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gediehen. Der liebe Gott hat auch noch andere Kostgänger als den Menschen und denen er ihre Speise reicht, ohne daß sie darum sorgen. Stehst du dort an den einladenden Beerlein das Rotkehlchen, wie es sich dieselben trefflich schmecken läßt und dabei sein bekanntes „Pst! Pst!" ertönen läßt? Schaust du die Drosseln und Grasmücken, wie sie auf den Mehlbeerbäumen und Holunder« büschen ihr Mittagsmahl halten und so fröhlich und vergnügt sind, als ob es keine besseren Leckerbissen geben würde? Bemerkst du, wie die Laubvözel und Rotschwänzchen sich in die Luft erheben und Mücken und kleine Schmetter« linge Haschen? Vernimmt dein Ohr den wohlklingenden Gesang des Mönchs und den Hellen Triller de« „Müllerchens"? Ueberall herrscht noch regsames Leben, Zwitschern und Gesang und doch ist der Sommer im Verschwinden begriffen und bald wird rotes Laub die Bäume färben. Dem aufmerksamen Beobachter entgeht freilich nicht, daß jetzt durch die ganze Natur eine andere Färbung, eine gedrücktere Stimmung zieht. Die Töne des nahen Herbstes sind gedämpft, sie klingen wie ein Nachklang einer lieblichen Zeit; das Helle Entzücken, der volle Jubelstrom kommt nicht mehr aus den Kehlen der Frühjahrssänger. Er geht ihnen wie einem Scheidenden, der wohl noch mit Freude aber doch mit gewisser Wehmut im Kreise der Freunde und in der Uebgewordenen Heimat weilt. Stehen ja viele unserer Sänger nun vor ihrer Abreise in die wärmeren Regionen des Südens. Schon haben sich die Störche und Staaren aufgemacht und sind an den Senegalfluß hinabgesteuert. Du hörst auch nicht mehr den immer gern vernommenen Ruf des Kukuks; der schlaue Vogel ist nach Aegypten gezogen, um dort seine alten Bekannten zu begrüßen und sich an den gepriesenen „Fleischtöpfen" gütlich zu thun. Erblickst du dort auf dem First des Nachbarhauses und auf den nahen Telegraphendrähten die schnellbewegte Schaar unsere lieben Schwalben? Sieh! Zwitschernd erhebt sich auf einmal der ganze Schwarm in die Luft um wieder auf den Sammelplatz zurüchukehren, aber balde, balde wirst du sie missen. Sie eilen fort in die weite blaue Ferne und ihnen nach folgen reichlich genährt, körperlich gekcäftigt und vortrefflich ausgerüstet zu dem beschwerlichen Zuge die Nachtigall, der Mönch, die Grasmücken u. a. Ihr Abschiedslied, das sie uns beim Wegziehen innig und weich ins Ohr flüstern, lautet in sinniger Weise: Nein, ich vergeh dich nicht! Beim nächsten Frühling-licht siehst du mich wieder hier mit neuem Lied, dann werd ich fröhlich sein, im Hellen Sonnenschein jubeln mit lautem Klang Frühlingsgesang. Und wir, dankbar für den prächtigen Gesang und den außerordentlichen Nutzen, den uns die Vözlein gewähren, rufen ihnen ein fröhliches „Auf Wiedersehen"! zu.
Für Eltern und Kinder. Folgende Prügel-Anzeige ist im „Daily Telegraph" zu lesen: „An Eltern! Unartige Knaben und Mädchen jeden Alters können in ihrem Hause von einem tüchtigen Zuchtmeister gestraft werden, der gewohnt ist, körperliche Strafen anzuwenden. Alle schlechten Gewohnheiten können durch einen oder zwei Besuche kuriert werden. Preis 5 Sh. für zwei Besuche." Dies ist sicherlich das Neueste, was die Weltstadt hervorgebracht hat — „Zuchtmeister", welche ausgehen, um Knaben und Mädchen zum Preise von 2>/2 Sh. den Körper zu peitschen.
Fruchtzucker als Bienenfutter.
Entgegnung.
Unter dieser Ueberschrift enthielt No. 113 d. Bl. eine zum mindesten voreilige Erwiderung der „Zuckerfabrik Maingau" auf den Rat, die Bienen I
gut, — aber nicht mit Fruchtzucker! — zu füttern. Wenn nun der Einsender jenes ersten diesen Rat enthaltenden Artikels sich erlaubt den werten Leser dieses mit einer Entgegnung auf die genannte Erwiderung zu belästigen, so sei zum voraus ausgesprochen, daß Gegenwärtiges die einzige und letzte Erklärung bleibt. _
Vor allem beschuldigt die genannte Fabrikleitung den Verfasser des betreffenden Eingesendet, dasselbe nicht unterzeichnet zu haben. Hierauf erlaubt sich derselbe nun zu bemerken, daß für keinen Bienenzüchter unseres Bezirks — und solchen war doch mein Rat erteilt! — das betreffende Eingesandt anonym sein konnte, daß vielmehr jeder wußte, daß der Schreiber sowohl das Recht als auch die Pflicht hatte, jene Aufmunterung und jenen warnenden Rat zu erteilen. ,
Ob nun aber der Verfasser für seine Aeußerung keine Gründe hatte? —' Die eigene, traurige vierjährige Erfahrung, sowie die Aussprüche württem- bergischer Autoritäten in Bezug auf die Bienenzucht sind ihm Grün de genug.
Weiter beschuldigt jene Erwiderung den Verfasser des Eingesendet völliger Unkenntnis des Fruchtzuckers. Wenn aber die betr. Zuckerfabrik kaufmännische Buchführung hat, so wird sie auch unter ihren Abnehmern einen Sch. W. in A.-H. finden und ebenso ist derselbe Namen in einer Zeugnisliste der Fabrik vertreten; allein die Zeit und eigene Erfahrung haben den Einsender eines andern belehrt. Davon also, daß derselbe den Fruchtzucker „gar nicht kennt", kann keine Rede sein._
Wenn derselbe sodann in vier Jahren die Bienenfütterung „mit Unverstand" getrieben hat, so glaubt er, daß auch eine wohllöbliche Direktion der Zuckerfabrik Maingau ihn keines Bessern zu belehren im Stande sein wird; denn kW. auch Dr. Pollmann redet von Fruchtzuckerfütterung in den.. Trachtpausen, so daß also die Bienen selbst schon Naturhonig ansammeln konnten, während Einsender Fruchtzucker als einziges Bienenfutter im Auge hatte.
Wenn sich aber' endlich in Regensburg, wie in Ulm in öffentlicher Versammlung mitgeteilt wurde, die Redakteure von sieben hervorragenden Bienenzeitungen Deutschlands das Wort gegeben haben, von Fruchtzucker nichts mehr zu schreiben, heißt das dann nicht den Fruchtzucker für die Bienenfütterung ins Grab legen?!
Hl« Bedürfnis des Volkes befriedigt nur ein Mittel, das nicht allein durch seine Billigkeit auch dem minder Bemittelten zugänglich, sondern welches auch einfach und klar in seiner Zusammensetzung, sicher und zuverlässig in seinen Wirkungen ist. Ein solches echtes und rechtes Volksheilmittel sind die seit zehn Jahren bekannten, von den höchsten medizinischen Autoritäten geprüften und empfohlenen Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen, welche, wie ärztlich konstatiert ist, bei einer guten und gleichmäßigen Wirkung während längerer Zeit andauernd ohne alle und jede Beeinträchtigung gebraucht werden können. Die Schweizerpillen, welche im Laufe der Zeit all die scharfwirkenden, teuren Tropfen, Mixturen, Salze, Bitterwasser ec. verdrängt haben, sind daher ein unentbehrliches Hausmittel für alle Diejenigen, welche an den oft so üblen Folgen von Verdauungsbeschwerden zu leiden haben. Viele Aerzte empfehlen auch dieses Mittel, das sich Jeder für ein Billiges im Hause halten kann, auf das Lebhafteste. Die Apotheker Richard Brandt's Schwe-zerpillen sind in den Apotheken L Schachtel 1 ^ vorrätig, doch achte man genau auf das weiße Kreuz in rotem Felda und den Vornamen.
Amtliche Kekauutumchuugeu.
Bezirkskrankenkasse.
Htechnungsabschkuß für das Jahr 1888 .
Einnahmen:
1) Kaffenbestand vom Vorjahr. 484 49 H,
2) Zinse von Kapitalien. 1 „ 50 „
3) Eintrittsgelder . .. 783 „ 81 „
4) Beiträge. 11,479 „ 27 „
5) Ersatzleistungen für gewährte Krankenunterstützung 248 „ 72 „
6) Aus zurückgezogenen Sparkasseneinlagen . . . 500 „ — „
7) Sonstige Einnahmen.^_ 2 „ 50 „
Ausgaben:
1) Für ärztliche Behandlung. 2,067 81 H.
2) Für Arznei und sonstige Heilmittel ....
3) Krankengelder:
s) an Mitglieder .... 4,258 87 H,
d) an Angehörige der Mit glieder 87 » 90 „
4) Unterstützungen an Wöchnerinnen.
5) Sterbegelder..
6) Kur- und Verpflegungskosten an Krankenanstalten
7) Zurückbezahlte Beiträge und Eintrittsgelder
L) Anlagen bei Sparkassen.2,000
9) Verwaltungskosten . ..1,284
10) Sonstige Ausgaben.
13,057 12 H.
Demnach verbleibt eine Mehr-Einnahme von 443 17 H.
Den Arbeitgebern und Kaffenmitgliedern steht noch das Recht zu, die Rechnung binnen einer von heute an laufenden Frist von 8 Tagen auf dem Rathause einzusehen.
Den 1. Oktober 1889.
Der Vorfitzende: Kassier:
Louis Korudvrser. Sober.
13,500
29 H.
81 H.
1,743
24
4,346
77
58
65
322
—
1,189
32
10
84
2,000
ff
—
1,284
41
34
„
08
„
Calw.
Rezirkskrankenka^e.
Nachdem die Verwaltung der Kasse mit den Herren Aerzten und Wundärzten des Bezirks (ausgenommen Herrn vr. Schiemann in Teinach) einen Vertrag in der Weise abgeschlossen hat, daß vom 1. Oktober I. an für die ärztliche Behandlung der Mitglieder der Bezirkskrankenkasse eine Aversalentschädigung, die nach dem Durchschnitt der Mitgliederzahl zu berechnen ist, bezahlt wird, und außerdem für verlangte Extraberufungen dem Arzte eine Reiseentschädigung von 50 H, dem Wundarzte eine solche von 30 H, für jeden Kilometer der Entfernung vergütet wird, so wird diese neue Einrichtung zur Kenntnis der beteiligten Kassenmitglieder gebracht.
Als Kassenärzte sind hiernach zu betrachten die Herren: Oberamtsarzt vr. Müller. Oberamtswundarzt vr. Schiler, vr. Zahn, sämtlich in Calw, vr. Lütje in Liebenzell; Wundärzte: Krayl in Calw, Lörcher in Altburg, Berger in Neubulach, Din gl er in Gechingen, Mün- singer in Deckenpfronn.
Die Kosten, welche durch Zuziehung anderer Aerzte erwachsen, als der eben bezeichneten Kastenärzte werden von der Bezirkskrankenkaffe nicht bezahlt.
Zur Vermeidung von unnötigen Reisekosten ist die Bestimmung ge- ^ troffen, daß das erkrankte Mitglied denjenigen Arzt beziehungsweise Wundarzt zu berufen hat, der ihm am nächsten gelegen ist. Kosten von Extraberufungen, welche nicht gehörig begründet werden können, fallen dem einzelnen Mitglied« zur Last.
Den Arbeitgebern werden in den nächsten Tagen Krankenmeldezettel, welche zugleich als Rezepte dienen, mit dem Ersuchen zugestellt, solche den Kassenmitgliedern bei vorkommenden Erkrankungen zum Zwecke ihrer Legitimation beim Arzte ausfertigen zu wollen. Solche Mitglieder der Kaffe, welche keinen Arbeitgeber haben und deshalb ihre Beiträge direkt zur Kaffe einbezahlen, weisen sich durch Vorlage der Quittungsbücher dem Arzt gegenüber als Kassenmitglieder aus.
Die Herren Ortsvorsteher der Bezirksorte werden ersucht, die ihnen demnächst zugehenden Krankenmeldezettel je in entsprechender Anzahl den Arbeitgebern zustellen zu lassen.
Da auch mit den Herren Apothekern des Bezirks entsprechende Verträge