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AMs- mi> A»!chk-§lM für i>r» WnMs-KkM UWli».

Äsern sprectz er Ar. Lv.

88 . AaHrgang.

Jernsprecher Ar. Lv.

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Mit dem Plauderftübchen, Jllustr. SonntagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Ilreitag, den 38. Movemöer

isos

Am Refor» der zesetzlicheu Bestimmun-e» über Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsaugehörigkeil.

SS ist rin ersreuliche» Zeichen für da; wachsende natio­nale Brrstäaduitz der deatschm Volke», daß, ebenso wie in »eiten Kreisen der AnSlaudSdeatscheu, so such im Inland in jüngster Z:tt hatte «och der Hausa-Buad in seinen Richtlinien darauf verwiesen immer mehr die Notwendig­keit drr Nesdervvg drS alten Reichs- und StaaiSangehbrig- itkttSgesktzrS von 1870 -erkannt wird. SS sind vor alle« «oet Vorschriften des Gesetzes, welche iu der bestehenden Form nicht mehr ansrecht erhalten werdm sollten. Einmal leidet eS besonders an dem Mangel, dstz i« Gegensatz zu de« geltenden Recht der große» Nationen des emopäischm RoutiuentS bei uns die Natiorraiavgehörigkeit durch Zritab- lanf verloren geht. Drr §21 erwähnten Gesetzes befti««t nämlich, daß durch lOjähnges »nnuterbrochenen Aufenthalt im «nSlavde die SiaatSngrhöcigkeit verloren wird; eine Frist, welche jedoch erst nach de« Ablass« etwa vorhandener Reisepaptrre odrr HttmatSschrin: beginnt nvd dvcch die Ein­tragung in die Konsular«atrtkel unterbrechen wird. Eine solche Bestiwmavg kvtspricht nicht dem Wesen md der Machtstellung des geeinigten DrntschlandS. Ein Machtvoller Staat kann seine «nSlaudSangkhörigen l icht von stch ab- stoßep, solange fie nicht selbst durch Erwerb eie er fre«drv StaalSangehöilgkit ihre alten staalLrechtUchmBrzirhungm gelöst habe«. Außerdem ist ja abrr wents erreicht, so lauge der AnsrvthallSstaat bis zu« Erwerb seiner Staatsange- hörigkctL di: olle LtaaiSbeztrhuvg auch über die lOjährtge Fritz hinaus als maßgebend geltes läßt. In diesem Falle »üßte das D.nlsche Reich seine Angehörigen doch wieder übernehmen, wir auch ein- event. Lerisr'gnuag diplomat­ischer oder konsularischer Hilfe im Falle von Schädigungen dmtscher Landesliudrr dem Aasehea drr Reichen i« Aus­laut» gw'ß nicht förderlich sein würde.

Wie demnach die Streichung drS § 21 erwähnten Gesetzes nur zu wS-sches wäre, so fiud zweitens die »or- schristen über die Eutttffavg auf Antrag zs prüfen. Mau »trd hier unter grüudsätzlicher veronsng des Prinzips -er AuSwaudeiuugSftsih.it davon auSxeheu können, daß er tu gleicher Wüse weder im StaatSiuteuffe, noch i« dem der Abwauderuteu liegt, dZe Wege zu» Ausscheide» aus dem SteatSverbaud rw jede« Preis zv erleichtern, vor Alls« aber nicht vor de« Erwerb einer fremden EtaatScmgehör- igkeit durch den AuS wandernde», vsaS in allen Staatru der Welt neben ardrren BorauSs-tzuage« kürzere oder längere Niedrrlaffoug dort erfordert.

Der eutlvffrue Demsche ist demnach etue Zeit laug stets staatk-rechir- und schutzlos, und er wird aus seiner Lage heraus gleichsam grdrSvgt, Möglichst schnell Ange­höriger eines fremden Staates zu werden. BtS z« diese« »rgevblick sollt: eine Entlassung ans dem Maars verband nicht z-läsfig sein, die im übrigen nach drm zeltend.« Recht Beschränkung z« Lasten der Wkhrpfl'chtiZeu uuterl'.egen «.

Ja dt-sen beiden Punkt'« wäre vor allem die bessernde Hand sazvlrgeo.

Die Abwanderung D.uischkr befindet fich im übrige» seit de« Jahre 1889 zw-ifelloS aus abüügruder Lute. Irr de» Jahren 190t bis 1908 ist die Ziffer von 27984 Personen mit geringer SLeigtrung iu dev Jahre« 1906 v. 1907 auf 19883 Persouea i« Jahre 1908 gefallen. Immerhin beträgt die Verlustliste zu« Nachteile des In­lands fett 1889 über rund 800000 Köpfe.

Uorittjche Aeverficht.

U« Dienstag ist der dadischr Landtag vrm

Grotzheizrg eröffnet worden. Die Thronrede sprach zunächst »ou einem namhaften Fehlbetrag, mit dem der künftige Etat abschließt, nvd kündigte Eimererhöhengen an, vämltch eine Erhöhung der Bterstener und eine Aendernng der Einkom­men- und Ler»ögiuS8rurr. Ferner wurde asgeküudigt die Einbringung eines WohnungSgrldgesetzrk, eine Novelle znm «rffrrgefetz, eia Jrreugrsetz, eine Aenderuvg der Semeivde- «ud Srädreordnai g, eia Gesetz bttr. das HiuterlegnugS- »rseu und schließlich eine Borlaze weg u »rudrruog des Gesetzes über den Elemrutaranterricht. In l.tzterem ist eine Erhöhung der Bezüge der LolkSschullehrer und -Lehrer­innen und die Neugestaltung drr Vorschriften über die Schulaufsicht vorgesehen. Die Berwaltavg der Eisenbahnen verlangt zur Brrztasang und Ttlgaug der Siscubahnschnld einen Zuschuß aas der allgemeinen StaatSvrrvaltau-. Dir Einnahmen fiud gegenüber dem Vorjahr zwar sgestkegeu, in

weit höhere« Maß abrr haben die Ausgaben, uameutli- durch Erhöhung der Gehälter und Löhne, zugeuommeu.

Bo« bayrischer Hintertreppenpolttik sprechen die »Münch. Neuest. Nachr.- in einem Artikel, den sie »Unhaltbare Zustände- überschriebeu haben. E» handelt sich natürlich um ZentrnmSgröße», die ans ministeriellen Hintertreppen unverantwortliche Informationen erhalten. Als die Herde der Indiskretionen gelten iu erster Linie dar 8er!rhrL«tnisterill« und das KaltuSmiuisterin«. Eine mit den StaatStutereffeu uavereiubarte Laxheit scheine iu dieser Hinsicht au den erwähuteu Stellen eiugertffeu zu sei», wo maßgebende ZeutramSadgeordnete unter Umgehung drr Chefs einen regelrechten direkten, iu der Regel un­kontrollierten Verkehr mit den Ministerialräten pflegen. Dieser Verkehr werde iu der Lat bedenklich, venu «au an den Früchten erkenne, daß es stch nicht «ehr am sachliche Jasormationeu handelt, die za drr unmittelbaren Berufstät­igkeit drS Abgeordnete!; in seiner Eigenschaft vielleicht als R.sereut der Kammer gehöre», sonder« direkt um Ein- und Angriffe in andere Staatsbehörden hinein und schließlich bis zur K one hinaus. Dieser Unfug habe bereits einen derartigen Umfang angenommen, daß ihn auch die Minister selbst merken könnten.Wir begügen nur für jetzt-, schreibt dar Blatt znm Schluß, »mit diesen zurückhaltenden An­deutungen, weil wir die schlechte Art der klerikalen Presse uns nicht avetzueu wellen, Personen za nennen und dar­unter vielleicht ungrrechterweise auch solche, dir harmlos find wie das folgsame Gros dLL ZentruwSsraktiou.-

De« englische» Oberhems wurde vom Großfiegel- bewahrer Earl os Crewe die zweite Lesung der Fiuanzgesetze ohne jegliche Bemerkung unterbreitet. Daraus begann Lord LiuSdowse die erwartete Kanrpftede. Ec erklärte, das Schweigen der Earl of Crewe zeige, daß die Negierung der Meinung sei, daß dir PerrS mit der wichtigen Frage der Ftnavzresor« nichts rn in« hätten. Für die Opposition liege die Sache einfach. EL sei eine schwerwiegende GesetzeS- vorlage ohne Präzedenzfall, wie fie niemals dem englischen Boik vorgelrgt worden sei. Sie erfordere die Zustimmung der Oberhauses, und dieses dürft dir Berantwortlichkett seiner Zustimmung nicht ans fich nehme«, ohne daß rS stch vergewissert hätte, daß das Volk wünsche, die Borlege solle Gesetz werden. Ra- dieser heuchlerischen Phrase erklärte Lord LauSdorsue, die Peers hätten dar Recht, Ftnanjvor- legen abznlehueu. Er ging sodann auf die einzelnen Steuervorlagrn ein und trat das« gegen da? Prinzip der Freihandels tu die Schrarkr». Namens der Regierung antwortete der Lsrdkavzler. Sr sagt:, der Plan drr Oppo­sition sei ein Schritt zur konstitutionellen Resolution und stürze alle parlamentarische Tradition um, rvMu er auch vielleicht zulässig sei Die Ablehnsug des Budgets bedeute die Ablehnung des JahreSbedarsS, aber Lord LavSdowue scheine zu »einen, auf ein kleines Chaos kowme eS nicht an. Dir Ablehnung würde et» direkter Sir griff in die Prärogative der Krone und die Privilegien des Unterhauses sei». Man verlange, daß eine L'.rfassana NNgestürzt werde, die drr Gegenstand drS Neides für alle Nationen der Welt sei, und daß de« Oberhaus solche Machtbefugnisse verliehen würden, daß da? Vaterhaus und die Regierung ans die Suade der Lords angewiesen wären. Der Lordkanzler nah« zu« Schloß Bezug ans die Ablehnung wichtiger RegiervvgSvorlagen durch das Oberhaus juuerhalb der letzten vier Jahre and erklärte. eS sei keiner liberalen Re­gierung wieder möglich, za amtiere», wenn st« nicht gegen die Wt derholuug einer derartigen Behandlung ihrer Maß­nahmen geschützt sei. Er betonte weiter dar Recht drS Unterhäuser auf die Kontrolle der Finanzen und erklärte er für lächerlich, daß rin HauS, dar ans nicht vom Volk gewähltes Mitglieder« bestehe, stch dieser Recht anmaße« «ud die Macht haben sollte, eine Regierung zn stürzen, die zu irgendeiner Zeit iu politische« Gegensatz zu ihm stehe. Sr verteidigte nie Prtvzipk« der Vorlage und erklärte, daß, wenn er fich die außerordentliche Bedeutung der vor- geschlageue« Maßnahmen vergegenwärtige, er erstaunt sei, daß das Haus wegen einer so geringe» Ursache bereit sein solle, eine so bedeutungsvolle neue Richtung einzuschlageu.

Der türkische Sewat hat eine Adreff: auf ie Thronrede genehmigt, in der die andauernd traurigen Zu­stände tu Mazedonien bedauert »erden und qewüsscht wird, daß diese chronischen Fragen .endlich gelöst werden. Bezüglich drr Deckung der Defizits i« Budget wird die in der Adresse geplante Schaffang von Monopolen gutgeheißeu, dagegen die Zollerhöhuog kritisiert, die die arm« Bevölke­rung belaste. Aruauteu habe« französische Ingenieure, dir «tt brm Studium drr Trasse der »ditabahu beschäftigt waren, au der Arbeit verhindert. Die Ingenieure wußte» nach Pctschtiaa zvrückkehrm. Drr serbische Geistliche Popovttsch au» Brlspoljr wurde in «ltsrrbteu von Albanesen

mnordet. SS besteht der verdacht, daß der Mord auf Geheiß der juugtürkischea Agitatoren verübt wurde.

Nach Meldaage« «ms Marokko wartete General Marina am Montag vergeblich auf die neuen Friedens«-- gesandten drr Rtfkabhleu. Da bekanntlich der Montag als Termin gestellt war, ist «au in Spanien etwa» kleinlaut geworden, zumal die sofortige Wiederaufnahme der Feind- seligkeitru wegen des auf de» Kriegsschauplatz wieder- um herrschenden Unwetters ausgeschlossen erscheint. Englische Blätter melden aus Langer, daß die Streitkräste de» Sultan» mit schweren Verlusten von den Anhängern Mulay Kebir» zurückgeschlageu worden seien. Malay Kebir, der Bruder HafidS, der vor fast fünf Monaten von Rabat entflohen war, und, als der Aufstand der Zr«»urS fehl- schlag, durch da» Laad drr Berber zu den RtatastS«me« im Osten von Fez stch durchschlug, wird, wie «an glaubt, mit Erfolg den Heiligen Krieg proklawkeren.

Das ««erikaaische Kabinett hat in der Nicaragua- Angelegenheit die Entsendung »euerer Schiffe erwogen, santtntlich da mehrere amerikanische Kausleute iu de« von Zelaya beherrschten Gebiet verschwunden find.

Gages-Aeuigketten.

Au- Stadt md Land.

Nagold, d» SS. Noonader ISO».

* Der Winter hat Heuer frühzeitig eingesetzt mit ausgiebigem Schneefaü, der »aucherortS recht schlimme Ver­kehrsstörungen zar Folge hatte. Bei uns war der Schnee- druck bis jetzt noch zu« Aushalten, dagegen hat fich wette» hinten im Wald schon eine flotte Sktbahu gebildet, während «au da vorne an einer guten Rodelbahn an- froh ist. Unsere Neigen find delebt von jung und all, welche fich vergnügen au einer sausenden Fahrt von Berg zu Tal. Da» weitet die Lrast und reinigt die Lunge«; eS macht frisch, froh, frei, daß eS eine Lust ist.

r Herrenberg, 24. Novbr. Sine nachahmenswerte Eisrichknag zu de« Zweck, bei« Einkauf frischer Eier vor Betrug geschützt zu sein, hat -er hiesige Bezirks-S-fiüzel- Zuchttiere'.» durch die Einführung eine« Ejerverkaufrrrach- »etseb geschaffen. Der Verein will Adressen aazrbea, wo garantiert frisch: Eier za kaufen find. Al? Endziel schwebt ihm vo , daß drr Prodszrnt t««rr denselben Abnehmer und drr Kousnmeat beständig den gleichen Lieferanten hat.

N«s de« wLrtt. MiMSretat.

Stuttgart, 24. Nov. Die fortdauernden Ausgaben de» würit. NtlitäretatS weise» für 1910 die Svm»e von 2b826 970 auf, va» gegen da» Vorjahr eine Eittgerang

von 414478 ^il bedeutet. Die Einnahme« find aus 701000 Mark veranschlagt, darunter 500000 als Srsatzietstaug der würlt. StaatSrise«bahvv:rwattuug für dev Be« der Dragouerkaserne iu Cannstatt. Statt eines werde» künftig 2 Reserveinsavterleregturentkr za Hebungen znsa»rn:vgestelli, wofür als Kosten 69444 augesetz! fiud. Entsprechend den im Reichstag ausgestellten Forderungen wird die Zahl der Pserderaiiooen für die oberen Stellen im Heere ver­mindert. Für Württemberg kommt kn Brtiacht die Redu­zierung der Rationen beim Kriegkrniutstrr und beim General- adjntanteu von 6 aus 4, bet« kom«audikreudkn General von 8 aus 6, bei de» Divtfionrkommavdenrcn rou 6 aus 4, bet den Brigadeko«»audeureu der Infanterie von b auf 3, der Kavallerie von b auf 4 ns«. Sämtliche LmluautS der Kavallerie sollen, wie schon bisher die Oberleutnant», Entschädigung für die Pferdehattuug von jährlich 180 erhalten. I« Württemberg kostet die» 29986 ^ll. Infolge der seit Jahren erheblich gesttrgruen Preise für die haupt­sächlichsten Ausrüstungsstücke, insbesondere derjenige» aas Leder, fivd für das wärt'. Armeekorps 60000 ^ mehr eingestellt worden; für Naturalien, iuSörsondere für Hm find 32190 mehr gefordert. Die einmaligen AuSgabru erreichen eine Höhe von 3S57S96 »w; str bleib-u htater de« Betrag de» Vorjahre» «« 628122 zurück. Beträge für neue Bauwesen werben nicht gefordert. An Beiträgen für schon begonnene Bauten enthält der Eta! 302000 als Schlußrate für das Proviantamt tu Stuttgart, »eitere Raten von je bOOOOO für die Dragouerkaserne ts Cannstatt und die lllaurnkaserue iu Ul«, 150000 »w für die ev. GaruisorrSkirche iu Ui« nsf. Exigiert »erden ferner 60000 für weitere Feldküchen, für versuche km Waffen- wesen bet dm MaschinengewehrkompagvitU 329500 «w, für die Beschaffungen für dir Feldartillerie 1612500 für Handwaffen und Maschinengewehre nebst Munition 82000^6, für »mrS BrLcktngerät der Pioniere 67000 »stk und für Fervsprrchgeräte 40000 ^ll.