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Mit dem Plauderstübcheu, Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Dienstag, dm IS. Hktover

isos

Zum Stuttgarter Berufsgeuoffeuschasts-Tag.

Heute versaismelu sich iu Stuttgan die Brrussge- noffenschasten zu e'uer großen Konferenz. Die wichtigste« Punkte der Tagesordnung handeln von dem Entwurf der ReichSverficherungS-Ordnuug. Da die Stuttgarter Per- handlougeu voraussichtlich iu ganz Deutschland einen starken Widerhall finden werden, muß mau sich über das Verhält­nis zwischen BernsSgenoffenfchafteu und ReichSverstchernngS- Ordnung rechtzeitig klar sein. Dana wird mau den Per- havdlnngen auch leichter folgen köuuev.

Zuerst wollen wir uns ins Gedächtnis zsrüSrufea, was die BernsSgemffenschastm srlSß find. Trotzdem die Orgaui- fattoues von allrrgrößter Bedentuug iu unserem Wirtschaft- lichrn und soziale« Leben find, kenut die große Oeffrutlich- keir herzlich wrrig davon.

Die BerusSgeuosseuschafLeü HLsqen Kit einem der wichtigste« Zweige unserer soziale« Arb iterverstchernnz, mit der Uufaüvkrficherung, auf das allerengste zusammen. »lS Regierung und Reichstag vor nunmehr einem Btertel- jahrhuridert das erste Gesetz über dir Unfallversicherung zustande brachten, mußs natürlich auch die richtige Orgavi- fatio« für die Durchführung de« Gesetzes gefunden werde». Die llnsallverstchernug schuf eines direkten gesetzliche» Zwang zur Berficherusg der Arbeiter gegen Usfälle. N-ch mehr­fachem Taste« einigte man sich schließlich aus den Borschlag, znr Durchführung der Unfallversicherung die Unternehmer «ach BernMweigen zusammenzusLffev.

Diefm Organisationen gab man Form und Namen der Genossenschaft: Alle für einen und einer für Alle. Daher stammt da? WortBerufsseuoffmschaft*. Dir Nufallastm wrrrden als Lei! der gesamte« ProduktiosLkostm des Be- rasSzweigrs ansgefaßt und alle Glieder drL betreffende» BekLsSzweigeS sollt-« Las Risiko des Berufes gemeinsam trag:«.

Im Lauf des letzten BierteljahrhnvdertZ ist der Gel- tvvgSSertich der Unfallverfichernvg «chrmals ausgedehnt worden. Wir habe« heute 66 gewerbliche Bernssgeusffrn- schaftev, einschließlich der See-BernsSgeRLffrLschsst und außerdem landwirtschaftliche BerssSgeroffevschastr«. DK einzelne« BernsSgenoffevsSaste« find vielfach i« Sektiouev geteilt, so z. B. die Ziegelei-BerufSgesoffeuschast iu 14 Srkttonr«. Rauche BerusLzweige, wie z. K. die Textil­industrie, die Eise«- «nd Etahlwdvstrie zerfalle« k« ver­schiedene Bernssgevoffruschastev je «ach der territoriale« Berteilllug der Industrie. So gibt es ei«e schlesische, eine nordwestliche Eise«- nud Stahl-BerufSgenoffeuschast. eine schlesische, eine rheinisch-westfälische Trxttl-BrrusSgeuoffev- schast. Das erklärt sich ganz einfach daraus, daß Schlesien und Rheinland-Westfalen eine hochentwickelte und ausge­dehnte Textil- und Eisenindustrie habe«. Bo» soustige« Bervfsgeuoffeoschafte« seuaeu vir di- GteiubruchL-BerufS- geuoffeuschast, dir BrrssSgmoffeuschaft der chemische« I«. dustrte, die Leiaen-BerusSgenoffeuschaft, die Seiden-BernfS- geroffmschast re

Zwischen de« BerusHgeuoffeuschaften bestehe« viele

Berschiedeues.

Neue Frauenberufe schildert das Daheim fast i, jeder Nummer seiner Abteil«««Franrurrwerb*. Jntereffau ist der Aussatz in der Probevummer des 46. Jahrgang! über die Packeriv.

ES ist in neuerer Zeit Sitte geworden. Beschäftigungen die i« früherer Zeit ansfchltrßlich durch die HanSaagehSrige, besorgt wurde« durch gelegevtlich eiospringeuve Außensteheud ausführrv zu laffev. Einerseits ist das die Folge der imme mehr zunehmenden Arbeitsteilung, die auf allen Gebiete« auch ans den häusliche», Spezialisten verlangt; auderseiti hängt e« aber auch mit dev immer schwieriger werdende! wirtschaftlichen Verhältnissen zasammev, die tu bezug an die Austelluvg gut ausgebildeten, dauerud zu eutlohveudei und zu unterhaltenden HauiperfoualS vermehrte Sparsam keit gebiete«.

Für die auf Erwerb augewiesene« Frauen haben s» eine Reihe beruflicher Betätigungen gestruden, au die uoö vor wenigen Jahren niemand gedacht hätte. Wieviel ei noch gerade aus dieses Gerieten zu ton gibt, zeigt ein soebe, in Parts von ejner früheren Lehrerin, «ademoiselle Autot geschaffener Perus, nämlich der einer Packeriu. Die Kauf des Packens ist keineswegs leicht, und nicht jede HauSfra, At eine in diesem Fache auSgebtldete Kammerjuugfer z« »ersSguug. ES ist aber viel kostspieliger, gnte teme »leide- durch schlechtes Packen »ährend der Reise zu verderben, ali für einige Stunde» eine geübte Packeriu zu nehme», dd

Unterschiede. ES gibt BerufSgeuoffenschasteu mit nur einigen hundert Mitgliedern und solche mit vielen Tausenden von Mitgliedern. ES gibt verufSgenoffruschasteu mit starker und solche mit geringer Uufallgefahr. Besonders stark ver­treten ist der Mittelstand in der StekubrschS-, sowie iu der Schmiede- und Schloffer-BerufSgeuoffeuschaft.

Wie sollte fich nun aber das BerhältniS des Staates za den BerusSgeuoffeuschaften gestalten? Das war leine wichtige Frage, als mau an die Schaffung der neuen Organisationen heraugiug. Die Gesetzgeber des jungen Deutschen Reiches gingen von dem großen Gedanken aus, daß dev BerufSgeuoffeuschaftev hinsichtlich der Art und Weise, wie sie ihnen obliegende gemeinsame Ausgaben läsen .wollten, jede erdenkliche Freiheit gegeben werden «üffe. Sehr richtig sagte» sich die Gesetzgeber, daß eine gewisse Beaufsichtigung des Reicher resp. des Staates nicht ent­behrt werden könne; denn es sollten den BervsSgeuoffeu- schäften ja wichtige soziale Pflichten übertragen werden, an deren Erfüllung Reich und Staat ei« großes Interesse hätten. Aber wiederum sehr richtig sagten sich die groß- denkmden Gesetzgeber von damals, daß diese behördliche Einmischung aus das «- bedingt erforderliche Maß beschränkt werden »üffe. So ist die freie genossenschaftliche Selbst- verweltvug i« der Unfallversicherung entstanden. In diese« System der Selbstverwaltung erbl ckte «so aber auch das beste Mittel, um überhaupt zu einer wirksamen Ordnung der Unfallverhütung zu gelangen.

Nahezu ein Birrtcljahrhnudert haben die BerufSge- uoffeuschastru nach dieser Ordvnvg gearbeitet. Dir BrrusS- geuoffenschasten haben «ach bestimmten gesetzlichen Bor- schristen die Mittel aufzubringes einerseits für die Durch­führung der eigene« Verwaltung, andererseits für die Un- fallkntschädigmrg, die Unsallrenten ssw. Die Verwaltung der Genoffesschast wird durch den Vorstand anSgenbt. Die Mitglieder drL Beistandes verwalten idr Amt unentgeltlich als Ehrenamt. Jede Genoffrvschaft resp. jede Sektion hat aber ihren Geschäftsführer, der die laufenden Arbeiten vor­bereitet. Es ist der Industrie natürlich i« Anfang nicht leicht geworden, fich mit der neuen Institution, die ja große persönliche und finanzielle Opfer erfordert, z« befreun­den. Aber nach lleberwirrdnng der ersten Schwierigkeiten find die Industriellen immer enger mit den BernfSgenoffeu- schäften verwachsen. Sie leisten darin ohne jeden Anspruch aas irgendwelchen Lohn eine Arbeit, die nur der recht würdigen kann, der selbst daran teilgenommeu hat. Sie haben fich in dar Ehrenamt ringele LI, stehen mitten i« iadnstrklleo Leben und besitzen eine Kenntnis der persönlichen «ob sachlichen Berhältniffe, die nicht hoch genug eiugeschätzt werden kann.

Ans die Einzelheiten der Geschäftsführung in druBr- rnfSgeuoffevschasten wollen wir jetzt nicht eingehev. Das beste Zeng»is ist ihnen durch den Entwurf der ReichS-Ber- stcheruugsordvrwg und durch das Rrichs-BerstcherrmgSawt ansgestellt worden. ES wurde ihnen anSdrücklich bestätigt, daß ihre Tätigkeit die Erwartungen des Gesetzgebers, die ja sehr hoch gespannt waren, nicht getäuscht habe. Die Erfahrungen und alle Revisionen hätten gezeigt, daß die

»ervsSgeuoffenschastes eine» würdige» Gebrauch von ihrer Selbstverwaltung gemacht hätte» und daß fie in einer ihrer wichtigsten Funktionen, der Feststellung der Renten, objektiv zu Werke gegangen seien.

Trotzdem will der jetzt veröffentlichte Entwurf der ReichS-BerstchernugS-Ordunug den BernsSgeuoffeuschafte» die Selbstverwaltung nehmen und fie selbst zu eine« Schattendasein herabdrückeu, um fie schließlich durch die neu geplante bureaukratische Einrichtung völlig zu beseitigen. Weshalb die Gesetzgebung diesen Angriff auf die LerusS- genoffeuschasten unternimmt, versteht man trotz der großm Umfangs der allgemeinen Begründung z« de« Entwurf nicht. Aber er liegt so im Zug der Zeit, daß auch die letzten Reste der Selbstverwaltung durch bareaakratische Institutionen ersetzt werden sollen.

Die BernsSgeuoffeuschafte» sind aber nicht gewillt, fich so kmzerhend nud ohne jeden Grnnd abtnu zu lasten. Diese» Zweck soll auch die Stuttgarter Tagung dienen. Ran will durch die Lorträge, di« dort gehalten werden sollen, das Volk über die Gefahren der ReichSverstchernngS- Ordnung aufklären. Das Volk aber ist iu hohem Maß au der Tagung und au der ReichS-LerficherungS-Ordnuni interessiert, nicht allein wegen der bedrohten Selbstverwalt­ung. sondern vor allem auch wegen der enormen stnavzielle» Lasten, die der werktätigen Bevölkerung aus de« Eutwvrf erwachsen werden.

BolAilche Meberficht.

Die Eutscheid»»» der Wahle» i» Bade»

wird zwischen den liberalen Parteien und de« schwarzblaaeu Zweibuvd fallen müssen. Man kann bedauern, daß jene der geschloffenen Front der Gegner nicht ebenso geschloffen gegevSbrrsteheu. Rau wird aber nicht verkennen könne«, daß das vereinzelte Borg ehe» da und dort auch die Wirkung gehabt hat, daß die konkarriersvde» liberalen Richtungen eine umso regere Tätigkeit entfallen. Eines wird man heute schon sage« könne«: der schvarzblaue Block wird seine Hanpternte in der ersten Wahl Hallen; die Linke wird das meiste in der zweiten Wahl erringen müssen. Hoffentlich ist fie wenigstens dann einig. ES wäre ein Verbrechen am Laterlaude, wenn mau diese Einigkeit noch einmal au Lörrech-Leud scheitern ließ«.

Der B«»deSrat hielt am Donnerstag seine erste Sitzung nach der Sommerpause ab. Z«nächst wurden die Anträge der AsSschüffe betreffend die AnSsührungSbestim» «avgeu zu den RetchSsteuergesetzen genehmigt. Mehrere Vorlagen wurde» den zuständige« Ausschüssen überwiese«. Schließlich vnrde über die »erusnvg von Mitglieder« der BerfichernngSbeiratS beim AvsfichtSamt für Privatverfiche- rung, über die Bestimmung der Vorsitzenden der BerusuugS- kammer tu BörseuehrevgerichtSsache«, über dke Wahl von Mitglieder» des RetchSgessudheitSratS, die Besetzung einer Ritgliedstelle bei« ReichSverficherungSamt, über die Fest­setzung der Ruhegehalts von Reichsbeamten, sowie über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

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aller mit Geschick iu den Koffer legt »ud die sich besonders darauf versteht, sehr viele Dinge in sehr wenig Rau» nnterzubrivge« und dabei den Dingen selbst nicht dev geringsten Schaden zuzüsügru. Seit es kein Freigepäck auf den Eisenbahnen mehr gibt, kommt es sehr in Betracht, wie viele Kilogramm ein Soffer wiegt. Aus all diesen Gründen hat Mademoiselle Autot denn auch glänzenden Erfolg mit ihrem «ene« Berns; sie hat bereits 70 junge Mädchen tu der Kaust des Packens anSgeblldrt, dt« fie überall hinseudet, wo str verlangt werde». Auch Hst fie bereits eine Filiale in London gegründet, tu der ebensoviel zu tan ist, wie in ihre» Pariser Geschäft. UnS scheint, daß auch in Dentschlavd der Beruf derPackertu"' die besten Aussichten auf Erfolg hätte, denn auch hier gibt er zahlreiche Familien, dke froh über solche Hilfe wären und sich ihrer gern bedienen würden, wenn sie von einer tüchtigen Kraft und unter angkmeffeneu Bedingungen gewährt würde.

Ei« a«üsa«te- Ude»te«er hat die Königin «il- helmiue von Holland vor eisigen Tagen erlebt, als fie die Volksküche iu Amsterdam besuchte. «8 fie in die Küche kam, kostete sie die Speisen und fand fie ausgezeichnet. DaS Gesicht der alten Köchin war vor Freude verklärt. Schließlich fragte die Königin:Wo bewahren Sie eigent­lich die Borräte für den großen Betrieb aus?"Hier Majestät,* eutgeguetr die Ehrendame und öffnete die Tür eines breites KüchevschravkeS. In demselben Augenblick löste fich von den Lippen der Ehrendame und der Köchin ein lauter Schrei, »ährend die Königin iu ein herzliches Gelächter auSbrach. In de» Küchruschrauk stand nämlich

eia Manu. Die Köchin wurde beschuldigt, trotz ihre» vorgerückten Alters noch Liebeleien zu unterhalten, aber sie wehrte voller Entrüstung ab. Sie beteuerte, daß sie den Manu noch nie in ihrem Leben gesehen habe. Und so war es. Der Manu war der Berichterstatter eines großen Blattes, der sich iu eine« unbewachten Augenblick in de« Küchenschrank geschlichen hatte, um denEreignissen* recht nahe zu sein. Unter vielen Eutschuldignngrn wollte er die Köche verlassen, aber die Königin reichte ihm die Hand und und sagte:Rein, uelu, kommen Sie vsr mit, wenn Sie so viel Mühe und Angst aaSgestsndrn haben, damit Sie «ich sehen können, daun sollen Sie das Berguügeu auch länger habe«.*

Die Ueb«rze»»«n»-kraft christliche» Beke«»er-

«»ts auch iu unseren modernsten Tage» nud Kreisen wird packend durch ein Begebnis illustriert, das kürzlich ein Jndenmisfiouar bekannt gab. As diesen wandte fich ein jüdischer Herr, der Leiter eines elektrotechnischen Burean», «U der Bitte, ihm christlichen Religionsunterricht z« erteilen. Ans die Frage, wie er auf den Gedanken gekommen sei, erzählte er etwa folgender:Ich bi» seit Jahren der Leiter einer Bureaus. Gestern stütz gebe ich «einer Tele­phonistin einen Auftrag, e» war nichts Böser, eine kleine «eschSftSlüge, wie sie allerorten gang und gäbe ist da weigerte fich die Dame und sagte, das wäre gegen ihr Gewissen. Ich bin erst erstaunt, daun »erde ich zornig, drohe ihr mit der Entlassung, fie bleibt fest, fie sei eine Christi» and könne nicht gegen ihr Gewissen Handel». In der größte» Wut rufe ich eine andere Dame übrig«»