Amts- unä Intelkigenzbkatt für äen Aezirk.
Erscheint Aienstag, A«r»er»t«> L K««»t»g.
Die kiurückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äen 8. August 1889.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
oie Post biogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
AmMcHe Wekarrrrtmachurrgerr.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung einer Prüfung im Hufbeschlag an der . Königl. Tierar;neischule in Stuttgart.
Für Schmiede, welche die in Artikel 1 des Gesetzes, betreffend das Hufbeschlaggewerbe, vom 28. April 1885. vorgeschriebene Prüfung im Huf- beschlag erstehen wollen, findet vom 3—5. Oktober d. I. eine Prüfung an der K. Tierarzneischule in Stuttgart statt.
Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung erstehen wollen und sich nicht an dem zur Zeit stattfindenden Lehrkurs an der Tierarzneischule beteiligen, haben das Gesuch um Zulassung zu der Prüfung bis spätestens 11. September d. I. bei der Direktion der Tierarzneischule anzubringen.
Bedingung für die Zulassung zur Prüfung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedehandwerk und einer zweijährigen Thätigkeit als Schmiedgeselle, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß Die urkundlichen Nachweise hierüber sind mit dem ZulafsungSgesuch vorzulegen.
Stuttgart, den 31. Juli 1889. Werner.
Deutsches Reich.
— Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird voraussichtlich schon am 10. August aus Varzin in Berlin eintrefsin. Im Reichskanzlerpalais sind alle Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen. Die Frau Fürstin wird ihren Gemahl nach Berlin begleiten. Unmittelbar nach der Abreise des' Kaisers von Oesterreich gedenkt sich Fürst Bismarck von Berlin nach Kissingen zu begeben.
— Ein Riesengeschütz wurde dieser Tage aus der Krupp'schen Kanonenfabrik noch Antwerpen verladen. Die Gußstahl.Kanone hatte ein Gewicht von 82,650 Kilo und eine Länge von 14 Meter bei einem Haupt- durchmeffer von 2 Meter und einer Rohrweite (Kaliber) von 35 Centimeter. Geladen war das Riesengeschütz auf ein ganz aus Walzeisen gebautes Fahrzeug mit zwölf Achsen. Ern Sonderzug mit erforderlichem Personal hatte die Aufgabe, dieses Riesengeschütz nach Antwerpen zu bringen, von wo es nach Konstantinopel befördert werden wird.
Ausland.
Portsmouth, 6. Aug. Als die Königin sich von dem Kaiser vor dessen Abfahrt zur Flottenschau gestern verabschiedete, trug sie
auf der Schulter eine Schleife, mit den Farben des ihr verliehenen preußischen Garde-Drag.-Reg., auf der Brust den hohenzollern'schen Hausorden. Der Kaiser trug die volle Uniform eines brittischen Admirals und wurde darin auf die Bitte der Königin photographiert. Der Kaiser fuhr mit dem Prinzen von Wales, dem Prinzen Heinrich von Preußsn, dem Prinzen Chri- stian von Schleswig-Holstein, dem Prinzen Heinrich von Battenberg und dem Herzog von Cambridge in einem vierspännigen Wagen nach dem Quai. In einem andern Wagen folgten Graf Herbert Bismarck, Graf Hatzfeld und Lord Salisbury. Der Kaiser und die anderen Herrschaften schifften sich auf der Alberta ein, begaben sich von da an Bord der „Viktoria and Albert", welche sofort zur Flottenschau abdampste. Um 3 Uhr meldete eine Salve des deutschen Geschwaders die Annäherung des Kaisers; die englische Flotte nahm den Salut mit betäubendem Kanonendonner auf. Als die Viktoria and Albert die deutschen Kriegsschiffe passierte, brachen die Mannschaften in brausende Hurrabrufe aus, welche sich weiter sortpflanzten und immer wiederholten , als die Dacht die langen Reihen der brittischen Flotte durchfuhr. Während der ganzen stundenlangen Fahrt verließ der Kaiser keinen Augenblick das obere Verdeck. Die Dicht ankerte schließlich neben dem Flaggschiff „Howe", wo die durch ein Signal zusammen berufenen Offiziere bereits versammelt waren. Nach beendeter Vorstellung gratulierte der Kaiser dem Prinzen von Wales und dem Admiral Comerell wegen des glänzenden Aussehens der besichtigten Flotte. Um 5'/e Uhr machte auch die Königin am Bord der „Alberta" eine Rundfahrt um die Flotte. Nach der Rückkehr speiste der Kaiser bei der Königin in Osborne.
London, 6. Aug. Dem „Reuter'schen Bureau" wird aus Kairo gemeldet: Ein egyptisches Bataillon hat Wadyhalfa besetzt. General Grenfell kehrt am 10. Auaust nach Kairo zurück. Der Feldzug scheint beendet. Die englischen Truppen marschieren unmittelbar nach Kairo zurück.
Paris, 4. Aug. Die feierliche Beisetzung der Gebeine CarnotS, Marceaus, Latour d'Auv ergne« und Baudins im Pantheon hat heute vormittag stattgefunden. Der Ministerpräsident Tirard erinnerte in seiner Ansprache an die militärischen und bürgerlichen Tugenden der gefeierten Toten, wies auf die Nacht vom 4. August 1789 hin und gab der Hoffnung auf Wiederaussöhnung aller Franzosen Ausdruck. Nachdem sodann die Truppen vor dem gemeinsamen Katafalk defiliert waren, wurden die Särge in das Gewölbe hinabgelasssn. In der Umgebung des Pantheons hatte sich eme große Menschenmenge angesammelt, welche den Präsidenten Carnot mit lebhaften Zurufen: E» lebe Carnot! Es lebe die Republik! begrüßte.
Jeu illeton. -«d-t-».
Dev Majorackserbe.
Roman von L. Dohrmann.
(Fortsetzung.)
„Ach so, an meinen Sohn!" sagte er dann gleichgültig. „Der Brief muß dem jungen Herrn natürlich nachgesandt werden, der Bote kann ihn gleich wieder mitnehmen." Damit machte er dem Diener mit einer nachlässigen Bewegung ein Zeichen, das betreffende Schreiben wieder mit hinauszunehmen. Dieser zauderte jedoch.
„Verzeihen, Ew. Erlaucht, der Empfänger dieses Briefes ist zugleich als Majoratsherr bezeichnet," sagte er unterwürfig.
Der Graf fuhr jäh erblassend empor und griff nun voller Hast nach dem obenauf liegenden Briefe. Ein ahnungsvoller Gedankte durchzuckte ihn blitzartig; starr blickte er auf das Schreiben, das eine ausländische Marke trug.
„Es ist gut. Sie können gehen, — ich werde den Brief behalten," sagte er mit vibrierender Stimme, worauf der Diener sich zurückzog.
„Aus Mexiko, Irma!" sprach Treuhold dann, einen vielsagenden Blick zu seiner Gemahlin hinüberwerfend.
Irma wechselte jäh die Farbe.
„Also endlich, — endlich ein Lebenszeichen!" hauchte sie. „Und an den Vater! Er weiß also nicht einmal, daß —" Ihre Lippen zogen sich schmerzlich zusammen und ein schwerer Seufzer hob ihre Brust.
Der Brief zitterte in Treuhold's Hand, schwer atmend, schaute er darauf nieder und murmelte verstört: „Das ist nicht Bruno's Handschrift; ich fürchte, das erste Lebenszeichen ist zugleich eine Todesnachricht!"
„O, Gott, das wäre zu schrecklich; — nein, das kann nicht sein! Schnell, Treuhold, öffne das Schreiben!" drängte Irma mit vor schmerzlicher Aufregung halb erstickter Stimme, die Hände fest auf die Brust pressend, während Helle Thränen ihr n die Augen schossen.
Der Graf ermannte sich, das Papier knisterte zwischen seinen Fingern, sein erster Blick suchte die Unterschrift. Ec las einen ihm gänzlich fremden Namen und mit verdunkelten Augen überflog er die Schriftzüge. Dieselben lauteten:
Hochgeehrtester, allergnädigster Herr Graf! Tief betrübt ergreife ich di« Feder, um das mir aufgetragene Vermächtnis eines Verstorbenen zu erfüllen, indem ich Ihnen die Nachricht von dem Tode meines teuren Herrn, des Grafen Bruno von Wendhausen bekannt mache, der vor einigen Tagen sanft entschlafen ist. Auf seinem Sterbebette habe ich ihm das Versprechen gegeben, Ihnen, seinem Vater, die Todesnachricht zu übermitteln und seinen einzigen Sohn Ihrer Fürsorge zu empfehlen. Don Manuel ist zwanzig Jahr alt und steht hier nach dem Tode seines Vaters ganz auf sich selbst angewiesen, ohne jegliche Verwandte. Donna Jnez, seine Mutter, welche eine Spanierin von Geburt war, ist schon vor Jahren gestorben. Ew. Gnaden brauchen sich Ihres Enkels nicht zu schämen; er ist Donna Jnez, die eine große Schönheit war, wie aus dem Gesicht geschnitten und war der Stolz seines Vaters, dem er jedoch äußerlich nur wenig ähnlich sieht. Graf Bruno hat ihm eine vortreffliche Erziehung geben lassen und mir aufgetragen, Ew. Gnaden zu schreiben, er sterbe in der festen Hoffnung, daß sein Sohn von Ew. Gnaden als vollberechtigter Erbe und Enkel anerkannt würde.
Hiermit habe ich mein Versprechen erfüllt und bitte Ew. Gnaden, mir Ihren Willen kund zu thun. Ich bin dem Grafen Bruno lange Jahre ein treuer Diener gewesen, und er hat mich, seinen Landsmann, stets seines vollsten Vertrauens gewürdigt. Auch meinem jungen Herrn hoffe ich in Zukunft eben so treu dienen zu können. In tiefster Ergebenheit auch Ew. Gnaden unterthänigster Diener
Daniel Gerber,
Majordomo in Diego-Vesta,
Pueblo de los Angeles, Mexiko."
Eine geraume Weile herrschte Todesstille in dem Saal. Gräfin Irma war hinter den Gemahl getreten und hatte, über seine Schulter schauend, mit ihm zugleich den Inhalt des Briefes gelesen. Sie waren Beide aufs tiefste erschüttert.