desselben eingebrochen, die Spunde aus den Fässern gezogen, den Flaschen der feineren Weine aber die Köpfe abgeschlagen. Gestohlen wurde nichts, wohl aber stand der Wein schuhhoch im Keller. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, den Thäter ausfindig zu machen. — In der Hauptstätterstraßs beim Wilhelmsplatz entstand Donnerstag mittag ein großer Auflauf. Ein Habicht hatte sich m die Stadt gewagt und dem Taubenschlag eines benachbarten Bäckers einen Besuch abgestattet. Mit dem Raub in den Fängen, setzte sich der Habicht auf das Telephonbrett des Hauses des Spar« und Konsum-VereinS und verzehrte seine Beute.
Herrenberg, 27. Aug. Letzte Woche sind am Schlosse Hohen- Entringen, diesem so vielbesuchten Ausflugsorte, Ausgrabungen vorgenommen worden. Durch das Gewitter, welches seiner Zeit in Entringen so schwer hauste, war eine Erdrutschung entstanden durch welche Teile eines alten Gemäuers wahrnehmbar wurden. Nun wurden seitens der Freiherren v. Ow, welchen das heute einer großen Oekonomie dienende wohlerhaltene Schloß Hohen. Entringen gehört, Ausgrabungen veranlaßt und hiebei rechts vom Schloßbrunnen, Schloß Roseck zu, ein alter Turm mit zwei Schießscharten sreigelegt; auch einige alte Steinkugeln fanden sich vor. Ferner deckte man Teile von 3 Mauern auf und legte einen unterirdischen Gang frei, an dessen Thürbogen ein Steinmetzzeichen angebracht ist. Derselbe führt nach dem Schloßbrunnen, bis zu welchem hinab es immerhin noch etwa 85 Fuß sind. Der Ausgang des Ganges ist endgültig noch nicht sichergestellt.
Cannstatt, 31. Aug. Heute vormittag i/zll Uhr ertrank ein Arbeiter von Kieslieferant Näher, namens Biffmann, beim Baden oberhalb der Militärschwimmschule im Neckar. Die Leiche wurde alsbald aufgefunden und durch zwei Lazaretgehilfen der Militärschwimmschule Wiederbelebungs- versuche angestellt, die jedoch zu keinem Ergebnis führten.
Eßlingen, 30. Aug. GeistesgestörteSelbstmörderin. Heute früh um 4»/« Uhr ist hier eine Frau, welche gestern nacht in gestörtem Zustande von Hause weglief, am Rechen der Maschinenfabrik tot aus dem Neckar gezogen worden. Der Leichnam ist in den Hospital verbracht worden.
Besigheim, 28. Aug. Am vergangenen Sonntag mittags zwischen 12 und 1 Uhr schleppte der ledige 26 Jahre alte Bauer Johannes Veigel von Klein-Jngersheim seine 63jährige geisteskranke Mutter aus dem Orte hinaus hinab zum Neckar in der ausgesprochenen Absicht, sie dort zu ertränken. Den herbeigeeilten Personen gelang es mit großer Mühe, dem Veigel seine Mutter zu entreißen. Derselbe erklärte, Gott habe es ihm durch eine innere Stimme eingegeben, er solle seine Mutter ums Leben bringen. Gott habe es aber gleich wieder anders gefügt, indem er Leute herbeigeschickt habe, um seine Mutter zu befreien. Nach den vorläufigen Erhebungen ist der zunächst in gerichtlicher Haft befindliche Veigel offenbar gleichfalls geistesgestört, was er selbst bestreitet.
Heilbronn, 30. Aug. Ledermarkt. Durch den schwachen Abgang aus erster Hand während der Sommermonate steigerten sich die Vorräte sehr bedeutend, und waren deshalb auch die Zufuhren entsprechend groß. Dieses gilt namentlich von Oberleder, worunter sich besonders viele untergeordnete Sorten befanden. Die wenigen besseren Sortimente Wildoberleder räumten sich rasch zu den letzten Meßpreisen; geringere Ware, für welche sich weniger Nachfrage zeigte, mußte mit Konzessionen abgegeben werden. Schmalleder, zum größten Teile aus schwerer Ware bestehend, verkehrte ebenfalls zu etwas gedrückten Preisen. In Sohlleder war flache Ware stärker zugeführt als schwere, und konnten sich die Preise gut behaupten. Kalbleder unverändert bei beschränkter Kauflust. Zeug- leder sehr offeriert, fand zu mäßigen Preisen Absatz. Für Schafleder zeigte sich recht lebhafte Nachfrage und hat sich der Preis etwas gehoben. Es wurden verkauft und amtlich gewogen: Wild- und Schmalleder 162,261 Pfd., Sohlleder 25,083 Pfd., Zeugleder 14.624 Pfd., Kalbleder 11,656 Pfd., mit einem Gesamt-Umsatz von ca. 278,000. — Der nächste Ledermarkt findet Dienstag den 1. Oktober d. I. hier statt.
ernsten Augen suchend umhergleiten lassend. Da plötzlich sah sie ihn vor sich; er saß auf einer Bank und hatte den Kopf auf die Arme gelegt; auch bei ihrem Nahem verharrte er regungslos in dieser Stellung. Schüchtern blieb sie neben ihm stehen und sagte leise:
„Eberhard, Edith wünscht Dir Lebewohl zu sagen!"
Jetzt erhob er den Kopf und wandte ihr sein Gesicht zu. Ellen schaute ihn bestürzt an, er mußte geweint haben; noch jetzt hing eine Thräne an seinen Wimpern. Langsam erhob er sich und reichte ihr die Hand.
„Ich danke Dir, Ellen, daß Du mir ersparst, von Dir Abschied zu nehmen vor so vielen beobachtenden Augen; es zeigt wenigstens, daß Du noch nicht ganz verlernt hast, Charitas zu sein!"
Ellen schaute ihn gezwungen lächelnd an und sagte leise:
„Der gesunde Krieger bedarf der Charitas nicht mehr, also laß sie nur getrost ziehen, Eberhard, sie läßt ihre Segenswünsche für Dein Glück zurück!"
Sie hatte bei diesen Worten ihre Hand auf die seine gelegt, aber nun stieß er sie rauh zurück. >
„Zu verspotten brauchst Du mich nicht; diese letzte Stunde, in der wir uns sehen, solltest Du mir wenigstens minder schmerzlich machen," sagte er heftig.
„Eberhard!" stammelte sie erschrocken.
Er warf sich wieder auf die Bank und bedeckte sein schmerzdurchzucktes Gesicht mit beiden Händen.
„Ich wollte, Du hättest mich damals auf dem Schlachtfelde sterben lassen, dann hätte ich doch nur einmal den Todesschmerz zu erleiden gehabt, dm ich seitdem tausendfach empfunden habe!" stöhnte er.
Da fühlte er sich plötzlich von zwei weichen Armm umschlungen und vernahm Ellen's süße Stimme ganz nahe an seinem Ohr.
„Eberhard, es ist also wirklich Liebe, — einzig und allein die Liebe, nicht Großmut und Dankbarkeit, was Dich zu mir zieht?" flüsterte sie leise.
Rasch warm seine Hände vom Gesicht gesunken und wie träumend schaute er >n ihre feuchtschimmernden, mit einem Mal glückselig leuchtenden Augm
Heilbronn, 30. Aug. Gestern wurden zwei junge Bürschchen hier aufgegriffen, welche ihren Eltern in Stuttgart davon gelaufen sind. Dieselben übernachteten im Freien und nährten sich von Felderzeugnissen. Nachdem solche von einem Angehörigen abgeholt waren, entliefen sie demselben auf dem Bahnhof, um wiederholt ihre Freiheitsliebe mittels „Bivaks" zu entfalten. Sie sehen nun ihrer amtlichen Heimlieferung entgegen.
Unterdeufstetten, 29. Ang. Heute Nachmittag 3 Uhr begab sich der Gem.Rat Hauber hier mit seinem leeren einspännigen Fuhrwerk auf die Wiesen, um Oehmd einzuführen, und setzte ein bei ihm zur Zeit mit seiner Mutter auf Besuch weilendes 3 Jahre altes Knäbchen auf den Wagen. An einer abschüssigen Stelle im Orte wollte Hauber zumücken, das Pferd scheute, sprang davon, so daß das Kind vom Wagen fiel und ihm ein hinteres Rad über den Kopf ging und dasselbe sofort tot war.
Langenau, 30. Aug. Im Auftrag des hiesigen Pferdezuchtvereins kaufte Tierarzt Stöckle von hier und Unterbauer Hage von Oellingen eine Anzahl Fohlen in Belgien auf. Dieselben wurden gestern im Gasthaus zur Sonne hier unter die Besteller versteigert. Es waren im Ganzen 21 Stück, 16 Stuten- und 5 Hengstfohlen, lauter kräftige, schöne Tiere im Alter von Ve Jahr und etwas darüber. Die erzielten Preise bewegten sich von 360—450 einige der schönsten Tiere wurden bis 500 gesteigert, so daß im Durchschnitt 400 für ein Fohlen bezahlt wurden. Dadurch sind nicht nur die Ankaufspreise vollkommen gedeckt, sondern es ist auch noch ein Ueberschuß erzielt worden. Am nächsten Montag findet hier ein Fohlenmarkt statt, mit welchem eine Stuten- und Fohlenausstellung verbunden wird. Der Pferdezuchtverein hat für die besten Tiere 25 Preise im Betrag von 5 bis zu 40 und 50 vlL ausgesetzt.
Bronnweiler, 28. Aug. In der Familie des Traubenwirts wurde gestern die Hochzeit einer Tochter gefeiert. Als die Hochzeitsgesellschaft gegen neun Uhr im oberen Saal fröhlich zu Tisch saß, fiel die Erdölhängelampe von. der Decke herab zwischen zwei beisammensitzende erwachsene Mädchen. Im Nu standen beide Mädchen in Flammen. Während bei dem einen durch die Geistesgegenwart der Hochzeitsgäste, welche die Brennende in eine Tischdecke einhüllten, das Feuer rasch ertötet wurde, sprang das andere Mädchen, eine lebende Feuersäule, hinab in den Garten, wo sie sich im Grase wälzte. Rasch wurde ihr Hilfe zu teil, doch trug sie sehr schwere Brandwunden davon. Eine Frau erhielt an Hals und Gesicht gleichfalls schmerzhafte Brandwunden.
Blaubeuren, 29. Aug. Daß unsere Felspartien, welche sich hoch über unser von Natur aus so wildromantisches Blauthal erheben, für den unkundigen fremden Besucher nicht ganz ungefährlich sind, zeigte sich am gestrigen Mittwoch wiederholt. Ein Rev.Assistent beim hiesigen königl. Oberamt bestieg, wie der N. Albbote meldet, gestern Abend, von der Ulmer Straße her, den ca. 160 Fuß hohen, senkrecht aufsteigenden Metzgerfelfen. Bei dem bis jetzt noch von keinem Menschen unternommenen, wahrhaft halsbrecherischen Wagnis kam er an eine Stelle, wo er nicht mehr vor- und rückwärts, weder hinunter noch hinauf konnte und nur den jähen Abgrund vor sich hatte. Er hätte jeden Augenblick in die fürchterliche Tiefe stürzen können, wenn er nicht regungslos aus der Stelle geblieben wäre. Mehr als Vr Stunde hing er in senkrechter Stellung, sozusagen nur an den Zehen- und Fingerspitzen sich haltend, hoch oben am Felsen. Als man die schreckliche Lage wahrnahm, in welcher der junge Mann schwebte, wärd die Feuerwehr zur Hilfe gerufen. Diese wurde rasch in Bewegung gesetzt und mit unserer großen fahrbaren Lester, die übrigens nur bis zur halben Höhe gereicht hätte, andern Leitern, Seilen und Fackeln ausgerüstet, ging ein Teil der Steigerkompagnie dem Metzgerfelsen zu. um den Herrn aus seiner lebensgefährlichen Lage zu befreien. Unterdessen hatte dieser einen weiteren Anhaltspunkt entdeckt und konnte mit Anstrengung aller Kräfte unter beständiger Lebensgefahr die Spitze des Felsen erreichen, um auf der dem Berg zugekehrten nicht so schwer besteigbaren Stelle wieder herabzuspringen und aus der
„Großmut, — Dankbarkeit?" wiederholte er verwundert. „Hast Du je an der Aufrichtigkeit meiner Liebe gezweifen, Ellen?"
„Verzeihe mir," schluchzte sie leise, „ich habe namenlos darunter gelitten!"
Nun erst begriff er die ganze Wahrheit und aufjauchzend, bedeckte er ihr Gesicht mit Küsten. Da drang Edith's Stimme zu ihnen herüber.
„Ellen, Ellen! Wo bleibst Du denn? Wir müssen fort, es ist die höchste Zeit!" rief die junge Frau, am Arme Richard's auf dem Wege erscheinend. Bei dem sich ihnen darbietenden Anblick blieben beide wie angewurzelt stehen.
„Reist nur allein!" rief Eberhard frohlockend. „Sie ist jetzt mein und bleibt bei mir als mein geliebtes Weib!"
Ellen antwortete nicht, aufschluchzend lehnte sie sich an seine Brust, aber aus ihrem von dunkler Purpurglut überflammten Gesicht leuchteten die blauen Augensterne ihn glückselig an und sprachen deutlicher als Worte es vermocht hätten:
„Dein für immer!" — — — — — — — — — — — — —
Was sind das für zwei lachende Augen, die da aus dem holden Kindergesicht zu dem Greise aufblickten, der mit fast verklärtem Ausdruck auf das süße Geschöpf in seinen Armen schaut?
Zweimal ist ein Jahr bereits im Kreise gegangen, seitdem im Parke zu Wendhausen, an derselben Stelle, an der einst Bruno's Lebensglück in Trümmer sank, für zwei junge Herzen strahlend die Sonne der Liebe aufgegangen war. Jetzt bilden Alle eine glückliche Familie, deren Patriarch der alle Großvater ist, der dem Ruf Ellen's übers Meer doch zu ihnen in die deutsche Heimat zu kommen, nicht hatte widerstehen können. Er war gekommen, um mit jubelndem Herzen aufgmommm und gleichsam zum Mittelpunkt eines Kreises der treuesten Liebe zu werden.
Und jetzt ist es gar der seligste, verklärende Schimmer, den das Glück, den Urenkel auf den Armen hatten zu können, über sein Gesicht ausbreitet. Und noch Eins ist es: — es sind dieselben Augen, die einst hier so fröhlich in die Wett geblickt haben, die Augen Bruno's sind es, mit denen den Urgroßvater dieses Kind ansieht, dieses Kind, die Zukunft Derer von Wendhausen, — der Majoratserbe!
Ende.