Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hirr l.lv^e mit Träger- lohn 1.20 tmBezirks- «ud 10 tcm Berkehr 1.25 »a, im übrigen Württemberg 1L8 Monats-bonnementS nach Verhältnis.

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K>Is- Md KiM-Klitl flil de» GnMs-KeM UiPld.

Hl». LS.

88. Jahrgang.

Fernsprecher Hlr. LS.

S8»

Ionuerstag, dm 11. Aovemöer

Anzeigen-Gebühr f. d. Ifpalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. SonntagSblatt und

Schwäb. Landwirt.

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A«Mche«.

K. Oberamt Nagold.

Ve«et»deratSwahIe« betraffe«d.

Den Srmeiaderätm wird empfohlen, die im Normt Dezember d. IS. verfallene» BemrtuderatSwahlen »omög- Uch i« de« erste» 1V Tage» de- Dezember vorzu- nehme», damit weg« Erledigung von Beschwerde» über die Wählerlisten and über das Wahlergebnis nicht mehrere Sitzungen der LrztrkSrat» erforderlich find (z. vrrgl. Lollz.- Berf. zur Gemeiodeorduung § 12 Abs. 2).

Auf die Vornahme der GeneiuderatSwahlm finden die Bestimmungen der Art. 1125 der Grm.iudeordnung Au- »eubuug. JaSbtssndere wird daraaf hiugewieseu, daß über die Wahl der 2 Beifitzer de§ WahlvsrstandS usw. (Art. 16 der Semeindeorvnuug und § 17 Abs. 1 der Bollz.-Lrrf. hier»«) stets Eintrag in das BemetuderatSprstokoll zu machen ist.

Brmrrkt wird, daß Uaterbeamtr der Bemclrden ihren Dienst niederzniegen haben, falls sie emr Wahl in de» Be« «eiuderat aunehmen. (Art. 26 Abs. 4 der Bemeindesrduung.)

Den 6. Nov. 1909. Kowmerell.

K. OSeramt Nagold.

, Bekau«tmach«ttg,

detr. die WamverarbeitSstStte «mb de« Arbeiir«achwei» i« der Stadt Nagold.

Unter Bezugnahme avf dm i« Gesellschafter Nr. 245 drröfftntttchtm Aufruf ersuche ich die Bevölkerung der Stadt Nagold und des gamen OberamtSbezir» die den «»beit» lose« geordnete« Wanderern zugute kommende Einrichtung der W ander arbettSstättr, die sich nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen gut bewährt hat, dadnrch z« «»trrfiütze«, daß umherzirheudm Wasderelu keine Unterstütz««, ge- tvShrt wird, sorrderu dieselben »«»achfichtlich «» die Wanderarbrit-stStte verwiese» werde«, sodann aber auch usd darum möchte lch vrsondrrs düngend bitte» dadurch, daß die LtzirkSsugehörtgru, die mit gute« Gewisses dir Bettler, ohne sich eine Hartherzigkeit zu schul» den komme» zn lasses, an die WauderarbeitSstätte verweisen können, durch Bz^g der an dir Haustüren auzv schlagenden Plakate gege« Entricht«»« «i«e» Beirr«,» vo» «ivdestev» L a» die W«»derardei1»stStte«ver- w«U««g AmtZpflegr, M>rgltrs;r des BeretuS zur Förderung der WauderarbeitSstätte» in Württemberg werden.

ES tat dringend not, daß die Einzelnen, die von dem Geben von Almosen durch die getroffene Einrichtung befreit werden, ihr Schersleiu »uv de« Verein bezw. der Amts» körperschast, die keine Opfer gescheut hat, am das Liebes» werk zustande z« bring«, zuweudev, da die Kosten sehr erhebliche za werden schritt«.

Sodann ersuche ich alle diejenigen, die in der Lage sind, den Wanderer«, die io der WavderarbettSstStte aof- genomMU worden find, BeschSstigemg zu geben, sich an Polizetwachtwktstrr Schwtddrrger mit der Bitte vm Zu­weisung von Arbeitern za wenden, damit die W-uderer womöglich nicht mit Strinllopfe« bei« Spital beschäftigt werden muffe«. Dar zu entrichtende Entgelt für die ge­leistete Arbeit wird nur ein geringes sein, jedenfalls dm Betrag von 20 für die Stunde nicht überschreiten, and wird nach Feststellung deSselbm durch die Amtspflege bet den einzelne» Personen eingezogen werden. Den Wanderern selbst ist kein Geld zu verabreiche»; doch ist die Abgabe eines LesperS erwünscht.

Endlich ersuche ich von dem mit der WauderarbeitS- stätte verbundenen Arb«1t»»«chw»i» häufigen Gebrauch zu machen, damit vi- mtttrllo,eu Wanderer wieder ge- »rduetrr Arbeit zugesührt werden köuuev. Die »ermittlnug der Arbeiter geschieht koste«!,» durch Polizeiwachtmetfter Schmidderger.

Den 10. Nov. 1909. Sommerell.

Die Her»«» OrtSvorfteher

ersuche unter Bezugnahme aus dorftehende Bekanntmachung die Sache der WauderarbeitSstätte und des ArbettS««-- »eifeS vachdröcklichst zu fördern und insbesondere für die Mitgliedschaft bei« Verein nach Kräften »erben zn wollen.

Nagold, dm 10. Nov. 1909.

K. Oberami: Kommerell.

Sein, »öntgltch, Majestät h»bn, »» iS. Oktober d». Js. Mer- Mädigft geruht, dt» evauz. DekuxatS- und I. Stavtpfanstrlle tu Nagvld dem theoio,ischeu Lehrer a« der eoa», Predtgerschule tu »usel Adolf Pfletdrrer ,u üd«tr«,m.

Sei», Majestät de, Nönt, Hab« am v. Rov. I». T». aller- «eädtgst geruht, den Postsekretär tu erhobener Stellung tit. Post, »asfirr wurfl in «al» ,uw Postmeister tu Nagold »» des»,der».

Aeiterscheiuimgeu.

Und wie wir» jetzt so herrlich wett gebracht-, «eru sonnt sich der Spießbürger au dmFortschritten* der Zeit, wie weiland Famulus Wagner de« Doktor Faust gegen­über. Daß wir in wirklicher Kultur verzweifelt wenig Fortschritte gemacht haben, da» übersieht da» Geschlecht derer von Famnlu» Wagner nur z« gern, »m» eS Zeppelin oder Parseva! in de« Lüftm flattern sieht. Keine Zeit ist von Verbreche« der Srmetuhett, Gewissenlosigkeit und Ge­nußsucht so ««gefüllt, wie die hmttge. DaS bestätigt auch wieder die letzte kolossale Uaterschlagung Set der Mittel­deutschen Kreditbank. Eia Frankfurter Bankbeamter dieses Geschäfts hat gleich über eine halbe Million unterschlage«, um als Grandseigneur und Spekulant i« großen Styl leben zu können. Da» gibt de«L:ipz. Tagbl.* Lerau- lassnng, das Verbrechen unter« ethischen Gesichtspunkt zu betrachten; etz kommt dabei zu folgenden AsSsützruugm:

Der Defraudant ist erst 35 Jahre alt. Er wettete bei dm Reusen sehr hoch und pflasterte die Tische der eleganten Restaurants und besonders der Bar», wo er Stammgast war, mit TausendmarksSeiuev. Auch seine Be- ziehauL« za Damen der Halbwelt sollen ungemein kostspielig gewesen sein. Wodurch verschaffte sich dieser noch junge Beamte die Mittel zu seinem al»ttp-top* geltenden Lebens- Wandel? Durch Fälschungen, wir hörte» er ja. Ehe er aber zu« Fälscher herabgrsuukm war? Nn«, vermutlich durch Sptkalatioum. Dev jung« Herren des Bankwesens muß eS ja scheinen, als ob dak Geld aus der Straße liege. Hier heißt eS: Wie gewonum, so zerronnen. Wer Geld hat, kann alles haben; jeden Lebensgenuß, reizende Frauen, schäumenden Sekt, elegante Toilette». Und so wird denn der Beamte von dem Spielfieber ergriffen, da» viel «ehr Opfer fordert, als der Laie es ahnt. Fragt mau dann einmal nach, so entdeckt »an, daß dieser junge Snob monatlich 300 erhält. Bon dieser Einnahme lebt er annähernd wie der Sprößling einer MillionärSfamilte. Die Börse* ist bei jeder Premiere, bei jede« Rennen, bei jeder Eröffünug zugegen, und junge Leute, denen eS au ihrer Wiege wahrlich nicht gesungen war, geben Diner» für ihre Kolleg«, bei denen da» treckme Kuvert 15 ük kostet. Daß diese Zustände nicht gerade auf eine blühende Gesundheit de» MiltmS deuten, ist klar .... Wir haben in dm letzten Jahrzehnten Bedeutendes erreicht; wir find ein reiches Soll geworden, und unsere Industrie, unsere Technik, unser Handel überspannt» den Erdball. Aber vo diel Licht ist, ist auch viel Schatten, and zu den gespenstisch vorüder- huschmdeu Schattenbildern gehört auchder süße Harry*, mit dessen EiutagSglück e» nun aus ist. Werden seine Spare« die anderen, die «och ehrlich, aber von dm gleich« Trieben und Neigungen gestachelt find, dos de« Weg zurückschreckcn, der zum Abgrund führt? Wir voll« e» hoffen und daneben daraus Hinweisen, daß die Großbanken die Pflicht einer sorgfältigen und erzieherischen Ueder- vachung über ihr« junge» Nachwuchs nicht schm« dürfen. Eine solche Uebervachnng ist schwer, und sie entspricht nicht de« eigmarttg indifferenten odrr maschi­nellen Charakter, dm alle Sroßuuteruehmuugm unserer Zeit an sich tragen. Trotzdem ist sie notwendig. Such die GtandeSvertretrurgm der Baukangestrlltw werden da» Ihrige tun müssen. Besser aber kann er doch unr werdev, wenn da» gesamte nationale Leben fich wieder «ehr verinnerlicht vud fich von dem Götzendienst der Seußerlichkeit befreit. Wir «üffeu bestreb! fein, zu der Schlichtheit zurSSznkehrm, die uns früher vor an­dere» Völkern aukzeichnete; sonst droht uu» immer die Ge­fahr, daß wir aus dm schwellenden Polster» der modern« Kultur verweichlichen und, unermeßlichen Reichtum schaffend, uu» durch eben diesen Reichtum vernichten.*

Uolitische HleSerficht.

Da» bayrische Mi»tstert«« de» Inner« fordert die Gemeinden in einem Erlaß aas, die LastbarkrttSstmer ciuzuführm bezw. zu erhöhen, um den durch Wegfall der Aufschläge zu rrvartmdm EiuuahmeauSsall zn decken. Mit de« Streit im liberal« Lager beschäftigte fich neuer­dings der altbayrische KreiSvrrbaad der Liberal«. Er nahm nach teilweise scharfen AnSsällru gegen die National- liberalen und dm Abgeordneten Caffelmauu einstimmig eine Nefolutiou au. die besagt: Der Block ist eiae politische Notvmdigkett. Jede Organisation muß aber Selbstständig- kett und BewegungSfrrthett haben. Damtt steht die For- dernug de» uationalliberalm LaudeSavSschusse» in unlös­bare« Widerspruch. Der alttayrtsche KretSverbaud fordert

eine konstitutionelle Parteiverfaffuug, eine einheitliche Organisation, eine ZmtralgeschLftSstelle in München und ein« alljährlichen Bertretertag.

Wie a«» Persien berichtet Wirst, ist der letzte Teil des »uter Führung de» PolizeimetsterS Efre« stehen­de« Expeditionskorps in Stärke vo« 600 Manu mit Ge- schütz« und Maschinengewehr« nach Srdebil abgrgangm. Der brutsche Instruktor für die Maschinengewehr-Abteilung reist am Mittwoch von Teheran ab, um den Zug zu be­gleit«. 3« ganze« find über 4000 Manu «ach Aserbeid- schau abgerückt, die von drei Seiten Vorgehen. Mau fürchtet in Teheran, daß Nakhim Khan und die Schahsewrvum gegen Teheran vorrücken »erd«, um dm früher« Schah wieder ans dm Thron z« fetz«. Englische Blitier spreche» off« dm Verdacht aus. Rußland habe -ie letzte Rebellion augestiftet, um ein« um« Borvaud zn drwaffurter Inter­vention zu Hab«. St. Petersburger Meldungen geben z», daß die Rebellen Ruff« und rassisches Eigentum in Arbe dil resprktierm.

I« Madrid hat am Sonntag eine Massenkundgebung gegen da» klerikale Regiment statlgefsudm. ES wurde eine TagrSordmmg angenommen, in der die Wiederherstel­lung der konstitutionellen Garantie« in Katalonien, die Ent­lassung der infolge der Ereignisse in Barcelona verhaftete» Personen auS der Hast und eine demokratische, liberale Politik verlangt »erden. Der erst« Forderung ist bereit» Genüge getan: Eis Dekret, wonach die konstitutionelle« Garantien in dm Provinze» Barcelona und Geros« wiederhrrgeftrllt werde«, ist gestern veröffmtlcht worden. Die Massmknndgebusg hatte noch einen weitere» Erfolg. E» kam zu einer Einigung der verschieden« republikanischen Parteien, die fich bisher scharf befehdet«. I» der kolossale« Begeisterung hierüber sah mau bereits dir Republik am politisch« Himmel Spaniens aassteigm. Die Versammlung huldigte mit Jubel dem dm Vorst- führenden National- dichter Perez Saldos and de« Senator Sol y Ortega als dm Oberhäuptern der lommmdm spanischen Republik.

Znr Sretaftas« wird gemeldet, Italien, Frankreich vud Gvßlaud hätten beschloss«, dm Statnkqu» auf Kreta solange brizubehaltm, als orne Ereignisse nicht Vorfällen. Die Mächte sollen auch evtschloffm fein, dir an- einer etwaigen Beschickung der griechischen Kammer durch kretische Delegierte entstehenden Verwicklung« hintan- zuhalteu.

Nach Meldungen au» Marokko unternahm» die Sppnier am Sonntag einen ErluudungSzng in die Gegend des Sorogu. Ein Maure, der von General Ma­rina empfangen wurde, erklärte, die Maure» der Gegend sei« dev Spaniern nicht feindlich gesinnt. Der Erkundung»- zng wurde erfolgreich durchgeführt.

Der deutsche Botschafter tu Washington, Graf Bernstorff, hielt in Philadelphia auf Einladung der Aka­demie für Sozialpolitik einen Bortrag über das Thema Deutschland als Weltmacht*. Er wandte fich scharf geg» die Alldeutschen, denen die deutsche Rrgkernug durchaus fernstehe und mit deren Bestrebungen die Negierung in keiner Weise sympathisiere. Die deutsche Regierung be­trachte diese Leute sogar als ein sehr «mig wünschens­wertes Element t« dmtschm Journalismus, weil sie im Aus­land ein Gefühl der Mißstimmung gegen Deutschland Her­vorrufen, indem fie Fragen und Ziele behandeln, die über dm Rahmen der praktischen Politik hinanSLehm. Deutsch­land habe nicht die geringste Absicht, Landbesitz in der west­lichen Hemisphäre zu erwerben oder überhaupt seinen Kolo­nialbesitz zu vergrößern. Deutschland strebe nur danach, ans den Weltmärltm in friedlich« Wettbewerb mit dm andern Nationen zu treten. ES sei« tu China, Südamerika, Ast« und andern Weltteilen noch so ungeheure Handel»- Möglichkeit«, daß Raum für alle vorhanden sei. Deutsch­land führe nichts geg« andere Länder im Schild und habe keine Absicht, da» Gleichgewicht in der «ettpoltttk zu stör«. Die Ausführungen de» Botschafters fand« ungemein beifällige Aufnahme und werden auch in der amerikanisch» Presse sehr sympathisch besprochen. Eine alldentsche Er­widerung find« wir bereits in dm Leipr. Neuest. Nachr. Das Blatt sagt: Wenn der Gras Bernstorff die Alldeutsche» al» ein unbequemes Element bezeichnet, so vergißt er, daß nicht fie Unfrieden zwischen Amerika und Deutschland säe», sondern daß daran die englisch-amerikanischm PreßbureasS schuld find, die Monat für Monat das tollste Zeug üb» die angrblicheu Pläne der Alldmtschm zusammmlSgeu nnb insbesondere immer wieder unk Dmtschm mit Eroberung». Plänen in Südbrastltm komm». Diesm englisch« Jingo- Politikern und internationale» Störenfrieden hätte Graf Bernstorff ans die Finger Hopsen soll«, aber nicht dm Alldmtschm.