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Christian Hiuderer von Gmünd wurde wegen Sittlichkeit-' verbreche» von der hiesigen Strafkammer zv einem Jahre 5 Monaten ZnchthanS und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Er ist über 100 mal und sehr erheblich, vorbestraft.

Deutsche« Reich.

Berit«, 30. Okt. Fürst von Bülov uud Gemahlin folgten heute eluer Einladung der KaiferpaareS zur Früh- stüSStasel »ach Potsdam.

r. Hecht«,-», 20. Okt. Die Zahl der israelitisch«! Bevölkerung tu Hechinge« ist tu ständiger Abnahme be­griffe». Soweit ersichtlich, war sie am größten i« Jahr 1819, ws 160 israelitische Familien hier wohnten, also etwa 700 Köpfe. BtS 1865 sank ihre Ziffer aus 455. bis 1880 ans 330, bis 1895 aus 333. bis 1905 aus 178 Köpfe nud diese Lermiuderuus dauert noch immer fort. Umgekehrt zeigt die hiesige evangelische Bevölkerung ei« starkes Wachstum. Bo« 175 Seelev im Jahre 1865, ver­mehrte sie sich aus 448 i« Jahre 1880, aus 694 im Jahre 1895, aus 924 im Jahre 1905. I» den 40 Jahren von 1865 bis 1906 find im ganze« hier die Evangelischen um 749 Seele» gewachseo, die Katholiken uur um 730, wäh- revd dir Israeliten um 373 Seele« abgeuommeu habe«.

ArrS Bade«. Die Ergebuiste der gestrigen Wahlen zu» badischen Landtag waren für Psorzhet«-Stadt I: Wittum (aatl.) 1308 St.. Odenwald (srs.) 878 St., Trunk (Ztr.) 347 St.. Harter (Soz.) 1816 St. Stichwahl. Psorzheim-Stadt II: «eck (Soz.) gewählt.

Mönche«, 31. Okt. Heute «acht V»12 Uhr wurde in der Bergstraße gegenüber de» Weinrestaurant Eckel ans das Trottoir eins Bodrbe geworse«, die in das Asphalt­pflaster ein handgroßes Loch riß und zahlreiche Fenster der umliegendes Häuser zertrümmerte. Die Bombe explodierte mit eine« furchtbaren Knall. Der Täter ist entkommen.

Leipzig, 20. Okt. Infolge des Bierkrteges. der hier seit Rouareu zwischen den Brauereien und de« Gastwirten herrscht, ist ein so erheblicher Rückgang t« Birrverbrauch eiugrtretru, daß am Donnerstag die Entlastung von etwa 600 Brauereiarbettern i« Leipziger Brasereibezirk erfolgen soll. Eine imBalkShauS* vom Braueretarbeiterverbaud abgehalteoe Versammlung beschuldigte die Gastwirte der gegenwärtigen mißlichen Verhältnisse, well diese eine Eini­gung mit den Braaereieu aus der Bast- von 50 Pfg. Skonto für den Hektoliter abzelehut hätten.

Ei» Märtyrer.

Unter dieser Urberschrift veröffentlicht Friedrich Nau­mann in derHilfe- einen flammenden Protest gegen die Hinrichtung FerrerS. Er fragt: WaS hat Ferrer eigent­lich getan? E, hat ans gesetzliche« Wege Schulen uud Fortbildungsschulen eingerichtet, in welchen die Jugend u«. kirchlich unterrichtet wurde. Diese Schulen gefiele» den geistliche« Orden natürlich nicht, denn sie waren eben Unter- wühluugSaustalteu gegenüber de« geistlichen Herrschafts­system. Der Hebel war von ihm an der richtiges Stelle eingesetzt. Deshalb schimpften die geistlichen Orden aus Ferrer; das ist begreiflich. Erst bei de« »aS darüber hinaus liegt, erhebt sich mit Recht eine allgemriae Empö­rung aller rechtlich denkenden Menschen aller Länder. Der Prtesterzoru steckte sich hinter die Justiz, uud diese läßt sich vo« ihm mißbrauchen! Sr wird zsm Süudesbock gemacht nur weil er von der kommenden Revolution geredes hat,

»icht weil er die bestehende gemacht hat. Dafür ist keine Spar eines Beweises. Uud deshalb hat er den Märtyrer- tod erlitten. Und vornehmlich auch deshalb, weil er von Inden und Freimaurern angesacht gewesen sei.

In gewissem Sinne geht der Justizmord FerrerS uur die Spanier an. Jedes Volk hat seine Besonderheiten und darf es sich gelegentlich verbitten, wenn die Fremden ihnen in ihre Privatangelegenheiten hiueturedeu wollen. Such Vir find «tcht jeden Tag bereit, gute Ratschläge von aus­ländische« Zeitungen uud Volksversammlungen auznuehmev.

Uber eS gibt Vorkommnisse, die ganz von selbst einen inter­nationalen Charakter bekommen. So abgeschlossen und vereinsamt lebt selbst Spauie« nicht, daß e» Lun dürfte, war eS will, ohne des europäischen «esamtgetstes sich zu erinnern. Die Kirche, vou der Ferrer zertreten worden ist, ist international, sie wird sich nicht wundern können, wen« auch die Gegeubewegong international wird. Es gibt eiu MeoschheitSgewiffev, mag eS auch oft schlummern uud vieles überhören. Es givt ei» B ewußtsein, das über Landes-

Bezirks-Obstbauverein Nagold.

Am kommende«

Sonntag, cien 24. cks. Mts.

findet i» Gasthaus z.Schiff" i, Ra,»kV eine

Plenar-Versamnelrrng _

fiatt. wozu die verehr!. Mitglieder und Freunde de» Obstbaues ergebenst riugeladeu »erden.

Tagesordnung.

Rach«. 1 Uhr Praktische Demonstration i» städt. Garte«, Calwer Straße.

» 2 Uhr »ortrag über »aumpflege, Düngung uud Schäd-

ltugSbekämpfuug.

Referent: Herr Sekretär «chaal o. «ürtt. Obstbmvrreiu.

Der Ausschuß.

grenze« hinaus die einfache und wahre Religion der Menschlichkeit sucht. Dieses MeuschheitSgewisseu stellt noch heute an den spanischen Krieg dieselben Frage», die eS einst au «öaig Philipp und aa Herzog Alba richtete. Damals schien de« Köaig dieRahe des Kirchhofs* als der sicherste Weg zu« Heil. Die Weltgeschichte zeigt, wohin «au da­mit gekommen ist. Das einst große, stolze, aussichtsreiche Spanien ist ein zurückgebliebener Staat geworden, weil er den Glaube« mit Gefängnissen erstickte. Aber gelernt habe« st« offenbar noch immer nichts. WaS Schiller durch seiue« Marquis Posa dem Könige sage« läßt, ist noch heute nichts als ferse ZnkuuftShoffunng, aber diejenige«, die für die Freiheit sterbe«, find trotzdem Träger des Samens besserer Zeiten. _

Madrid, 31. Okt. Der KriegSmiuister versprach, da« gesamte Material aus dem Ferrer-Prozeß vor,«lege« Gegenwärtig werden 50 dicke Aktenstücke vou 37 Schreiber« abgeschriebe«. In Barcelona wurde der Revolutionär Juan Sarcia vo« Kriegsgericht zu 37 Jahre« Zuchthaus verurteilt. _

Ei»e St«tt,arter Pr»testversa««l»u,, eiube- rufe« vom sozialdemokratischen Verein «ahm eine Rrsolutiou. an, die über den au Ferrer verübtes Justizmord ihre Ent- rüstMg ausspricht; ebenso eine Brrsammlung in Heil- braun.

De«fffi»« der Regier»»,.

Madrid, 21. Okt. Die Mehrheit der Kammer hat sich vvuwehr gegen den Ministerpräsidenten Maura erklärt, sodaß desse« Regierung vor ihrem baldigen Rücktritt steht. Der Rücktritt MauraS würde das Sude der klerikalen Herrschaft in Spanien bedeuten. Er wäre schon erfolgt, wenn er unter den gegenwärtigen Umstände» nicht de« »vschei« erweckte, als würde mit ihm eine Forderung des Auslandes erfüllt. Auch konservative Politiker haben gegen Ranra Stellung genommen.

Madrid, KL. Okt. Die Regier»», hat ihre E»tlaff»«g gegede».

Madrid, 31. Okt. Wie zuverlässig verlautet, hat der König die Demission de» Kabinetts Maura äuge- vomme« uud Moret, den Führer der liberales Opposition, mit der Bildung eines ueve» KabiuettS betraut.

L»»do», 31- Okt. Die englischen Blätter kündigen für Spauieu eise Revolution au. Mehr als die Hälfte des stehende« Heeres sei festgelegt. Der Rest sei nicht «ehr imstande, die bevorstehende Revolution zu unterdrücken.

Drohdriese a» de»»i, vo» Gpa»ie». AuS Madrid wird gemeldet: Da am königliche« Hose fort­gesetzt Drohbriefe einlaufes, in denen de« König der Tod für die «ächstes Tage ««gekündigt uud in sichere AvSficht gestellt wird, so herrscht in der Umgebung des Königs große Besorgnis und tiefe Bestürzung. Nameutlich ist a«ch die Königin ia schwerer Sarge um das Leben des Königs. Sämtliche für die nächsten Woche» beabsichtigten Ausflüge find infolgedeffeu abgesagt worden.

A»ßl«ltz.

Zürich, 2l. Okt. Aus zuverlässiger Quelle wird gr- «elder, daß dir B-rrirrSarung -wische« Deutschland uud Italien Setreffrud die sofortige Herstellung einer direkten Trlephouliute Mailand-Fraukfrnt über de« Gotthard zum Abschluß gekommen ist.

Ro«, 30. Okt. Der Zar wird, derTribuns" zufolge, über Pose», Frankfurt a. M>, Lyon und Modane reisen. Da er inkognito reist, wird ihm weder von d:u deutschen «och vou de« französischen Behörden ein Empfang bereitet. Er kommt am 33. Oktober ia Italien an, wo ihn der russische Botschafter erwartet. Auf de» »ahuhof m Raccsuigi wird der König, der Ministerpräsident uud der Minister des Aenßerv ihn empfange«.

Petersburg, 21. Oktober. DieNovoje Wrewja* führt au-, daß der Zusarümenknuft in Raccsuigi große politische Bedeutuug iuuewohne. Wenn man vorlänfig auch noch vou keine« festen Uebereiukommen mit Italien spreche» könne, bas zur Sblösuvg vom Dreibund führe, so befinde man sich eben znrzeit in einem vorbereitenden Stadium, aus dem sich in der Folge etwas sehr Ernstes ergeben könne. Das Zusammengehen müsse im nahen Orient beginnen, wo die russischen und italienisches Interessen vollständig zusam- falleu. Äeuu die Zusammenkunft in Raccouigi auch viel­leicht «icht so große bedeutende politische Umwälzungen, sondern uur eise allmähliche wirtschaftliche und politische Annäherung zwischen Rußland oud Italien Hervorrufen

werbe, so dürfte daZ genü^s, «^ das als eine« wichtige« Abschnitt l« der Geschichte der europäische« Diplomatie zu bezeichnen.

Petersburg, 31. Olt. Na- hier eingetroffeuen «euere« Nachrichten ist im Befinden Leon Tolstois eine ernstliche Verschlimmerung etngetrrtes. Der greise Graf soll grose Krästeverluste erlitten haben. Sein Gedächtnis uud das Augenlicht beginnen z» versage«.

Bel,rad, 20. Okt. Heute früh »m 3'/, Uhr wurde die Garnison vou Belgrad alarmiert. Das Ergebnis war militärisch zufriedenstellend. Der Alarm erregte Aufsehe« bei der Bevölkerung uud bildete heute das Tagesgespräch mit de« verschiedene« Gerüchten wegen seiner Ursache.

Auf Kreta ist eine bewaffnete Bewegung auSaebrocheu, um die provisorische Regierung znr Ei»ber«fuug der National- Versammlung zu zwinge», die über die Neugestaltung der kretische« Autonomie uud die Einsetzung einer uenen Regierung berate« soll. A» der Spitze der Bewegung stehen der frühere Minister KanduroS n»d der Abg. DaSkalojauniS. Die Aufständisches haben sich i« Stssawo versammelt.

Landwirtschaft, Handel aud Herletzr.

Herresberg, 20. Okt. Da eS im allgemein«, «ehr Obst gibt, «IS man erhofft hatte, s» find bi» Preise dafür etwa» zurück- gegangen. Für Birne» werden 44.00 p. Ztr. bezahlt.

r Ul«, 21. Okt. Der Biehmarkt war mit » Karren, 2» Kühe, s30 Kalbinven und Rinder» und 7 Kälbern znsammen mit 69 St. befahren. Handel ziemlich lebhaft bei hohe« Preise». Nie­derster und höchster Pret» bet Karren 30382V bei Kühen 200 biS 880 bet «albinnen 280-400 bei Rindern 180-210 und bei Kälbern 80-60 Gesamtumsatz bei 28 Verkäufen etwa 8000

«ei».

r Bo« Lriutal, 21. Oft. Die Gräflich vo« Neipperg'sche Weinlese beginnt erst in der nächsten Woche. Die Trollinger. Lemberger, WetSrießltng und Lramiuer haben infolge der prächtigen sonnigen Tage einen hohen Reifegrad erlangt Der Behang ist reichlich, Belaubung dicht und gesund, so daß ei» guter Tropfe» erhofft werden kann. Der Ertrag wird ans mehrere hundert Hekto­liter geschätzt Die Weinverstetgerung durch da- Sräfl. Rentamt tu Schwaiger» ist für die letzt» Oktobrrwoch» in Aussicht genommen.

Caimstett, 28. Okt. (Städt. Kelter.) Die Weinles, wird Ende dieser Woche größtenteils beendigt «erden. Gewicht 6880 Grad »ach Oech-le. Verkauf lebhaft zu 120, 125 und ISO per Eimer; »ieleS verstellt.

GaiSburg, 21. Okt. Städt. Kelter: Verkauf lebhaft zu 110-120 ^ für 8 Hektoliter.

Gaisburg, 2l. Okt. Bei steigenden Preise» alles rasch ver­kauft. Letzte Anzeige.

Literarisches.

Cook n«d Peary, Nauseu'nud Hedt«. vier AorschnugS- retsend«, die ihr Leben tausendfältige» Gefahren auSgesrtzt haben! Zwei, die sich nicht genug t»n können, sich gegenseitig in der öffent« , ltchen Meinung herabzusetzrn biS die Langeweile ihre» Zanke» das berechtigte Interesse an ihre» Leistungen ertötet. Die andern zwei, vornehme Naturen, ernst» wiffenschastliche Forscher, die Entsetzliches erlebt und erduldet habe», aber es bescheiden und doch in so glüh­ende» Farben schildern, daß fie fortretße» zur Bewunderung ihrer schlichten Größe, ihres Heldentums: echte Vertreter der Ideale des alten Europa» gegenüber den Nepräsentanten bramarbasierende» AankeetumS.

Nansens klassisches BuchIn Nacht und Tis" kennt jede» Kind. Run tritt ihm ebenbürtig zur Seite Sven Hedin mit seine« Transhjimaslaja". DI» erste Liesrrvng liegt urSjvor. Mitten hi­nein in die Konflikte springt der Verfasser. Demütig erbittet er »on der englischen Regierung die ErlanbntS znr wissenschaftliche« Er­forschung des höchste» Alpenlande» der Erde, aber da» stolze Albtou versagt alle». Da greift er zur List. Wie er fie alle betrügt, die Regierungen von Indien und England, von Tibet uud China, da» muß man Nachlese» in der Erzählung dieses modernen vielgewandteu OdysseuS. Scho« heute sehen wir: kein Maulheld und kein Salon- ttroler, kein einseitiger Wissenschaftler und kein troünrr Chronist spricht zu uns, sondern ein edler Mensch, ein fröhliche» Gemüt er­zählt den spannende» Roma» seine» Leben». Da» Alter wird sich an ihm begeistern, die Jugend ihm mit atemlos klopfendem Herze» folgen können. Wir find gespannt auf die Fortsetzung.

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