S4. Jahrgang.
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Samstag, äea 28. September 1889.
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Arntkrchs WeKarrrrtrncrchurrgen.
Aeu Ortsvorsteherrr
wird mit Bezugnahme auf den oberamil. Erlaß vom 2. Juli d. I., betreffend die Aufzeichnung von Hageliällen in Nr. 78 des Calwer Wochenblatts eröffnet, daß die Fragebogen lediglich für die Auszeichnung wirklich eingetretener Hagelfälle bestimmt und bis zum etwaigen Eintreten eines solchen aufzubewahren sind.
Calw, den 26. September 1889. K. Oberamt.
Amtmann Bert sch.
Die Ortsvorsteher
werden ausgefordert, den nach den Vorschriften des Erlasses des K, Ministeriums des Innern vom 8 . Nov. 1888, Amtsbl. S. 333 letztmals zu erstattenden Vieneljahresbericht bis zum 2. Oktober d. I. an den Ober - amtstierarzt einzusenden.
Die Formulare hiefür-gehen den Octsvorstehern demnächst zu.
Calw, den 26 September 1889 K- Oberamt.
Amtmann Bertsch.
Amtliche Bekanntmachung
von Maßregeln zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche.
I. Uebec Efsringen (OA. Nagold) ist Sperre des Orts und der Feldmark verfügt.
II. Die über Nebringen und Nohrau (OA. Herrenberg) verfügte Ortssperre ist aus gehoben.
Calw, den 26. September 1889. K Oberamt.
Amtmann Bert sch.
Hcrges-Weuigkeiten.
* Calw, 26. Sept. Mit dem gestrigen Tage hat hier ein alljährlich wisderkehrender alter Brauch, „das Fackeln", begonnen. Die Schuljugend zündet abends auf dem hohen Felsen ein Feuer an und zieht sodann bei eingebrochener Dunkelheit unter Absingen von Liedern und mit Fackeln ausgerüstet auf den Brühl, wo die Fackeln geschwungen und zuletzt ins Feuer geworfen werden. Diese Sitte soll nach allgemeiner Ansicht an eine frühere Belagerung oder Einäscherung der Stadt Calw erinnern; wahrscheinlicher ist aber das Fackeln ein Gebrauch, den wir von unfern Vorfahren aus der altgermanischen Zeit herübergenommen haben. Als undurchdringliche Wälder den Boden unseres Vaterlandes bedeckten und dichte Nebel auf den Lichtungen, den Wohnsitzen unfern Voreltern, sich lagerten, da hatte der Winter etwas Schreckliches und Entsetzliches für die Bewohner und es wurde deshalb die Wiederkehr des wohlthätigen Sonnenlichtes (nach dem 21. Dez.) aufs freud- digste begrüßt und zu Ehren dieses Tages die dunkeln Wohnräume mit brennenden Kienfackeln erhellt. Daher rührt bekanntlich die zuerst bei den Deutschen aufgekommene Sitte, die Christbäume mit Lichtern zu schmücken. Später wurde das Fackeln wohl um einige Monate vorgerückt und solches vor Eintritt des Winters abgehalten. Auch in andern Städten Württembergs z. B. in Sulz a. N. finden sich ähnliche Vorgänge wie hier. Während früher das Fackeln 2—3 Wochen dauerte, ist es jetzt nur noch 8 Tage lang gestattet.
Stuttgart. Am Mittwoch mittag stürzte sich ein Soldat des 7. Jnf.-Regts. aus einem Fenster der Kaserne. Die Furcht vor 3 Tagen Arrest trieb den Soldaten, welcher in einem halben Jahr zur Entlastung gekommen wäre, zu diesem unglücklichen Schritt. Der Betreffende ist seinen Verletzungen erlegen.
— Versammlung deutscher Pomologen und Obst, züchter. Soeben erfahren wir, daß denjenigen Teilnehmern an der Versammlung, welche das Volksfest besuchen und in den Kreis eintreten wollen, Festabzeichen von der König!. Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Dieselben können im Ausstellungsbureau in Empfang genommen werden.
— In Ludwigsburg hatte sich ein Taglöhner in ein Haus ein- geschlichen und sich dort ungebührlich benommen. Drei Italiener prügelten ihn dafür derart durch, daß er infolge der erhaltenen Verletzungen andern Tags gestorben ist. Die drei sind verhaftet. — Der Kanonier, welcher auf dem Manöverfeld bei Wolfegg eine Cartouche ins Rohr einsetzte, welch« sich rückwärts entlud, ist seinen Verletzungen erlegen. — Es wird allmählich zur Gewohnheit einer hübsch erfundenen Geschichte durch die Ueberschrift „Kein Jägerlatein" schlankweg Glaubwürdigkeit zu verleihen. So schreibt man vonEllwangen: Ein Bauer im nahen Schretzheim stürzte mit seinem mit zwei Kühen bespannten Pflug emsig sein Brachfeld, da sicht ep im Rückblick in der eben gezogenen Furche zwei Hasenläufe gen Himmel stampeln. Ec zieht den Langohr aus seinem allzusrühen und ungewöhnlichen Grab und seinen Befreier mit einem mächtigen Satz bekomplimentierend, eilt der Hase freudigen Herzens von dannen.
Tübingen. 24. Sept. Die Forellenbarsche, welche der Fischer- Verein dieses Frühjahr in den Neckar eingesetzt hat, sind nicht „Holland zu", wie vielfach behauptet wurde, sondern sind ihrer neuen Heimat treu geblieben. In voriger Woche konnte man an einer ganz geeigneten Stelle einen großen Schwarm junger Fische in der Größe von ca. 2 Centimeter beobachten, welche von ihren Ettern aufmerksam behütet wurden. Ein ca. >/z Pfund schwerer Schuppftsch, welcher ahnungslos durch diesen Schwarm (ca. 700 Stück schwimmen wollte, wurde von den Alten auf das wütendste angefallen, so daß derselbe in eiligster Flucht sein silbernes Gewand rettete. Gerade dieser Vorgang kennzeichnet die guten Eigenschaften dieser Fischart, welche mit großer Hingebung ihre junge Brut beschützen. Em wenige Tage darauf in einer Reuse gefangener Fonllenbarsch wog ca. ^4 Pfund, so daß ' - rselbe seit diesem Frühjahr ca. >/r Piund zugenommen hat. Derselbe wurde natürlich sofort wieder in den Neckar gefitzt.
Baden-Baden, 23. Sept. Auf der Schießstätte ereignete sich, wie das „Badische Wochenblatt" meldet, heute gegen Mittag ein schrecklicher Unglücksfall. Ein junger Mann, welcher beauftragt war. Böllerschüsse zu lösen, die den Beginn des Schießens, das aus Anlaß der von der hiesigen Schützengesellschaft veranstalteten Jubiläumsfeierlichkeiten stattfindet, verkünden sollten, hatte den ersten Schuß losgelaffen. Im Begriff, für öen zweiten Schuß zu laden, ging dieser wahrscheinlich ans dem Grunde, weil sich das Pulver an dem noch heißen Rohr entzundere, vorzeitig los.und der Stößer, mit welchem der junge Mann Vas Pulver eingestampft halte, drang dem Unglücklichen in den Leib. Der Tod trat sofort ein.
Mailand, 25. Sept. In der Porta-Viktoria-Allee stürzte heute vormittag ein Neubau ein und begrub gegen 60 Arbeiter. Fünf Tote und dreizehn Verletzte sind bis fitzt hervorgezogen worden.
WerrniscHtes.
— Ueber die Hochzeitsfeierlichkeiten der Prinzessin Sophie mit dem Kronprinzen von Griechenland erfährt man, daß der griech. Regierung von der brutschen Gesandtschaft die Mitteilung geworden, der Kaiser treffe am 26. Oktober in Piräus em, die Kaiserin Friedrich mit ihren drei Töchtern einige Tage früher. Dieselbe wird rm kronprinzl. Palais Wohnung nehmen, das bereits hiesür in Stand gesetzt ist.
— Warum ist der Posten eines Abgeordneten in Frankreich so sehr begehrt? Antwort: Der französische Abgeordnete hat wie der Senator ein Einkommen von jährlich 9000 Fr. Ec hat ferner eine Freikarte für alle französischen Eisenbahnen. Während der Sitzungen kann er unentgeltlich essen und trinken. Es stehen ihm Salons und Bibliotheken zur Verfügung, die frisch und kühl im Sommer una wohlgeheizt im Winter sind. Er wird mit Papier, Federn und Tinte versehen. Er bezieht ausgezeichnete Cigarren zu niedrigem Preis. Ec wird zu offiziellen Festen, Banketten und Esten eingeladen.
— Fürstliche Lieblingsspeisen. Der „Figaro" schreibt: „Die Königin Viktoria liebt die schottische Küche. Ihre Mahlzeiten beginnen mit einer Hafermehlsuppe. Sie ißt rohen Schinken, den sie aus Granada kommen läßt, trinkt Bier und genießt ein besonders gebackenes Brot. — Die Königin von Schweden zieht kräfttizere Nahrung vor, zu jeder Mahlzeit Beefsteacks, oft rohen, auf schwedische Alt konservierten Lachs, Fleischkiöschen mit Bohnen, Eier und Milch in Oel gebacken. — Am Berliner Hofe kocht man französisch, nur die Kaiserin Viktoria zieht die englische Küche vor uns schwärmt für Kuchen. Die Rroßherzoqm von Baden, die den besten Tisch in ganz Deutschland führt, kott den Kaffe selbst in einem russischen K-ffee- topfe von Gold und Nickel. Im Quirinal ißt man auf Goldgeschirr und