Amts- unä Intelkigenzbkatt für llen Aezirk.
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Die NmrückungSgrbühr Setrügt 9 p. Zette im Bezirk, sonst 12 H.
Dienstag, äea I. Oktober 1889.
Abonnementspreis halbjährlich 1 „4L 80 H, durch ',ie Post bezogen im Bezirk 2 30 sonst in
ganz Württemberg 2 ^L 70 H.
ArnMcHe Wekcrnrrtrncrchirrrgen.
Die Ortsvorsteher
werden aufgefordert, die Sportelverzeichnifse auf 30. d. Mts. alsbald abzuschließen und im Auszug unter Anschluß der Sportelgelder hieher vorzulegen. Calw, den 30. September 1889. K. Oberamt.
I. V. Amtmann Bertsch.
^ Die Geweirrde-ehör-eu
werden angewiesen, spätestens bis 7. Okt. d. I. für die Monate Juli, August, Sept. d. I. die Nachweisungen bezw. Fehlanzeigen über Regie-H o ch b a u- arbeiten und getrennt von diesen die Nachweisungen bezw. Fehlanzeigen über die Regie -Tiefbauarbeiten an das Oberamt einzusenden.
Der Beitritt der Gemeinden zur Tiefbauberufsgenofsenschaft befreit nur die auf Rechnung der Gemeindekaffe ausgeführten (nicht auch andere im Gemeindebezirk vorgekommene) Regieliefbauarbeiten von der Nachweisungspflicht. Calw, den 30. September 1889. K. Oberaml.
Amtmann Bertsch.
Bekanntmachung -er K. Zentralstelle für die Landwirtschaft» betreffend die Eröffnung der landwirtschaftlichen Winterschulen.
Die landwirtschaftlichen Winterschulen in Hall, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen und Ulm werden im Anfang des November d. Js. wieder eröffnet werden.
Der Unterricht dauert 4'/z—5 Monate und wird auf Grund eines für sämtliche Winterschulen einheitlichen Lehrplans in 36—40 Stunden wöchentlich erteilt.
Die Unterrichtsgegenstände sind mit Rücksicht auf die verhältnismäßig kurze Unterrichtszeit und das dem Zweck der Schule angepaßte Lehrziel ausgewählt, und werden sämtliche Fächer mit steter Bezugnahme auf die unmittelbare Anwendung in der landwirtschaftlichen Praxis und nur in dem Umfang gelehrt, daß dieselben von den Schülern nach ihrer Vorbildung verstanden und verarbeitet werden können.
Nach dem Lehrplan gewährt auch der Besuch eines einzigen Kursus einen bestimmt abgeschlossenen Unterricht; der gesamte Unterrichtsstoff wird jedoch erst durch den für einen zweiten Kurs vorgesehenen, in bestimmten einzelnen Fächern weiter führenden Unterricht erschöpft.
Die Schüler haben beim erstmaligen Eintritt ein Schulgeld von 25 zu entrichten. Für den Besuch des zweiten Kursus ist das Schulgeld aus 15 festgesetzt. Uebrigens haben eine größere Anzahl landwirtschaftlicher Bezirksvereine beschlossen, dieses Schulgeld für die ihrem Bezirk angehörigen Schüler zu bezahlen.
Nsueintretende Schüler müssen das 15. Lebensjahr zurückgelegt haben, aut prädiziert sein und die für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten besitzen.
Die Anmeldung zur Aufnahme hat bei den betreffenden Schulvorständen zu geschehen und zwar für Hall bei dem Landwirtschastsinspektor Rindt, für Heilbronn bei Landwirtschastsinspektor Wunderlich, für Ravensburg bei Landwirtschastsinspektor Kost, für Reutlingen bei Landwirtschaftsinspektor Dr. WiederSheim, für Ulm bei Landwirtschaftsinspektor Dr. Teich- m ann.
Mit der Anmeldung sind die Schulzeugnisse, ein Geburtsschein und die schriftliche Einwilligung des Vaters bezw. des Pflegers zum Besuch der Winterschule vorzulegen.
Nähere Auskunft über den Lehrplan, die Kosten, die Unterbringung der Schüler in Pnoathäuser erteilen auf Verlangen die betreffenden Schulvorstände.
Der Tag an dem die einzelnen Winterschulen eröffnet werden, wird im Wochenblatt für Landwirtschaft bekannt gemacht.
Stuttgart, den 21. September 1889.
Werner.
Deutsches Reich.
— Nach der nunmehr erfolgten Rückkehr des Ministers v. Bötticher werden die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Reichstagssession bald in rascheren Fluß kommen. In der nächsten Woche werden voraussichtlich die Plenarberatungen des Bundesrats wieder beginnen, während die Ausschüsse schon jetzt ihre Thätigkeit wieder aufnehmen. Man erwartet, daß zu Ende der nächsten Woche, wenn nicht schon früher, der Staatssekretär des Innern sich zum Reichskanzler begeben wird, um mit demselben über die Aufgaben des Reichstags eine eingehende Besprechung zu halten und auch den Termin für die Eröffnung des Reichstags festzustcllen.
— Zur Orientreise Kaiser Wilhelm'« wird der Wiener „Polit. Corr." von hier gemeldet, der Entschluß des deutschen Kaisers, mit seiner Gemahlin von Athen aus sich nach Konstantinopel zu begeben, habe schon seit geraumer Zeit festgestanden. Die Abmachungen hierüber seien bereits während der Anwesenheit des türkisch« Spezialgesandten Ali Nizamr
Jeuilleton. »-chbru--«»-»-«.
Irvei Wege.
Novelle von Ch. Fester.
(Fortsetzung.)
Auf Kamilla ruhte der ständige Schatten von Langeweile, der ihr jedes Vergnügen vergällte und sie müde aussehend machte. Sie war jedoch so gewandt, Abend für Abend ihre Rolle im gesellschaftlichen Leben zu spielen, daß Niemand eine Veränderung in ihrer Stimme oder in ihren Bewegungen bemerkte, mit Ausnahme eines Einzigen, der ungesehen im Schatten der Bäume stand, nahe der Bucht, wo die Jolanthe vor Anker lag. Er richtete starr seinen Blick auf das Festmahl an Deck.
Er bemerkte wieder den früheren, strengen Blick in dem Antlitz, das er so sehr liebte und so genau kannte; er hörte den kalten, hohlen Ton in dem gezwungenen, unmelodischen Lachen, wenn irgend ein witziger Einfall des Wirts das Zeichen zur Zustimmung gab und er fühlte, wie ein eisiger Frost sein Herz durchschüttelte, dessen er vergebens Herr zu werden suchte.
Er kam immer näher und näher, geschützt durch die Dunkelheit der Nacht, bis ganz dicht an die Barke. Er hatte nur Augen für das blaffe, müdeblickende Weib, in Weiß gekleidet, das in einem strohgeflochtenen Sessel ruhte; seine Seele war von Furcht und Hoffnung gefoltert, sein Kopf glühte. Endlich, nach langem, geduldigem Warten, hörte er — so nahe stand er und so laut und deutlich war die Stimme des ehrenwerten Wirts — Josiah Hickman sagen, als er vom Tische aufstand:
„Ich glaube, heute ist gerade eine Nacht, um eine Ruderfahrt zu machen. Wir habm so herrlichen Mondschein und die Fahrt wird einen würdigen Schluß des heutigen Tages bilden."
Der Vorschlag wurde von allen freudig begrüßt, selbst von Kamilla, die sich nach einer Verärgerung sehnte, weil es ihr war, als wenn sie in Gegenwart der etwa» lebhaften Gäste der Jolanthe nicht frei atmen konnte. Sie landeten; Sir
Prendergast führte Mrs. Mac Arthur, der Major die Witwe, und der Wirt, strahlend vor Zufriedenheit, sehr animiert durch seinen eigenen, vortrefflichen Wein, folgte mit Kamilla an seinem Arm.
Die Gesellschaft ging auf den Wiesenpsaden der Bucht hin und her, während die Gondeln für sie in Stand gesetzt wurden. Hickman blieb etwas zurück mit Kamilla. Sie zog ihren weißwollenen Shawl fester um ihre Schultern, denn sie fröstelte in der kalten, sternhellen Nacht.
Die Gestalt eines Mannes, der im tiefsten Schalten der Bäume stand, zog sich etwas zurück, als sie vorüber kamen. Er biß sich auf die Lippen, um die Leidenschaft. die gewaltsam zum Ausbruch kommen wollte, zurückzudrängen, als er seinen Nebenbuhler an der Sette des Weibes sah, das er liebte.
Der Wirt, sich plötzlich bei Kamilla entschuldigend, als ob eine ganz ^besonders glückliche Idee ihn erfaßt hätte, eilte allein vorwärts und zog den Baron bei Seite. Sir Prendergast neigte sich ihm willig zu, um ihn anzuhören.
„Würden Sie mir vielleicht die Gunst erweisen," flüsterte Hickman, „Ihre Tochter mir für die nächste Stunde anzuvertrauen? Ich verlange nach einer ruhigen Unterhaltung mit ihr und ich denke, wir könnten den Wiesenpfad entlang gehen und dort Ihre Zurückkunst erwarten."
„O, gewiß," erwiederte der Baron kühl, „wenn Kamilla damit einverstanden ist. Ich werde währenddessen die klebrigen begleüen."
„Tausend Dank!" rief Hickman, indem er die Hand des alten Herrn herzlich schüttelte.
Sir Prendergast begleüete MrS. Mac Arthur in das erste Boot. Er setzte sich neben sie, der Major folgte mit der Witwe. Der Fluß war ganz in Schatten gehüllt, denn der Mond hatte sich hinter einer dichten Wolke verborgen. Das erste Boot setzte sich mit einem Quartett in Bewegung und war bald den Blicken entschwunden.
Josiah Hickman, der noch ein paar Minuten gewartet hatte, um der Einschiffung beizuwohnen, wandte sich nun, um Kamilla, die einige Schritte hinter ihm