Amts- unä Intelligenz ^kutt süe äen Oezirk
Erscheint Meastag, Ds««sr«l«s L Sa««t«g.
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Donnerstag, äen 26. September 1889.
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Amtliche Wekcrnrrtrncrchrrngsn.
Bekanntmachung,
öie Moßerer betretend.
Die Flößerei auf der Nagold kann alsbald wieoer beginnen. Calw, 24. September 1889. K Oberamt.
Supper.
Mr die armen Hagetbeschadigten
sind weiter bei mir eingegangen:
Von Calw: Max Knödler 4 „ Unterhaugstett: 41 10
„ Würzbach: 100 „ Sommenhardt: 27 „ Lützenhardt: 11 ^ 85 L-,
, „ Kentheim: 12 60 L,,
zusammen jetzt: 1824 2 H.
Zur Empfangnahme und Vermittlung weiterer Geldgaben bin ich bereit.
Calw, 25. September 1889. Oberamtmann
Supper.
Deutsches Reich.
Stuttgart, 23. Sept. Der König erließ an den Finanzminister v. Renner ein Handschreiben, in welchem es heißt: 25 Jahre sind verflossen, während deren Sie das Finanzwesen des Staates geleitet haben. Obwohl Sie bescheidenen Sinnes die feierliche Begehung dieses seltenen Jubiläums nicht wünschten, drängt es Mich doch, Ihnen auszusprechen, mit welcher dank- baren Anerkennung Ich der verdienstvollen Thätigkeit gedenke, welche sie in unermüdlicher Pflichttreue aus dem wichtigen Posten entfaltet haben. Empfangen Sie das beifolgende Andenken als sichtbares Zeichen Meiner Wert- schätzung und Dankbarkeit. Möge es ihnen noch lange vergönnt sein, in un-
aetrübter Gesundheit Ihre reiche Erfahrung dem öffentlichen Wohl zu widmen. Ich verbleibe unter Versicherung Meines besonderen Wohlwollens Ihr gnädiger König Karl. Auch die Königin sandte dem Jubilar ein Glückwunschtelegramm. Das Andenken des Königs besteht aus einer wertvollen Silberkaffette, enthaltend Silberzeug jeglicher Art.
Berlin, 22. Sept. Der Kaiser erledigte heute im Laufe des Vormittags in Potsdam mehrere Regierungsangelegenbeiten und nahm einige Vorträge entgegen. Am Nachmittag trafen die Majestäten in Berlin ein und statteten um 4 Uhr der Kaiserin Friedrich, die um 5 Uhr Morgens mit den Prinzessinnen-Töchtern Victoria, Sophie und Luise Margarethe von ihrer Reise nach Kopenhagen hier wieder eingetroffen war, im ehemals kronprinzlichen Palais einen Besuch ab. Von da begab sich der Kaiser mit der Kaiserin nach dem Landes-Ausstkllungs.Palaste, um daselbst die Entwürfe zum Kaiser Wilhelms-Nationaldenkmal in Augenschein zu nehmen. — Der Besuch des Kaiserpaares in Monza anläßlich der Reise nach Athen, wird nach einem Berichte der „Pol. Corr." einen völlig privaten Charakter tragen. In Begleitung der Majestäten dürfte sich der Kronprinz befinden. Auf dem Programm der von Monza aus zu unternehmenden Ausflüge steht auch eine Rundfahrt auf dem Lago Maggiore. — Der König von Griechenland wird voraussichtlich morgen, von Kopenhagen kommend, hier eintreffen, um alsbald nach Wien weiter zu reisen.
Berlin, 23. Sept. Der Kaiser beabsichtigt sich beute Abend oder morgen früh für mehrere Tage nach dem Jagdschlösse Hubertusstock zu begeben. — Die Kaiserin Friedrich mit ihren 3 Töchtern wird schon zum 25. Oktober in Athen erwartet.
Berlin, 24. Sept. Die Verlängerung des Belagerungszustandes für Frankfurt a. M., sowie für den Kreis Offenbach wird bei der nächsten Bundesratsitzung ebenfalls auf der Tagesordnung stehen. — Die Gesandtschaft vom Sultan von Sansibar, welche Kaiser Wilhelm zur Thronbesteigung beglückwünschen soll, ist beretts in Marseille eingetroffen. — Einer Zeitungs- Meldung von Rußland zufolg«, soll Hr. v. Giers in den nächsten Tagen nach Berlin kommen, um beim Zarenbesuch zugegen zu sein und mit Fürst Bismarck zusammenzutrcffen.
Berlin, 24. Sept. Die Frau Fürstin Bismarck trifft morgen aus Homburg v. d. H., wo sie mit erfreulichem Erfolge eine Kur gebraucht hat, zu kurzem Aufenthalte in Berlin ein, um sich nach Friedrichsruh zu, begeben. Graf Herbert Bismarck ist bereits heute aus Friedrichsruh in Berlin eingetroffen.
Jeuilleton.
Iwer Wege.
Novelle von Ch. Fester.
(Fortsetzung.)
„Bist Du wirklich im Stande, zu warten, Kamilla? Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muß es, selbst wenn ich etwas rauh die Binde der Illusion Dir von den Augen nehme. Hier kommen mehrere Thatsachen in Betracht. Du bist jetzt sechsundzwanzig Jahre alt; die nächsten Jahre sind das Ende Deiner Jugend. Nehmen wir als Beweisführung an, Du habest Dich mit dem jungen Charlton verlobt. Du verreisest, er arbeitet währenddessen an seiner Staffelei, und das ist, wie Du wohl weißt, keine allzuharte Arbeit. Du kehrst in die Welt zurück, um zu warten, bis er ein Haus für seine Frau gegründet hat. Nach einiger Zeit seht Ihr Euch wieder; einige köstliche Wochen werden zusammen verlebt, welche aber so rasch, wie alles Schöne auf Erden, dahingehen. Dann sagt er Dir Adieu und macht eine Studienreise durch Italien, Spanien oder Ägypten. Er kehrt zurück, vielmehr eilt ungestüm zu Dir. Nachdem das erste Entzücken vorüber ist, sieht er Dich mit kritischen, beobachtenden Augen an. Zu seinem Kummer findet er Dich älter geworden und verändert, während er, kaum erst in der vollen Blüte seiner Männlichkeit, bedeutend jünger als Du aussieht. Monate gehen vorüber. Er ist im beständigen Verkehr mit anderen Frauen, Mädchen, welche, wenn auch nicht hübscher, doch frischer, einfacher sind, als seine Braut. Seine Natur, wenn er ein wirklicher Künstler, ist leicht eindrucksfähig. Er wünscht, er möchte gern seiner ersten Liebe treu bleiben, aber dennoch —*
„Bitte, Papa, erspare Dir die Fortsetzung eines solch übertriebenen Bildes. Arthur Charlton ist keineswegs der Mann, der sich ändert, well die Frau, die jahrelang auf ihn gewartet hat, älter geworden ist. Für ihre verblühende Schönheit bietet sie ihm ihre treue Liebe, und zudem bin ich ebenfalls nicht die Frau, welche die Heirat als eine ihr erwiesene Gnade, als ein Versprechen, das erfüllt werden muß,
ansieht. Ich würde selbst das Malen als einen Beruf ergreifen und unter allen Verhältnissen würde ich selbstständig, völlig unabhängig sein."
Ein ironisches Lächeln irrte um die Lippen des Barons und ungeduldig zuckte er mit den Schultern.
„Was hat Dich so bezaubert, Kamilla? Wohin ist Dein gesunder, kluger Sinn, den ich früher an Dir kannte, geraten? Sage ehrlich, hältst Du Dich für stark genug, die Kämpfe des Lebens zu bestehen, wie die Frau eines ringenden Künstlers es thun muß, zu wohnen in dem dritten oder vierten Stockwerk eines Stadthauses, in einer armseligen, dürftig möblierten Wohnung, ohne jeglichen Komfort, die einfachste, oft schlecht zubereitete Nahrung zu Dir zu nehmen, den ganzen Tag an der Staffelei zu stehen, müve zu Bett zu gehen, und trotzdem nur daran denken zu müssen, daß Du morgens früh aufzustehen hast, um Deinem Gatten — und vielleicht später Deinen Kindern — das Frühstück zu bereiten, mit einem Wort, nicht für einen Augenblick Dich den Mühseligkeiten des bürgerlichen Lebens entschlagen zu können? Bist Du denn eine Zigeunerin, daß dieses Auf-und-Nieder einer zweifelhaften Existenz, dieses Von-der-Hand-in-den-Mund-leben, Dich amüsieren könnte? Möchtest Du ein Leben führen, daß Dich heute elegant, morgen in einer Dachstube wohnen läßt? Dann denke ich an die verschiedenen Menschen, mit denen Du umgehen mußt. Künstler sind ja im Allgemeinen ganz anständig, einige sind sogar von guter Familie, so viel ich weiß. Aber wie ist es mit ihren Frauen, die sie meist unter ihren Modellen oder unter noch Schlimmerem gewählt haben? Immer mit Leuten leben zu müssen, deren Ton, Geschmack und Gewohnheiten ganz den Deinigen entgegen sind! Ich sage Dir, daß Du, Kamilla Doyne, mit Deinem verfeinerten Geschmack, Deinen aristokratischen Neigungen unter solchen Umständen bald zur Sklavin herabsinken würdest, erdrückt von den häuslichen Sorgen, bald in Nichts mehr erinnernd an die schöne, von allen Sellen beneidete Königin der Gesellschaft von ehedem. Es ist sicher unnötig, noch der Bekannten zu erwähnen, wenn sie Dein verblühtes Gesicht, Deine welkende Gestalt mit Deiner früheren Schönheit, die Dich bis jetzt immer zum Mittelpunkt eines jeden Zirkels machten, vergleichen. Sie werden sich zur Seite wenden und über Deine früheren Anmaßungen lachen. Die Welt ist schrecklich