Schwerkranken nach der Heimat bringen sollte, an akuter Herzklappenentzündung gestorben.

Berlin, 20. Dez. Der Kaiser genehmigte die nach­gesuchte Beurlaubung von 20 Offizieren der preußischen Armee zwecks einer dreijährigen Reorganisationstätigkeit in der brasilianischen Armee.

hatte. Dann sprang sie flink in die Kajüte und kam mit

einem Glas Brandy wieder. Der tat mir gut. Ich zog

sie an meine Seite, vermochte aber kein Wort hervorzu- bringen, jedoch nicht etwa aus Schwäche infolge der über­mäßigen Anstrengung, sondern vor Herzensjubel. Alles jauchzte in mir und erst jetzt empfand ich die ganze Selig­keit, in ihren Armen gelegen, so plötzlich das stumme Be­kenntnis ihrer Liebe erhalten zu haben, und nun zum Gipfel allen Glücks uns gerettet zu wissen. Ich streichelte ihr beständig die Hand, während sie, von ihren Gefühlen überwältigt, leise schluchzend ihren Kopf an meiner Schulter barg. Es war, als ob sie dieser Berührung mit mir be­dürfte, um sich ganz bewußt zu werden, daß sie mich wieder

habe.

Endlich vermochte ich den Drang meines Herzens nicht mehr zu dämmen, und bebend, beinahe atemlos, ganz, ganz leise entquoll es ihm: Sage einmalLiebste".

Und fast nur gehaucht, aber bekräftigt durch einen Druck ihrer Hand kam es zurück:Liebster".

Dies Wort von ihren Lippen! Gott im Himmel, war es denn Wirklichkeit? Träume ich auch nicht? War es denn möglich, daß ich ihr Herz gewonnen hatte? Ich machte mir Vorwürfe, sie in diesem, uns beide überwältigen­den Augenblick zu einem Wort verleitet zu haben, das sie vielleicht später bereute. Ich klagte meine Schwach­heit an, mein Herz nicht bis zu unserer Heimkehr zurück­gehalten zu haben. Konnte sie bei der hohen gesellschaft­lichen Stellung, die sie einnahm, mein Weib werden wollen? Was würde ihre Mutter sagen? Würde sie einwilligen?

Fortsetzung folgt.