Erscheint täglich mit «rrSuahmr der Lomu und Festtage.

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loh» 1L0 im Bezirks-

» 10 km Berkehr 1 . 2 S tm übrige« Württemberg 1L8 MouatSabormemerrtS »ach BerhältniS.

Der GrselWlistrl

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Aewnspwecho» M». AB.

8». Gaymgang.

JevrrspvecHex Av. SV.

«nzeigen-Gebüh» s. d. ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imak. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen» Jllustr. SonntagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Mittwoch, den LS. Aezemöer

1S0S

AMliches.

K. Oberamt Nagold.

»« di» OrtSbehördeu f», die »rdeiLerverficher««,.

Dm OttSbehörden gehen mit nächster Post die Listen Wer die fingierten Gtermkapitale rmter Anschluß zweier Formukare der Katasteruachweisuugru für die Land». Be- rufSgenosteuschast pro 1969 mit dem Safttage zu, je ein Exemplar der Katasterrrachweisuugen nebst »eilagen alsbald an das Oberawt eiszuseudeu.

DM 28. Dez. 1909. Kommerell.

Die Milchversorgung in Württemberg.

Stuttgart, tsr Dezember.

Die MilchpreiSstrigernuL, die m zshlreicheu Städten des LaudrS rutwrder schon eingrtrete« ist oder droht, hat das Statistische LandeSamt veranlaßt, die Frage ver Rilch- »erforgnng in Wär t mSerg einer gründliche« Unter« fnchnng z» unterziehe«. Sn» den Ergebnissen, die irr den .Mitteilungen" des Amts vrröffentlicht werden, geht her« vor, daß in Stattgart der MtlchpreiS, der volle 25 Jahre lang, von 1878 bi» 1800, ziemlich mveräudett ans 16 Pfg. gestanden hat, in de« kvrzru Zeitraum von 1901 bis 1907 ans 20 Pfg., also »m 25 Prozent, gestiegen. (Neuer- dings ist er abermals um 1 bis 2 Pfg. erhöht worden.) Luch im Landesdurchschnitt (ohne Stuttgart) ist er von 14 Pfg. t« Jahre 1900 ans 16,5 Pfg., (also v« 17,9 Pro­zent) t» Jahre 1969 gestiegen Ja einzelne» Städte« ist die Preissteigerung seit 1900 «och stärker als in Stutt­gart, so in Lützingen 41,7 Prozent, Nagold 33.3 Prozent, Eßtingru 30,1 Prozent vsw, das ist in den Städte» mit lebhafter Entwicklung, wo die Mtlchpreise verhältnismäßig niedrig Ware». Die Spannung zwischen dem niedersten and dem höchsten PrM ist dabei sehr be« deutend: der niederste Preis im Oktober 1909 war z. B.

12 Psg., brr hvtbfir 20,b s» käst nie Spauuuog

8,5 Pfg. 70,8 Present des niederste« Preises betrug. Diese Spannung stutzet ihre Erklärung darin, baß dk- Be­dingungen für die Milchversorgang an den einzelnen Orlen verschieden find. Ebenso erklärlich ist es, daß die tzprerse in der westlichen, vorherrschend industriellen LandrSHSlste (Neckar- und SchwarzwsldtteiS) we klich höher find als in der östlichen (Jagst- nud Donaskceis), wo der landwirtschaftliche C Makler vorviegt. Auch stetzes die Preise mit des Größe des Ortes (eine A -Suatzme macht mir Ulm mit s-irrem großes, fast anSschlirßlich lsndvtrt- schastlichev Hinttrlaud), Die Ursache des PreiSsteigernng voü Milch (and Butter), die fett 1900 eingetreten ist, ist is Württemberg, das za den milchreichstea Ländern des deutschen Reiches gehört, nicht auf einen Mangel an Milch zmückzufShrerr, sondern wesentlich aus die infolge de» Milchreichtums rasch errtstasdme Molkereiindustrie, dk z. B. im Jahre 1906 von de« ea. 9 Millionen dl br- tragruden MircherzeugM des Lande» nicht weniger al» 4 Millionen, also fast 45 Proz. zn vntter, Käse rc. vrr- arbeitete, und d'e iu seu Nachbarländern, besonders aber in Sachftu und NordLentschlaud starken Absatz Hst. Des­

halb find auch trotz der lebhaften Entwicklung der Molkerei­industrie die Preise ans de« inländischen Buttermarkt statt zu stnke« bi» jetzt stetig iu die Höhe gegangen. Namhaft beteiligt au der Molkereiindustrie find die Molkerei­genossenschaften, deren e» t« Jahre 1906 insgesamt 493 mit einer Verarbeitung von 1172015 dl Milch waren, so daß Württemberg heute geradezu al» ei« Hauptlaud de» »olkerrigeuosseuschastltchru Kleinbetriebs bezeichnet werden kann. Ein wettere» preiSstrigerude» Moment ist die stetige Zunahme der Produktionskosten der Milch, vor alle« die Steigerung der Futtermtttrlpretse, de» Arbeits­löhne, der Boden- und Biehpreise. Dazu kommen lokale Faktoren. Je «ehr die größeren Städrr auwachseu, an» desto entfernteren Zonen müssen die erforderlichen Milch- meugeu herbetgeholt »erden. So ist t« Stnttgarst von 1896 bi» 1909 die Zasvhr an» der Uwgegend von 55,6 Prozent de» GesamtvrrbranchS stetig ans 21,5 Prozent zuröckgegangrv, die Zufuhr durch die Eiseubahrr aber vou 36,8 Proz. aus 69,9 Proz. gestiegen. Eine ähnliche Ent« Wicklung, weuu auch nicht so stark, zeigt sich in Hellbraun. Damit im Zusammeuhaug steht da» Auskommen avd die wachsende Ausdehnung desMtlchzwischenhaudel», die befördert wurde durch deu Umstand, daß dir Milchprodu- zenteu in der Umgegend der größere« Städte überwiegend Kleiugrundbefitzer find. Asch das hrü zur Erhöhung der MUchvreise beigetragev. Dar Statistische LandeSamt suchte auch ststzusttlleu, ob d!e für die ßrgmvärtige Prelkstttge- rang geltend gemach kn Gründe stichhaltig stad. Bon den Produzenten wird Sehavplet, es herrsche »ise Milch- knapphett, die verursacht sei einmal durch de» schlechte» Ausfall der diesjährigen Fnttererute, sodauu durch die hohen Schlachtvirhpretse, die eine tuteufivere Aufzucht vsn Schlachtvieh und Schwei­ne« zur Folge hätten. Ob tatsächlich gegenwärtig ein starker Uebergsug van der Milchwirtschaft zur Mästung stattfintze, sei beim Fehlen einer Viehzählung in diese« Jahr vicht sicher seftzuftelleu; die letzten Ltehzählnageu aber hatten das «egrvteil erwiesen: der Anteil der Kühe au de« Gesamt- riudvirhbestaud habe sich sogar vermehrt. UebrigeuS hätten auch die derzeitigen Schlachtviehpreise durchaus keinen ab­normen Stand, za« Teil seien sie niedriger als tu den Bor« jahren. Was aber dt« FuLtererträge des Jahres 1909 an- Lauge, so seiru die Erträgnisse au Wiesrshen nur weuig hinter denen ser Vorjahres zurückgeblieben, die an Klee haben die des Jahres 1908 Sbrrtrsffm, «ad be? Ertrag au Futter- und Kohlrüben hat iu allen LaudeSteilen den des Vorjahre» sogar ganz erheblich überstiegen. Wen» da» Statistische LanseS- amt anch »ela genauer Urteil" über dk Berechtigung de» Aufschlags nicht fällt, so geht doch ans den von ihm mit« geteilten Tatsachen hervor, daß eher da» Gegenteil de? Gründe zrrtrifft, dir die Milchproduzrntt« für die Steige- ruug latz Feld führen. Berechnet wird, daß in Stuttgart die Steigerung des Rilchpreiser sm 1 Lezw. 2 H die Be­völkerung eines jährliche» Mehraafwrao vou 406125 Sezw. 812250 «6, tu» ganzen Laad aber vou etwa 2136 000 brzv. 4 270 000 ^ koste» würde. Bemerkens­wert ist, daß uater dem Einfluß des sortwährkudeu Milch-

preisfieigerungm der Milchverbranch seit 1903 Artist

abgenommeu hat, und zwar beträgt 1903 der Rückgang 23,12 Litte pro Kopf -- 13,6°/.. - Zu« Schluß werde» die »ersuche, »eitere Mllchpretrsteigerunge» abzuwende». betrachtet: zur Ausschaltung des preiSverteneraden Zwischen­handel» haben sich neuerdings die Milchprodu,eute«, namentlich tu der Umgebun, der größeren Städte, z» MilchverkausSgeuossenschafteu zusammeugeschlosieu. deren e» 1906 insgesamt 69 gab, mit einer jährliche» Milch««« vou 14055 785 Lite . Rach Stuttgart allein liefern die Genossenschaften zirka ein Drittel der überhanpt von aus­wärts eiageführteu Milch, «l» erfolgreiche Mittel zur Erzielung eines Preisrückgang» haben sich bisher die Etu- schränkau; de? Konsums, die gegenwärtig iu Stuttgart do» der Sozialdemokratie empfohlen wird, und die kommunal, Unterstützung der Mil-Händler bei« Aussetzer? billiger Mtlchqa'lleu, «vier Umständen durch «ewährusg vou Frachtkosten, erwiesen. Dagegen erklärt da» Etat. LaudeS- amt, daß eine Kommuualifirrang der gesamten Mtlchver- sorcung nur daun in Betracht kswmeu könne, wenn ein tatsächlich« Notstand, insbesondere eine wirkliche Milchnot vorhanden wäre, daß aber derzeit die »erhältuiste nicht sa lägen. Frkf. Ztg.

UoNttsche HleSerstcht.

Der Sta-rt»se»r«tär best Netch»p»fta«ts beab

fichtigt, am 7. Januar u. I. verschtedrue Fragen aas dem Gebiet de» Postweseu» mit Lrstrttrru de» Handel», d« Jadustrie, d« Landwirtschaft »nd de» Handwerks za be­sprechen. Er hat zu diese« Zweck den deutschen Handel»- tag, dm deutschen LrvdvtttschaftSrat sowie deu deutsche» Handwerk»- and «ewerbtkqmmertag ersucht, ihm zur Teil­nahme au der »rsprechaag Bertreter der Interessentenkreise namhaft zu mache», »rgeustand der Besprechung wird sein: 1. KarlezurrZ der Gründe, die gegen die Wiedereinführung des »ukanftSstempel» bet gewöhnlichen Briefen sprechen; 2. Mltwkkunz de» Publikum» bei der Ausfüllung vou Post- einlttferuug'beschetutgungeu behaf» B-schleasigung der Ab­fertigung au den Psstschalteru; 3. AaSstellang von Ein- lirsernugSbeschriaignuge» für gewöhnliche Pakete auf beson­deren Wunsch; 4 BrhaMnng der m'.t eknrrEhiff-eadrisfirrte» Briefe, Eiusührasg von Postlagrrkarteu zweck» Sicherung der Aushändigung solcher Briese aa bestimmte Personen; 5. Erörterung der i« Psstnachuahmrverkehr hervorgettetrue» MißßSsde.

Di« jährlich« Ersparnis durch dk Einführung der SNrrwagesgmeluichaft wird vsa der barschen Re- girrnsg für Baden allein auf 729 000 berechnet. Ra­den Ausstellungen der sächsischen und der bayrischen Eis:u- bahsvttwaltWge» beläuft sich diese Ersparst» in Sachse» aus 1506 246, iu Bayrrn auf 975 000 Ja Bayrr« tritt besonders die Ersparnis au Prrssnalaufwaud mit jährlich 375000 »tz iu Erscheiuuag.

I« Reichstag bilde» bei der Generaldebatte zn« Etat oekarmtltch auch die marokkanische Angelegenheit Mau-

Ueber Zensuren und Klaffeupliitze

veröffentlicht i« zweiten Dezemberhrft der illustrierten Halb Monatsschrift .Nord nud Süd" Dr. Karl «Mer folgend nachdenkliche Ptasderei:

Eltern pflegen viel Wert darauf zn legen. Und di Kinder selbst noch mehr, eben um der lieben Eltern Wille» ans Furcht vor Strafe, vor dem Ausbleiben des Weih «achtsmanues, vor Herabsetzung des Taschengeldes, voi dem, waL die Eltern für Srziehungsfakjoreu sufzustrller belieben. Diese kleinen menschlichen Grausamkeiten werde: groß iu der KludeSseele, diesem geheimnisvolle» Hin- rml Herwebeu. WrShalh wk ste nicht klein murren sollten So groß, daß ste töten: iu meiner gestrigen Zeitung ( schreibe diese Betrachtung al» eine WekhnachiLkptstel a, einem letzten stürmischen Novembertag) finde ich drei Schüler selbstmorde zv i Knaben und ein Mädchen vermerkt und bei sllM: aus Furcht vor Strafe wegen schlechte SchullrlstuAgeo. Nud weiß genau, daß ich »sch viele solch Fälle erleben muß.

Zensuren. Zevguisse, «lafievplätzr! Für die Slter, ein Charakteristikum der Leistungsfähigkeit ihre» Kinde! »nd sriver Position vuter den gleichaltrigen Gefährten Unantastbar zuverläsfig natürlich! Usd doch iu Wahrhei »nr ein Relatives.

Mas kann da sonderbare Dinge erleben: Namen unsere! Größten aus,«zählen, die tu der Schul« die schlechteste, waren, will mir müßig erscheinen. Sk fügten sich ebe,

nicht in dieser ErziehungS-Syste«, das auf geistigem Ge­biete durchaus kamwunisttschen Prinzipien zugeneigt ist. AuS Gründen der Bequemlichkeit, der Eiasachheit: deu« die genialen Individuen fisd schwer zu erziehen, weil sie ihre eigenen Pfade gehen, die oft sehr erheblich von dem wohl ausgetretenen Weg der All n-Bteles sbwekches; von diesem Weg, iu de« jede» Steiücheu sorgfältig aufgehoben ist. Dazu kommt etu gewisse» staatliche» Interesse, das zu Gunsten einer kommunistische« PersöulichkeitS- (oder bester UnpersönlichkeitS.) Erziehuug spricht: dk Schule will - nutz soll de« Staate treue Beamte erziehen. Und die wüsten, wi«u ste halt tauge« sollen, schon nach eine» Schema erzogen, geso.«t, lieferbar sein. Sie müssen «ach ihre« wahrnehmbaren Leistungen, das ist nach de« Gedächtnis, nicht «ach de« Denk-Lermögrv, gruppiert werben und «ach der Eifrigkeit, dem Fleiß, auch d;m Betrages iu der Schule. War alles nur und allein für die Schule sein kan«, nicht fürs Leben.

Die für ihr Leben arbeiten, die tu sich Kräfte fühle», die leiden iu deu Jahren der Jugend. Sir find die Eigen- Menschen, für die dann dir unterste Klaffeubauk reserviert bleibt. Wenn vicht ...

Dieses .Wenn nicht" ist da» wichtige Moment, das hypothetische Moment, bester noch da» irreale, das der Realisierung harrende!

. . . Wenn nicht der Lehrer eine starke Persönlichkeit, rin feiner Psychologe ist, eine AuSnahmknatnr (deren e» immerhin einige gibt); ein Lehrer, der dir individuelle

Eigeukraft eines ZözlisgS zu erkeuuru, zu beurteilen, z» werten weiß. Und zu schätzen.

Da» find die, welche nicht krampshast Ziffer« iu ihr Notizbuch malen, oder um da» Geheimnis, ihr Geheimnis noch tiefer vor den vengirrigev Kindern zu wahren, Hiero­glyphen oder derlei, das zn erfinden ste eine Lsst au der Qual der bewertete« Zöglinge treibt; wk haben glitten darunter, krampfhaft gezittert vor diesen Hieroglyphen, die uns erst ein glücklicher Fusd (der n«S freilich nicht nage- sähr ward!) entziffern ließ. Das find dir, welche nicht Ströme von roter Tinte fließen lasten, um jede« Heft das Gepräge einer vorzügliche» Korrektur vor der hohen Obrig­keit zu verleihen; die rnhig eine» Fehler übersehe», die jede Arbeit beurteile» nach de«, der ste schuf, nach seine« Arbeit»- nud Leistungsvermögen.

Diese seltenen Lehrer scheue« sich vor dr« Zensiere» nach dem hergebrachten absoluten Msßstab. vor dem Rang- verleiben nach der absoluten Zahlenfolge. Sir rechnen nicht die DarchschuiltSuote auf Grund der Dur-schuittSfehlerzahl an» «nd weiter nicht deu Klaffeuplatz nach der Laleuz der Fachuotev, diesem schwierigen BerechnangSsyste«, in de« -aoz «inseitig die Sprach« hoch bewertet «erden, während da» uaturwiffevschaftlich-mathematische Wissensgebiet sowte die technischen Fertizketteu m!t der viel niedereren Laleuz fürltrb nehmen müssen.

Sie wissen war tele Eltern erst »och lernen müsse« , wie falsch es ist. auf diese «eise deu Ehrgeiz auzu- stacheln; wie gerade die sensible« (nutz da» sind gewöhnlich auch die körperlich zarte») Kinder brrmter zugrunde gehe»