Erschein: täglich mit AnSnahme der Lonn- und Festtage.
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Der Geftllschnsttk.
AM- md A»jchk-KIM flk dt« SderM-KeD NW».
A-vnspv-ch-r Hk». L«.
88. Jahrgang.
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Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. Sonntagsblatt und
Echwäb. Landwirt.
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Donnerstag, den 31. Hktover
190»
Amtliches.
^ Bekauutmachnng
Art,. Maßregel« zur Bekämpsmu, der Jufi«e»za der Pferde (vrufrsemche uud Pferdestuupe oder PoUauffeuche.)
S Unter Bezugnahme auf die Verfügung des K. Ministerium« des Innern, betr. Maßregeln zur Bekämpfung der Jvflaeuza der Pferde (Brustseuche «ud Pserdestaupe oder Rotlaufseuche) vom 26. Septbr. 1908 (Reg.-Bl. S. 231, wird daraus hiagewieseu, daß der Besitzer wo« Pferde« verpflichtet ist, von dem Nuddruch der als Jusiueuza der Pferde bezeichneteu «raakherteu (Brustseuche uud Pferdestaupe oderRstlaufseuche) unter seiurm PferdeSestaude md von allen verdächtiges Erscheinungen bei demselben, welche dev Ausbruch einer solche« Krankheit befürchten lassen, sofort der Ort-PoltzeideHörde Anzeige z« «ache», auch die kraule» oder kraÄhettZöerdächtM» Tiere vo» Orteu, arr welches dis Erfahr der LnßeckMg fremder Tiere besteht, feru zu halte«.
Die gleiche» Verpflicht»»««» liraeu demfruige» ob, welcher der Wirtschaft, zu der die Tiere gehören, i» Bertretava des BkfitzerS vorsteht, ferner bezüglich der auf dem Tra«rpo»t« befindlichen Tiere de« Vegleiter derselben uud bezüglich der iu fremde« «ervahrsa« bk- siudlicheu Tiere dem Besitzer der Letreffeude» Gehöfte, Stallungen, Koppels oder Weide».
Zur sofortige» Anzeige find auch die Tierärzte, die Meifchdefchaser rmo alle diejenigen Prrsoue« verpflicht^, welche sich g«werd-«Stzig mit der Tierheil- k««d« oder mit drr Beseitig«»«, Verwert»«« oder Bearbeit«»« tierischer Kadaver oder tierischer Besta«dteile defchäftig«», »am ste, bevor eia psiizei- lichrs EkusSreite« stalLgesuudeu Hst, von dem Ausbruch der genausten KrMheiten oder vv« Srschekungm unter de« Pserdebeßande, welche dev BerdschtriurS SrucheuasSbruchS degrüudra, Kcuuruis erhaltm.
Die Ort-polizeidehördr« »olle» BsLsteheude» iu ortsüblicher Weis« beisuut waches; des Tierärzten. Fletsch- beschaurrv uud alle« drujesigr« Personen in der Gemeinde, welche sich gewerdsNäßts mit der XuSSbML der Tierhril- kMde oder mit der Btseitiguus, Bervrrtuug oder Bearbri- taug tierischer Kadaver oder BrstaaLLeSr beschäftige«, ist bsfoadere Eköff»«»« zu mache», darüber, daß es gr- schezru ist, ist im SchaltheißrnarMprstskM zBsrmerkaug zu machen.
Die Ortspolizeibehörde« Md die Pferdebesitz er werde» darauf ausmeiksam gewacht, daß ste die ge«et«- fatzliche Belehr««« «brr die «tt Jasiaiuz« der Pferde bezeicharete« Krankheiten vo« Obera«t »«-
entaeltlich brrtrbeu können.
I« übrige« werde« die OrLspolizeibrhördeu auf §§ 2 md 5 der gm. BeLfügurrg zur gesaaeu Beachtnug tzruge- wirser,.
Nagold, de« 19. Ott. 1909.
K. Oberamt. Ritter.
Der 33. Berussgenoffenschaststag.
„Kaum ein BerusSgevoffeuschaftStag hat sich mit so wichtiges Frage» zu befassen gehabt, wie der Tag vo« Stuttgart-. Mit diesen Worten begrüßte der Vertreter des preußisch« HandelSmiuisteriumS de» BerusSgeuofleu- schastStag, der am DteuStag unter starker Beteiligung aus allen Teilen des Reicher i« Stuttgart abgehalteu worden ist. Der preußische Seheimrat hat Recht gehabt. Haupt- gegenständ der Stuttgarter Lerhaudluugeu war ja der Entwurf der ReichSverstcherrmgSorduung, der die Axt au die Wurzel der BrrsfSgroofsevschasteu, au ihre Selbstverwaltung lege« uud damit die Orgauisotiou usserer soziale» Berficheruug tu ihrem Fuudameut erschüttern will.
Warum dir Gesetzgebung dev BernfSgeusffeuschaste« das Lebenslicht auSblaseu will, das hat «au schon bisher uicht recht gewußt. Roch rätselhafter wurde diese Absicht, venu «au iu der gestrigen Versammlung die Ansprachen der RrZierungSverLreter hörte. Da wurde von de« Ber- tretrr des StsatSsekretärS des ReichSamtS des Juueru, de«
> dazu
ZksammesgehöügkriL von Nord und Süd zu stärke». Erst die Geschichte werde zum allgemeine» Bewußtsein briugev, wtt die gemeinsame ehrenamtliche Arbeit der Unternehmer iu den BerufSgeiwfseusÄastku des politischeu Ausgleich zwischen dm verschiedene« deutschen Stämme« erleichtert hat.
Eine« tiefen Eindruck machte« die Worte der Vertreters des wSrttrWbkrgischev Ministers des Juver». Nicht eine wirtschaftliche Kampfekorgavisatiou zu einseitiger Wahrasg von Untsruehmer-Jvt.rtfles, sondern riue soziale Friedens- etmichtMg seien die BrrnfSgeruHenschaftes. Gerade des Berussgessffeuschsstev habe es Deutschland zu vrrdaukeu, daß de« Arbeitern eine so vorbildliche Fürsorge zu teil werde. Aber, so sagte dev» der Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, Dr. v. Ssuß, der Trust des Lebens schein! auch für die jüngeren Geschwister der Gemeinde», für die BemsSgenoffeuschastru, zu kommen. Dr. v. Gauß spielte damit auf die Bestrrbrmgku an, die in dem Entwürfe der ReichSvekstchersugSordnusg die Selbstverwaltung der BerusSgevoffeuschaftm beseitigev wollen.
Mer ihrer beste» Kräfte habe» «uu die BerssSgrnoffen- fchafteu vorgeschickt, um aus de» Stuttgarter Lage vor dem gauze« Lande die Sesahreu des EutwursS zu zeigen. Direktor ReeDmau« au» Raiuz schildert; die Ausuahme, die der Entwurf i« Laude gefmdeu hat. Er stellte fest, daß selteu iu eiver Frage von die,er Bedeutung eine so weitgehende Ueberetsstimmuug der MeiurnM« uvter de» betetttgten Kreisen festzustellru gevese« sei wie hier. Die ganze öffentliche Meimmg sei einig in der Ablehnung des Entwurfes. ES ist aber z» beachte», daß sich die öffentliche Kritik «m so schärfer gestattet hat, je weiter ste ging. So ist es gekommen, daß «an bet noch tiefere« Studium de« Entwurf auch nach der formalen Sette immer ungünstiger beurteile, während mm anfangs dem Entwürfe wenigstens
iu formaler Beziehung noch einige gute Seiten abgewoune» hatte. Diese Eutwtcklnug der Kritik kam auch in dem Referat ReeSmauuS zu« Ausdrucke. Das Werk, so betonte er, ermaugle durchaus der notwendige« Klarheit und Ueber- flchtltchkett und der außerordentliche Umfang des «efetzeut- Wurfes, bilde einen große« Nachteil für die Semeiuver- stäsdlichkett «ud Haudhabmg der EstwurseS. Bon rei« juristischem Standpunkte aus, untersucht Dr. Bttter-Hamburg die formale Sette der Entwurfs. Die Bereinigung der
Aber es ist Wetter zu beachten, daß dir BerusSgenoffen« schäften nicht nur eine negative Kritik üben; ste »olle« vielmehr auch positive Arbeit leisten. Das ergab sich MS den Referaten sowohl von Mersmann vre von Dr. Bitter. Josthrat Dr. Btttal-LreSlau entwickelte sogar tu eise« besonderen Referate eine gauze Reihe vo« Wünsche», durch welche die Lücke« der RetchrverficheruvOordmmg aus de« Gebiete der UnsallvrrficherMg auSgesüll! »erde« solle«.
Bon diesem schwüle« Kampfgebiete führte der Präsident der RetchSverstcheruugSamteS, Dr. Kaufmann, die Debatte wieder aus ein friedliches Gebiet. Er empfahl die Beruf»- genoffeuschaftku Md den Verein vom Roten Kreuz iu ei« engeres Zusammenarbeiten miteinander zu bringen. Freilich müsse diese» Ziel von nute« «ach oben erstrebt werde». Dieser Vorschlag saud allgemein Aukleag. Herr vo» Lopeliu» stimmte dem Vorschläge ebenfalls zu, aber mt« der Bedingung, daß die Gesetzgebung den BerufSgruoffeu- fchafteu die freie Selbstbestimmung, die Selbstverwaltung laffe. (Lebhafter Beifall.) Zur wetteren Durcharbeitung der Anregung wird der Ausschuß dr» Verbandes eine Kommtsfiou ernennen.
Direktor WittowSky vom ReichSdttstcherMgSamte schneidet iu längerer Rede die Frage der Unfallverhütung Md der Unsall-LerhStuagS-Lorfchristen an. JsSbeso»dere ist er der Meinung, daß die Kenntnis ber Lorschrtste« uoch tieftr iu die Massen der Arbeiter getragen werden müßte. Heber da» .Wie- entfpiuut sich eine ausgedehnte interessante Debatte. E» ist daraus hervorzuhebeu, daß der AoSschuß de» Verbandes der LerufSgeuoffeuschaftrs mit einer Revision der Uusall-verhStMsS-Lorfchrifte« beschäftigt ist. Der Ausschuß wird sich dabei auch in Verbindung «tt de« ReichSverficherungSamte setzen, da beide Teils große« Wert aus eia Z usammenarbeiten miteinander legen.
Gages-Weuigkeitsn.
Aus Stadt und Laub.
Nagold, ve» S1. Oktober 1VV9.
* Bo« Ratha»S. Genehmigt werden 1. das Gesuch von Holzbildhauer Schnepf, fei«eu Auba» ms städtt- fcheS Etgeutmn auSdehue« zu dürfe», wobei sich eve«t«e> «iu TanschverhättniS zwischen seine« Privateigentum Md städtische» Eigentum ergibt, brzw. falls dieser »tcht ein- tritt, würde de« Peteute« der übliche Preis vo» 1 50 ^
HauSinschrifteu in deu Alpen.
Pastor Grethen, veröffentlicht in der von ihm redi- girrten .Kirchlichen Gegenwart-, dem liberalen Grmeinde- blatt für bte Provinz Hannover, eine Plauderei über feine Serienreife, die stch mit allerlei HanSivschristen tu deu Alpen beschäftigt. Ganz besondere Aufmerksamkeit hat der Verfasser anscheinend denjenigen Inschriften geschenkt, die ms den heilige« Florian Bezug haben. Er sagt nämlich: .Wie oft habe ich des heiligen Florian abgeblldet gesehen! Da steht er, über lebensgroß gemalt an der HanSwmd wie eia römischer Emtnrio uud löscht mit einer großen Waffrrkarme das stammende Feuer. Aber niemals habe ich deu vielgHruckten Ber» dabet gefunden:
Ds lieber heilger Florian Schon' unser Hau», züud' andre an.
Ja, .Hilf, heiliger Florian- — dar steht unter manche« Bilde; nvrr nicht jener ouchristttche LerS. Dennoch ist der Verfasser noch immer auf der Suche, ob er nicht irgendwo zu finden ist, seitdem er iu der Gegend von Fraukstadt (Mähren) folgenden Reim gelesen hat:
Dies HM», er stand iu Gottes Hand uud ist mir dennoch abgebrannt; jetzt Hab ich'- wieder aosgebavt, aber de« -eiligen Floria» anvertraut.
Das ist Bauerureligiou, «eint Grethen. Gar mancher revidiert feinen «otteSglanbev, wenn gerade sein Hm» ein-
mal abgebrannt, d. h. fein Wunsch und sein Gebet unerhört geblieben ist. Die Religion ist nicht immer da» heiligste der Gefühle, sondern oft ein Geschäft, bei de« ein Vorteil heranSschsneu soll. Sonst geht mm zam Florian. Allerdings Florian, dieser Bize-Gstt, smß auch zeigen, daß er was km«, sonst leidet setse Wertschichuug, darum schreibt einer in Steiermark vor sktue Tür:
Dies HanS steht tu St. Florian» Hand, »erbreuut es, tst's ihm selbst a Schaud.
So wird dir Berautwortung für alles den Herren Rothelferu zsgeschobeu, ein alter Zu» der Menschen, die stch ihre Götter «achten. — Reben diesen .nnterchristlicheu- Serseu eine derbe .Aufklärung-,
es wünsch mir einer, war er will, so geö ihm Gott noch mal so viel Seht z« Ftlisur tu Graubüudeu zu lesen. Grethen «eint, daß dieser nette Mensch seinen LerS nicht ms alle» Gute bezieht, sondern daß er er von der anderen Sette gemeint hat. Wie ein Drohwort gegen alle Nachbarn klingt'», Md doch so zweideutig, daß niemand er persönlich nehmen kann. — Au mehrere» Orteu findet sich folgender Ber» vor dem Hau»;
Das ist da» Beste tu der Well, daß Tod Md Teufel nimmt kein Geld; sonst müßte mancher arme Gesell für eine» Reichen braten in der Höll.
Dahinter steckt Lebensweisheit. Daß der Spruch so »st vorkommt, ist ein Zeichen, daß er vielen au» der Seele
gesprochen ist, gleichsam als Riederschlag der laugen Erfahrung der Volkes. — Zu Innsbruck ist iu eise« Bräu- HanS, tu de« auch die geistlichen Herren oft z« Gaste find, zu lesen:
Als Noah aus deu Stein geklopft, da ist das Wasser ihm rnttropft; viel größere» Wunder geschiehet hier: mm klopft MS Faß, und er fließt Bier.
Grethen traf ms de« Wege auch einmal eine moderne Billa. Solche Gebäude haben ja gewöhnlich keinen Platz für Inschriften. Aber diese Billa hatte eine. Groß staub über dem Eingang geschrieben:
Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nicht» ms dieser Well!
Bismarck.
Grethen fragte einen Boribergehende», wer in der Villa wohne.
.Ein Proseffor.-
.WaS ist denn da» für ein Manu?- .Ra, er plauscht hall a bifferl viel, Md a Pflanz- wacher ist er dazu.-
.WaS die gewöhnlichen Leute sind, zahle« ihren Hut gleich-g .»a» die besseren Herrschaften find, die zahlen ihren Hut «ach eise« Jahr-;
.Aber was die Hochfeinen find, die pHlen überhaupt nicht
immer
— dafür kaufen'» aber
ich
gleich drei ms einmal.^