Erscheint täglich mit Ausnahme der Lonn- und Festtage.

BreiS vierteljährlich hier 1.10 mit Träger« lohn 1.20 imB^rrks- und 10 tcm Berkehr l.ss im übrigen Württemberg 1LK RonatSabonnementS »ach Verhältnis.

Dkl Grsellschkstn.

Ms- nid KiM-KIM fli teil WnMs-KeD Wck.

Kernspvechav A». LS.

88. IcrHvgang.

Kernsprecher Ar. LS.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen, Jllustr. SonntagSblatt und

Schwab. Landwirt.

340

Donnerstag, dm 14. Hktoöer

1S0S

Komische Hleberfichl.

Die dentfch fozial» Partei hielt am Sonntag 1« Eisenach eine StsamtvorftaudSfitznng ab und befaßte sich in erster Linie mit der Angelegenheit des ReichStagSabg. Schack. 3u einer Resolution wnrde die Uebrrzruguug MS-

wird erfolgen, sobald die ärztlichen Beobachtungen abge- schloffen find«, »nch de» Uekrtritt de» ReichStagSabg. Dr. Böhme zum nrueu deutschen Bauernbund wnrde be« sprscheu. Man beschloß, deu LertraumSmSnüekn des Wahl­kreises Marburg-Frauleuberg-Siichhain zu empfehlen, Dr. Böhme zur Niederlegnng seines Mandats aufzufsrdnn.

Die Rrich-ba»kbea«te« brabstchtigru eine« Zu« sammenschluß zur Lertretnug ihrer wirtschaftlichen Interessen. Jufo!gkd;ssru erließ der Präsident des RrlchSbaukdirettortnmS eine Warnung. Sr billigt die Absicht nicht, ans bloße Srröchte hi« zu der bevorstehenden Gehaltsaufbesserung Stellung za nehmen und befürchtet, daß dabei Angriffe auf AeichSbehördru ausgesprochen werden würden, die nur nega­tiven Erfolg habe« können.

. I» Matte« wurde die Ankündigung der Vertagung der Rase d S deutsche« Reichskanzlers bi» zum Frühjahr mit Bedauern ausgenommen. Die.SszettaBeuezra" schreibt: .Italien werde absichtlich schlechter behandelt als Oesterreich."

I» Norweger» rust der Streik der Unteroffiziere, der fast restlos dnrchgeführt ist.erhebliche Schwierigketteu her­vor. Für die Dienstleistung in des Festungen müssen Re« fervistm eiuberufeu werden.

Da» ««gttfche Uvterha»- hat in dritter Lesung das LsndeSkrrltmgrsktz, ein ErgäuznugSgesktz zu deu Finanz« gesetzes, angenommen. Zu dem befürchteten Kompromiß in der Bndgetsraze dürste eS nicht kommen. HavdelSmiutster CharchiL u,d SHatzkauzler Lloyd-George hielten in den letzte« Tagen Reden, die sich scharf gegen das Oberhaus richteten und die auf die Melodie abgestimmt waren: Alles oder gar nichts. So sagte Churchill, die Regierung werde keiner von de» Oberhaus an dem Budget vorgrsommeueu Abänderung näher treten und sich ans kein Kompromiß sein« lassen. Und Lloyd-George führte u. a. aus: Das Budget sei weder ein Angriff aus die Industrie noch auf dar Eigen­tum, eS wäffe hervorgehoben werden, daß der Handel sich günstig entwickelt habe. Die Grundsteuern würden wohl wachsen, Lvd die» erkläre die Gegnerschaft der Grundbesitzer gegen die neieu Steuern, gegen die ReichSverteidigung und das AlterSpeufiouSgesktz. Der Minister erklärte Wetter, die Regierung volle alle im Budget vsrgeschlagenes Steuern haben oder keine. Daß de« Unterhaus allein die Kontrolle der Finanzen obliege, sei ein Grundsatz der Verfassung. Die Lords könnten stch für die Revolution entscheiden, aber Man diese einmal begönne, werde das Volk fie letten.

Infolge der 1« Perfie« ei»getrete»e« Be «chi-«*, hat die russische Regierung beschloffrp, einen Teil ihrer Truppen von TLbriS abzukerusen. Zsrücköleibm werden einstweilen «och zwei Kompanie» Assanierte, eine Bergbatterie nud eine halbe Kompanie Sappeure.

I« Gegeerwart de» König» i»o» R««ii»ie« hat am Sonntag dir feierliche Eröffnung der Hafens von Konstanza stattgefundeu. Der König würdigte die Bedeut« Mg des Hafens, -er als wesentlicher Faktor der wirtschaft­lichen Entwicklung des Landes avzusehen und ein Gegen­stand nationale» Stolzes sei. Schließlich sprach der König die Urkerzmgnug ans, daß stch Konstauza in nicht z« ferner 3E »u einem der wichtigste» Häfen des Schwarzen Meeres entwickeln werde.

^ A^.E'ktsche Soxdergesaudtschast, die den Kaiser von Rußland in Livadia besuchte, hat stch wieder auf den Heimweg begeben. Zwischen dem Führer der Gesandtschaft, dem Minister des Aeußeru Rifaat Pascha, und dr« rus­sischen Minister de» Aeußeru hatte eine Unterredung statt- gesunden, ia der festgestellt wurde, .daß die beiden Reiche in gleicher Weise au der Auftechterhaltuag und Förderung bau Beziehungen der Freundschaft, de» Vertrauen» und Ater Nachbarschaft interessiert find. Da» gilt nicht nur str ihre politischen Beziehungen, sondern auch für die be­deutenden wirtschaftlichen Interessen, die ihnen gemeinsam

^ Erreicht werden kann da» nur unter der Bedingung, V. "kr Ariede aufrecht erhalten wird, und nur in diesem Sdm müssen stch die beiden Regierungen bemühen." A wird Wetter gemeldet, daß Rußland grundsätzlich die AVL^ttuug seine» Vorrechte» für vahnbanteu i« Becke« des Schwarzen Meeres beschaffen habe. Die Verhandlungen sollen in Koustautinopel zwischen dem Minister de» Aeußeru Md de« rassischen Botschafter geführt werden. - Die

RegieruugSpreffe spricht ihre «eungtmug aus, daß die Deutsche Bank dem Wunsch der Pforte entgegenkommend, auf die noch einige Jahre lassenden »orschußaulelheu deu ZinSsnß auf 6 Pro», reduzierte.

Eime chtmafifche K»««isfio» zum Studium aus­ländischer Flotteveiurichtnngr«, der auch Prinz Tsai-Hsu«, ein »rüder de» Regenten, angehört, ist nach Europa abge- reift. Durch ein kaiserliche» Edikt ist die Angelegenheit der Haukau-Kanton-Bahu sowie der Hankau-Szechuau-Vahu de« BerkehrSminiftertum übertragen worden. Die neuen Verhandlungen «erden demnächst beginnen.

Rach Meld««t*u a«S Marokko eröffnet« die Eingeborenen am Montag ein Feuer gegen Perron de la Somera. Die spanische Artillerie erwiderte das Feuer. Der Feind, der starke Verluste hatte, zog stch nach zwei- stüvdigem Kampf wieder zurück.

Gages-Hleuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

r War»««g. Nach vielen Erfahrungen MS drr letzten Zeit ist eS dringend geboten, Dienstboten, Kindermädchen. Erzieherinnen vo, unüberlegtem Zuzug nach Paris ernstlich z« warnen. Auch bei deu günstigsten Stellenangeboten lasse «au stch unter keine« Umstände» das Reisegeld vorher schicken, da ein Dienstbote in Frank­reich von seiner Herrschaft nicht loSkommt, bevor er da» dorgeschoffrnr Reisegeld zsrückbezahlt hat. Ferner erknudige »au stch vorher über die zukünftige Herrschaft bei« deut­schen Konsulat in Paris (Rne de Lillr 87 d), das zu jeder AnSkkuftertttlrmg gern bereit ist.

r Bo« Lande, 10. Okt. (Fre'bier bet Gemeinde. Wahlen.) Die UafiUr der Spendung von Freibier bet Gr- meiudevahlku, besonders bei Schulthrißrnwahlm, hat schon zu dev übelsten Folgen für Wähler und Gewählte geführt. In letzter Zeit ist diese Unsitte wiederholt im Jagykreise zutage getreten, weshalb die Kretkregieruvg in Ellwangen deu Oberömtem als besondere Maßnahme empfiehlt, geeignete Belehrungen über das Unmoralische der Annahme und Spendung von Bier, Wein und ähnlichen Gaben bet öffent­lichen Wahlen zu geben und bei Semeiudevifitatioueu vor der Beteiligung au solche» Zechereien zu warnen und auch aus die Bestimmung der Strafgesetzbuches hiuzuwetfeu, die deu Stimmkanf verbietet. Die Kreirregteruug empfiehlt ferner: Strenge Ueberwachuug der Wirtschaften vor, am und nach dem Wahltag, besonder» anch Lerwetgermg der Verlängerung der Polizeistunde, Einleitung der Wirt- schaftSeutziehungSvrrfahren» gegen Wirte, die durch Wahl- zrchgrlage ihr Gewerbe zur Förderung der Löllerei- oder Uufittiichkett mißbrauchen, disziplinäre Behandlung von Se- «eisdebeamteu und Mitgliedern der Semeiudekollegieu, die anläßlich ihrer Wahl an Zechereien, wenn auch nur durch Kostenbrstrettnug, sich beteiligen.

r Rottemburg, 13. Okt. Im Jahre 1910 wird der seltene Fall etntreteo, daß das Fest Mariä Verkündigung und der Karfreitag Ms eines Lag znsammmfallm. Dieses sonderbare Zusammentreffen war fett de« Jahre 1429 nicht zu verzeichnen, in welche« Jahre man diesen Tag den .Großen Feiertag" nannte. Da der Karfreitag nicht ver­schoben werden kann, wird im Jahre 1910 Mariä Brr- kSudkgnng daher nicht wie sonst am 25. März, sondern erst am 4. April gefeiert.

r Rexinge« O«. Horb, 12. Okt. Der seiner Zeit erwähnte Bterstreik ist zu Sausten der Biertrinker entschieden. In sämtlichen Wirtschaften, mtt Ausnahme von zwei, wird das halbe Liter zn 11 -4, in einer Wirtschaft sogar Werktags zu 10 ^ auSgescheukt.

Freud enstadt, 11. Okt. Der hiesige Verschönerung»- verein beschloß in seiner vorgestrigen Generalversammlung, die zahlreich besucht war, deu Eingang in den bekannten Truchrlvald durch die Aufführung einer Stützmauer gegen die KuiebiSstraße aus durchgängig 4 in zu erweitern, ferner betreff» Umgestaltung dr» alten Friedhof» an der Loßburger Straße tu eine Parkanlage und Umgestaltung dr» oberen Marktplatze» von Gartenarchitekten geeignete Projekte au- fertigeu zu lassen, deu vorhandenen Lawu-LeuuiSplatz seiner ungünstigen Lage wegen auszuhebeu und dafür einen günstige« Platz auSzusncheu und die baldige Errichtung eines Schwimm­bades an geeigneter Stelle in die Wege zu leiten. Bezüg­lich der beiden letzten Punkte wurden Kommtsstoueu mit entsprechender Mttgliederzahl gewählt, welche die baldige Ausführung der gemachteu Vorschläge energisch betreiben werden. Aach dem Wintersport »mde Unterstützung zugesagt.

Stttttgart, 11. Olt. Wenn in letzter Zeit vielfach Klagen über die tu Stuttgart am stch greifende Unsicherheit

laut geworden find, so find diese tatsächlich nicht gmz un­berechtigt. Kamen doch erst tu vergangener Nacht wieder zwei Fälle von Straßenraub vor. E» wurde nämlich zwischen 12 Md >1 Uhr nachts beim vubenbad et« Knecht seiner Barschaft t« »etrag von 53 und nur 4 Uhr heute früh ein Gärtner Ms der Kreuzung der Mozart- md Olga- straße durch zwei Unbekannte seine» Portemonnaie» mtt 65 ^ Inhalt beraubt. Die Täter entkamen in beiden Fällen.

r Stuttgart, 13. Okt. »ou der FtSkalttät der ReichSpostvervaltung, vor der uu» Schwaben der Himmel in Gnaden bewahren möge, legt ein Vorgang ein drastische» Zeugnis ab. über dm in der .Frks. Ztg." wie folgt berichtet wird: Dir verschiedenen Betriebe auf der Jla hattm gestern «orgeu eine unangenehme Überraschung, indem ihnm die Paßbehörde die Telephone entfernen ließ. ES stellte stch heran», daß die Anschlüsse Ms drei Monate ver- eivbart waren, weil man damit rechnete, daß die Ausstellung ia dm ersten Oktobrrtagev geschloffen würde. Die Postbe­hörde ließ sich nicht dazu bereit finde«, die Apparate bi» zu« 17. Oktober, dem Schluß der Ausstellung, gegen ent­sprechende Vergütung in Betrieb zu lassen, verlangte viel­mehr, daß noch drei wettere Monate zv bezahlen seien, wenn da» Telephon «och die sechs letzttu Lage dm fett- herigm Inhaber« zur Verfügung bleibe. Die Frage liegt nahe, ob ein derartiges Lorgehm einer Ausstellung gegen­über za billigen ist, die ganz speziell der Post (Ansichts­karten, Lelephongespräche, Telegramme usw.) avßerordmt- lich große Einnahmen verschafft hat. Gerade bet der Liquidation wird stch da» Fehlen der gewohnten Telephon- Verbindung besonders unangenehm bemerkbar machen.

Stuttgart, 13. Okt. In Sache» des Juweleudieb- stahlS ist, wie der .Merkur" berichtet, bet der Kriminal­polizei die Nachricht eiugelausm, daß heute früh der eine der beiden Einbrecher, Schilling (alias Baleuta) in Frank­furt a. R. sestgenommen worden ist. Wetter ist der Kri­minalpolizei ««geteilt worden, daß der Einbrecher Rode tu Hamburg weilt. Er scheint übrigens »orige Woche am Freitag tu Stuttgart herumspaztert zu sein.

Stattgart, 13. Oktbr. Der der Mittäterschaft bei« Kaufmauuschm Juwelm-Dtebstahl verdächtige Bruder de» Haupttäter» Gustav Rode, Eugen Rode, welcher flüchtig ging, ist heute in Altona verhaftet worden.

r Stuttgart, 13. Okt. In der ganzen Stadt Md wohl auch darüber hinan» wird, wie der Schwäbische Merkur meldet, da» sichere Md geschickte Vorgehen der Kriminalpolizei bei der Ermittlung der Eiubrechrrbaude, die i« KausMMuscheu Juweliergeschäfte und in anderen zahlreichen Fällen stch betätigt hat, und bei der Verfolgung der flüchtigen Verbrecher anerkennend besprochen. Wie sich nun heranSstellt, ist das Verdienst in erster Linie, ja fast ausschließlich, de« fett 1. Oktober (dem Tag nach dem Einbruch) hier tätigen Berliner Polizellommiffar, Leutnant a. D. Kurt Weiß, zuzusprechm. Dieser, ein offenbar ge- viegter und erfahrener Kriminalbeamter, dem stch hier ei« reichliches Feld ersprießlicher Tätigkeit eröffnet«, hat von Anfang au die Leitung der verwickelten Untersuchung tu die Hand genommen Md sie nach eine« sachverständigen Plan unter unverdrossener Arbeit bei Lag nud Nacht durch- geführt. Der Erfolg seines Vorgehens liegt klar zu Tag. Wir habm es Hm. Weiß z« danken, daß er einer »er- brechrrbaade, die stch in Stuttgart eingeuistet, vollgesogm nad von hier MS ihre Streiszüge unternommen hat, dm Boden unter dm Füßen entzog. Kaum glaublich klingt daher die Nachricht, daß eben dieser Kommiffar i« Begriff ist, seinen hiesigen Posten wieder auszugebm und nach Berlin zurückzureis« md zwar deshalb, weil er bei der hiesige» Polizei nicht die nötige Unterstützung gefunden haben soll! Die Stadt Stuttgart kann erwarten, daß ihr die Stadtverwaltung über diese Vorgänge schleunig Ans- klärung gibt. ES wäre au der Zeit, «ach nuferer Polizei- Verwaltung zu sehen. Vor Jahren wurde da» tu Aussicht gestellt; warum wird da» versprechen fetten» der verschie­denen zuständigen Lehördm nicht ringelt st? Zunächst Han- delt e» sich darum, dem neuen Poltzetkommtffar, der stch mtt beste» Erfolg hier eingesührt hat, da» verbleiben tu seine« Amt zu ermöglichen". Wie wir hörm, hat Kom­miffar Weiß ans dringendes Bitten de» Stadtvorstmde» stch entschlossen, vorläufig io deu Diensten der Stadt zu verbleiben.

Lüßimgr«, 12. Oft. Herr Pros, »nsch, der beliebte Historiker, hat einen «ns nach Marburg erhalten, ob er Folge leistet, ist noch zweifelhaft. - Pros. Dr.». »oretzsch ist nach Kiel berufen, wird diesen Winter noch hier lese», da kein Ersatz für ihn tu Tübingen zo finde« war. Er wird sei» Lehramt in Kiel erst zu Oster« 1910 «trete».